Berufsbegleitendes Studium: Ablauf, Vorteile & Nachteile

Einen Abschluss nachzuholen oder sich zusätzlich beruflich zu qualifizieren ist auch in (etwas) höherem Alter noch sinnvoll. Allerdings sind solche zusätzlichen Qualifikationen dann oft nicht mehr so einfach in den Alltag zu integrieren wie in jüngeren Jahren. Eine Lösung kann ein berufsbegleitendes Studium sein, was Sie in Präsenz oder als Fernstudium absolvieren können. Sie können dann weiterhin arbeiten und so Ihr Studium finanzieren. Das sollten Sie wissen und bedenken.

Ein Mann lernt für ein berufsbegleitendes Studium

Berufsbegleitendes Studium: Was ist das?

Ein berufsbegleitendes Studium ist eine Form des Studiums, die speziell auf die Bedürfnisse von berufstätigen Menschen ausgelegt ist. Ein berufsbegleitendes Studium ist dazu gedacht, es mit einer Berufstätigkeit in Einklang zu bringen. Deshalb finden die Lehrveranstaltungen meist erst abends nach der Arbeit, am Wochenende oder auch digital statt. So ist selbst ein Vollzeitjob – zumindest theoretisch – noch möglich. 

Es gibt verschiedene Modelle eines berufsbegleitenden Studiums. Sie können sich nicht nur entscheiden, ob Sie lieber in Präsenz berufsbegleitend studieren möchten oder das per Fernstudium erledigen möchten. Es gibt auch die Varianten Abendstudium, Teilzeitstudium, Blockstudium oder Wochenendstudium. Neben reinen Präsenz- und reinen Fernstudium-Modellen gibt es auch viele Angebote, die Elemente aus beidem miteinander vereinen. Dabei finden dann manche Veranstaltungen in Präsenz statt, während Sie sich zu anderen online zuschalten.

Grundsätzlich kann ein berufsbegleitendes Studium in allen beruflichen Bereichen möglich sein. Praktisch wird es jedoch in manchen Bereichen verstärkt angeboten. Das betrifft insbesondere die Richtungen BWL, Management, Informatik, Wirtschaftsingenieurwesen und Pflege.

Warum viele Menschen sich für ein Studium neben dem Beruf entscheiden

Welchen Beruf man erlernt, entscheidet sich bei den meisten Menschen vergleichsweise früh im Leben. Wer von der Schule abgeht, steht unter Druck, sich für eine berufliche Richtung zu entscheiden. Dabei sind junge Menschen gerade erst volljährig, in anderen Fällen sind sie noch minderjährig, wenn sie die Schule verlassen. Dann die richtige Entscheidung für einen Beruf zu treffen, ist oft gar nicht so einfach. Man hat noch nicht so viele Erfahrungen gemacht und kann häufig auch nicht allzu gut einschätzen, in welchem Bereich man wirklich gut aufgehoben wäre.

Die Folge: Viele junge Menschen entscheiden sich für eine Ausbildung oder ein Studium, das sich später als suboptimale Wahl entpuppt. Andere wünschen sich, sie hätten sich zusätzliche Qualifikationen angeeignet: Sie haben vielleicht „nur“ eine Ausbildung gemacht und würden gerne noch studieren. Oder sie sind ohne Abschluss als Quereinsteiger irgendwo untergekommen, möchten sich jetzt aber mehr Möglichkeiten eröffnen.

In all solchen Fällen kann ein berufsbegleitendes Studium eine gute Lösung sein, und viele Menschen entscheiden sich für diesen Weg. Das hängt nicht nur mit den vielen Optionen zusammen, die es heute gibt, wenn jemand berufsbegleitend studieren möchte. Berufliche Lebensläufe werden heute auch weniger starr als früher betrachtet: Es ist längst keine Besonderheit mehr, wenn sich jemand in höherem Alter noch beruflich qualifiziert oder vielleicht auch für eine ganz andere berufliche Richtung entscheidet. Damit sinken die Hürden, so einen Schritt zu gehen.

Berufsbegleitend studieren: Lohnt es sich? Diese Vor- und Nachteile sollten Sie kennen

Soll ich – oder soll ich nicht? Wenn Sie darüber nachdenken, nebenberuflich zu studieren, befassen Sie sich womöglich gerade intensiv mit dieser Frage. Und das völlig zu Recht, denn ein Studium berufsbegleitend zu absolvieren, ist mit Herausforderungen verbunden, die ein Studium in Vollzeit nicht mit sich bringt. Nachfolgend finden Sie die wichtigsten Vor- und Nachteile, die mit einem berufsbegleitenden Studium verbunden sein können. Die Pro-und-Contra-Argumente können Ihnen dabei helfen, die richtige Entscheidung für Ihre berufliche Zukunft zu treffen.

Pro: Diese Argumente sprechen für ein berufsbegleitendes Studium

Ja, ein Studium berufsbegleitend zu absolvieren, ist mit einem gewissen Mehraufwand verbunden. Entscheidend ist aber letztlich, was Sie davon haben, wenn Sie sich für diese Option entscheiden. Ein berufsbegleitendes Studium ermöglicht es Ihnen, sich zusätzliche berufliche Qualifikationen anzueignen, ohne dafür den Job an den Nagel hängen zu müssen. Sie können Ihr Studium durch die Einkünfte aus Ihrem Job finanzieren, außerdem müssen Sie nicht in Ihrer Karriere pausieren.

Wenn Sie die Doppelbelastung stemmen können, kann ein berufsbegleitendes Studium oft sogar ein wahrer Turbo für Ihre Karriere sein. Je jünger Sie sind, desto eher kann sich ein Studium neben dem Beruf lohnen, weil Sie dann noch länger von den Früchten Ihrer Arbeit profitieren. Das heißt natürlich nicht, dass ein berufsbegleitendes Studium nicht auch noch in höherem Alter lohnenswert sein könnte. Entscheidend ist, welche Ziele Sie mit dieser Möglichkeit verknüpfen und welche Optionen Ihnen anschließend offenstehen.

Contra: Diese Argumente sprechen gegen ein berufsbegleitendes Studium

Ein berufsbegleitendes Studium kann auch mit Nachteilen verbunden sein. Zum einen dauert es schlicht länger, nebenberuflich zu studieren – Sie studieren ja nicht wie sonst üblich in Vollzeit. Ein Bachelor kann schon mal bis zu fünf Jahre in Anspruch nehmen, nicht selten auch länger. Auch Masterstudiengänge berufsbegleitend zu absolvieren dauert entsprechend länger als einen Master in Vollzeit zu machen. Sie müssen also viel Zeit investieren – und über all diese Zeit motiviert an der Stange bleiben.

Apropos Motivation: Ein Studium neben dem Beruf bedeutet einen Extra-Zeitaufwand und kann mit viel Stress verbunden sein. Dadurch entsteht eine Doppelbelastung, und das nicht für wenige Wochen oder Monate, sondern Jahre. Gerade, falls Sie sich für ein Fernstudium berufsbegleitend entscheiden, ist viel Disziplin gefragt, um das Studium nicht irgendwann gefrustet vorzeitig zu beenden. Es ist oft nicht leicht, wieder und wieder die nötige Motivation für das Studium neben dem Beruf aufzubringen.

Unabhängig davon, in welcher Form das berufsbegleitende Studium stattfindet, müssen Sie sich in Ihrem Alltag gut organisieren können. Sie müssen bereit sein, einen Großteil Ihrer womöglich raren Freizeit in Ihr Studium zu investieren. Dadurch bleibt Ihnen weniger Zeit für Familie, Freunde und Hobbys, was auf Dauer sehr belastend sein kann. Überlegen Sie sich also gut, ob das Modell berufsbegleitendes Studium die richtige Lösung für Sie ist.

Wie anstrengend ist es, berufsbegleitend zu studieren?

Ein berufsbegleitendes Studium bietet Ihnen viele Chancen, es ist aber auch mit viel Arbeit verbunden. Viele Menschen, die über ein Studium neben dem Beruf nachdenken, fragen sich deshalb: Was kommt da auf mich zu? Der Zeitaufwand liegt meist bei zehn bis 20 Stunden pro Woche, wenn Sie berufsbegleitend studieren. Im Vorfeld von Klausuren müssen Sie sich in der Regel noch stärker reinhängen.

Wie anstrengend ein berufsbegleitendes Studium ist, hängt nicht zuletzt davon ab, wie Ihr Alltag ansonsten aussieht. Wenn Sie in Vollzeit arbeiten, bedeutet ein Abendstudium, dass Sie womöglich fast Ihre gesamte Freizeit in das Studium stecken müssen. Haben Sie hingegen einen Teilzeitjob, bleibt Ihnen mehr Zeit, um nebenberuflich zu studieren. Diese Variante ist entsprechend weniger anstrengend.

Es kommt auch auf Ihre privaten Verpflichtungen an. Wenn Sie stark ins Familienleben eingebunden sind oder sich um Angehörige kümmern, sind Sie womöglich ohnehin schon doppelt belastet. In solchen Fällen ist ein berufsbegleitendes Studium, zumindest in Kombination mit einer fordernden Berufstätigkeit, oft sehr schlauchend.

Berufsbegleitend studieren: Präsenz oder Fernstudium?

Wenn Sie berufsbegleitend studieren möchten, haben Sie zwei grundlegende Möglichkeiten: Sie können an einer Hochschule in Präsenz studieren oder sich für ein Fernstudium entscheiden. Welche Variante sich besser eignet, hängt vom Angebot und Ihren Vorlieben ab. Manchmal gibt es bestimmte Angebote nur in Präsenz oder aber ein Fernstudium kommt eher infrage, weil die nächste passende Hochschule zu weit weg ist. In anderen Fällen können Sie frei entscheiden.

Ein Präsenzstudium geht mit einem etwas höheren Zeitaufwand einher, weil Sie neben den Lehrveranstaltungen noch die Wegezeiten einkalkulieren müssen. Das schneidet zusätzlich in Ihre Freizeit ein. Es kann aber durchaus Vorteile haben, sich dennoch für ein Präsenzstudium zu entscheiden. Sie lernen dabei Ihre Kommilitonen kennen und können sich mit anderen über die Lerninhalte austauschen. Wenn Sie Fragen haben, sind Sie weniger alleine. Wenn es Ihnen schwerfällt, die nötige Disziplin für ein Fernstudium aufzubringen, kann ein Präsenzstudium außerdem die bessere Lösung sein. Hier ist alles schon vorgegeben, soweit Sie sich angemeldet haben – Sie müssen nur noch hingehen.

Für andere ist hingegen ein Fernstudium die bessere Lösung. Es macht das Studieren besonders flexibel: In vielen Fällen können Sie vollkommen frei entscheiden, wann und wie Sie sich mit den Studieninhalten befassen. Sie können immer dann lernen, wenn Sie gerade Luft dazu haben. Das kann dazu führen, dass diese Variante des berufsbegleitenden Studiums besser mit dem Alltag zu vereinen ist. Manchmal ist es auch schlicht effizienter, sich auf eigene Faust Dinge anzueignen – Sie müssen dann nicht, wie in so manchem Präsenzstudium, unnötig lange den ausschweifenden Erzählungen eines Professors zuhören.

So läuft ein berufsbegleitendes Studium ab

Wie genau ist der Ablauf bei einem Studium neben dem Beruf? Es kommt darauf an, ob Sie sich für ein Präsenzstudium oder ein Fernstudium entschieden haben. Ein Fernstudium findet überwiegend oder ausschließlich virtuell statt; oft können Sie sich Ihre Zeiten dabei frei einteilen. Wie bei einem Präsenzstudium eignen Sie sich die Inhalte an, die auf dem Lehrplan stehen. Am Ende des Semesters schreiben Sie Klausuren und/oder müssen Hausarbeiten abgeben, und wie bei einem Präsenzstudium endet das Studium mit einer Abschlussarbeit. Es können auch Praktika vorgesehen sein.

Ein Präsenzstudium ist im Vergleich zu einem Fernstudium stärker durchgeplant. Sie sind an die Zeiten gebunden, die die Hochschule vorgibt, zum Beispiel bei Vorlesungen oder Seminaren. Ein berufsbegleitendes Studium findet aber anders als ein reguläres Vollzeitstudium üblicherweise zu Randzeiten statt, etwa abends. Es können auch Blockseminare an Wochenenden vorgesehen sein. Teilweise werden die Präsenztermine durch virtuelle Lehrveranstaltungen ergänzt. Zusätzlich wird von Ihnen erwartet, dass Sie die Lerninhalte durch ein Selbststudium in Ihrer Freizeit vertiefen. Ihre Kenntnisse werden in Klausuren, Hausarbeiten und Abschlussarbeiten überprüft.

Was kostet ein berufsbegleitendes Studium und wie kann man es finanzieren?

Zu studieren ist nie ganz günstig. Selbst ohne teure Studiengebühren muss man schließlich seinen Lebensunterhalt finanzieren. Das ist bei einem Studium neben dem Beruf weniger problematisch: In diesem Fall führen Sie Ihr Studium berufsbegleitend durch, so dass Sie trotzdem ein Einkommen haben. Vielleicht entscheiden Sie sich dafür, von Vollzeit auf Teilzeit zu reduzieren – dennoch werden Sie wahrscheinlich höhere Einkünfte haben als der typische (Vollzeit-)Student, der nebenher auf geringfügiger Basis jobbt.

Was ein berufsbegleitendes Studium an Kosten verursacht, kann sich von Angebot zu Angebot unterscheiden. An staatlichen Einrichtungen fallen üblicherweise lediglich Semestergebühren an. Private Hochschulen hingegen erheben Studiengebühren, die sehr teuer sein können – je nach Angebot können sie von mehreren Tausend bis zu 10.000 Euro und mehr reichen.

Vielleicht unterstützt Sie Ihr Arbeitgeber bei Ihrer Weiterbildung. Er hat schließlich auch etwas davon, wenn Sie sich zusätzliche Qualifikationen durch ein berufsbegleitendes Studium aneignen. Fragen Sie doch einfach mal nach, was möglich ist – mehr als Nein sagen kann der Vorgesetzte nicht. Im besten Fall werden Sie im Rahmen einer Weiterbildung gefördert und können so Ihre eigenen Kosten senken.

Bildnachweis: LStockStudio / Shutterstock.com

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