Schulische Ausbildung 2024: Bewerbungsfristen & Tipps zum Start

Ausbildung ist nicht gleich Ausbildung: Wenn Sie einen Beruf erlernen möchten, können Sie statt einer klassischen dualen Berufsausbildung auch eine schulische Ausbildung machen. Dabei lernen Sie vorwiegend an einer Berufsfachschule und nicht in einem Ausbildungsbetrieb. Wie läuft eine schulische Berufsausbildung ab? Wie ist sie geregelt? Und welche Vorteile und Nachteile hat sie gegenüber einer „normalen“ Ausbildung? Das und mehr erfahren Sie in diesem Artikel.

Zwei junge Menschen stehen im Raum, was ist die schulische Ausbildung?

Was ist eine schulische Ausbildung?

Berufsausbildungen finden in den meisten Fällen dual statt. Das sieht so aus, dass Azubis in einer Berufsschule die Theorie lernen und in einem Ausbildungsbetrieb die Praxis auf dem Programm steht. Es gibt allerdings auch rein schulische Ausbildungen, bei denen die praktische Komponente im Betrieb entfällt. Solche Ausbildungen sind auch als vollschulische Ausbildungen bekannt. In einer rein schulischen Ausbildung fällt die Berufspraxis nicht komplett weg: Es gibt zwar im Ausbildungsalltag keine länger andauernden praktischen Elemente, allerdings sind in aller Regel Praktika vorgesehen. Dadurch soll sichergestellt werden, dass ein Mindestmaß an praktischen Erfahrungen auch in vollschulischen Ausbildungen gegeben ist.

In schulischen Ausbildungen lernen die Schüler, die in diesem Fall nicht Azubis genannt werden, an einer privaten oder staatlichen Berufsfachschule, einem Berufskolleg oder einer Fachakademie alles, was sie für die Ausübung eines bestimmten Berufs brauchen. Der Unterricht findet, anders als bei einer dualen Berufsausbildung, in Vollzeit statt. Ein weiterer wesentlicher Unterschied zu der klassischen Berufsausbildung hängt mit der Vergütung zusammen: Wer eine vollschulische Ausbildung macht, bekommt in der Regel keine Ausbildungsvergütung. Stattdessen wird häufig ein Schulgeld fällig.

In welchen Bereichen werden schulische Berufsausbildungen angeboten?

Rein schulische Ausbildungen sind eher die Ausnahme; duale Berufsausbildungen werden in wesentlich mehr Berufen angeboten. Schulische Ausbildungen gibt es vorwiegend in bestimmten Branchen. Dazu zählen die Bereiche Gesundheit und Soziales, Technik, Kreatives und Kunst sowie Sprachen. Hier eine unvollständige, beispielhafte schulische Ausbildungen-Liste:

  • Erzieher/in
  • Pflegefachfrau/-mann
  • Grafikdesigner/in
  • Gesundheits- und Krankenpflegehelfer/in
  • Ergotherapeut/in
  • Physiotherapeut/in
  • Sozialassistent/in
  • Pharmazeutisch-technische/r Assistent/in
  • Medizinisch-technische/r Assistent/in
  • Schriftdolmetscher/in
  • Medienassistent/in
  • Musiker/in

Eine schulische Ausbildung schließt mit einem staatlich anerkannten Berufsabschluss ab. Dazu müssen die Schüler die Abschlussprüfung bestehen, zu der ein schriftlicher und ein praktischer Teil gehört. Es gibt allerdings Unterschiede zwischen verschiedenen Angeboten: Nicht alle Abschlüsse von schulischen Ausbildungen sind deutschlandweit anerkannt. Manche sind nur in einzelnen Bundesländern gültig.

Wichtige Regelungen zur schulischen Berufsausbildung

Schulische Ausbildungen sind in der Regel auf Länderebene geregelt, wodurch sich die Rahmenbedingungen von Bundesland zu Bundesland unterscheiden können. Das kann dazu führen, dass Inhalte und Struktur von vollschulischen Ausbildungen je nach Land voneinander abweichen.

Wie ist der Unterricht strukturiert?

Grundsätzlich findet die Schule in Form von Blockunterricht kombiniert mit Praxiseinheiten statt. Wie groß der Praxisanteil ist, ist wiederum unterschiedlich von Ausbildung zu Ausbildung. Manche schulischen Ausbildungen ähneln dualen Berufsausbildungen relativ stark, während praktische Elemente bei anderen eher die Ausnahme sind. Es gibt zudem in vielen Fällen die Option, parallel noch einen Schulabschluss zu machen, etwa das Abitur oder Fachabitur.

Wann beginnen schulische Ausbildungen und wie lange dauern sie?

Schulische Ausbildungen beginnen in der Regel im Spätsommer oder Herbst, üblicherweise zwischen August und Oktober. Teilweise ist abweichend auch ein Beginn im März oder April möglich. Die reguläre Dauer liegt bei zwei bis drei Jahren bei einer schulischen Berufsausbildung in Vollzeit. Bei einer Teilzeit-Ausbildung dauert es meist fünf Jahre, bis Schüler den Abschluss in der Tasche haben. Mit bestimmten Qualifikationen wie einem höheren Schulabschluss kann eine Verkürzung der schulischen Ausbildung möglich sein; es dauert dann zum Beispiel nur noch ein Jahr (in Vollzeit) oder dreieinhalb Jahre (in Teilzeit). 

Was verdient man bei einer schulischen Ausbildung?

Anders als bei dualen Berufsausbildungen verdienen Schüler bei einer rein schulischen Ausbildung in aller Regel nichts. Sie müssen ganz im Gegenteil oft für ihre Ausbildung Geld bezahlen. Wie teuer es wird, kann sich von Angebot zu Angebot stark unterscheiden. Mitunter werden mehrere Hundert Euro pro Monat fällig.

Welche Voraussetzungen müssen für eine schulische Ausbildung erfüllt sein?

Welche Voraussetzungen für eine schulische Ausbildung erfüllt sein müssen, hängt davon ab, um welchen Beruf und welches Angebot es sich handelt. Es macht einen Unterschied, ob Sie eine schulische Ausbildung zum Erzieher machen oder sich in einer vollschulischen Ausbildung zur Grafikdesignerin ausbilden lassen möchten. In der Regel wird (mindestens) ein Realschulabschluss vorausgesetzt, wobei in manchen Fällen auch ein Hauptschulabschluss akzeptiert wird. Abitur braucht man in der Regel nicht.

Hinzu kommen spezifische Voraussetzungen je nach Beruf. Im Gesundheitsbereich brauchen Sie zum Beispiel ein Gesundheitszeugnis, während in kreativen Ausbildungen eine Mappe mit eigenen Arbeiten verlangt werden kann. Ebenso können gute Noten in bestimmten Schulfächern vorausgesetzt werden. Manchmal sind auch Eignungstests vorgesehen, die aus mündlichen und schriftlichen Tests, aber auch motorischen Tests und Gesprächen bestehen können. Zudem ist häufig ein Mindestalter vorgesehen, welches in der Regel zwischen 16 und 18 Jahren liegt.

Bis wann muss man sich für vollschulische Ausbildungen bewerben?

Wie sind bei vollschulischen Ausbildungen die Bewerbungsfristen? Über die Anmeldefristen informieren Sie sich am besten direkt bei der jeweiligen Berufsfachschule, denn die Bewerbungsfristen können sich je nach Angebot stark unterscheiden. Grundsätzlich können Sie damit rechnen, dass Sie sich viele Monate im Voraus bewerben müssen – zum Beispiel im Sommer für einen Ausbildungsbeginn im darauffolgenden Frühsommer. Bei Bewerbungen sind die üblichen Unterlagen gefragt: Anschreiben, Lebenslauf, eine beglaubigte Kopie des Abschlusszeugnisses. Lesen Sie zur Sicherheit beim jeweiligen Anbieter nach, ob noch weitere Dokumente und Nachweise verlangt werden.

Vorteile und Nachteile von schulischen Ausbildungen

Sich nach der Schule für eine Richtung zu entscheiden, fällt vielen jungen Menschen schwer. Das liegt oft nicht daran, dass es keine guten Optionen gäbe, sondern dass es inmitten all der Möglichkeiten schwierig ist, sich auf einen Beruf festzulegen. Noch komplizierter wird es, wenn es darum geht, auf welche Art und Weise man sich für den Beruf qualifizieren möchte – mit einer schulischen Ausbildung, einer dualen Berufsausbildung oder doch einem Studium? Bei Ihrer Entscheidung ist es wichtig, dass Sie die Vor- und Nachteile kennen, die mit schulischen Ausbildungen einhergehen können.

Diese Vorteile kann eine schulische Ausbildung haben

  • Eine rein schulische Ausbildung kann ein guter Weg sein, sich für einen bestimmten Beruf zu qualifizieren. Dabei lernen Sie viel Theorie und erwerben viel Hintergrundwissen – Sie steigen also tief ins Thema ein, und das womöglich mehr, als es bei einer dualen Berufsausbildung der Fall wäre.
  • Bei einer schulischen Ausbildung in Vollzeit verbringen Sie mehr Zeit mit Ihren Klassenkameraden. Dadurch kann sich ein besserer Zusammenhalt in der Klasse ergeben als bei dualen Ausbildungen, was die Ausbildung angenehmer machen kann.
  • Sie haben bei schulischen Ausbildungen oft die Möglichkeit, einen höheren Schulabschluss wie das Abitur zu machen. Das ist praktisch, wenn Sie sich die Option eines späteren Studiums offenhalten möchten.
  • Die Aussichten am Arbeitsmarkt sind mit einem Abschluss oft sehr gut.

Mögliche Nachteile einer schulischen Ausbildung

  • In einer schulischen Ausbildung liegt der Fokus auf der Theorie. Sie bekommen zwar geballtes Wissen vermittelt, dafür ist der Praxisanteil aber wesentlich kleiner als in dualen Berufsausbildungen. Je nach Ausbildung kann es sein, dass Sie nur wenige praktische Ausbildungsbestandteile haben. Das kann den Berufseinstieg nach der Ausbildung erschweren.
  • Während Sie bei einer dualen Berufsausbildung Anspruch auf eine Ausbildungsvergütung haben, ist das bei vollschulischen Ausbildungen nicht der Fall. Stattdessen wird hier in der Regel ein Schulgeld fällig. Dadurch ist eine solche Ausbildung nicht für jeden machbar, denn sie muss auch finanziert werden können.
  • Die Anerkennung von Ausbildungsabschlüssen über verschiedene Bundesländer hinweg kann ein Problem sein. Das hängt mit unterschiedlichen Regelungen auf Länderebene zusammen.

Wie kann man eine schulische Ausbildung finanzieren?

Anders als bei einer dualen Berufsausbildung bekommen Schüler bei einer vollschulischen Ausbildung in aller Regel keine Vergütung. Im Gegenteil: Gerade an privaten Akademien ist es üblich, dass ein Schulgeld gezahlt werden muss. Es kommt allerdings auf die Richtung an: In manchen Bereichen kann Anspruch auf eine monatliche Ausbildungsvergütung bestehen, zum Beispiel in der Pflege, Physiotherapie, Logopädie oder Ergotherapie.

Wie kann man eine schulische Ausbildung finanzieren, wenn man keine Ausbildungsvergütung erhält, aber Schulgeld bezahlen muss? Vielleicht haben Sie Rücklagen, auf die Sie zurückgreifen können, oder Ihre Eltern können Sie unterstützen. Eine andere Möglichkeit kann darin bestehen, die Ausbildung in Teilzeit zu machen und nebenher zu arbeiten. Sie können auch Schüler-BAföG beantragen. Hierbei kommt es allerdings auch darauf an, wie viel Ihre Eltern verdienen. Oder Sie nehmen einen Bildungskredit auf.

In manchen Fällen kann das Schulgeld bei Gesundheitsfachberufen vom Land übernommen werden. In diesem Fall spielt es in der Regel keine Rolle, wo Sie Ihre Ausbildung machen – auch das Schulgeld für private Institutionen kann vom Land getragen werden, wenn die Voraussetzungen dafür erfüllt sind. Informieren Sie sich, welche Regelungen und Fördermöglichkeiten es in Ihrem Bundesland gibt.

Schulische Ausbildung, duale Ausbildung oder Studium – wie findet man die beste Lösung?

Womöglich sind Sie noch nicht sicher, welchen Weg Sie wählen sollen. Sollen Sie eine reguläre Berufsausbildung oder eine schulische Ausbildung machen? Studieren oder doch nach der Schule eine kurze Auszeit einlegen und zum Beispiel als Au Pair oder für Work & Travel ins Ausland gehen? Diese Entscheidung können nur Sie selbst treffen. Überlegen Sie sich gut, was für Sie infrage kommt.

Es kommt dabei einerseits darauf an, welche Richtung Sie am meisten interessiert. Andererseits müssen auch die Rahmenbedingungen stimmen: Was können Sie auch tatsächlich umsetzen, zum Beispiel in der Finanzierung? Haben Sie die Möglichkeit, ohne Einkünfte Schulgeld für eine rein schulische Ausbildung zu bezahlen? Bedenken Sie auch die Art und den Ablauf der Berufsausbildung. Eine schulische Ausbildung ist sehr theoretisch, genauso wie ein Studium. Ein Studium ist oft noch fundierter als eine (schulische) Ausbildung, es dauert aber auch länger. Auch ein duales Studium kann eine interessante Option sein, weil es Theorie und Praxis miteinander vereint.

Eine duale Berufsausbildung hingegen hat nicht nur den Vorteil, dass Sie dabei von Anfang an eine Ausbildungsvergütung erhalten. Auch die Übernahmechancen nach der Ausbildung sind oft sehr gut – vorausgesetzt, die Verantwortlichen im Ausbildungsbetrieb waren mit Ihnen zufrieden.

Wägen Sie Ihre Optionen sorgfältig gegeneinander ab und überstürzen Sie Ihre Entscheidung nicht. Wenn Sie wirklich nicht wissen, was Sie machen möchten, und über eine kurze Auszeit nach dem Ende der Schulzeit nachdenken, kann das eine gute Lösung sein. Sie haben dadurch weniger Druck und mehr Zeit, eine fundierte Entscheidung für Ihre berufliche Zukunft zu treffen.

Bildnachweis: Krakenimages.com / Shutterstock.com

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