Wie finde ich meine Berufung? So finden Sie Ihren beruflichen Weg
Wer seine Berufung gefunden hat, ist oft zufriedener: Er macht etwas, das ihm Spaß macht und seinem Leben Sinn gibt. Besonders praktisch ist es, wenn es gelingt, den Beruf zur Berufung zu machen. So sind die Stunden an der Arbeit keine Bürde, sondern eine Bereicherung. Wie findet man heraus, was einen antreibt? Wie Sie Ihre Berufung finden können.
Berufung: Was bedeutet das überhaupt?
Vielleicht gibt es Menschen, über die Sie denken: Der hat seine Berufung wirklich gefunden. Was heißt das? Was ist eine Berufung? Der Duden definiert den Begriff als „besondere Befähigung, die jemand als Auftrag in sich fühlt“. Das bedeutet, damit jemand seiner Berufung nachgehen kann, muss er eine bestimmte Fähigkeit, Kompetenz oder Qualifikation besitzen. Das kann zum Beispiel ein Talent sein, aber auch Charaktereigenschaften betreffen – Hilfsbereitschaft, Einfühlungsvermögen oder logisches Denken zum Beispiel.
Diese Befähigung ist für diejenigen, die ihre Berufung gefunden haben, ein innerer Antrieb. Sie bewirkt, dass sie in einer bestimmten Art und Weise handeln. Das kann auch dazu führen, dass sie sich bei der Berufs- und Jobwahl von diesem Merkmal leiten lassen. Dabei können die Betroffenen das Gefühl haben, gar nicht anders zu können – sie spüren den Auftrag, von dem bei der Duden-Definition die Rede ist.
Hat jemand seine Berufung gefunden, empfindet er die gewählte Tätigkeit als sehr bereichernd. Die Betroffenen gehen ihr gerne nach, sehen darin Sinn und fühlen sich dadurch tendenziell erfüllt. Sie haben das Gefühl, dass nichts anderes besser zu ihnen passen würde. Etwas theatralisch ausgedrückt könnte man auch sagen, dass jemand für das, was er tut, geboren wurde. So empfindet er es jedenfalls, und so kann es auch auf andere wirken.
Der Unterschied zwischen Beruf und Berufung
Damit gibt es einen fundamentalen Unterschied zwischen Beruf und Berufung. Der Beruf ist die Tätigkeit, die jemand bei der Arbeit ausübt. Das kann etwas sein, was gut zu ihm passt und ihm Spaß macht. Ebenso kann der Beruf langweilen. Man mag ihn vielleicht nicht oder wünscht sich, man würde etwas anderes machen. Während also die Berufswahl ein Stück weit flexibel ist und positive oder negative Konsequenzen haben kann, gibt es die Vielfalt der Möglichkeiten bei der Berufung nicht. Dabei geht es um eine spezielle Sache, die haargenau zu einer Person passt. Was das ist, kann man nur bedingt beeinflussen.
Wer seine Berufung gefunden hat und sein Leben danach ausrichtet, ist oft zufriedener – im Job, aber auch insgesamt. Wenn der Beruf zur Berufung wird, kann das mit einem höheren Engagement, maximaler Motivation und sehr guten Leistungen einhergehen. Damit ist es auch ein Karrierefaktor, wenn jemand seiner Berufung im Job nachgeht.
Die eigene Berufung finden: Interessen, Werte & Stärken zur Orientierung nutzen
Vielleicht fragen Sie sich gerade: Wie erkenne ich meine Berufung? Und eng verknüpft damit: Wie finde ich meinen beruflichen Weg? Um das herauszufinden, sollten Sie an dem ansetzen, was Sie als Mensch ausmacht. Setzen Sie sich mit Ihren Interessen, Talenten, Stärken und Werten auseinander. Aufschlussreich ist auch die Antwort auf die Frage, wobei Sie besonders viel Spaß haben, was Sie motiviert und wo Ihre Leidenschaften liegen.
Überlegen Sie, wann Sie sich besonders erfüllt fühlen. Nach einem erlebnisreichen Nachmittag mit Ihren Kindern? Wenn Sie anderen Menschen helfen? Oder beim Zeichnen? Starke positive Gefühle sind ein Hinweis darauf, dass es sich bei einer Tätigkeit um Ihre Berufung handeln könnte.
Nehmen Sie sich immer wieder Zeit, sich mit sich selbst und Ihren Zielen und Prioritäten zu befassen. Durch regelmäßige Selbstreflexion können Sie womöglich immer klarer erkennen, wo Sie Ihre Berufung finden können.
Um Ihre Berufung zu finden, können Tests ergänzend nützlich sein. Sie finden solche Tests kostenlos im Internet. Nehmen Sie das Ergebnis nicht automatisch für bare Münze, aber orientieren Sie sich ruhig daran. Manchmal können Testergebnisse auf Aspekte hinweisen, die wir selbst nicht klar gesehen haben.
Warum es sinnvoll ist, sich auszuprobieren
Bei der Berufswahl stützen sich die meisten Menschen auf limitierte Informationen. Jugendliche entscheiden sich zum Beispiel zum Ende ihrer Schulzeit für einen Beruf, von dem sie denken, dass er ihnen Spaß machen könnte. Persönliche Erfahrungen gibt es dabei oft nicht, häufig auch nicht im privaten Umfeld. Vorstellungen und Realität liegen dann nicht selten weit auseinander. Was richtig klingt, muss es nicht sein.
Durch praktische Erfahrungen können Sie am leichtesten erkennen, wie Ihre Berufung aussehen könnte. Deshalb ist es sinnvoll, sich auszuprobieren. Das geht am besten mit Praktika, aber auch Nebenjobs und Ehrenämter können einen guten Weg darstellen. Sammeln Sie möglichst vielseitige Erfahrungen in unterschiedlichen Bereichen. Oft merkt man erst durch solche Erlebnisse, was einem wirklich liegt und worin man aufgeht.
Denken Sie nicht nur an den Beruf, wenn es darum geht, sich auszuprobieren. Seien Sie offen für neue Erfahrungen und Erlebnisse. Es könnte Sie auch prägen, wenn Sie im Urlaub Surfen lernen. Wenn Sie auf einer Feier mit jemandem ins Gespräch kommen, der Ihnen eine neue Idee gibt. Oder wenn Sie einen Hund aus dem Tierheim adoptieren. Jegliche Erfahrungen, die Sie machen, können dafür sorgen, dass Ihnen Ihre Berufung klarer wird.
Hindernisse, die Sie davon abhalten können, Ihrer Berufung zu folgen
Längst nicht jeder Mensch weiß, wo seine Berufung liegt. Und längst nicht jeder, dem das klar ist, folgt seiner Berufung. Wenn jemand seine Berufung nicht lebt, kann das verschiedene Gründe haben. Oft sind Ängste und Zweifel im Spiel. Die Betroffenen sind unsicher oder neigen zu Selbstzweifeln. Sie haben Angst vor der Veränderung, die nötig wäre, um ihr Leben gemäß ihrer Berufung zu gestalten. Sie trauen sich die Aufgabe, die ihrer Berufung entsprechen würde, nicht zu. Viele Menschen bleiben lieber bei dem, was sie kennen, statt einen neuen Weg zu gehen. Das kann zwar bedeuten, Chancen zu verpassen, mindert aber auch das Risiko zu scheitern.
Wenn jemand seine Berufung ignoriert, kann das auch an Erwartungen anderer liegen. Das können gesellschaftliche Erwartungen sein. Es kann auch die Erwartungen von Menschen im eigenen Umfeld betreffen. Zum Beispiel vom Partner, den Eltern oder dem Freundeskreis. Menschen neigen instinktiv dazu, anderen gefallen zu wollen, um Teil einer Gruppe zu sein und zu bleiben. Beurteilen wichtige Bezugspersonen die eigenen Vorhaben kritisch, kann das dazu führen, dass man sie lieber sein lässt.
Auch finanzielle Aspekte können für Hürden sorgen. Der eigenen Berufung gemäß zu leben kann finanzielle Risiken mit sich bringen. Wer dafür zum Beispiel seinen Job kündigen und beruflich umsatteln müsste, würde womöglich ganz von vorne anfangen – mit entsprechend schlechteren Gehaltsaussichten. Nicht jeder kann sich das leisten. Dasselbe gilt, wenn sich jemand selbstständig machen müsste: Ob der Plan aufgeht, kann man im Vorfeld nicht sicher sagen.
Sich gemäß der eigenen Berufung beruflich ausrichten
Man kann den Beruf zur Berufung machen – oder die Berufung zum Beruf. Es ist nicht zwingend erforderlich, sich beruflich mit dem zu befassen, was Ihrem Leben einen Sinn verleiht. Es kann aber sehr bereichernd sein, das zu tun. Wenn Beruf und Berufung identisch sind, hat das noch einen Vorteil: Sie müssen sehr wahrscheinlich ohnehin arbeiten, um Geld zu verdienen. Warum also nicht die Zeit im Job mit etwas verbringen, das Sie erfüllt?
Beruf und Berufung vereinen können Sie erst, wenn Sie wissen, was Ihre Berufung ist. Wenn Sie davon ein klares Bild haben, überlegen Sie, wie Sie sich dieser Tätigkeit beruflich widmen könnten. Manchmal ist der Spielraum klein: Wenn Sie Ihre Berufung darin sehen, Korruptionsfälle aufzudecken, werden Sie vielleicht am ehesten Investigativjournalist. Wenn Sie hingegen Menschen helfen wollen, ist das Spektrum wesentlich größer. Sie könnten dann etwa Psychotherapeutin werden, Suchtberater oder Ärztin.
Wenn Sie Ihre Berufung zum Beruf machen möchten, kann das zusätzliche Qualifikationen erfordern. Oder Sie machen sich selbstständig. Manchmal muss es aber nicht alles oder nichts sein: Sie müssen nicht zwingend zu 100 Prozent beruflich das machen, was Sie als Berufung empfinden. Sie können auch in Ihrem aktuellen Job überlegen, wie Sie sich stärker mit Dingen befassen könnten, die Ihrer Berufung entsprechen.
Die richtigen Entscheidungen treffen
Vielleicht sind Sie nicht sicher, welche berufliche Tätigkeit am besten zu Ihrer Berufung passen würde. Dann stellen Sie Ihre Optionen gegenüber, zum Beispiel mithilfe einer Pro-Contra-Liste. Wägen Sie die Vor- und Nachteile gegeneinander ab, die die verschiedenen Möglichkeiten mit sich bringen würden (oder könnten).
Es ist natürlich nicht unwichtig, ob Sie für das, was Sie beruflich im Sinne Ihrer Berufung machen möchten, grundlegend qualifiziert sind. Die jeweilige Tätigkeit muss außerdem zu Ihren Kompetenzen und Interessen passen. Sollte es diesbezüglich Diskrepanzen geben, kann es besser sein, sich Ihrer Berufung in erster Linie privat zu widmen.
Ob Sie Ihrer Berufung folgen sollten, hängt auch davon ab, wo Sie jetzt stehen. Wenn Sie beruflich schon länger unzufrieden sind, kann das ein guter Grund sein, sich etwas Passenderes zu suchen. Wenn Sie Ihren aktuellen Job hingegen lieben, auch wenn er nicht Ihre Berufung ist, sollten Sie ihn nicht leichtfertig kündigen.
Beruflich neu orientieren, um der Berufung zu folgen?
Wo die eigene Berufung liegt, stellt sich – wenn überhaupt – oft erst etwas später im Leben heraus. Die wenigsten Schulabgänger haben eine klare Vorstellung davon, was wirklich zu ihnen passt und was ihrem Leben einen Sinn verleiht. Angenommen, Sie stellen in der Mitte Ihres Berufslebens fest, wo Ihre Berufung liegt. Diese Berufung harmoniert nun aber leider nicht mit der Tätigkeit, die Sie ausüben. Sollte man sich in so einer Situation beruflich verändern, um die Berufung zum Beruf zu machen?
Darauf gibt es keine pauschale Antwort. Klar sein sollte aber: Es ist kein Zwang, sich Ihrer Berufung beruflich zu widmen. Wenn Sie damit in Ihrer Freizeit zu tun haben, ist das genauso lohnenswert. In diesem Sinne besteht womöglich kein unmittelbarer Handlungsbedarf. Sie sind nicht automatisch unglücklich, wenn Sie Ihre Berufung gefunden haben, aber nicht im Job. Wenn das doch der Fall sein sollte, kann das ein guter Grund sein, sich eine neue Perspektive zu suchen.
Sich beruflich von Grund auf zu verändern kann bedeuten, (noch einmal) zu studieren oder eine Ausbildung zu machen. Das bringt Aufwand, aber auch finanzielle Risiken und Nachteile mit sich. Nicht jeder kann sich leisten, im Job eine Pause einzulegen, um einige Jahre zu studieren. Und nicht jeder hat die Zeit – und den Nerv –, um sich neben dem Job in ein Fernstudium zu vertiefen.
Überlegen Sie also, wie erstrebenswert es wäre, wenn Beruf und Berufung übereinstimmen würden. Was wäre dazu nötig? Welche Vor- und Nachteile könnten damit einhergehen? Beziehen Sie Ihre persönlichen Umstände und Ziele mit ein, um die richtige Entscheidung zu treffen. Wichtig ist, dass Sie so handeln, wie es für Sie richtig ist – was andere sagen, kann zwar Orientierung bieten, sollte Ihnen die Entscheidung aber nicht abnehmen.
Was, wenn man im Job keine Berufung findet?
Manche Menschen finden im Job Erfüllung: Sie gehen in ihrer Tätigkeit voll auf und haben das Gefühl, genau das Richtige mit ihren Kompetenzen anzufangen. So empfindet aber längst nicht jede und jeder. Was, wenn man nicht das Gefühl hat, dass die berufliche Tätigkeit in irgendeiner Form eine Berufung ist?
Zahlreiche Artikel und Ratgeber legen nahe, dass es erstrebenswert ist, im Job aufzugehen. Die Berufstätigkeit wird dann gerne als passender Deckel für den eigenen Topf verstanden. Wenn jemand seine Berufung gefunden hat und sich das auch noch mit der Erwerbstätigkeit vereinen lässt, kann das ohne Frage Vorteile mit sich bringen. Allerdings: Ein Muss ist es nicht. Zu denken, dass ein Job falsch ist, weil man ihn nur mäßig gerne macht, kann Stress auslösen. Wer im Job Selbstverwirklichung sucht, sie aber nicht findet, macht sich selbst Druck.
Sehen Sie es also lieber so: Wenn Sie zufällig einen Job machen, der Ihnen richtig Spaß macht und bei dem Sie das Gefühl haben, er passt wie die Faust aufs Auge – super, herzlichen Glückwunsch. Wenn Sie Freude an Ihrer Tätigkeit haben, ist das eine wichtige Grundlage für ein zufriedenes und zufriedenstellendes Leben. Wenn es nun aber nicht so ist, dann stressen Sie sich nicht. Es kann vollkommen ausreichen, einen Job zu haben, der erträglich ist und bei dem die Bezahlung stimmt.
Wenn Sie eigentlich zufrieden sind, laden Sie Ihren Beruf nicht künstlich mit einer Bedeutung auf, die er für Sie vielleicht einfach nicht hat. Wenn Sie zum Beispiel jemand sind, der sich auf den Feierabend mit der Familie freut oder der in Hobbys aufgeht, ist das kein Zustand, der zwingend verändert werden muss. Nicht jeder fühlt sich zu seiner beruflichen Tätigkeit berufen. Das ist weder bedenklich noch ein Hinweis darauf, dass Sie Ihren Lebensentwurf überdenken sollten.
Fazit: Die eigene Berufung finden
- Wer seine Berufung gefunden hat, ist oft zufriedener und empfindet sein Leben als erfüllender.
- Die Berufung kann mit dem Beruf identisch sein, muss das aber nicht. Man kann sie auch außerhalb des Jobs ausleben.
- Die eigene Berufung zu finden ist ein individueller Prozess, der viel Zeit in Anspruch nehmen kann.
- Was man als Berufung empfindet, hängt auch von der Lebensphase ab. Die Berufung kann sich im Laufe des Lebens ändern.
- Das eigene Leben nach der Berufung auszurichten kann sehr bereichernd sein. Es erfordert manchmal Mut, neue Wege zu gehen.
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