Duzen oder Siezen im Job: So treffen Sie in jeder Situation die richtige Entscheidung

Soll ich meinen Chef duzen oder siezen? Wie rede ich die neuen Kollegen an? Und was ist mit Geschäftskontakten? Es ist oft gar nicht so einfach, abzuwägen, ob duzen oder siezen die bessere Lösung ist – vor allem, wenn man nicht weiß, wie es andere handhaben. Wie geht man in so einer Situation so vor, dass man keinen schlechten Eindruck hinterlässt? Wann ist das Du die bessere Variante, wann das förmlichere Sie?

Ein Mann spricht mit seinem Chef, wann sollte man Duzen und Siezen im Job?

Duzen oder Siezen am Arbeitsplatz? Warum das oft nicht so einfach zu entscheiden ist

Im Englischen ist die Sache mit der Anrede klar: Eine Unterscheidung zwischen „Du“ und „Sie“ gibt es nicht. Entschieden werden muss höchstens noch, ob man jemanden beim Vornamen nennt oder mit seinem Nachnamen anredet. Im Deutschen ist die Sache komplizierter. Das „Du“ ist informelleren Kontakten vorbehalten. Man redet damit Menschen an, mit denen man befreundet ist, die man gut kennt oder die ein bestimmtes Alter haben. Das höflichere „Sie“ eignet sich hingegen für Fremde, ältere und höherrangige Personen.

Während die Abwägung, wann Sie und wann Du angemessener ist, im privaten Umfeld noch einigermaßen simpel ist, gestaltet sie sich in einem beruflichen Kontext häufig schwieriger. Wie redet man die Kollegen höflich an, wenn man sie (noch) nicht gut kennt? Was ist mit dem Chef oder der Chefin? Und nutzt man bei geschäftlichen Kontakten lieber Du oder Sie? Häufig ist das gar nicht so leicht zu entscheiden.

Dabei hängt durchaus viel davon ab, ob man sich für die richtige Variante entscheidet. Ein „Du“ an der falschen Stelle kann als respektlos empfunden werden und hat damit das Potenzial, die Beziehung zu einer anderen Person zu verschlechtern. Demgegenüber kann ein „Sie“ als unnötig formal angesehen werden. Es schafft dann Distanz, die gar nicht nötig wäre, oder wirkt altmodisch.

Duzen/Siezen: Regeln für den Job

Noch vor einigen Jahrzehnten wurde im Job überwiegend gesiezt. Inzwischen ist das Du in vielen Unternehmen angekommen. Nicht selten ist es üblich, dass man sich über alle Ebenen hinweg duzt, selbst wenn man sich nicht näher kennt. Was aber, wenn man nicht so genau weiß, wie das Duzen oder Siezen im Einzelfall gehandhabt wird – zum Beispiel, weil man einen neuen Job antritt?

Grundsätzlich sind Sie erst einmal gut beraten, Ihnen unbekannte Menschen zu siezen. Es ist eine Frage des Respekts und der Höflichkeit, in solchen Situationen das „Sie“ zu nutzen. Es könnte als unangemessen und distanzlos empfunden werden, wenn Sie jemanden einfach so duzen, ohne dass Ihnen das vorher angeboten wurde.

Es gibt aber Ausnahmen: Sagen wir, Sie sind noch jung und haben einen neuen Nebenjob, etwa in einem Café oder einer Bar. Dann ist es wesentlich wahrscheinlicher, dass unter den Kollegen das „Du“ üblich ist. Je jünger das Team, desto weniger Sorgen müssen Sie sich machen, dass es falsch aufgefasst wird, wenn Sie jemanden duzen.

Es kommt auch auf die Branche an

Ansonsten gilt: Warten Sie, bis Ihnen jemand das Du anbietet. Das ist die Aufgabe der ranghöheren oder (dienst-)älteren Person. Dasselbe gilt, wenn es darum geht, ob man die Chefin oder den Chef duzen oder siezen sollte. Erstmal nutzen Sie „Sie“, bis Ihnen der Vorgesetzte etwas anderes sagt. Es kommt auch darauf an, wie sich Ihnen jemand vorstellt. Wenn die andere Person sich mit dem Vornamen vorstellt, deutet das darauf hin, dass Duzen die gewünschte Umgangsform ist.

Ob eher gesiezt oder geduzt wird, hängt auch von der Branche und der Firma ab. In kreativeren Bereichen wird oft geduzt, dasselbe gilt in Start-ups und Unternehmen mit flachen Hierarchien. In größeren Unternehmen und konservativeren Branchen ist hingegen eher das Siezen üblich. 

Was gilt, wenn man mit externen Kontakten zu tun hat – zum Beispiel mit Geschäftskontakten oder Kunden? Auch hier kommt es auf den Kontext an, aber in der Regel sind Sie gut beraten, solche Personen (erst einmal) zu siezen. Wenn Sie und die andere Person allerdings noch jung sind, kann das Du die natürlichere Variante sein.

Duzen und Siezen: Vor- und Nachteile beider Varianten im Job

Die Frage ist nicht, ob Duzen oder Siezen besser ist. Beide Formen der Anrede gehen mit bestimmten Vor- und Nachteilen einher, durch die sie sich in bestimmten Situationen und Umständen eher eignen oder weniger gut eignen können.

Vorteile vom Siezen

  • Siezen drückt Respekt aus und ist höflich
  • Jemanden zu siezen schafft Distanz, die als professionell angesehen werden kann

Nachteile vom Siezen

  • Siezen kann etwas steif und altbacken wirken
  • Es schafft Distanz, zum Beispiel zwischen Führungskräften und Mitarbeitern, die nicht immer förderlich ist
  • Siezen kann den Aufbau eines guten Verhältnisses erschweren und Nähe verhindern

Vorteile vom Duzen

  • Duzen wirkt lockerer und schafft Nähe
  • Es kann für eine angenehmere Atmosphäre sorgen, in der sich die Beteiligten eher wohlfühlen
  • Im Team sorgt es für ein Wir-Gefühl
  • Wenn der Chef geduzt wird, wird er dadurch nahbarer. Das kann positiv für das Verhältnis sein

Nachteile vom Duzen

  • Duzen schafft Nähe, was in einem beruflichen Kontext nicht immer wünschenswert ist
  • Es kann mehr Vertrautheit suggerieren, als gewollt ist
  • Werden manche Kollegen geduzt und andere gesiezt, kann das für unangenehme Situationen sorgen

Duzen und Siezen in unterschiedlichen Situationen: So machen Sie es richtig

Wie rede ich die neuen Kollegen am ersten Arbeitstag an? Welche Anrede ist in einer E-Mail die richtige? Und was, wenn ich ein Praktikum antrete? Wie Sie sich in verschiedenen Situationen im Hinblick auf Duzen oder Siezen richtig verhalten, erfahren Sie hier.

Im Vorstellungsgespräch

Sie treffen zum ersten Mal auf den möglichen neuen Arbeitgeber. Dann ist das „Sie“ in der Regel die beste Lösung. Selbst wenn Ihre Gesprächspartner und Sie selbst jung sind und lockere Strukturen zu erwarten sind, sollten Sie Ihre Ansprechpartner zunächst siezen. Warten Sie, bis man Ihnen das Du anbietet – ansonsten bleiben Sie beim höflicheren Sie. Wenn Sie im Bewerbungsgespräch ohne vorherige Aufforderung zum Du übergehen, könnten Sie den Eindruck erwecken, dass es Ihnen an Professionalität mangelt. Das kann Sie schlimmstenfalls den Job kosten.

In einer Bewerbung

Auch bei einer Bewerbung ist Sie die geeignete (und gängige) Anrede. Sie kennen Ihren Ansprechpartner schließlich noch nicht und möchten zeigen, dass Sie respektvoll und höflich sind. Was aber, wenn es schon einen persönlichen Kontakt gibt und Sie vielleicht sogar schon zum Du übergegangen sind? Auch dann spricht vieles dafür, es zumindest im Anschreiben beim Sie zu belassen. Es ist einfach die übliche Vorgehensweise, außerdem wissen Sie nicht, wer Ihre Bewerbung noch zu Gesicht bekommt – und vielleicht nicht einschätzen kann, warum Sie den Empfänger „einfach so“ duzen. Ansonsten gilt: Je enger der Kontakt, desto weniger wird es für Stirnrunzeln sorgen, wenn Sie auch in der Bewerbung das Du verwenden.

Im neuen Job

Der erste Arbeitstag im neuen Job ist aufregend: Alles ist neu und ungewohnt. Das gilt auch für die Anrede untereinander. Wie Sie andere anreden sollten, zeigt sich aber normalerweise schon, wenn Sie den Kollegen und Vorgesetzten vorgestellt werden. Stellt sich Ihnen jemand mit Vor- und Nachnamen vor und bietet Ihnen nicht zugleich das Du an, ist Sie die richtige Anrede. Sagt jemand beim ersten Aufeinandertreffen hingegen nur seinen Vornamen, geht er offenbar vom Duzen aus. Es kann auch sein, dass der Chef Sie darüber aufklärt, welche Anrede im Team/der Abteilung/dem Unternehmen üblich ist. So wissen Sie, welche Variante jeweils sinnvoll ist.

Ob Sie den Chef duzen oder siezen sollten, hängt davon ab, was der Vorgesetzte vorgibt. Wenn Sie ihn duzen dürfen oder sollen, wird er Ihnen das mitteilen. Wie Kollegen die Führungskraft anreden, ist dabei nicht ausschlaggebend – sie sind schließlich schon länger dabei. Es mag zwar komisch sein, den Vorgesetzten als Einziger im Team mit „Sie“ anzureden, im Zweifel sind Sie damit aber auf der sicheren Seite.

In E-Mails und Briefen

Nicht jeder Kontakt findet persönlich oder am Telefon statt. Was gilt, wenn man jemandem eine E-Mail oder einen Brief schreibt? Das hängt davon ab, ob Sie sich bereits kennen und welche Anrede bislang üblich ist. Sind Sie per Du, handhaben Sie das auch in einer E-Mail so. Eine Ausnahme können förmlichere Briefe markieren, zum Beispiel Rechnungen oder andere Geschäftsbriefe.

Das „Du“ ist auch in solchen Fällen nicht verboten, aber es empfiehlt sich nicht, wenn der Brief sich an mehrere Personen richtet, die Sie nicht alle (gut genug) kennen. Richten Sie Ihren Brief wirklich nur an eine Person, können Sie hingegen ruhig beim gewohnten Du bleiben. Ansonsten gilt für Briefe und E-Mails gleichermaßen: Wen Sie nicht (gut) kennen und wo Sie nicht sicher sind, ob Duzen oder Siezen besser ist, bleiben Sie lieber beim Sie. So machen Sie nichts falsch.

Im Praktikum

Sie fangen als Praktikant in einer Firma an? Wie Sie Kollegen und Vorgesetzte anreden sollten, hängt davon ab, was im Unternehmen beziehungsweise der Abteilung üblich ist. Ihre Ansprechperson wird Ihnen diesbezüglich wahrscheinlich Informationen geben, ansonsten können Sie sich ruhig Ihrerseits nach der korrekten Ansprache erkundigen. Durch das Hierarchiegefälle und den Altersunterschied zu den Kollegen ist es im Praktikum meist üblich, andere zu siezen. Wenn der Umgang untereinander allgemein locker ist, wird man Ihnen aber womöglich das Du anbieten.

Bei LinkedIn und Xing

Was gilt für Xing und LinkedIn: Duzen oder siezen? Das lässt sich nicht pauschal sagen, denn es kommt auf die Umstände und die andere Person an. Wie bei Kontakten im „echten“ Leben sind Sie mit einem höflichen „Sie“ auf der sicheren Seite. Duzt Sie jemand seinerseits, können Sie das auch so übernehmen – es sei denn, Sie wollen lieber beim Sie bleiben. Auch das ist legitim.

In einer Kündigung

Sollte man in einer Kündigung siezen oder duzen? Hier gelten dieselben Regeln wie für Geschäftsbriefe. In der Regel ist das „Sie“ angemessen, auch wenn Sie die Kündigung an Ihren Vorgesetzten richten und diesen ansonsten duzen. Die Kündigung wird wahrscheinlich an andere Stellen im Unternehmen weitergeleitet. Es handelt sich um einen formalen Anlass, so dass Siezen sinnvoll ist.

Du vs. Sie: Missverständnisse vermeiden

Die Entscheidung, ob man jemanden duzen oder siezen sollte, ist oft nicht leicht – vor allem, weil eine Anrede, die als unangemessen aufgefasst wird, einen negativen Eindruck beim Gesprächspartner hinterlassen kann. Im Zweifel sind Sie fast immer mit einem „Sie“ besser beraten, denn selbst wenn es nicht nötig ist, wird man es Ihnen nicht übelnehmen. Ein „Du“ an der falschen Stelle kann hingegen als distanzlos, unhöflich oder sogar unverschämt angesehen werden.

Zum Glück müssen Sie die Entscheidung, ob Sie jemanden duzen oder siezen, nicht im luftleeren Raum treffen. Es gibt verschiedene Anzeichen, die Ihnen Hinweise auf die richtige Ansprache geben können. Oft ist schon anhand der Haltung und Körpersprache einer anderen Person ersichtlich, ob Sie oder Du die bessere Option wäre. Je förmlicher und distanzierter jemand wirkt, desto eher sollten Sie ihn siezen. Das gilt auch für Menschen, die einen eher konservativeren, verschlossenen Eindruck machen. Wirkt jemand hingegen locker, zugänglich und nahbar, kann Duzen infrage kommen.

Durch klare Kommunikation Sicherheit schaffen

Bei der Frage, ob man jemanden duzen oder siezen sollte, können sich Missverständnisse ergeben. Es kann zum Beispiel sein, dass man Ihnen in einem neuen Job mitteilt, dass sich in der Abteilung alle duzen. Das übernehmen Sie – und sprechen auch einen anderen Vorgesetzten mit „Du“ an. Diese Person weiß womöglich nicht, was man Ihnen gesagt hat, und könnte das Duzen als unangemessen einstufen. Gerade bei höherrangigen Personen gehen Sie also besser auf Nummer sicher.

Klare Kommunikation hilft, Missverständnisse bei der Anrede zu vermeiden. Es kann unangenehm sein, wenn die Umgangsformen nicht geklärt sind. Vielleicht befinden Sie sich auf derselben Hierarchiestufe wie eine andere Person und merken, dass der andere eine direkte Ansprache vermeidet. Dann könnten Sie, wenn Sie möchten, Ihrerseits das Du anbieten. Oder Sie wollen lieber beim Sie bleiben: Dann machen Sie das deutlich, indem Sie die andere Person so anreden.

Vielleicht sind Sie mit jemandem per Sie, haben aber das Gefühl, dass Sie beide sich lieber duzen würden. In solchen Fällen kann ein offenes Gespräch hilfreich sein, in dem Sie dem anderen vorschlagen, sich künftig zu duzen. An der Reaktion merken Sie, ob Sie die Signale der anderen Person richtig eingeschätzt haben. 

So reden Sie internationale Kontakte richtig an

Die richtige Anrede ist ohnehin nicht immer leicht. Wenn es um internationale Kontakte geht, ist die Sache oft noch heikler: Gerade wichtige Geschäftskontakte möchte man nicht mit einer falschen Anrede aus Unwissen vor den Kopf stoßen. Deshalb sollten Sie sich bei der Kommunikation mit Menschen aus anderen Ländern und Kulturen im Vorfeld informieren, welche Umgangsformen als höflich gelten.

Wählen Sie dabei gerade bei Ihnen bislang unbekannten oder wenig bekannten Kontakte immer die höflichste Anrede. Ein vorheriger Austausch mit Kollegen oder Vorgesetzten kann hilfreich sein, um die richtige Entscheidung zu treffen. Womöglich gibt es in Ihrem Umfeld Menschen, die sich auskennen und die Ihnen einen Rat geben können.

Aus welcher Kultur jemand stammt, macht einen großen Unterschied. In den USA etwa wird oft mehr Wert auf Höflichkeit gelegt als in Großbritannien. Besonders vorsichtig sein sollten Sie in Kontakten mit Menschen aus ostasiatischen Ländern wie Japan oder China, in denen den richtigen Umgangsformen ein hoher Stellenwert beigemessen wird.

Möglicherweise hat die andere Person einen Titel. Dann informieren Sie sich im Vorfeld, ob Sie diesen in der Anrede – zum Beispiel in einer E-Mail – nutzen sollten. Das richtige Vorgehen hängt auch von den Präferenzen Ihres Kontakts ab. Nicht jeder legt gleichermaßen Wert auf Etikette. Falls jemand mehrere Titel führt, wird nur der wichtigste genannt.

Fazit: Duzen oder siezen am Arbeitsplatz – darauf kommt es an

  • Im Job ergeben sich immer wieder Situationen, in denen nicht auf Anhieb klar ist, ob man jemanden duzen oder siezen sollte.
  • Im Zweifel sind Sie mit dem höflicheren „Sie“ oft am besten beraten.
  • Ob Duzen oder Siezen angemessener ist, hängt unter anderem von der Situation, dem Umfeld und Ihrem Gesprächspartner hab.
  • Bei hochrangigeren und dienstälteren Kontakten sollten Sie abwarten, ob der andere Ihnen das Du anbietet. Duzen Sie jemanden ungefragt, kann das einen negativen Eindruck hinterlassen.
  • Klare Kommunikation und ein höflicher Umgang können helfen, Missverständnisse zu vermeiden.

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