Diversity Management: Wichtig für die Zukunft im Unternehmen?
Ist Vielfalt der Schlüssel zum Erfolg? Aus Sicht von immer mehr Unternehmen lautet die Antwort Ja. Keine Frage: Diversität innerhalb der Belegschaft ist ein Erfolgsfaktor für Arbeitgeber. Hier erfahren Sie mehr über Diversity Management, die Vorteile von Diversität in Unternehmen und mögliche Ansätze und Methoden.
Was ist Diversity Management?
Der Begriff Diversity Management stammt aus dem Englischen, er bedeutet übersetzt so viel wie Diversitätsmanagement. Diversität wiederum bedeutet Vielfalt oder Vielfältigkeit. Gemeint ist die Vielfalt von Menschen mit unterschiedlichen Hintergründen und Merkmalen. Das kann zum Beispiel äußerliche Faktoren betreffen, etwa das Geschlecht, Alter, eine mögliche Behinderung oder den ethnischen Hintergrund einer Person. Andere persönliche Merkmale sind weniger offensichtlich, zum Beispiel Weltanschauungen, die Religionszugehörigkeit und sexuelle Orientierung von Menschen. Unterschiede können auch bestehen, wenn es um Bildung, den Familienstand, das Haushaltseinkommen oder körperliche und geistige Fähigkeiten geht.
In Unternehmen arbeiten häufig Menschen mit ganz unterschiedlichen Merkmalen zusammen. Diese Vielfalt und die daraus resultierende Heterogenität wird in vielen Firmen nicht als Nachteil, sondern als strategischer Vorteil empfunden. Beim Diversity Management geht es darum, Diversität gewinnbringend einzusetzen. Der Begriff dient als Oberbegriff für verschiedene Ansätze und Methoden, um die Diversität in Unternehmen zu stärken und ihre Vorteile bestmöglich zu nutzen.
Ursprünglich stammt der Ansatz des Diversity Managements aus den USA. Hier hat er eine lange Tradition, die mit der Bürgerrechts- und Frauenbewegung der 1960er Jahre ihren Anfang nahm. In Deutschland wurde das Konzept zunächst als Möglichkeit verstanden, die Stellung von Minderheiten in Unternehmen zu verbessern. Inzwischen ist seine Bedeutung wesentlich ausgeweitet. Es geht bei Diversity Management zum Beispiel um die Gleichstellung der Geschlechter, die Beschäftigung von Menschen mit verschiedenen kulturellen Hintergründen, die Inklusion von Menschen mit einer Behinderung oder Offenheit für alle Geschlechter. Diversität heißt auch, dass jeder Mensch sein Potenzial im Beruf entfalten kann, und zwar unabhängig von seinen persönlichen Merkmalen.
Warum Diversity Management für Unternehmen immer wichtiger wird
Unternehmen in Deutschland werden immer diverser. Das mag nicht für jede Firma gelten, aber ein Trend hin zu mehr Diversität und einer veränderten Bedeutung von Diversity Management ist klar zu erkennen. Vor allem viele größere Unternehmen messen Diversity Management eine große Bedeutung bei und betrachten Diversität als Erfolgsfaktor. Wie divers Firmen hierzulande sind, ist quantitativ allerdings kaum messbar, zumal nicht jedes Unternehmen, das sich Diversität auf die Fahne schreibt, auch wirklich divers aufgestellt ist.
Diversity Management gewinnt für Arbeitgeber schon deshalb an Bedeutung, weil immer mehr – vor allem jüngere – Bewerber auf diesen Aspekt achten, wenn sie sich nach einem neuen Job umsehen. Laut dem Diversity Report, den das Portal StepStone im Sommer 2021 veröffentlicht hat, empfanden knapp 66 Prozent der Befragten Vielfalt am Arbeitsplatz als wichtigen Faktor für ein positives Unternehmensimage. Diversity Management ist somit auch ein Bestandteil des Employer Brandings und ein Mittel zur Stärkung der Arbeitgebermarke. Wenn Arbeitgeber als vorbildlich im Umgang mit Diversität gesehen werden, bewerben sich dort tendenziell mehr gut ausgebildete Fachkräfte. Das ist ein Wettbewerbsvorteil, denn mit der Qualität des Personals steht und fällt der Erfolg einer Firma am Markt.
Wie Diversity Management mit Produktivität zusammenhängt
Ein gutes und ernstgemeintes Diversity Management signalisiert Wertschätzung und kann dadurch die Zufriedenheit der bestehenden Mitarbeiter erhöhen. Wenn die Beschäftigten zufriedener sind, sind sie weniger geneigt, zu anderen Arbeitgebern abzuwandern. Sie bringen sich außerdem tendenziell stärker ein, sind motivierter und damit auch leistungsfähiger. Das kann die Produktivität von Unternehmen positiv beeinflussen.
Eine heterogene Belegschaft im Allgemeinen und heterogene Teams im Speziellen können kreative Ansätze zutage befördern und zu mehr Innovation führen. Wenn Menschen mit ganz unterschiedlichen Merkmalen und Hintergründen aufeinandertreffen, erweitern die Beteiligten ihren Horizont ganz automatisch. So entstehen neue Impulse, außerdem verringert sich die Gefahr, dass ein Team sich in eine Richtung verrennt, die nicht zielführend ist. Diversität in Unternehmen bietet noch einen Vorteil: Wenn die Beschäftigten heterogen sind, kann das zu einem besseren Verständnis verschiedener Zielgruppen führen. Das ist besonders im Hinblick auf heterogene Kundenstämme ein Pluspunkt, weil diese dann eher optimal angesprochen werden können.
Wie divers sind Unternehmen in Deutschland?
Diversität ist ein Buzzword und steht für einen Trend hin zur positiven Bewertung von Vielfalt auch in der Arbeitswelt. Wie sind deutsche Unternehmen aufgestellt, wenn es um Diversität geht? Aufschlussreich ist eine Umfrage des Portals StepStone und der Handelsblatt Media Group zu Diversity Management in Unternehmen. 45 Prozent der befragten Beschäftigten gaben an, dass Diversity-Themen in ihrer Firma nicht präsent sind.
In vielen Unternehmen besteht damit Nachholbedarf. In anderen Firmen ist Diversity wenig mehr als ein Lippenbekenntnis: Man möchte zum Beispiel Bewerber anlocken, indem man sich als divers präsentiert. Nicht immer aber steckt dahinter eine tiefgehende Überzeugung, dass Offenheit und Vielfalt essenziell sind.
Im Juli 2022 wurde mit dem German Diversity Index eine Studie veröffentlicht, die die DAX 40 Unternehmen nach ihrer Diversität rankt. Wo ein Unternehmen auf dem German Diversity Index gelandet ist, hing von bestimmten Diversitätskennzahlen, Diversität in Vorständen, personellen und finanziellen Ressourcen für das Diversity Management und der Inklusivität des Arbeitsumfelds ab. Besonders gut abgeschnitten haben als vorbildliche Diversity-Management-Praxisbeispiele die Firmen Allianz, SAP und Deutsche Telekom, im Schnitt erzielten die untersuchten Firmen allerdings nur 33 von 100 möglichen Punkten. Auch das macht deutlich, dass es bei vielen Arbeitgebern im Diversity Management noch Luft nach oben gibt.
Praktische Umsetzung: So kann Diversity Management in der Praxis aussehen
Was ein Unternehmen unter Diversität versteht und worauf es sich beim Diversity Management fokussiert, kann sich von Unternehmen zu Unternehmen unterscheiden. Es gibt keine allgemeingültigen Dimensionen und Faktoren, wenn es um Diversity in Unternehmen geht. Jede Firma definiert selbst, was Diversität für sie bedeutet und welche Diversity-Management-Maßnahmen ihr sinnvoll erscheinen.
Ein klassisches Beispiel für einen Ansatz im Diversity Management ist die Förderung der Gleichstellung der Geschlechter. Es kann zum Beispiel eine Frauenquote für hohe Posten in Unternehmen geben, die die Stellung von Frauen stärken soll. Ein Unternehmen kann sich auch für die Inklusion von Beschäftigten mit einer Behinderung einsetzen, indem es ganz bewusst Bewerber mit einer Behinderung einstellt und sie anschließend fördert.
Nach der Diversity Management Studie 2021 der Personalberatung PageGroup gehören flexible Arbeitszeitmodelle zu den wichtigsten Maßnahmen, wenn es um Diversity in Unternehmen geht. Dadurch soll die Vereinbarkeit von Familie und Beruf gestärkt werden, was in der Praxis vor allem Frauen zugutekommt. Ein weiterer Ansatz beim Diversity Management kann darin bestehen, Rekrutierungsprozesse neu zu denken. Firmen können zum Beispiel stärker darauf achten, allen Bewerbern ungeachtet ihres Hintergrunds dieselben Chancen einzuräumen.
Sensibilisierung der Mitarbeiter für Diversity-Themen
Für mehr Diversity können Unternehmen auch auf Arbeitsplätze achten, die für ältere Mitarbeiter oder Mitarbeiter mit einer Behinderung angemessen sind. Sie können auch aktiv auf eine Stärkung von Toleranz und Akzeptanz gegenüber Menschen mit ihren spezifischen Merkmalen hinarbeiten. In manchen Fällen gehört die damit verbundene Offenheit zum Wertekanon von Firmen, was dann meist auch ganz bewusst intern wie extern kommuniziert wird. Mitunter gibt es in Unternehmen auch spezielle Programme für Quereinsteiger, was die Vielfalt im Unternehmen ebenfalls stärken kann. Die Mitarbeiter können außerdem für das Thema Diversity sensibilisiert werden oder es können für ein besseres Diversity Management Weiterbildungen oder Trainings angeboten werden.
Vor allem in größeren Unternehmen gibt es oft spezielle Mitarbeiter, die für das Diversity Management verantwortlich sind. In kleineren Firmen ist das oft nicht der Fall, weil hier die personellen Ressourcen dafür meist fehlen. Stattdessen wird das Thema Diversity in solchen Unternehmen von der Chefetage aus mitgesteuert und durch die Führungskräfte in der Firma umgesetzt.
Erfolgreiches Diversity Management: Dadurch zeichnet es sich aus
Zu behaupten, sich für Diversity im eigenen Unternehmen einzusetzen, ist das eine. Die Realität sieht in vielen Firmen anders aus – mit der beworbenen Diversität ist es oft nicht allzu weit her. Manchmal dient sie nur dazu, den Ruf der Firma bei Bewerbern zu verbessern. Um die Vielfalt in Unternehmen nachhaltig zu stärken, ist jedoch ein ernstgemeintes und durchdachtes Diversity Management entscheidend.
Erfolgreiches Diversity Management setzt eine individuelle Strategie voraus. Was möglich ist, hängt von der Firma, ihrer Größe und ihren finanziellen Ressourcen ab. Ehrgeizige Ziele sind löblich, müssen aber auch praktisch umsetzbar sein. Dabei muss nicht jede Diversity-Management-Maßnahme teuer sein. Eines der effektivsten Mittel für mehr Diversity in Unternehmen ist sogar völlig kostenlos: gelebte Wertschätzung. Wenn Firmen ihre Mitarbeiter ungeachtet ihres Hintergrunds oder Charakters bewusst wertschätzen und klarmachen, wie wichtig gegenseitiger Respekt ist, kostet das nichts, kann aber sehr wirksam sein. Gutes Diversity Management ist nicht nur mit Maßnahmen verbunden, sondern geht mit der tiefgreifenden Überzeugung einher, dass Vielfalt wünschenswert und wertvoll ist.
Es ist sinnvoll, die eigenen Mitarbeiter einzubinden und ihre Wünsche, Vorstellungen und Rückmeldungen zu berücksichtigen, wenn es um Diversity geht. Diversity-Management-Maßnahmen, die an den Bedürfnissen der Mitarbeiter vorbeigehen, kosten nur unnötig Geld. Einmal eingeführte Maßnahmen sollten nicht zum Automatismus werden, sondern regelmäßig kritisch hinterfragt werden. Erfüllen sie den damit verbundenen Zweck? Gibt es noch Verbesserungspotenzial oder hakt es an irgendeiner Stelle? Je intensiver sich Verantwortliche mit solchen Fragen auseinandersetzen, desto eher können sie ein Diversity Management einführen, was wirklich zielführend ist.
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