Jobs mit viel Freizeit: Diese Berufe bieten einen guten Ausgleich
Arbeit ist nicht alles. Dieser Meinung sind immer mehr junge Menschen, die mehr vom Leben erwarten als tagein, tagaus im Job zu schuften. In solchen Fällen ist es wichtig, die Berufswahl sehr bewusst zu treffen. Manche Berufe bieten wesentlich entspanntere Bedingungen als andere. Hier erfahren Sie, in welchen Berufen Sie es ruhiger angehen lassen können.
Warum sich immer mehr Menschen viel Freizeit wünschen
Schaut man ein paar Jahrhunderte zurück, arbeiten wir heute wesentlich weniger als früher. Besonders anstrengend war das Leben der Arbeiter während der Industrialisierung: Arbeitszeiten von bis zu 16 Stunden täglich waren keine Seltenheit, und das nicht an fünf, sondern an sechs Tagen die Woche. Heute sind die Arbeitszeiten gesetzlich auf regulär höchstens acht Stunden pro Tag begrenzt. Überstunden sind aber in gewissen Grenzen zulässig und können das Wochenarbeitspensum erhöhen.
40 plus Stunden die Woche sind vielen Menschen zu viel. Immer mehr Beschäftigte, vor allem jüngere Arbeitnehmer, haben keine Lust darauf, den Großteil ihres Lebens an der Arbeit zu verbringen. Das hängt in vielen Fällen mit ihren Prioritäten und Werten zusammen. Früher war es fast schon ein Automatismus, Karriere zu machen, denn der Status war stark an den Erfolg im Job geknüpft. Das ist zwar heute vielfach immer noch so, aber immer mehr Menschen sehen es anders. Für sie hängt der Wert einer Person nicht davon ab, welchen Beruf sie hat oder wohin sie aufgestiegen ist, zumal eine steile Karriere oft mit vielen Einschränkungen im Privatleben einhergeht und gesundheitliche Risiken bergen kann.
Genug Zeit für Hobbys, Freunde und Familie
Mehr und mehr Menschen legen keinen Wert darauf, beruflich aufzusteigen. Sie möchten einfach nur einen Job, den sie einigermaßen gerne machen, in dem sie sich wohlfühlen und der ihnen genügend Geld einbringt. Zugleich möchten sie noch genügend Zeit für private Dinge haben. Zum Beispiel für die Familie, für Freunde, Hobbys, Sport oder ein Ehrenamt. Wenn jemand an der Arbeit bewusst einen Gang zurückschaltet, heißt das nicht, dass er faul wäre oder aus Prinzip nicht arbeiten wollte. Er sieht den Job aber nicht als Nonplusultra an, möchte sich darüber nicht verwirklichen und identifiziert sich auch nicht übermäßig mit seiner beruflichen Rolle.
Wenn jemand nach Jobs mit viel Freizeit sucht, kann das noch einen anderen Grund haben: In manchen Fällen sind die Betroffenen privat so eingebunden, dass sie schlicht nicht mehr arbeiten können. Das kann zum Beispiel Beschäftigte betreffen, die kleine Kinder haben und deshalb sehr gefordert sind, oder die Angehörige pflegen. Es kann auch sein, dass jemand nebenher studiert oder sich anderweitig weiterbildet.
Wie viel Freizeit ist genug Freizeit?
Sie interessieren sich für Berufe mit viel Freizeit? Dann stellt sich die Frage: Was bedeutet viel Freizeit für Sie? Mit anderen Worten: Wie viel Freizeit wünschen Sie sich? Das ist eine sehr individuelle Frage. Der Eine versteht unter einem Job mit viel Freizeit einen Arbeitsplatz, an dem er pünktlich nach acht Stunden nach Hause gehen kann. Der Nächste möchte hingegen maximal 25 Stunden pro Woche arbeiten. Wie viel Freizeit genug ist, hängt davon ab, was Sie in Ihrer Freizeit machen möchten und wofür Sie Zeit brauchen.
Manche Dinge sind dabei verhandelbarer als andere, zum Beispiel Zeit für Hobbys im Vergleich zu Zeit für die Betreuung der eigenen Kinder. Auch das hängt aber von Ihren Prioritäten ab. Es kommt darauf an, was Ihnen im Leben wichtig ist und wie viel Zeit die privaten Dinge beanspruchen, auf die Sie Wert legen.
Sagen wir, Sie haben einen Hund, mit dem Sie gerne lange Spaziergänge machen. Gleichzeitig haben Sie noch Hobbys, für die Sie sich genug Zeit wünschen, und möchten auch noch regelmäßig Sport treiben. Für diese Dinge brauchen Sie wahrscheinlich viele Stunden pro Woche. Oder Sie wollen mehr Zeit für Ihren Partner, Freunde oder die Familie haben. Egal, was Ihnen wichtig ist: Schreiben Sie am besten alles auf, für das Sie Woche für Woche genügend Zeit haben möchten. So können Sie realistisch berechnen, wie viel Sie noch arbeiten können und wollen.
Jobs mit der meisten Freizeit: Wo muss man wenig arbeiten?
Welche Jobs mit viel Freizeit gibt es? Das lässt sich so pauschal nicht sagen. Es kommt einerseits auf den Beruf an, den Sie ergriffen haben, aber auch auf den Arbeitgeber und die Stelle an sich. Grundsätzlich scheiden viele schlecht bezahlte Berufe tendenziell aus. Als Verkäufer, Gärtner, Bauarbeiter, Friseur oder Reinigungskraft werden Sie in der Regel einen vollgepackten Arbeitsalltag haben und verdienen doch wenig. In solchen Bereichen wird trotz der geringen Bezahlung von den Beschäftigten viel Engagement erwartet. Teilzeitstellen sind zwar denkbar, aber gehen entsprechend mit einem noch niedrigeren Gehalt einher. Das ist für viele Menschen schlicht wirtschaftlich nicht darstellbar – sie brauchen mehr Geld zum Leben, wenn sie keinen Partner haben, der besser verdient.
Tendenziell geht es in vielen Bürojobs etwas entspannter zu als bei Tätigkeiten, die körperlich anstrengender sind. Besonders gut können Sie es in Sachen genügend Freizeit treffen, wenn Sie bei einer Behörde arbeiten. Die öffentliche Verwaltung hat den Ruf, dass Mitarbeiter dort wenig zu tun hätten oder wenig tun würden. Das stimmt zwar nicht unbedingt, denn es kommt stark auf den jeweiligen Bereich und die Behörde an. Tatsächlich gehen die Dinge aber in manchen Behörden einen langsameren Gang. In solchen Fällen können Sie in der öffentlichen Verwaltung gut bezahlte Jobs mit viel Freizeit finden. Auch während der Arbeit haben Sie dann womöglich nicht allzu viel Stress.
Berufe mit viel Freizeit: In diesen Bereichen können Sie fündig werden
Wenn Sie auf der Suche nach Jobs mit viel Freizeit sind, ist das Spektrum Ihrer Möglichkeiten groß. Sie können zum Beispiel in den folgenden Tätigkeitsfeldern fündig werden:
- als Facharbeiter in der Industrie, zum Beispiel in der Metallindustrie – hier sind die Arbeitszeiten pro Woche in der Regel tariflich auf 35 Stunden begrenzt und Überstunden sind eher nicht angesagt
- als Sachbearbeiter, zum Beispiel als Industriekaufmann – auch hier könnte Ihre Wochenarbeitszeit bei 35 Stunden liegen
- bei Jobs im Bereich Versicherungen und Banken
- als Erzieher arbeiten Sie oft nicht in Vollzeit, es kommt aber stark auf den Job an
- als angestellter Apotheker können Sie Arbeitszeiten haben, die Ihnen viel Freizeit bieten
- als Lehrer hängt es stark von Ihrem Verständnis vom eigenen Job ab, wie viel Sie arbeiten. Es gibt Lehrer, die hängen sich stark rein und arbeiten mehr als 40 Stunden pro Woche. Andere lassen es etwas ruhiger angehen. Es kommt auch auf die Fächerkombination an – wenig arbeitsintensiv ist zum Beispiel Sport
Wenn Ihnen Freizeit wichtig ist und Sie noch keinen Beruf ergriffen haben, kann es sinnvoll sein, lieber eine Ausbildung zu machen als zu studieren. Sowohl bei Ausbildungsberufen als auch bei akademischen Berufen gibt es jedoch je nach Bereich große Unterschiede beim Arbeitspensum. Es ist eine gute Idee, sich ein tarifgebundenes Unternehmen als Arbeitgeber zu suchen. Vor allem in der Industrie sind Tarifverträge weit verbreitet und gehen mit besseren Konditionen für Beschäftigte einher.
Was keine gute Idee ist, wenn Sie gerne viel Freizeit haben möchten, ist ein beruflicher Aufstieg. Es ist fast egal, wo Sie arbeiten – als Führungskraft wird mehr von Ihnen verlangt als als „einfacher“ Angestellter. Sie tragen dann automatisch mehr Verantwortung, haben ein höheres Arbeitspensum und müssen auch in der Freizeit oftmals erreichbar sein. Vor diesem Hintergrund ist es unrealistisch, keine Überstunden zu machen und im Job nur das Nötigste zu leisten.
Selbstständigkeit: Selbst entscheiden, wie viel Sie arbeiten
Wenn Sie selbst darüber entscheiden möchten, wie viel Freizeit Sie haben, kann die Selbstständigkeit eine gute Lösung sein. Hier sind Sie nicht vom Wohlwollen oder Entgegenkommen Ihres Chefs abhängig, sondern legen Ihre Arbeitszeiten selbst fest. Das kann bedeuten, dass Sie nur 20 oder 30 Stunden pro Woche arbeiten, wenn Ihnen Ihre Einkünfte aus dieser Arbeit zum Leben reichen. Außerdem sind Sie flexibel: Sie können Ihr Pensum jederzeit an Ihre privaten Bedürfnisse anpassen. Sie könnten zum Beispiel in einer Woche mal nur 15 Stunden arbeiten, in einer anderen dafür 45 – immer abhängig davon, was sonst noch so in Ihrem Alltag untergebracht werden muss.
Bedenken Sie aber, dass Sie für eine erfolgreiche Selbstständigkeit eine tragfähige Geschäftsidee brauchen. Es kann einige Jahre dauern, bis Sie mit Ihrer selbstständigen Tätigkeit genug verdienen. Das kann anfangs bedeuten, dass Sie sogar mehr arbeiten müssen als in einer vergleichbaren angestellten Position. Es kommt dabei auch auf Ihre Erwartungen an: Wenn Sie nicht allzu viel Geld erwirtschaften müssen, müssen Sie natürlich auch weniger arbeiten.
Wenn Sie ernsthaft überlegen, sich selbstständig zu machen, befassen Sie sich mit den Nachteilen und Risiken, die die Selbstständigkeit mit sich bringen kann. Als Selbstständiger haben Sie zum Beispiel keinen bezahlten Urlaub – ganz im Gegenteil kann Urlaub sehr viel Stress für Sie bedeuten. Wenn Sie krank werden, bekommen Sie auch kein Geld. Und Sie tragen immer das Risiko, dass die Aufträge plötzlich einbrechen. Dennoch kann die Selbstständigkeit auch viele Vorteile bieten. Ob sich dieses Modell für Sie eignet, hängt auch von Ihrer Persönlichkeit und Ihren Vorstellungen ab.
Teilzeitjobs als Lösung
Wenn Sie genügend freie Zeit haben möchten, können Sie sich einerseits passende Berufe mit viel Freizeit suchen. Sie haben andererseits in fast jedem Bereich die Möglichkeit, sich eine Teilzeitstelle zu suchen. Teilzeitjobs werden zwar in manchen Tätigkeitsfeldern eher angeboten als in anderen. Grundsätzlich sind sie aber überall denkbar – womöglich auch in Ihrem aktuellen Job.
Als Arbeitnehmer haben Sie unter bestimmten Voraussetzungen ein Recht auf Teilzeit, das im Teilzeit- und Befristungsgesetz (TzBfG) gesetzlich verankert ist. Dafür muss das Arbeitsverhältnis seit mindestens sechs Monaten bestehen und das Unternehmen muss mehr als 15 Mitarbeiter beschäftigen. Wenn Sie Ihre Stunden verringern möchten, müssen Sie das schriftlich beantragen, und zwar spätestens drei Monate vor dem gewünschten Beginn der Teilzeit. Der Arbeitgeber darf Ihren Wunsch nur ablehnen, wenn er einen guten Grund dafür hat. Es kann zum Beispiel sein, dass die spezielle Tätigkeit schlicht nicht in weniger Stunden erledigt werden kann oder dass die Betriebsabläufe gestört würden, wenn Sie weniger arbeiten würden.
Wenn Teilzeit in Ihrem jetzigen Job keine Option ist, schauen Sie doch einfach mal, welche Teilzeitstellen ausgeschrieben sind. Aber Vorsicht: In einem Arbeitsumfeld, das durch einen hohen Stresspegel und ein hohes Arbeitsaufkommen gekennzeichnet ist, kann auch ein Teilzeitjob stressig sein. Wenn Sie am Ende trotz der Teilzeit ständig Überstunden machen müssen, haben Sie wenig von dieser Lösung.
Diese Nachteile können Jobs mit viel Freizeit haben
Wenn Sie weniger arbeiten, haben Sie zwar mehr Freizeit. Entsprechende Stellen können aber auch mit Nachteilen einhergehen, die Sie kennen sollten. Die Tätigkeit selbst kann zum Beispiel unattraktiv sein, monoton, langweilig oder unterfordernd. Das hängt allerdings stark vom Tätigkeitsfeld ab und muss keinesfalls der Fall sein. Ein Problem kann jedoch das Gehalt sein. Je weniger Sie arbeiten, desto weniger verdienen Sie natürlich auch. Das muss man sich leisten können. Wenn Sie keinen zahlungskräftigen Partner haben, kann die Option, weniger zu arbeiten, praktisch ausscheiden.
Sie sollten auch wissen, dass die Aufstiegschancen bei einer Teilzeitstelle oft nicht so gut sind wie bei Vollzeit-Tätigkeiten. Womöglich liegt Ihnen ohnehin nicht allzu viel an Ihrer Karriere, aber falls das doch der Fall sein sollte, sollten Sie über ein geringeres Arbeitspensum gut nachdenken. Man spricht nicht umsonst von der Teilzeitfalle: Einmal Teilzeit kann immer Teilzeit heißen. Es ist zwar nicht unmöglich, einen Job zu finden, in dem Sie wieder mehr arbeiten können, aber manchmal ist es schwer.
Wenn Sie im Job Abstriche zugunsten Ihrer Freizeit machen, kann das dazu führen, dass Sie beruflich nicht so zufrieden sind wie Sie sein könnten. Vielleicht nehmen Sie das als notwendiges Übel hin. Vielleicht belastet es Sie aber auch so sehr, dass Sie am Ende doch darüber nachdenken, für eine spannendere oder erfüllendere berufliche Tätigkeit mehr zu arbeiten.
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