Work and Travel: Optionen, Kosten und hilfreiche Tipps

Nach der Schule möchten viele junge Menschen neue Erfahrungen sammeln – am liebsten im Ausland. Eine Möglichkeit dafür ist Work and Travel. Das kann auch noch in einem etwas höheren Alter eine spannende Option sein, längere Zeit in anderen Ländern zu verbringen und Land und Leute hautnah kennenzulernen. Wie läuft Work and Travel ab? Welche Möglichkeiten gibt es? In welche Länder kann man reisen – und mit welchen Kosten muss man rechnen? Hier erfahren Sie alles, was Sie zum Thema wissen sollten.

Zwei Frauen arbeiten auf einer Farm, was ist Work and Travel?

Work and Travel: Was ist das?

Work and Travel heißt übersetzt „Arbeiten und Reisen“. Es handelt sich dabei um ein Modell, das vor allem junge Menschen nutzen, die eine längere Zeit im Ausland verbringen wollen. Sie reisen in ein Land ihrer Wahl, suchen sich einen Job und reisen nach einer gewissen Zeit weiter. Dabei finanzieren sie sich ihre Reisen durch Backpacking-Jobs, die sie vor Ort annehmen. In vielen Ländern ist es relativ einfach, Work-and-Travel-Visa zu bekommen. Deshalb ist das Modell eine attraktive Möglichkeit, neue Erfahrungen im Ausland zu sammeln.

Die Dauer von Work and Travel ist ein Stück weit von den Präferenzen der Backpacker abhängig. Oft beträgt die Mindestdauer laut Visum einen Monat, die maximale Aufenthaltsdauer liegt häufig bei einem Jahr. In diesem Zeitraum bestimmen Sie, wie viel Sie tatsächlich herumreisen und womit Sie Ihre Zeit verbringen. Manche Backpacker bleiben länger an einem Ort, weil sie sich dort wohlfühlen, vielleicht neue Freunde gefunden haben und mit ihrem Job zufrieden sind. Oft sind die einzelnen Stationen aber eher kurz – die Backpacker reisen dann nach einer gewissen Zeit weiter, um mehr vom Land zu sehen. Ebenso entscheiden Sie darüber, in welchem Verhältnis Arbeit und Reisen stehen.

Work and Travel ist bei vielen jungen Menschen sehr beliebt. Gerade Schulabgänger möchten oft eine Pause einlegen, um neue Erfahrungen zu machen, bevor sie studieren oder eine Ausbildung beginnen. Work and Travel bietet Ihnen diese Möglichkeit:

Sie können

  • längere Zeit in einem Land leben, das Sie interessiert,
  • Neues sehen,
  • Menschen kennenlernen und
  • Ihre Sprachkenntnisse verbessern.

Was kann man bei Work and Travel machen und wie läuft es ab?

Wie kann Work and Travel aussehen? Welche Work-and-Travel-Jobs kommen infrage? Abhängig von Ihren Vorstellungen und Präferenzen kann Work and Travel ganz unterschiedlich ausgestaltet werden. Es kommt natürlich darauf an, wohin Sie wollen. Wenn Sie Work and Travel in Australien machen, können Sie zum Beispiel als Erntehelfer („Fruit Picking“) arbeiten. Australische Farmen haben oft ganzjährig Bedarf an tatkräftigen Helfern. Mitunter sind dabei Farmstays möglich, bei denen Sie gegen Kost und Logis arbeiten. Sie erhalten also kein Geld, dürfen aber vor Ort wohnen und werden verpflegt.

Ebenso können Sie als Backpacker in Hotels oder Gastronomiebetrieben arbeiten, zum Beispiel als Kellner, Barkeeper, Rezeptionist oder Reinigungskraft. Manchmal gibt es auch die Möglichkeit, in Hostels auszuhelfen und dann kostenlos dort zu wohnen. Weitere typische Work-and-Travel-Jobs finden Sie im Bereich Freizeit und Tourismus. Sie könnten zum Beispiel als Tour Guide, Tauchlehrer, Surflehrer, Skilehrer, Ranger in Nationalparks oder Übersetzer arbeiten.

Eine weitere spannende Option ist House Sitting: Dabei passen Sie auf das Haus und gegebenenfalls auch die Tiere von Personen auf, die abwesend sind. Sie halten alles instand, versorgen die Haustiere, gießen Blumen oder pflegen den Garten. Für die Erledigung dieser Aufgaben erhalten Sie eine Bezahlung. Außerdem dürfen Sie in der Regel während des Jobs im Haus wohnen. 

Work-and-Travel-Jobs: Wie findet man sie?

Jobs können Sie sich bei Work and Travel schon im Vorfeld über das Internet oder mit der Unterstützung einer Work-and-Travel-Organisation suchen. Ebenso können Sie vor Ort auf Jobsuche gehen. In beliebten Work-and-Travel-Ländern wie Australien oder Kanada finden Backpacker über Aushänge in Hostels oft relativ unkompliziert einen Job. Außerdem geben Ihnen womöglich andere Backpacker Tipps, welche Arbeit sich lohnt und was Sie lieber meiden sollten. Es gibt auch sogenannte Working Hostels, die Ihnen bei der Jobvermittlung helfen und entsprechend gut vernetzt sind. Oft werden die Backpacker vor der Arbeit am Hostel eingesammelt und anschließend wieder zurückgebracht – bequemer geht es kaum.

Apropos Hostel: Viele Backpacker wohnen in Hostels. Gerade größere Mehrbettzimmer sind deutlich günstiger als Hotelzimmer oder eine private Unterkunft über Airbnb. Sie können aber je nach Job und Präferenzen auch auf Farmen leben, sich über Couchsurfing eine Unterkunft besorgen oder in Ihrem Campervan schlafen. Welche Unterkunft die beste ist, hängt auch davon ab, welche Arbeit Sie sich suchen. Fruit-Picking-Jobs zum Beispiel finden oft auf entlegenen Farmen statt. In diesem Fall benötigen Sie entweder eine Transportmöglichkeit oder Sie leben auf der Farm. Letzteres kann jedoch schnell etwas eintönig werden.

Welche Länder kommen für Work and Travel infrage?

Für Work and Travel kommen viele Länder weltweit infrage. Es gibt allerdings bestimmte Länder, die besonders beliebte Reiseziele für Backpacker sind. Das betrifft insbesondere Work and Travel in 

  • Australien,
  • Neuseeland und
  • Kanada.

Ist auch Work and Travel in den USA möglich? Ein klassisches Work and Travel, bei dem Sie frei herumreisen und sich nach Gutdünken Jobs suchen, ist in den USA nicht möglich. Eine Option ist aber das „Camp-America“-Programm, welches von Mai oder Juni bis August (neun bis elf Wochen) dauert. Sie können dabei als Betreuer von Kindern und Jugendlichen in Sommercamps arbeiten und anschließend durch die USA reisen.

Work-and-Travel-Erfahrungen können Sie auch in anderen weit entfernten Ländern machen. Wie wäre es zum Beispiel mit Work and Travel in Japan oder Südkorea? Auch Chile ist bei Backpackern beliebt. Natürlich müssen Sie nicht zwingend weit reisen – Work and Travel in Europa ist ebenfalls eine Option, zum Beispiel in sonnigen Ländern wie Portugal oder Spanien.

Natürlich kommt es auch darauf an, welche Sprachen Sie beherrschen. Nicht ohne Grund sind es vor allem englischsprachige Länder, die bei Backpackern besonders beliebt sind. In Japan zum Beispiel sprechen viele Menschen kein allzu gutes Englisch. Deshalb kann es schwer sein, ohne entsprechende Sprachkenntnisse einen Job zu finden. Bei manchen Tätigkeiten sind Sprachkenntnisse allerdings zweitrangig. Zudem bieten Ihnen Apps und Online-Kurse die Möglichkeit, das Sprachenlernen in Ihren Alltag zu integrieren – auch wenn Sie sich bereits im Ausland befinden. Sie müssen also nicht unbedingt jedes Land kategorisch ausschließen, dessen Sprache Sie (noch) nicht gut sprechen.

Voraussetzungen für Work and Travel

Je nach Land müssen für Work and Travel bestimmte Voraussetzungen erfüllt sein. Informieren Sie sich am besten direkt für Ihr Reiseziel über die Bestimmungen. In der Regel ist Work and Travel jungen Menschen vorbehalten. Ein Work-and-Travel-Visum erhalten Sie zum Beispiel in Australien und Neuseeland nur, wenn Sie zwischen 18 und 30 Jahre alt sind. Work and Travel in Kanada ist von 18 bis 35 Jahren möglich.

Vom jeweiligen Visum hängt auch ab, wie lange Sie im Land bleiben dürfen. Oft liegt die mögliche Reisezeit zwischen einem und zwölf Monaten. Es kann sein, dass Sie bei Ihrer Einreise Rücklagen in einer gewissen Höhe nachweisen müssen – oft 2.000 bis 3.000 Euro –, gegebenenfalls muss auch der Rückflug schon gebucht sein. Ebenso kann auch eine Auslandskrankenversicherung vorausgesetzt werden, die Sie in diesem Fall ebenfalls nachweisen müssen. 

Weitere Voraussetzungen können sich durch bestimmte Jobs ergeben. Wenn Sie zum Beispiel in Australien als Barkeeper arbeiten möchten, benötigen Sie ein spezielles Zertifikat, um Alkohol ausschenken zu dürfen. Dasselbe gilt für Kanada. Um dieses Zertifikat zu erhalten, absolvieren Sie online oder vor Ort einen Test.

Zu den Voraussetzungen für Work and Travel gehören je nach Job auch ausreichende Sprachkenntnisse. Gerade bei Hilfstätigkeiten wie zum Beispiel Erntehelfer müssen Sie die jeweilige Sprache nicht perfekt beherrschen. Allerdings ist es fernab des Jobs hilfreich, wenn Sie sich hinreichend verständigen können – zum Beispiel mit anderen Reisenden im Hostel oder mit Einheimischen. Um in den meisten Ländern im Alltag zurechtzukommen, sollten Sie vor allem Englisch lernen. Englisch ist die weltweit am weitesten verbreitete Sprache und wird in vielen Nationen als Erst- oder Zweitsprache gesprochen. Deshalb sind im Ausland oft Beschilderungen, Anweisungen in öffentlichen Verkehrsmitteln, touristische Informationen oder auch Bücher in englischer Sprache zu finden.

Work and Travel: Kosten

Wenn Sie über Work and Travel nachdenken, stellt sich auch die Frage, was das kostet. Hier gibt es keine pauschalen Beträge, mit denen Sie rechnen können, weil zu viele spezifische Faktoren eine Rolle spielen. Da wäre zum Beispiel die Anreise, meist ein Flug. Flüge in weit entfernte, beliebte Work-and-Travel-Reiseziele wie Kanada, Australien oder Neuseeland sind sehr teuer. Vor Ort brauchen Sie eine Unterkunft und müssen sich verpflegen. Zwar verdienen Sie hoffentlich schon bald Geld mit einem Work-and-Travel-Job, aber das deckt Ihre Kosten möglicherweise nicht zu hundert Prozent.

Zum Work and Travel gehört das Herumreisen, und Sie möchten sicherlich nicht nur arbeiten, sondern auch Freizeit haben und sich das Land ansehen. Vielleicht haben Sie Interesse an Kursen, zum Beispiel Surfen oder Tauchen, oder möchten an geführten Touren durch einen Nationalpark, historische Stätten oder lokale Märkte teilnehmen. Solche Erfahrungen und die Reisen von einem Ort zum nächsten kosten schnell viel Geld. Deshalb brauchen Sie in den meisten Fällen Rücklagen, um die Work-and-Travel-Kosten tragen zu können.

Im Zweifel ist es möglich, die Kosten vor Ort rein über Ihren Work-and-Travel-Job zu decken. Allerdings ist es sehr wahrscheinlich, dass Sie sich dann bestimmte Dinge nicht leisten können. Wie viel Geld Sie benötigen, hängt also auch von Ihren Vorstellungen und Ansprüchen ab. Vergessen Sie auch nicht die Kosten, die über Reisen, Unterkunft, Verpflegung und Freizeitaktivitäten hinaus auf Sie zukommen können.

Bestimmte Formalien kosten in der Regel Geld, zum Beispiel das Visum und mögliche nötige Zertifikate oder auch eine Auslandskrankenversicherung. Vielleicht brauchen Sie auch Schutzimpfungen, besonderes Equipment, möchten einen Campervan mieten, ein Auto kaufen oder brauchen einen internationalen Führerschein. Rechnen Sie also bei der Reiseplanung realistisch durch, welche Kosten Ihnen durch Work and Travel entstehen könnten.

Tipps für die Planung von Work and Travel

Egal, ob Sie Work and Travel in Neuseeland machen oder auf einer Farm in Island aushelfen möchten: Work and Travel sollten Sie möglichst frühzeitig planen. Das gilt besonders, wenn Sie an speziellen Programmen wie „Camp America“ teilnehmen möchten – das sollten Sie schon im Sommer/Herbst des Vorjahres geplant haben. Auch sonst ist es gut, keinen Zeitdruck zu haben. Im Zweifel geht es natürlich auch spontaner – notfalls buchen Sie kurzfristig einen Flug und suchen sich dann vor Ort einen Job. Besser ist es aber, wenn Sie Ihr Vorhaben in Ruhe vorbereiten können.

Vielleicht möchten Sie noch Ihre Sprachkenntnisse auffrischen oder ausbauen. Womöglich gibt es auch so einige bürokratische Dinge, die Sie erledigen müssen – zum Beispiel die Beantragung des Visums oder von einem Reisepass. All das kostet Zeit. Wenn Sie Work and Travel machen möchten, können Sie das entweder mit einer speziellen Work-and-Travel-Organisation tun oder Ihre Reise ganz allein organisieren.

Die Hilfe einer Organisation in Anspruch zu nehmen, ist teuer – Sie müssen mit zusätzlichen Kosten von 500 bis 1.000 Euro rechnen. Es kann allerdings Vorteile haben, eine Organisation an seiner Seite zu haben. Solche Firmen helfen Ihnen bei der Organisation Ihres Aufenthalts und haben oft Kooperationen mit Hostels, durch die Ihre Unterkunft möglicherweise günstiger ausfällt. Ob es besser ist, mit einer Work-and-Travel-Organisation zu reisen, hängt nicht zuletzt vom Land ab. In Ländern, in denen Work and Travel weniger verbreitet ist, kann es schwieriger sein, auf sich allein gestellt Work-and-Travel-Jobs zu finden.

Job vorab oder vor Ort suchen?

Apropos Jobsuche: Sucht man besser schon vorher einen Job oder kann man die Jobsuche auf sich zukommen lassen? Auch dabei kommt es darauf an, welches Land Sie bereisen möchten und welche Art von Job Ihnen vorschwebt. Sich schon vorab einen Job zu suchen, gibt Ihnen Sicherheit und ist sinnvoll, wenn Sie sehr genaue Vorstellungen haben. Einfache Jobs, für die keine nennenswerten Qualifikationen erforderlich sind – zum Beispiel Fruit Picking in Australien oder Neuseeland –, finden Sie hingegen oft problemlos vor Ort. Es schadet aber nicht, sich im Vorfeld schon mal einen Überblick darüber zu verschaffen, welche Jobs infrage kommen könnten. Es gibt für viele Länder spezielle Portale, auf denen Backpacking-Jobs ausgeschrieben werden.

Nicht immer gestaltet sich die Jobsuche vor Ort unproblematisch. Es kann durchaus sein, dass Sie je nach Land beziehungsweise Stadt und Job viel Konkurrenz haben. Dadurch finden Sie womöglich nicht sofort einen Job – das verursacht schnell hohe Kosten und Frust. Es ist sinnvoll, wenn Sie Ihren Lebenslauf in der für das Land gängigen Form und natürlich in der jeweiligen Sprache ausdrucken. Nicht jeder Arbeitgeber legt Wert darauf, aber zumindest sind Sie vorbereitet.

Wo möchten Sie wohnen?

Überlegen Sie sich vorab, wo Sie unterkommen möchten. Hostels sind besonders günstig, aber für manche Menschen bedeuten die großen Mehrbettzimmer – die günstigste Form der Unterkunft – auf Dauer zu wenig Privatsphäre. Andererseits können Sie in Hostels schnell neue Menschen kennenlernen. Vielleicht finden Sie neue Freunde, Menschen, mit denen Sie weiterreisen können oder die Ihnen Tipps für Ihre Work-and-Travel-Erfahrung geben. Zudem bieten Ihnen Hostels die Möglichkeit, selbst zu kochen und Ihre Wäsche zu waschen.

In Ländern mit einem warmen Klima wie Australien sind auch Campervans beliebt. Sie können einen Campervan mieten oder auch kaufen. Ein Kauf muss nicht teurer sein als die Miete, zumindest, wenn Sie den Van anschließend wieder verkaufen können. So sparen Sie sich die oft beträchtlichen Mietkosten pro Tag. 

Als Arbeitnehmer Work and Travel machen: Geht das?

Wer sagt, dass man Work and Travel nur direkt nach der Schule machen kann? Es spricht nichts dagegen, über einen solchen „Working Holiday“ nachzudenken, wenn Sie schon etwas älter sind. Beachten Sie aber die Altersgrenze, die für die meisten Visa gilt. Sie liegt oft bei 30 bis 35 Jahren.

Wenn Sie daheim eine feste Arbeitsstelle haben, benötigen Sie natürlich die entsprechende Zeit für Work and Travel. Mit einem einfachen Urlaub ist es in der Regel nicht getan – dann könnten Sie genauso gut einfach in das Land Ihrer Wahl reisen. Es kann aber eine Option sein, eine Auszeit im Job einzulegen. Sprechen Sie möglichst frühzeitig mit Ihrem Arbeitgeber darüber, ob ein Sabbatical infrage kommt und wenn ja, unter welchen Bedingungen. Im besten Fall gibt es ein Arbeitszeitkonto, mit dem Sie – in Absprache mit Ihrem Chef – auf Ihre Work-and-Travel-Erfahrung hinarbeiten können.

Bildnachweis: DisobeyArt / Shutterstock.com

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