Ageismus: Was tun gegen Altersdiskriminierung im Job?

Es gibt viele Gründe, warum Menschen andere Menschen diskriminieren. Ein Aspekt kann das Alter einer Person sein. Man behandelt sie in einer bestimmten Art und Weise, weil sie jung oder alt ist. Das nennt man auch Ageismus oder Altersdiskriminierung. Auch am Arbeitsplatz kann Diskriminierung wegen des Alters ein Problem sein. Wie sie aussehen kann, wie man vorbeugen und was man dagegen tun kann.

Eine ältere Frau mit einer Kollegin, was ist Ageism?

Was ist Ageismus und wie kann er sich bemerkbar machen?

Ageismus ist der englische Fachbegriff für Altersdiskriminierung. Um Diskriminierung handelt es sich dann, wenn Menschen wegen bestimmter schutzwürdiger persönlicher Merkmale von anderen benachteiligt oder verächtlich gemacht werden. Zu diesen schutzwürdigen Merkmalen kann das Alter eines Menschen gehören. Bei Altersdiskriminierung spielt das Alter die ausschlaggebende Rolle dafür, wie jemand in bestimmten Situationen von anderen behandelt wird.

Am ehesten werden ältere Menschen aufgrund des Alters diskriminiert. So kann Altersdiskriminierung zum Beispiel so aussehen, dass Kollegen glauben, ein älterer Kollege verstehe ohnehin nicht, wovon sie sprechen. Spitze Kommentare können ebenso auf Ageismus hindeuten wie Ausgrenzung oder eine bewusste oder unbewusste Schlechterbehandlung. Eine solche Diskriminierung kann am Arbeitsplatz durch Vorgesetzte geschehen, aber auch von Kollegen ausgehen. Ein weiteres Beispiel dafür, wie Altersdiskriminierung am Arbeitsplatz aussehen kann: Ein älterer Bewerber verschickt zig Bewerbungen, erhält aber nur Absagen, weil die Arbeitgeber jüngere Bewerber vorziehen. Verantwortliche unterstellen den älteren Bewerbern dann etwa, dass sie nicht flexibel, anpassungsfähig und leistungsfähig genug sind.

Im privaten Bereich kann Altersdiskriminierung zum Beispiel so aussehen, dass eine ältere Person keinen Kredit mehr erhält. Oder sie möchte Services nutzen, die sich zunehmend ins Internet verlagern. Ein Beispiel ist Online-Banking, das die Hürden für Bankgeschäfte für viele alte Menschen erhöht. Viele Filialen schließen, für schriftlich eingereichte Überweisungen und Auszüge fallen oft Gebühren an. Bei Versicherungen sind die Beiträge in vielen Fällen höher, wenn der Versicherte ein gewisses Alter erreicht hat.

Auch junge Menschen können aufgrund des Alters diskriminiert werden

Ebenso kann Altersdiskriminierung jedoch auch jüngere Menschen betreffen, die in bestimmten Situationen als „zu jung“ empfunden werden. Auch das kann die Jobsuche betreffen: Wer frisch von der Uni kommt, hat bei Bewerbungen oft schlechtere Chancen als ein erfahrener Kandidat. Es kann auch sein, dass einer jüngeren Person nur ein befristeter Arbeitsvertrag angeboten wird oder sie ein geringeres Gehalt erhält als Kollegen mit mehr Erfahrung. Auch können ihr bestimmte Chancen verwehrt bleiben. Es kann ebenso sein, dass junge Menschen von bestimmten Bereichen des öffentlichen Lebens ausgeschlossen sind; sie dürfen zum Beispiel bestimmte Veranstaltungen oder Lokalitäten nicht besuchen.

Nach einer Einschätzung der Antidiskriminierungsstelle des Bundes ist Diskriminierung aufgrund des Alters eine der am häufigsten auftretenden Formen von Diskriminierung. Vielen Menschen ist das gar nicht so bewusst, und Ageismus wird nicht immer überhaupt als Problem wahrgenommen. Menschen, die davon nicht betroffen sind, können sogar selbst dazu neigen, ohne dass es ihnen bewusst ist. Das Bewusstsein für andere Formen der Diskriminierung, zum Beispiel aufgrund des Geschlechts oder der ethnischen Herkunft, ist oft größer.

Ist Ageismus verboten?

Ageismus ist oft nicht die einzige Form von Diskriminierung, die Betroffene erleben. Es kann zu einer mehrdimensionalen Diskriminierung kommen, bei der Menschen zusätzlich wegen weiterer persönlicher Merkmale von anderen benachteiligt werden. Das kann zum Beispiel das Geschlecht eines Menschen betreffen oder eine Behinderung.

Die Diskriminierung alter Menschen oder junger Menschen ist gesetzlich in vielen Fällen nicht zulässig, was jedoch nichts daran ändert, dass es im privaten und beruflichen Alltag vieler Menschen immer wieder dazu kommt. Ein relevantes Gesetz ist etwa das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz, kurz AGG. Es verbietet Altersdiskriminierung im Job und bei Alltagsgeschäften, gilt jedoch nicht für alle Lebensbereiche. Ein allgemeines Diskriminierungsverbot gilt darüber hinaus zwar für den Staat in seinem Handeln gegenüber den Bürgern, aber nicht für die Bürger selbst. So können Verträge im Rahmen der Privatautonomie etwa durchaus so ausgestaltet sein, dass sie als Ageismus empfunden werden können.

Welche Gründe es für eine Diskriminierung wegen des Alters am Arbeitsplatz geben kann

Viele Menschen erleben Altersdiskriminierung. Nicht immer geschieht das bewusst oder absichtlich: Vielen Menschen, von denen Ageismus ausgeht, ist gar nicht klar, wie sie andere behandeln oder dass das Alter eines anderen in ihrem Verhalten überhaupt eine Rolle spielt. Eine Diskriminierung aufgrund des Alters kann auch mit Strukturen und Regelungen zusammenhängen, die ebenfalls nicht den Zweck haben, dass Menschen deshalb schlechter behandelt werden als andere.

Kommt es zu Ageismus, geht er häufig von Personen aus, die nicht im selben Alter sind wie diejenigen, die sie diskriminieren. Es sind dann zum Beispiel junge Menschen, die alte diskriminieren, oder Menschen im mittleren Alter benachteiligen junge Menschen. Wer ein anderes Alter hat, dessen Realität sieht oft ganz anders aus. Er hat womöglich kein Bewusstsein für Altersdiskriminierung und ist sich über die Folgen seines Handelns für die Betroffenen nicht im Klaren.

In vielen Fällen spielen Vorurteile und Stereotype bei Altersdiskriminierung eine Rolle. Kommt es zum Beispiel zu Diskriminierung am Arbeitsplatz durch Arbeitgeber, weil diese jüngere Bewerber bevorzugen, hängt das mit vermuteten Eigenschaften der jeweiligen Bewerber zusammen. Man unterstellt jüngeren Bewerbern, dass sie dynamisch und anpassungsfähig sind, digital versierter und belastbarer. Von älteren Bewerbern nimmt man hingegen womöglich an, dass sie starr in ihrem Denken sind, Probleme mit neuen Technologien haben oder sich im Job weniger ins Zeug legen als jüngere Mitarbeiter. Tatsächliche persönliche Erfahrungen, die diese Annahmen bestätigen, müssen nicht vorhanden sein. Wenn vorhandene Vorurteile nicht durch positive Erfahrungen widerlegt werden, können sie das Handeln einer Person immer wieder beeinflussen.

Altersdiskriminierung am Arbeitsplatz als Problem: Mögliche Folgen von Ageismus im Job

Für die Betroffenen kann Altersdiskriminierung im Job weitreichende Folgen haben. Nehmen wir an, ein Arbeitnehmer ist schon etwas älter. Dann könnte es zum Beispiel sein, dass ein Vorgesetzter ihm weniger anspruchsvolle Aufgaben überträgt als jüngeren, vermeintlich leistungsfähigeren Mitarbeitern. Der ältere Beschäftigte hat keine Gelegenheit, sich zu beweisen. Das kann dazu führen, dass er beruflich auf der Stelle tritt. Es kann ihn frustrieren und wütend machen, dass sein Alter zu einer ungerechten Behandlung führt.

Die schlechte Grundstimmung, die das zur Folge haben kann, kann auch für Arbeitgeber Auswirkungen haben. Die betroffenen Mitarbeiter bemühen sich womöglich aus Frust tatsächlich weniger, besonders viel zu leisten oder ihren Job besonders gut zu machen. Es kann zu einer inneren Kündigung kommen. Die Mitarbeiter können sich auch aus sozialen Geflechten zurückziehen, was sich negativ auf die Zusammenarbeit im Team auswirken kann. Kommt es zu Altersdiskriminierung durch Kollegen, kann das Klima vergiften und Beziehungen schädigen. Die Folge können latente oder offene Konflikte sein.

Ist ein älterer Beschäftigter in seinem Job unzufrieden, hat er womöglich weniger Optionen als ein jüngerer Arbeitnehmer. Vor allem Menschen, die kurz vor der Rente stehen, haben oft schlechte Chancen bei der Jobsuche. Das kann dazu führen, dass Betroffene sich gar nicht um einen Wechsel bemühen, sondern resignieren – mit negativen Konsequenzen für ihre Lebenszufriedenheit insgesamt.

Weniger Geld, schlechtere Chancen: Wenn jüngere Menschen aufgrund des Alters diskriminiert werden

Auch jüngere Bewerber und Mitarbeiter können Ageismus erleben. Wie ältere Beschäftigte können sie Probleme haben, ein gutes Jobangebot zu finden. Sie müssen sich womöglich mit zweitklassigen Stellen zufriedengeben, zumindest, bis sie mehr Erfahrung gesammelt haben. Auch ihre Bezahlung kann schlechter sein, wodurch ihnen weniger Geld für ihren Lebensunterhalt zur Verfügung steht. Es kann sein, dass sie sich bestimmte Dinge dadurch nicht leisten können. Auch das kann unzufrieden machen.

Wenn Arbeitgeber sehr jungen Bewerbern keine (ausreichenden) Chancen einräumen, kann das auch für ihr Unternehmen ein Verlust sein. Nur, weil jemandem Erfahrung fehlt, wäre er womöglich trotzdem kein schlechter Mitarbeiter. Es kann sein, dass er seine mangelnde Erfahrung durch Engagement wettmachen würde. Das könnte eine Bereicherung für Firmen sein, die ihnen aber entgeht, wenn sie sich bei ihren Personalentscheidungen allzu sehr vom Alter der Kandidaten leiten lassen.

Diskriminierung am Arbeitsplatz durch Kollegen oder Vorgesetzte: Was tun?

Für Menschen, die wegen ihres Alters von anderen diskriminiert werden, ist das häufig belastend. Als besonders schlimm empfinden viele ihre Situation, wenn die Diskriminierung wegen des Alters von Kollegen oder Vorgesetzten ausgeht. Die Betroffenen sind dann immer wieder mit der Situation konfrontiert und fühlen sich ihr womöglich ausgeliefert – Kollegen oder Vorgesetzte kann man schließlich schlecht meiden. Besonders gravierend ist es, wenn der Chef oder die Chefin zu Ageismus neigt, denn durch das Machtungleichgewicht kann es Nachteile für Betroffene haben, wenn sie sich gegen ein solches Verhalten zur Wehr setzen.

Was können Menschen tun, die Altersdiskriminierung am Arbeitsplatz erleben? Es kommt auf die Umstände an und darauf, wer an der Situation beteiligt ist. Auch die Intentionen der anderen Person(en) spielen eine Rolle.

Angenommen, es kommt immer wieder zu Situationen, die als Ageismus gedeutet werden können. Die Personen, von denen die Altersdiskriminierung ausgeht, meinen es aber vielleicht gar nicht böse. Der Verdacht liegt nahe, dass ihnen gar nicht bewusst ist, wie ihr Verhalten auf andere wirkt. Dann kann ein offenes Gespräch – mit der nötigen Ruhe und in einem sachlichen Ton – Abhilfe schaffen. Womöglich reicht es, um die Situation zu klären und dafür zu sorgen, dass die Diskriminierung wegen des Alters am Arbeitsplatz der Vergangenheit angehört. Betroffene sollten sich nicht scheuen, auch mit Vorgesetzten über die Situation zu sprechen, wenn es nötig oder sinnvoll erscheint.

Was Kollegen tun können, wenn sie Ageismus bemerken

Neigt der Chef oder die Chefin zu Altersdiskriminierung, bietet sich auch hier ein offenes Gespräch an. Der Ton sollte lösungsorientiert statt vorwurfsvoll sein. Bringt das nichts, können Betroffene sich an höherrangige Vorgesetzte wenden, alternativ an Mitarbeiter der Personalabteilung oder den Betriebsrat.

Um Ageismus im Job einzudämmen, sind auch Menschen gefragt, die davon nicht unmittelbar betroffen sind. Arbeitnehmer können zum Beispiel ihre Verhaltens- und Denkweisen hinterfragen: Neigen sie womöglich zu einer Diskriminierung anderer aufgrund deren Alter, ohne dass es ihnen bewusst ist? Wie könnten eigene Verhaltensweisen von anderen aufgefasst werden? Ein bewusster Umgang mit dem Thema Ageismus ist hilfreich, damit es gar nicht erst dazu kommt.

Vielleicht erleben Beschäftigte, dass Kollegen aufgrund des Alters diskriminiert werden. Dann ist es sinnvoll, nicht einfach wegzuschauen, sondern sich für die Betroffenen einzusetzen. Sie können zum Beispiel Kollegen auf ihr Verhalten ansprechen oder sich in eine Unterhaltung einmischen, um einer benachteiligten Person zur Seite zu springen. Wenn Menschen, die andere wegen des Alters diskriminieren, Gegenwind bekommen, kann das dazu führen, dass sie ihr Verhalten überdenken. 

Was Arbeitgeber gegen Ageismus tun können

Für Arbeitgeber ist es nicht wünschenswert, wenn es in ihrem Unternehmen Fälle von Ageismus gibt. Am zufriedensten sind die Mitarbeiter in vielen Fällen dann, wenn das Arbeitsumfeld inklusiv und von Diversität und Offenheit geprägt ist. Was können Arbeitgeber tun, um eine Altersdiskriminierung am Arbeitsplatz zu verhindern? Ein Ansatz besteht darin, die „richtigen“ Werte vorzuleben. Wenn die Unternehmenskultur derart geprägt ist, dass Diskriminierung jeder Art unerwünscht ist, färbt das auf die Beschäftigten in ihren Denkweisen und ihrem Verhalten ab.

Ebenso wichtig ist es, wie Vorgesetzte sich gegenüber ihren Mitarbeitern verhalten. Sie haben eine Vorbildfunktion – in die eine oder andere Richtung. Deutet ihr Verhalten darauf hin, dass eine Diskriminierung aufgrund des Alters in Ordnung ist, können Beschäftigte das übernehmen. Leben sie hingegen Wertschätzung und Toleranz vor, kann das die Mitarbeiter in positivem Sinne beeinflussen und zu einem besseren Mitarbeiter führen. Das wirkt sich nicht zuletzt positiv auf das Betriebsklima aus.

Bei der Stellenbesetzung offen für ältere Bewerber sein

Wenn in Unternehmen freie Stellen zu besetzen sind, kann es zu Ageismus kommen. Vorurteile gegenüber älteren Bewerbern können dazu führen, dass ihre Bewerbungen rasch aussortiert werden. Hier sind Verantwortliche gefragt, mit der nötigen Offenheit an die Stellenbesetzung heranzugehen. Wer älteren Bewerbern eine Chance gibt und sie zumindest zum Vorstellungsgespräch einlädt, tut etwas gegen Altersdiskriminierung am Arbeitsplatz.

Ein weiterer Ansatz besteht darin, die eigenen Mitarbeiter gezielt für das Thema Ageismus zu sensibilisieren. Das kann zum Beispiel über Schulungen und Programme, aber auch einen offenen Dialog über dieses Thema geschehen. Je klarer den Beschäftigten ist, wie Altersdiskriminierung im Job aussehen und welche Folgen sie haben kann, desto eher überdenken sie womöglich ihr eigenes Verhalten.

Bildnachweis: stockfour / Shutterstock.com

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