Workaholic – Süchtig nach Arbeit

Die Arbeit nimmt im Leben vieler Menschen eine wichtige Rolle ein. Das ist kein Wunder, wenn man bedenkt, wie viele Stunden man jede Woche im Job verbringt. Manchmal wird die Arbeit jedoch regelrecht zur Sucht. Workaholics können nicht abschalten und richten ihr ganzes Leben nach der Arbeit aus. Das kann fatale Folgen haben – umso wichtiger ist es, rechtzeitig gegenzusteuern und das Verhältnis zum Job zu überdenken.

Eine Frau arbeitet in der Nacht im Büro, sie ist ein Workaholic

Workaholic: Leben für die Arbeit

Was hat die Bezeichnung Workaholic für eine Bedeutung? Bei einem Workaholic ist das Verlangen nach der Arbeit übermäßig stark ausgeprägt, es ist zwanghaft und exzessiv. Nach der Workaholic-Definition des Dudens ist eine solche Person charakterisiert als „jemand, der sich nur schwer von seiner Arbeit lösen kann, [der] übermäßigen Genuss bei der Arbeit verspürt und sein Leben auf die Arbeit ausrichtet“.

Im Leben eines Workaholics nimmt die Arbeit eine übergeordnete Rolle ein, die alles andere überlagert. Workaholics geben sich ganz der Arbeit hin, während andere Bereiche des Lebens in der Regel vernachlässigt werden.

Ein Workaholic ist damit eine arbeitssüchtige Person. Obwohl Arbeitssucht offizielle keine Erkrankung ist, wird sie zu den Verhaltenssüchten gezählt, da die Situation für Betroffene kaum kontrollierbar ist.

Workaholic-Symptome: Daran kann man bemerken, dass jemand arbeitssüchtig ist

Welche Merkmale hat Arbeitssucht? Woran kann man bemerken, dass man selbst ein Workaholic ist oder dass diese Einstufung auf nahestehende Menschen zutrifft? Die folgenden Symptome können darauf hindeuten, dass jemand süchtig nach Arbeit ist:

  • Ein Workaholic ist ständig an der Arbeit und macht häufig Überstunden. Es fällt ihm schwer, sich von der Arbeit zu lösen – physisch ebenso wie mental.
  • Charakteristisch ist die Bereitschaft, im Job alles zu geben, notfalls auch über die eigenen Grenzen hinaus.
  • Pausen? Dafür hat ein Workaholic keine Zeit. Wenn überhaupt, wird vor dem Bildschirm schnell etwas hinuntergeschlungen.
  • Workaholics sind oft perfektionistisch und haben das Gefühl, alles selbst machen zu müssen, wenn es gut werden soll. Sie sind unfähig, Aufgaben an andere zu delegieren oder andere um Hilfe zu bitten.
  • In Stress und Krisen laufen Workaholics zur Höchstform auf. Der damit verbundene Adrenalinrausch kann süchtig machen.
  • Arbeitssüchtige Menschen sind immer erreichbar und können auch nach der Arbeit nicht abschalten. Sie schreiben dann zum Beispiel noch abends E-Mails, arbeiten Projekte aus, recherchieren Informationen oder kommunizieren mit anderen. Viele wachen nachts auf und denken an Dinge von der Arbeit.
  • Typisch ist für Arbeitssucht auch das ständige Reden über den Job.
  • Wenn Workaholics in den Urlaub fahren, ist die Arbeit mit im Gepäck. Über Tablet oder Laptop behält man alle wichtigen Ereignisse im Blick – und arbeitet hier und da besonders dringende Sachen ab.
  • Für die übrigen Bereiche des Lebens bleibt kaum noch Zeit. Darunter können Partnerschaften leiden, wenn sie überhaupt vorhanden sind, ebenso Freundschaften und Hobbys.
  • Bei arbeitssüchtigen Menschen kommt die Erholung zu kurz. Typischerweise werden grundlegende Bedürfnisse wie Schlaf und Entspannung ignoriert oder als weniger wichtig betrachtet.
  • Charakteristisch ist dabei, dass Betroffene bei Arbeitssucht keine Kontrolle über die Situation haben. Sie können kaum kontrollieren, wie viel und wann sie arbeiten – es ist ein Zwang für sie, sich gedanklich oder tatsächlich mit der Arbeit zu beschäftigen.

Engagiert im Job vs. Workaholic: Wo liegt der Unterschied?

Viele Menschen machen ihre Arbeit gerne und engagieren sich im Job mehr als es nötig wäre. Sind das automatisch Workaholics? Nicht unbedingt. Nicht jeder, der Spaß an seinem Job hat und freiwillig mehr macht und länger bleibt, als er müsste, ist arbeitssüchtig. Überstunden haben zum Beispiel oft bestimmte Ursachen, etwa eine herannahende Deadline, ein bevorstehender Urlaub oder das Hinarbeiten auf ein bestimmtes berufliches Ziel.

Bei Workaholics ist der übermäßige Fokus auf den Job hingegen Standard; es kommt also weniger darauf an, ob es gerade besonders viel zu tun gibt oder nicht. Mit dem hohen Engagement im Job sind häufig unrealistisch hohe Erwartungen an sich selbst verbunden. Viele arbeitssüchtige Menschen haben das Gefühl, nie gut genug zu sein, also legen sie immer noch ein Schippchen drauf und leisten noch mehr.

Workaholics haben einen ausgeprägten Wunsch nach Anerkennung. Sie glauben, dass ihr beruflicher Status darüber entscheidet, wie wertvoll sie sind. Ihr Selbstwert hängt damit davon ab, ob sie bestimmte berufliche Ziele erreichen oder nicht.

In manchen Fällen ist es nicht so leicht zu erkennen, ob jemand „nur“ engagiert im Job ist oder ob tatsächlich schon eine Arbeitssucht vorliegt. Letztlich kommt es darauf an, ob das Ganze zwanghafte Züge annimmt und ob es noch möglich ist, nach Feierabend abzuschalten. Wer noch genügend Zeit für andere Dinge findet, die ihm im Leben wichtig sind, ist wahrscheinlich nicht arbeitssüchtig. Bei einer ausgeprägten Arbeitssucht ist der Fokus hingegen auf die Arbeit verengt; alles andere tritt in den Hintergrund.

Welche Folgen es haben kann, wenn jemand arbeitssüchtig ist

Wenn jemand arbeitssüchtig ist, kann das gravierende Folgen haben, und zwar auf verschiedenen Ebenen. Das gilt zum Beispiel für die Gesundheit. Arbeitssucht geht oft mit chronischem Schlafmangel und einem ungesunden Lebensstil mit wenig Bewegung einher. Das kann diverse Probleme hervorrufen, zum Beispiel ein erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Bluthochdruck oder Herzinfarkte, für Schlaganfälle und Diabetes. Ein Workaholic kann auch an Rückenschmerzen, Kopfschmerzen und Migräne, Schlafstörungen oder Tinnitus leiden.

Ist die Arbeit mit hohem Stress verbunden, besteht die Gefahr von Depressionen oder einem Burnout. Wenn die psychische Gesundheit leidet, schwindet die Freude an der Arbeit; sie kann dann mehr und mehr zur Belastung werden, die die Betroffenen auch als solche empfinden. Unter solchen Umständen sinkt die Zufriedenheit der Betroffenen mit ihrem Leben häufig insgesamt.

Auch auf sozialer Ebene führt Arbeitssucht über kurz oder lang zu Problemen. Betroffene vernachlässigen meist Angehörige und Freunde. Das kann dazu führen, dass Beziehungen und Freundschaften in die Brüche gehen. Die Folge kann eine soziale Isolation sein, was die Betroffenen spätestens beim Renteneintritt schmerzlich zu spüren bekommen.

Für Menschen, die sich nicht von den Workaholics abwenden, ist deren Arbeitssucht häufig eine große Belastung. Sie möchten den Betroffenen helfen, wissen aber nicht, wie – und müssen damit leben, dass wegen der Arbeitssucht kaum Zeit für gemeinsame Erlebnisse bleibt. Besonders problematisch kann eine Arbeitssucht für (Ehe-)Partner von Workaholics sein, die sich alleine um den Haushalt und die Kinder kümmern müssen.

Workaholic: Ursachen für die Arbeitssucht

Welche Faktoren bestimmen darüber, ob eine Arbeitssucht entsteht? Wenn jemand zum Workaholic wird, kann das verschiedene Gründe haben. Eine Rolle spielen unter anderem die Persönlichkeit, die Situation am Arbeitsplatz, bisherige Erfahrungen und die individuellen Umstände.

So können zum Beispiel Menschen eher zum Workaholic werden, die sehr ehrgeizig und diszipliniert sind – besonders, wenn die berufliche Identität maßgeblich für ihr Selbstwertgefühl ist. Menschen, die ihren Wert von ihrem beruflichen Erfolg abhängig machen, können eher arbeitssüchtig werden. Auch gesellschaftliche Faktoren spielen eine Rolle: In unserer Gesellschaft gelten harte Arbeit, Stress und Schlafmangel nicht selten als Prädikate für hohe Leistungen und Erfolg.

Entscheidend ist auch, welche Ziele jemand verfolgt. Wer eine steile Karriere anstrebt, gerät eher in eine Arbeitssucht als jemand, der vollkommen zufrieden ist, wenn er nicht befördert wird. Bisherige Erfahrungen wirken sich ebenfalls aus: Wenn jemand immer wieder die Erfahrung gemacht hat, dass viel Arbeit zu viel Anerkennung führt, weil man dadurch Ziele erreicht, kann das zur Sucht werden.

Auch die veränderten Arbeitsbedingungen in der heutigen Arbeitswelt können zur Entstehung einer Arbeitssucht beitragen. So arbeiten zum Beispiel immer mehr Menschen (zeitweise) im Homeoffice, wo die Grenzen zwischen Arbeit und Privatleben noch weiter verschwimmen können als ohnehin. Trends wie Work-Life-Blending, was das häufig als unrealistisch abgestempelte Streben nach Work-Life-Balance ersetzen soll, führen zu einer weiteren Erosion von Grenzen. Die Digitalisierung wirkt sich ebenfalls entscheidend aus: Dank Smartphones, Laptops und Tablets kann man die Arbeit heute problemlos mit nach Hause nehmen und ist dabei ständig erreichbar.

Workaholic: Was tun?

Wenn Sie glauben, dass Sie ein Workaholic sind, sollten Sie das nicht einfach hinnehmen, sondern überlegen, was Sie dagegen tun können. Im ersten Schritt ist dabei entscheidend, dass Sie Ihre Lage und Ihre Gefühle und Denkweisen ehrlich reflektieren. Durch diese Analyse zeigt sich, wie gravierend das Problem ist und wo die Ursachen dafür liegen können.

Überlegen Sie, was Sie im Leben wollen und was Ihnen wirklich wichtig ist. Wollen Sie wirklich so viel arbeiten? Macht es Ihnen so große Freude – oder fühlen Sie sich vielmehr dazu gezwungen? Möchten Sie die Arbeit mit nach Hause nehmen? Und möchten Sie mit den negativen Seiten eines Workaholic-Daseins leben und zum Beispiel auf eine Beziehung, Freunde und Hobbys verzichten oder gesundheitliche Probleme in Kauf nehmen?

Aus den Antworten auf solche und ähnliche Fragen können Sie Handlungsoptionen ableiten. Im besten Fall gelingt es Ihnen anschließend, Ihre Haltung und Ihr Verhalten im Job zu ändern. Vielleicht schaffen Sie es, gewohnte Muster zu durchbrechen, indem Sie es sich zur Angewohnheit machen, pünktlich nach Hause zu gehen und zuhause nicht mehr zu arbeiten und auch keine E-Mails zu lesen. Das kann Ihnen leichter fallen, wenn Sie es erstmal nur für eine kürzere Zeit ausprobieren, zum Beispiel eine Woche. So haben Sie die Möglichkeit, sich an eine andere Herangehensweise an die Arbeit zu gewöhnen.

Möglicherweise haben Sie einfach zu viel zu tun und sind zum Workaholic geworden, um die Flut an Aufgaben ansatzweise bewältigen zu können. In diesem Fall sollten Sie mit Ihrem Vorgesetzten sprechen. Gemeinsam können Sie Lösungen finden, zum Beispiel eine Reduzierung Ihrer Aufgaben.

Eine Psychotherapie kann helfen, die Arbeitssucht zu überwinden

Eine weitere Anlaufstelle ist ein Arzt Ihres Vertrauens. Mit dem Arzt können Sie sprechen, wenn Sie sich von der Situation psychisch stark belastet fühlen oder das Workaholic-Dasein Ihre Gesundheit beeinträchtigt. Er kann Ihnen weitere Optionen aufzeigen.

Ist die Arbeitssucht stark ausgeprägt, haben die Betroffenen ohne Unterstützung von außen oft große Probleme, etwas zu verändern. Scheuen Sie sich deshalb nicht davor, professionelle Hilfe zu suchen. Ein Psychotherapeut kann Ihnen dabei helfen, die nötigen Veränderungen klar zu sehen und tatsächlich etwas zu verändern. Bei einer Arbeitssucht kommt ein Meideverhalten, wie es bei manchen anderen Süchten wie Tabak- und Alkoholsucht möglich ist, nicht infrage. Sie müssen schließlich mit irgendetwas Ihren Lebensunterhalt verdienen. In einer Psychotherapie können Sie lernen, bewusster und kontrollierter mit der Arbeit umzugehen. Wenn Sie sich akut überlastet und ausgebrannt fühlen, kommt auch ein Klinikaufenthalt infrage.

Unterstützung können Sie darüber hinaus auch in Selbsthilfegruppen und Internetforen für Betroffene finden. Zögern Sie auch nicht, Angehörige und Freunde zurate zu ziehen. Auch wenn am Ende Sie dafür verantwortlich sind, etwas zu verändern, tut es gut, sich anderen anzuvertrauen und zu wissen, dass man nicht alleine ist.

Wie kann man Workaholics in Familie und Freundeskreis helfen?

Nicht nur für die Betroffenen selbst, auch für die Angehörigen ist eine Arbeitssucht belastend. Wer einen Workaholic in der Familie oder dem Freundeskreis hat, fragt sich wahrscheinlich, wie er dieser Person helfen kann. Vielleicht machen Sie sich Sorgen um die Gesundheit und das Wohlbefinden des Workaholics. Vielleicht steht aber auch die Beziehung zu dem Betroffenen als solche auf dem Spiel, weil sich dessen Verhalten negativ auf Sie auswirkt und Sie nicht bereit sind, das weiter hinzunehmen.

Vielen Partnern, Freunden und Familienmitgliedern von Workaholics fällt es schwer, mit der Situation umzugehen. Tatsächlich ist es oft nicht einfach, denn wenn Sie das Thema ansprechen und der Betroffene das Problem verdrängt, möchte dieser wahrscheinlich nicht darüber reden oder vertröstet Sie auf die Zukunft, in der alles besser wird. Vielleicht wird der Betroffene auch wütend auf Sie, weil er nicht hören will, was Sie zu sagen haben. Davon haben Sie wenig gewonnen.

Es erfordert Fingerspitzengefühl, mit einer solchen Situation umzugehen. Sie können am besten einschätzen, ob der Betroffene empfänglich für eine offene Unterhaltung ist oder ob er noch nicht so weit ist. Machen Sie sich klar, dass Ihr Handlungsspielraum ohnehin begrenzt ist. Sie können nur Ihre Unterstützung und ein offenes Ohr anbieten. Es liegt an dem Betroffenen selbst, das Problem zu erkennen und den Entschluss zu fassen, die Lage zu verändern. Wenn es soweit ist, kann Ihre Hilfe einen entscheidenden Unterschied machen.

Wichtig ist dabei, dass Sie sich selbst und Ihre Bedürfnisse nicht vergessen. Wenn zum Beispiel Ihr Freund oder Ehepartner ein Workaholic ist und Sie bei allen Verpflichtungen des Alltags auf sich alleine gestellt sind, dürfen Sie Ihren Unmut darüber ruhig sachlich zum Ausdruck bringen. Möglicherweise ist es auch hilfreich, sich selbst Hilfe zu suchen und Ihrerseits mit einem Psychotherapeuten oder in einer Selbsthilfegruppe über die Situation zu sprechen.

Bildnachweis: Dragon Images / Shutterstock.com

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