Definition Langzeitarbeitslosigkeit: Ab wann ist man langzeitarbeitslos?

Manchmal dauert die Arbeitslosigkeit nur kurz: Auf einen Job folgt dann nach wenigen Wochen oder Monaten der nächste. In anderen Fällen resultiert der Jobverlust in einer Langzeitarbeitslosigkeit. Ab wann spricht man davon? Wie kann man Langzeitarbeitslosigkeit vermeiden? Und was können Betroffene tun, die schon langzeitarbeitslos sind?

Eine Frau liest einen Brief, ab wann ist man langzeitarbeitslos?

Definition von Langzeitarbeitslosigkeit: Ab wann gilt man als langzeitarbeitslos?

Arbeitslos ist jemand, der keiner Beschäftigung nachgeht. Jemand kann arbeitslos werden, nachdem ihm sein Arbeitgeber gekündigt hat. Vielleicht hat er auch selbst gekündigt, ohne etwas Neues in Aussicht zu haben, weil die Arbeitsbedingungen für ihn nicht mehr tragbar waren. Oder jemand ist arbeitslos, nachdem er sein Studium oder seine Ausbildung abgeschlossen hat. Arbeitslosigkeit kann ganz unterschiedlich lange dauern. In vielen Fällen handelt es sich dabei nur um eine kürzere Episode. Manchmal hält der Zustand jedoch an. Dann spricht man von Langzeitarbeitslosigkeit.

Ab wann ist man langzeitarbeitslos? Das ist in Deutschland gesetzlich definiert, und zwar in § 18 des Dritten Sozialgesetzbuchs (SGB III). Daraus ergibt sich, dass die Schwelle zwischen Arbeitslosigkeit und Langzeitarbeitslosigkeit bei einem Jahr liegt. Auch in vielen anderen Ländern spricht man von Langzeitarbeitslosigkeit, wenn jemand mindestens seit zwölf Monaten keiner Erwerbstätigkeit mehr nachgeht. Ein Langzeitarbeitsloser kann damit seit einem Jahr, aber auch schon seit vielen Jahren oder sogar Jahrzehnten ohne Arbeit sein.

Langzeitarbeitslosigkeit: Wie viele Menschen sind betroffen?

In Deutschland waren im Jahr 2024 laut Statistischem Bundesamt im Schnitt 2,78 Millionen Menschen arbeitslos gemeldet. Etwas mehr als ein Drittel davon – 960.000 Menschen oder 34,5 Prozent – waren bereits seit mehr als einem Jahr ohne Job. Damit galten sie als langzeitarbeitslos. Der Anteil der Langzeitarbeitslosen an allen Arbeitslosen verharrt schon seit längerer Zeit auf einem ähnlichen Niveau, von einigen Ausreißern vor allem in Krisenjahren wie 2007 (46,1 Prozent) oder 2021 (39,3 Prozent) mal abgesehen.

Dabei sind manche Personengruppen häufiger von Langzeitarbeitslosigkeit betroffen. Das gilt zum Beispiel für ältere Menschen, die es schwerer haben, nach einem Jobverlust eine neue Anstellung zu finden. Auch Menschen mit mangelnden Qualifikationen – zum Beispiel Menschen ohne Abschluss oder mit geringwertigem Abschluss – landen häufiger in der Langzeitarbeitslosigkeit. Dasselbe gilt für Personen mit körperlichen oder gesundheitlichen Einschränkungen sowie für Menschen mit Migrationshintergrund. In vielen Fällen kommen gleich mehrere Faktoren zusammen. Langzeitarbeitslos ist dann zum Beispiel ein Mitte 50-Jähriger, der wegen einer chronischen Erkrankung eingeschränkt ist.

Häufige Gründe für Langzeitarbeitslosigkeit

Langzeitarbeitslosigkeit kann verschiedene Ursachen haben, und zwar auf mehreren Ebenen. Wenn jemand schon seit längerem keinen Job mehr hatte, kann das mit seiner Person zusammenhängen. Auch strukturelle und konjunkturelle Faktoren können eine Rolle spielen. Auf individueller Ebene sind mangelnde Qualifikationen einer der häufigsten Gründe für Langzeitarbeitslosigkeit. Auch Aspekte wie Alkoholprobleme, Drogenkonsum, mangelnde Sprachkenntnisse oder gesundheitliche Beeinträchtigungen können dazu führen, dass jemand sich auch nach längerer Zeit schwertut, einen neuen Job zu finden.

Je länger die Arbeitslosigkeit andauert, desto schwieriger ist es für viele Betroffene, sie hinter sich zu lassen. Arbeitgeber können zum Beispiel Vorbehalte gegenüber Langzeitarbeitslosen haben, weshalb sie häufig schlechte Chancen bei der Jobsuche haben. Im Laufe der Zeit nehmen außerdem die beruflichen Qualifikationen automatisch ab. Erschwerend hinzu kommt, dass viele Langzeitarbeitslose entmutigt sind: Sie glauben nicht mehr an sich – und versuchen es dann womöglich gar nicht erst, eine neue Beschäftigung zu finden. Im Laufe der Jahre kann auch die Motivation sinken. Viele Betroffene arrangieren sich nach einer Weile mit ihrer Situation. 

Wie sich strukturelle und konjunkturelle Entwicklungen auswirken können

Strukturelle und konjunkturelle Faktoren können es wahrscheinlicher machen, dass jemand über längere Zeit arbeitslos ist. Wenn die wirtschaftliche Lage schlecht ist, kann die Jobsuche schon unter besseren Voraussetzungen zu Problem werden. Problematisch ist es für Menschen mit mangelnden Qualifikationen auch, wenn sie in Bereichen arbeiten möchten, in denen Unternehmen für freie Stellen sehr viele Bewerbungen erhalten. Wenn Arbeitgeber bei Stellenbesetzungen aus den Vollen schöpfen können, entscheiden sie sich womöglich nicht für Langzeitarbeitslose.

In struktureller Hinsicht können Entwicklungen wie die Digitalisierung und technologische Innovationen das Problem verschärfen. Besonders viele ältere Menschen kennen sich mit neuen Entwicklungen nicht im Detail aus. Es fällt ihnen auch oft schwerer, mit neuen Technologien umzugehen. Dadurch werden sie eher abgehängt, wenn sie nicht durch ihre Berufspraxis automatisch dazulernen oder sich gezielt neues Wissen aneignen, etwa durch Kurse.

Welche Folgen Langzeitarbeitslosigkeit haben kann

Arbeitslosigkeit, vor allem Langzeitarbeitslosigkeit, kann weitreichende Folgen haben – für die Betroffenen selbst, aber auch für ihr Umfeld und die Gesellschaft im weiteren Sinne. Auf einer individuellen Ebene kann es durch eine längere Phase der Arbeitslosigkeit zu finanziellen Schwierigkeiten kommen. Wer in der Folge einer Arbeitslosigkeit Bürgergeld bezieht, kann sich womöglich vieles nicht mehr leisten. Das kann vermeintlich verzichtbare Freizeitaktivitäten betreffen, aber auch die eigene Wohnung oder ein Haustier.

Menschen, die längere Zeit arbeitslos sind, leiden oft psychisch unter der Situation. Sie können sich minderwertig fühlen oder den Glauben an sich selbst verlieren. Nicht selten ziehen sie sich aus ihrem sozialen Umfeld zurück – wegen psychischer Probleme oder weil sie für die Teilhabe an vielen Aktivitäten schlicht nicht mehr das nötige Kleingeld haben. Das kann nach einer gewissen Zeit zu einer sozialen Isolation führen, die sehr belastend sein kann. Langzeitarbeitslose können auch Schuldgefühle entwickeln. Um negative Gefühle zu kompensieren, neigen manche Betroffene zum übermäßigen Konsum von Alkohol oder Drogen oder missbrauchen Medikamente.

Mögliche Auswirkungen von Arbeitslosigkeit auf die Gesellschaft

Langzeitarbeitslosigkeit betrifft auch das engere familiäre Umfeld der Arbeitslosen. Ein Partner, der im selben Haushalt lebt, hat zum Beispiel durch die Langzeitarbeitslosigkeit ebenfalls weniger Geld zur Verfügung. Das kann seine Chancen im Leben beeinflussen. Er kann ebenso unter der schlechten Stimmung eines Langzeitarbeitslosen oder dessen übermäßigem Alkoholkonsum leiden.

Auch gesellschaftlich hat Langzeitarbeitslosigkeit Folgen. Wenn Menschen nicht arbeiten, verringern sich die Steuereinnahmen des Staates. Dasselbe gilt für die Sozialabgaben. Zugleich fallen Kosten an: Die Betroffenen benötigen Unterstützung in Form von Arbeitslosengeld beziehungsweise Bürgergeld und haben oft Anspruch auf weitere staatliche Transferleistungen. Auch die wirtschaftliche Entwicklung kann durch den Stand der Arbeitslosigkeit und Langzeitarbeitslosigkeit beeinflusst werden: Arbeitslose haben weniger Geld zur Verfügung. Je mehr Menschen arbeitslos sind, desto niedriger ist die Kaufkraft. Das sorgt für eine geringere Nachfrage nach Konsumgütern.

Langzeitarbeitslos: Tipps, mit denen Sie Langzeitarbeitslosigkeit überwinden können

Langzeitarbeitslosigkeit ist wohl für die wenigsten Menschen ein erstrebenswerter Zustand. Dann stellt sich die Frage: langzeitarbeitslos – was tun? Nicht wenige Langzeitarbeitslose haben den Glauben daran verloren, dass ein Wiedereinstieg möglich ist. Das gilt besonders für Menschen, die schon viele Jahre arbeitslos sind. In solchen Fällen ist es wichtig, an der eigenen Geisteshaltung zu arbeiten. Wer nicht glaubt, dass Bemühungen sich lohnen können, hat damit womöglich recht – weil er es gar nicht erst ernsthaft versucht. Wenn es Ihnen also so gehen sollte, legen Sie solche Denkweisen ab. Wenn Sie einen guten Plan haben, kann es auch klappen.

Ein solcher Plan kann auch beinhalten, sein Selbstbewusstsein zu stärken. Viele Langzeitarbeitslose fühlen sich wertlos, was auch damit zusammenhängt, dass der Wert eines Menschen in unserer Gesellschaft allzu oft mit seinem beruflichen Status verknüpft ist. Ob Sie einen Job haben oder nicht sagt aber nichts darüber aus, ob Sie ein guter Mensch sind oder ob Sie etwas draufhaben. Arbeiten Sie also daran, sich wieder positiver zu sehen. Sie können sich zum Beispiel vor Augen führen, was Sie im Leben geschafft haben oder welche Stärken Sie haben. Wenn Ihnen nichts einfällt, fragen Sie Ihre Freunde oder Angehörigen.

Zusätzliche Qualifikationen aneignen

Je länger Sie aus dem Job raus sind, desto herausfordernder kann der berufliche Wiedereinstieg sein. In solchen Fällen fangen Sie vielleicht ganz bewusst etwas kleiner an. Sie können sich zum Beispiel zum Ziel machen, einen Minijob zu suchen. Die Erwartungen von Arbeitgebern an Minijobber sind oft geringer, so dass auch Ungelernte oder Menschen mit mangelnden Qualifikationen eine Chance haben können. Dabei kommt es auch darauf an, dass Ihre Bewerbung seriös und überzeugend wirkt. Achten Sie auf Vollständigkeit und vermeiden Sie Fehler. Ein ansprechendes Bewerbungsfoto kann sehr nützlich sein. Lebenslauf und Anschreiben sollten den gängigen Gepflogenheiten entsprechen.

In vielen Fällen ist es für Langzeitarbeitslose sinnvoll, sich zusätzliche Qualifikationen anzueignen. Sie können zum Beispiel in Kursen ihr Wissen auffrischen, Kompetenzen in einer Weiterbildung ausbauen oder sich in Eigenregie neue Fähigkeiten aneignen, die auf dem Arbeitsmarkt gefragt sind. Die Agentur für Arbeit bietet Maßnahmen zur Eingliederung und Weiterbildung an, Sie sind aber nicht zwingend darauf angewiesen. Alternativ oder ergänzend können auch Bewerbungstrainings hilfreich sein. Sie lernen dabei, sich optimal zu präsentieren. Praxisnahe Trainings können Ihnen zudem helfen, Hemmungen und Ängste abzubauen.

Um aus der Langzeitarbeitslosigkeit herauszukommen, können auch Kontakte wertvoll sein. Zögern Sie nicht, Ihre Beziehungen zu nutzen. Wenn andere Sie empfehlen können, werden sich Arbeitgeber eher bereiterklären, Ihnen eine Chance zu geben. Das kann ein berufliches Sprungbrett sein.

Langzeitarbeitslosigkeit verhindern: Was Sie tun können, um nicht lange arbeitslos zu bleiben

Jeder Mensch kann seinen Job verlieren. Das gilt auch für hochqualifizierte Beschäftigte, die gute Arbeit leisten. Es ist also keine Schande, arbeitslos zu werden. Entscheidend ist, alles dafür zu tun, dass dieser Zustand möglichst nicht zu lange anhält. Aus einer vorübergehenden Arbeitslosigkeit muss keine Langzeitarbeitslosigkeit werden.

Wer arbeitslos wird, weil ihm gekündigt wurde oder er selbst gekündigt hat, sollte sich möglichst schnell einen Plan für die Zukunft überlegen. Eine Auszeit vom Job ist eine gute Gelegenheit, sich über grundlegende Prioritäten, Erwartungen und Wünsche Gedanken zu machen. Wenn Sie sich damit auseinandergesetzt haben, wissen Sie, wo Sie nach dem nächsten Job suchen können und sollten.

Wenn Sie arbeitslos werden, ist es wichtig, dass Sie proaktiv handeln. Geben Sie sich nicht in die Situation hinein, weil Sie vielleicht entmutigt und frustriert sind. Suchen Sie aktiv nach einer Lösung. Durchforsten Sie Stellenanzeigen oder bewerben Sie sich initiativ. Dazu sollten Sie Ihre Bewerbungsunterlagen auf Vordermann gebracht haben.

Aktiv bleiben, Chancen verbessern

Es kann sinnvoll sein, sich weiterzubilden. Je qualifizierter Sie sind, desto bessere Chancen haben Sie bei Bewerbungen. Außerdem ist es gut für Ihren Lebenslauf, wenn Sie trotz der Arbeitslosigkeit etwas getan haben. So sehen potenzielle Arbeitgeber, dass Sie die Zeit genutzt haben, statt die Hände in den Schoß zu legen. Auch das kann sich positiv auf Ihre Chancen bei der Jobsuche auswirken, weil es zeigt, dass Sie engagiert und motiviert sind.

Wenn es mit dem neuen Job nach einiger Zeit noch nicht geklappt hat, kann das ein Anlass sein, Ihre Erwartungen und Ihre Vorgehensweise zu überdenken. Bewerben Sie sich für Stellen, die zum jetzigen Zeitpunkt zu ambitioniert sind? Dann kann es eine vorübergehende Lösung sein, einen Job anzunehmen, der Ihren Vorstellungen nicht zu hundert Prozent entspricht. So sind Sie wenigstens nicht mehr arbeitslos und können bequem nach einer Stelle suchen, die besser geeignet ist.

Als Notlösung kann auch ein Ein-Euro-Job infrage kommen. Das gilt besonders, wenn Sie schon sehr lange arbeitslos sind. Sie gewöhnen sich dadurch wieder an einen geregelten Tagesablauf und werden graduell wieder an eine Erwerbstätigkeit herangeführt.

Fazit: Langzeitarbeitslosigkeit muss keine Endstation sein

  • Rund jeder dritte Arbeitslose ist schon seit mehr als einem Jahr arbeitslos und gilt damit als langzeitarbeitslos.
  • Eine Langzeitarbeitslosigkeit wird wahrscheinlicher, wenn jemand unzureichend qualifiziert, chronisch krank oder schon etwas älter ist. Auch mangelnde Sprachkenntnisse können dazu beitragen.
  • Langzeitarbeitslosigkeit hat Auswirkungen auf die Betroffenen, ihr Umfeld und die Gesellschaft in einem breiteren Kontext.
  • Wer langzeitarbeitslos ist, kann mit einem individuellen Plan wieder einen Job finden.
  • Im besten Fall dauert eine Arbeitslosigkeit gar nicht so lange, dass von einer Langzeitarbeitslosigkeit die Rede sein könnte. Verschiedene Maßnahmen können dabei helfen.

Bildnachweis: Zivica Kerkez / Shutterstock.com

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