Brainteaser-Fragen: Logikfragen im Bewerbungsgespräch souverän beantworten
Manchmal sehen sich Bewerber im Vorstellungsgespräch mit Fragen konfrontiert, auf die es nicht so leicht ist, eine Antwort zu finden. Dazu gehören Logikfragen, Schätzfragen und andere Formen von Brainteasern. Wie können Brainteaser-Fragen aussehen? Wie bereitet man sich auf Schätzfragen im Bewerbungsgespräch vor? Und wie kann man sie beantworten? Hier erfahren Sie mehr.
Was sind Brainteaser – und warum sind sie im Vorstellungsgespräch beliebt?
Ein Selbstläufer ist das Bewerbungsgespräch ohnehin nicht – inmitten von Fragen nach Stärken, Schwächen und beruflichen Zielen kann man sich als Bewerber an vielen Stellen verheddern. Noch unangenehmer kann das Kennenlerngespräch bei einem möglichen neuen Arbeitgeber werden, wenn Bewerber Brainteaser-Fragen beantworten müssen.
Viele Personalverantwortliche setzen Brainteaser gern ein, um Bewerberinnen und Bewerber unter Druck zu setzen und ihre logischen und kreativen Fähigkeiten zu testen. Bei Bewerbern wiederum sind Brainteaser-Aufgaben gefürchtet: Es ist oft gar nicht so leicht, sich einer schlüssigen Antwort anzunähern. Wer bei einer kniffligen Frage auf dem Schlauch steht, könnte damit einen schlechten Eindruck machen.
Damit Brainteaser im Bewerbungsgespräch nicht zu einer unüberwindbaren Hürde werden, ist es wichtig, sich bei der Vorbereitung auf ein Vorstellungsgespräch damit auseinanderzusetzen. Wer weiß, was ihn erwartet oder erwarten könnte, reagiert meist weniger gestresst, wenn er tatsächlich Brainteaser-Aufgaben lösen soll. Dazu ist es wichtig, zu wissen, was Brainteaser überhaupt sind.
Brainteaser sind Schätzfragen, Logikfragen oder Knobelaufgaben, bei denen Bewerber analytisch und strukturiert vorgehen müssen. Personalverantwortliche, die Brainteaser-Fragen stellen, konfrontieren Bewerber dabei mit einer Aufgabe, die auf den ersten Blick nicht lösbar ist. Wie jemand darauf reagiert, sagt viel darüber aus, wie gut seine analytischen Fähigkeiten sind, wie er denkt, an Probleme herangeht und ob er kreative Ideen entwickeln kann. Aussagekräftiger als die inhaltliche Antwort auf eine Brainteaser-Frage ist dabei aus Sicht von Personalern meist, wie ein Bewerber sich seiner Antwort annähert.
Verschiedene Varianten von Brainteaser-Fragen
Brainteaser können viele Formen annehmen. In der Vorbereitung auf ein Bewerbungsgespräch ist es nützlich, zu wissen, welche Arten von Brainteaser-Fragen es gibt und was sie jeweils auszeichnet.
Klassische Brainteaser
Klassische Brainteaser sind Logikrätsel. Es kommt also darauf an, ob Sie logisch denken können und sich einem Problem strukturiert nähern. Ein Beispiel für solche Arten von Brainteasern wäre etwa:
- Eine Gurke wiegt 500 Gramm und hat einen Wassergehalt von 97 Prozent. Angenommen, der Wassergehalt sinkt auf 96 Prozent – wie viel Gramm würde die Gurke dann wiegen?
Oder auch:
- Sie haben zwei Sanduhren. Eine läuft in fünf Minuten durch, die zweite braucht vier Minuten. Sie möchten ein Sieben-Minuten-Workout machen – wie können Sie das mithilfe der Sanduhren messen?
Bei klassischen Brainteasern gibt es eindeutige Lösungen, wobei es nicht immer möglich ist, ohne Hilfsmittel wie etwa einen Taschenrechner darauf zu kommen.
Schätzfragen
Eine andere Variante von Brainteasern sind Schätzfragen. Die Antwort auf solche Fragen können Bewerber gar nicht kennen – es geht somit darum, eine Schätzung abzugeben und zu begründen, wie man zu seiner Annahme kommt. Beispiele für Schätzfragen im Bewerbungsgespräch:
- Wie viele Kugeln passen in ein Glas?
- Wie viele Giraffen passen auf ein Fußballfeld?
- Wie viele Menschen mit Migrationshintergrund leben in Berlin?
Kreative Brainteaser-Aufgaben
Auch Ihre Kreativität kann gefragt sein, wenn Ihnen Brainteaser-Aufgaben gestellt werden – etwa wenn innovative Ideen und unkonventionelle Vorgehensweisen bei der betreffenden Tätigkeit eine wichtige Rolle spielen.
Beispiele für kreative Brainteaser:
- Sie haben eine Büroklammer. Überlegen Sie sich, wie Sie die Büroklammer noch nutzen könnten.
- Von einer Firmenfeier sind 200 Schoko-Frösche übrig geblieben. Könnten Sie die in einer Werbekampagne nutzen – und wenn ja, wie?
- Vervollständigen Sie diesen Satz: „Wenn ich ein Werbebudget von 500.000 Euro hätte, würde ich als Erstes …“
Case Studies
Manchmal möchten Personalverantwortliche wissen, wie sich ein Bewerber oder eine Bewerberin in einer bestimmten Situation verhalten würde. In solchen Fällen bieten sich als Brainteaser im Vorstellungsgespräch Case Studies oder auch Fallstudien an.
Dabei werden Sie mit einer konkreten Problemstellung konfrontiert und müssen eine Lösung dafür entwickeln. Ihre Aufgabe besteht darin, den Fall durch strukturiertes Vorgehen zufriedenstellend zu lösen. Und weil Sie nicht alleine vor sich hin überlegen können, sondern Ihnen Personaler gegenübersitzen, die Sie genau beobachten, haben Sie dabei nicht wenig Druck. Wer trotz der stressigen Ausgangssituation schlüssige Antworten gibt, sammelt Punkte.
So könnten Case Studies im Bewerbungsgespräch zum Beispiel klingen:
- Eine Dating-App verzeichnet schwindende Nutzerzahlen. Sie werden gebeten, Strategien zu entwickeln, um kurz- und langfristig wieder mehr User zu gewinnen.
- Sie haben eine innovative Idee, um ein neuartiges Produkt effektiv zu bewerben. Nun müssen Sie allerdings noch Ihren Teamleiter davon überzeugen, dass er Ihrem Vorschlag eine Chance gibt. Wie gehen Sie vor?
- Eine Firma, die Sportgeräte für Privatanwender herstellt, möchte wachsen. Ihre Aufgabe ist es, den Markt zu analysieren und davon ausgehend eine geeignete Strategie zu entwickeln, um das Unternehmen auf Erfolgskurs zu bringen und zu halten.
Wenn man Ihnen eine Case Study im Bewerbungsgespräch vorlegt, erhalten Sie im Normalfall wesentlich mehr Informationen, als es in den genannten Beispielen der Fall ist. Durch die Hintergrund-Informationen haben Sie eine bessere Grundlage, um Ideen und Strategien zu entwickeln.
Tipps zum Lösen von Brainteasern im Vorstellungsgespräch
Das Vorstellungsgespräch ist für viele Bewerber schon stressig genug. Werden sie dann noch mit Brainteaser-Aufgaben konfrontiert, verfallen viele zumindest innerlich in Panik. Die Angst, die Aufgabe nicht lösen zu können, sich zu blamieren oder auf andere Weise einen schlechten Eindruck zu machen, ist oft groß. Es hilft Ihnen aber nichts, sich von Ihren Ängsten leiten zu lassen. Im Gegenteil: Die Gefahr ist groß, dass Sie einen Blackout haben und nicht klar denken können. Das sollten Sie verhindern, denn jede Antwort ist besser als gar keine Antwort.
Wie gehen Sie am besten vor, wenn Sie mit einem Brainteaser im Vorstellungsgespräch konfrontiert werden? Zunächst einmal ist es wichtig, dass Sie sich nicht aus der Ruhe bringen lassen. Atmen Sie tief durch und stellen Sie sich der Herausforderung. Dazu ist es wichtig, dass Sie die Frage- oder Problemstellung richtig verstanden haben. Wenn Sie nicht sicher sind, ob das der Fall ist, fragen Sie nach. Rückfragen helfen Ihnen nicht nur beim Verständnis, sondern Sie gewinnen damit auch Zeit.
Wenn Ihnen klar ist, worum es bei der Frage geht, befassen Sie sich in Ruhe mit der Aufgabe. Gehen Sie dabei möglichst strukturiert vor. Sie können die Frage dazu auch in Teilschritte zerlegen und sich systematisch vorarbeiten. So kommen Sie Ihrer Lösung Schritt für Schritt näher.
Der Denkprozess ist wichtiger als Ihre Lösung
Wie Sie mit Brainteaser-Fragen im Bewerbungsgespräch umgehen können, wird deutlicher, wenn Sie sich den Sinn solcher Aufgaben vergegenwärtigen. Es geht Ihren Gesprächspartnern meist nicht darum, einen bestimmten Antwort-Satz von Ihnen zu hören, der entweder richtig ist oder nicht.
Entscheidender ist, wie Sie vorgehen, denken und handeln. Lassen Sie die Personalverantwortlichen deshalb möglichst an Ihren Überlegungen teilhaben. So wird nachvollziehbar, wie Sie zu Ihren Schlüssen kommen. Sie müssen dabei nicht zwingend eine einzige, „perfekte“ Lösung anbieten können. Ebenso gut können Sie verschiedene Szenarien entwickeln und weiterdenken. Das macht Ihre Kreativität deutlich und zeigt, dass Sie flexibel und anpassungsfähig sind.
Brainteaser-Fragen Beispiele: Beliebte Brainteaser und Lösungsansätze
Zur Vorbereitung auf mögliche Brainteaser-Aufgaben im Bewerbungsgespräch ist es nützlich, sich vorab mit Brainteaser-Beispielen auseinanderzusetzen. Das mag Sie zwar nicht inhaltlich auf die spezielle Fragestellung vorbereiten, die man Ihnen im Vorstellungsgespräch tatsächlich stellt. Es hilft Ihnen aber dabei, sich mit dem Aufbau von Brainteasern vertraut zu machen.
Wenn Sie sich mit vielen unterschiedlichen Brainteaser-Aufgaben auseinandersetzen, erkennen Sie Muster, die hilfreich sind, um alle möglichen Brainteaser-Fragen zu lösen. Hier sind einige beispielhafte Brainteaser samt Lösungsansatz, mit denen Sie für das Bewerbungsgespräch üben können.
Wie viele Einwohner hat die Erde?
Die Frage, wie viele Einwohner die Erde hat, mag auf den ersten Blick nicht allzu schwierig sein. Die meisten Menschen wissen in etwa, wie viele Milliarden Menschen es gegenwärtig rund um den Globus sind. Schwierig bis unmöglich wird es hingegen, wenn eine detaillierte aktuelle Einwohnerzahl gefragt ist. Dann können Sie nur schätzen. Beginnen Sie bei der Ihnen bekannten Zahl an Erdenbewohnern. Machen Sie deutlich, wodurch die Zahl sich ständig verändert und welche Faktoren dabei eine Rolle spielen, zum Beispiel Geburten, Todesfälle oder Verzögerungen bei der Erfassung der Einwohnerzahlen.
Wie viele Kugeln sind in einem Glas?
Die Aufgabe: Stellen Sie sich ein Glas vor, das mit Kugeln gefüllt ist. Wie viele Kugeln passen hinein? Das ließe sich ohne weitere Informationen nicht ausrechnen, selbst wenn Sie die entsprechenden Mathe-Fähigkeiten besäßen, weil zu viele Faktoren unbekannt sind. Sie müssen dazu zum Beispiel wissen, wie groß die Kugeln sind und welches Füllvolumen das Glas hat. Es kommt auch darauf an, wie die Kugeln in das Glas eingefüllt werden und ob sich ansonsten noch etwas im Glas befindet, zum Beispiel Wasser.
Was passiert, wenn ein unaufhaltsamer Zug auf eine unbewegliche Wand trifft?
Diese Frage ist ein Paradoxon, denn in physikalischer Hinsicht gibt es keine plausible Lösung. Ein Zug, der wirklich unaufhaltsam wäre, ließe sich auch durch eine unbewegliche Wand nicht aufhalten. Zugleich könnte ein unaufhaltsamer Zug eine tatsächlich unbewegliche Wand nicht durchbrechen.
Zur Lösung dieses Brainteasers können Sie sich zum Beispiel an den Definitionen der Wörter „unaufhaltsam“ und „unbeweglich“ entlanghangeln. Wahrscheinlich sind sie nicht wörtlich zu nehmen, sodass recht klar ist, was passieren würde: Der Zug trifft auf die Wand und richtet dabei ein mehr oder minder großes Maß an Zerstörung an. Wie groß die Zerstörung ist, hängt unter anderem von der Geschwindigkeit und Größe des Zuges sowie der Stabilität der Wand ab.
Alternative Nutzungsmöglichkeiten eines Ladekabels
Sie haben ein Ladekabel, zum Beispiel für Ihr Handy. Was könnten Sie damit anstellen, außer Ihr Handy aufzuladen? Hier ist Kreativität gefragt. Lösungsvorschläge müssen zwar grundsätzlich plausibel sein, dürfen aber auch kreativ sein. Alltagstauglichkeit ist nicht zwingend erforderlich. Was könnte man also mit einem Ladekabel noch machen? Sie könnten es zum Beispiel nutzen, um eine Lampe daran aufzuhängen, einen Deko-Artikel daraus zu binden oder eine Flasche damit zu umwickeln und zu verzieren.
Brainteaser gelassen und souverän beantworten: Mit Routine fällt es Ihnen leichter
Brainteaser im Vorstellungsgespräch zu beantworten, ist leichter, wenn Sie schon Routine im Lösen von Logikrätseln oder Schätzfragen haben. Eine Form der Vorbereitung auf Brainteaser-Fragen besteht deshalb darin, sich im Alltag möglichst oft mit Dingen zu befassen, die Brainteaser-Aufgaben aus Bewerbungsgesprächen ähneln.
Sie können dazu zum Beispiel regelmäßig Rätsel machen und Logikaufgaben lösen. Kaufen Sie sich ein Rätselheft, befassen Sie sich mit dem Rätsel aus der Tageszeitung oder laden Sie sich entsprechende Apps herunter. Auch auf Internetseiten finden Sie viele kostenlose Rätsel-Angebote. Decken Sie dabei möglichst das gesamte Spektrum ab: Machen Sie Kreuzworträtsel oder Sudoku, aber beschäftigen Sie sich auch mit Logikaufgaben und Knobeleien, bei denen Sie eine bestimmte Situation durchdenken müssen.
In Buchhandlungen und bei Online-Versandhändlern finden Sie außerdem Brainteaser-Bücher, mit denen Sie sich auch speziell auf Brainteaser-Fragen und -Antworten im Bewerbungsgespräch vorbereiten können. Auch falls Sie nicht das Glück haben, dass man Ihnen im Vorstellungsgespräch eine Brainteaser-Aufgabe stellt, mit der Sie sich im Vorfeld schon befasst haben: Je mehr Brainteaser-Fragen und -Antworten Sie durcharbeiten, desto geübter werden Sie im Umgang damit. Es fällt Ihnen dann immer leichter, strukturiert vorzugehen, und Sie wissen, worauf es bei Ihrer Antwort ankommt.
Sich auf Brainteaser-Fragen im Vorstellungsgespräch vorzubereiten, kann dabei durchaus ein schöner Zeitvertreib sein – zum Beispiel, wenn Sie zur Vorbereitung Gesellschaftsspiele nutzen. Verbringen Sie beispielsweise Zeit mit Freunden, indem Sie sich gegenseitig Blackstories vorlesen. Oder rätseln Sie mit der ganzen Familie am Abendbrottisch.
Nicht zuletzt können Sie zur Vorbereitung auf Brainteaser-Fragen im Bewerbungsgespräch natürlich auch an einem Bewerbungstraining teilnehmen. Es gibt auf dem Markt viele Angebote, bei denen das Lösen von Brainteaser-Aufgaben geübt wird. Wenn Sie nicht sicher sind, ob das bei einem bestimmten Training der Fall ist, fragen Sie am besten nach, bevor Sie das entsprechende Angebot buchen.
Fazit: So meistern Sie Brainteaser-Fragen im Vorstellungsgespräch
- Brainteaser können Bestandteil eines Bewerbungsgesprächs sein. Sie können eine Herausforderung für Bewerber darstellen, bieten aber auch die Chance, Soft Skills wie Problemlösekompetenzen oder Kreativität zu zeigen.
- Bei Bewerbern sind Brainteaser meist unbeliebt, für Personalverantwortliche sind sie hingegen aufschlussreich: Wie jemand vorgeht, um eine Brainteaser-Aufgabe zu lösen, sagt viel über seine Methodik.
- Anhand von Logikfragen und Schätzfragen wird für Personalverantwortliche auch klarer, ob jemand unter Druck einen kühlen Kopf behält.
- Bei der Lösung von Brainteaser-Fragen gilt es, Ruhe zu bewahren. Es kann sinnvoll sein, mehrere mögliche Lösungsansätze zu skizzieren.
- Wer Brainteaser regelmäßig übt, gewinnt Routine und versteht solche Fragestellungen besser. Das kann helfen, unbekannte Brainteaser souverän zu lösen.
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