Welches Gehalt macht glücklich? Wie Glück und Einkommen zusammenhängen
Geld allein macht selten glücklich. Dennoch: Ein auskömmliches Gehalt kann ohne Frage zu einem guten Leben beitragen. Aber wie viel Geld sollte es sein – wie viel Geld macht glücklich? Und ab welchem Gehalt wird man nicht mehr glücklicher? Was die Wissenschaft sagt und welche Aspekte neben Geld für das Glücksempfinden wichtig sind, erfahren Sie hier.
Macht Geld glücklich?
Geld, heißt es so oft, macht nicht glücklich. Genau genommen ist das aber nur die halbe Wahrheit, denn ohne Geld ist es schwierig, glücklich zu sein. Zwar gibt es Menschen, die nichts besitzen und die trotzdem glücklich und zufrieden sind. Für die meisten Menschen sind aber bestimmte materielle Habseligkeiten die Grundlage für ein glückliches Leben, und wer kein Geld hat, kann sich diese Dinge womöglich nicht leisten. Sie brauchen das nötige Kleingeld für Wohnen, Lebensmittel, Versicherungen und Freizeitaktivitäten.
Wer einen Job mit miesem Gehalt hat, kann sich vielleicht nur eine Wohnung in unattraktiver Lage leisten. Er muss beim Lebensmitteleinkauf sparen oder kann nicht mitgehen, wenn seine Freunde Essen gehen wollen. Wenn der Kontostand niedrig ist, bedeutet das nicht nur Entbehrungen, es kann auch Stress und Sorgen verursachen. Man hat dann womöglich keine Rücklagen. Geht die Waschmaschine kaputt, ist das ein Problem. Man kann sich außerdem womöglich keine Urlaube leisten und hat keine Mittel, um etwas für später zurückzulegen.
Warum Geld allein für das Lebensglück selten ausreicht
Ein Minimum an Geld ist damit fast immer nötig, um glücklich sein zu können. Geld allein reicht für das Glück aber meist nicht aus. Man mag sich anfangs freuen, wenn man einen Job ergattert hat, mit dem man viel Geld verdient. Davon leistet man sich vielleicht schöne Dinge. Der Reiz davon kann jedoch im Laufe der Zeit abnehmen, außerdem braucht es für ein zufriedenes Leben auf Dauer mehr.
Für das Lebensglück spielen auch Aspekte wie bereichernde Beziehungen, körperliche und mentale Gesundheit und eine spannende Freizeitgestaltung eine wichtige Rolle. Am meisten wirkt sich Geld oft auf das Glücksgefühl aus, wenn es in Aktivitäten fließt – vorausgesetzt, die Wohn- und Lebenssituation stimmt grundsätzlich. Wer sich zum Beispiel Reisen, Ausflüge oder Erlebnisse mit dem Partner, der Familie oder Freunden ermöglicht, kann dadurch glücklicher sein. Auch für bestimmte Hobbys, die für Glücksmomente sorgen können, ist es hilfreich, nicht jeden Cent zweimal umdrehen zu müssen.
Die Verbindung zwischen einem hohen Einkommen und Glück
Wie hängt das Einkommen mit dem Glücksempfinden zusammen? Das ist eine individuelle Frage – manche Menschen sind glücklicher mit mehr Geld, andere brauchen weniger für ein glückliches Leben. Wie die Höhe des Einkommens mit Glück zusammenhängt, wurde in Studien vielfach untersucht. Dabei konnte gezeigt werden, dass mehr Geld durchaus mehr Glück bedeuten kann, allerdings hat dieser Zusammenhang Grenzen. Ab einer gewissen Schwelle macht mehr Geld nicht mehr glücklicher. Das ist auch als Theorie des abnehmenden Grenznutzens bekannt.
Daniel Kahneman, ein israelisch-amerikanischer Psychologe, und der britisch-amerikanische Ökonom Angus Deaton haben den Zusammenhang zwischen Geld und Glück in einer umfangreichen Studie der Universität Princeton untersucht. Das Ergebnis von Kahneman und Deatons Studie: Wer sein jährliches Einkommen von 15.000 auf 30.000 Euro verdoppelt, hat auch ein wesentlich größeres Glücksempfinden.
Was passiert, wenn das Jahreseinkommen sich noch einmal verdoppelt – von 30.000 auf 60.000 Euro? Auch das löst zusätzliche Glücksgefühle aus. Danach ist es aber mit dem Mehr an Glück vorbei, fanden Kahneman und Deaton heraus. Ob jemand 60.000 Euro, 200.000 Euro oder eine Million im Jahr verdient, macht demzufolge für sein Lebensglück keinen nennenswerten Unterschied. Mit anderen Worten: 60.000 Euro im Jahr reichen aus, um das maximale Glücksempfinden zu erreichen. Eine andere Studie hat 80.000 Euro als „Gehalts-Glücksgrenze“ ausgemacht.
Mehr Geld, mehr Glück? Nicht unbedingt
Woran es liegt, dass die meisten Menschen ab einer gewissen Schwelle mit mehr Geld nicht glücklicher sind, ist nicht abschließend geklärt. Deaton, der die Studie gemeinsam mit Kahneman durchgeführt hat, hatte aber eine Erklärung. Üblicherweise steigt mit steigendem Einkommen auch die Verantwortung im Job. Menschen, die sehr viel verdienen, müssen dafür meist auch viel arbeiten, machen regelmäßig Überstunden – und haben kaum noch Freizeit. Dadurch bleibt ihnen weniger Zeit für Aktivitäten, die für ihr Wohlbefinden wichtig sind. Sie sehen ihre Familie seltener, haben weniger Zeit für Freunde und Hobbys und können ihre freie Zeit kaum genießen. Außerdem steigt bei berufsbedingtem Dauerstress das Risiko für Krankheiten, die dem Glück im Weg stehen können.
Geht das Mehr an Geld zulasten der Freizeit, macht es also in der Regel nicht glücklich. Anders kann es aussehen, wenn jemand seine hohen Einkünfte nutzt, um bestimmte private Aufgaben auszulagern. Man könnte zum Beispiel eine Putzkraft beauftragen oder einen Gärtner kommen lassen. Dadurch bleibt mehr Zeit für andere Dinge – und das macht tatsächlich glücklicher.
Welches Gehalt macht glücklich? Die Antwort ist subjektiv.
Menschen sind unterschiedlich: Sie haben unterschiedliche Bedürfnisse, Vorstellungen und Gefühle. So ist es wenig verwunderlich, dass die Frage, welches Gehalt glücklich macht, letztlich sehr subjektiv ist. Wie viel Geld für ein gutes Leben nötig ist, hängt schließlich schon davon ab, welchen Lebensstil jemand hat (oder sich wünscht). Wer mitten in einer teuren Großstadt auf großzügigem Wohnraum leben und zweimal im Jahr Luxus-Reisen machen möchte, braucht naturgemäß mehr Geld zum Glücklichsein als jemand, der günstig wohnt und mit einfacheren Unternehmungen zufrieden ist.
Wie viel Geld man braucht, um glücklich zu sein, hängt somit von der Wohnsituation und den weiteren finanziellen Bedürfnissen ab. Es kommt auch auf die Größe des Haushalts an: Wer nur sich selbst zu versorgen hat, braucht tendenziell weniger als jemand, der als Alleinverdiener für eine Familie verantwortlich ist. Welches Gehalt für ein glückliches Leben nötig ist, hängt außerdem in hohem Maße vom Konsumverhalten eines Menschen ab. Wer es gewohnt ist, ständig für viel Geld zu shoppen, braucht mehr Taschengeld als jemand, der minimalistisch lebt und nur selten Neues kauft.
Im übrigen hängt das empfundene Glück auch von der Tätigkeit ab, die ausgeübt wird. Wer im Job glücklich ist, ist tendenziell mit weniger Gehalt zufrieden, als in einem Job, der persönlich als unangenehm, sinnlos oder belastend empfunden wird.
Der Vergleich mit anderen kann Erwartungen wecken
Bei der Höhe des Einkommens gibt es außerdem Anpassungseffekte: Die meisten Menschen gewöhnen sich schnell daran, mehr Geld zur Verfügung zu haben. Ihr Lebensstandard steigt mit dem Gehalt, und die aktuelle Situation wird als normal empfunden. So lässt es sich erklären, dass Menschen, die zumindest ausreichend Geld zur Verfügung haben, immer das Gefühl haben, so viel Geld zu brauchen, wie sie verdienen.
So kommt ein Student womöglich mit wenigen Hundert Euro im Monat aus, ein Berufsanfänger mit unter 2.000 Euro brutto, eine Führungskraft im mittleren Alter „braucht“ aber womöglich einige Tausend Euro monatlich. Je mehr man hat, desto mehr kann man sich leisten – und will dann auch in der Zukunft auf nichts davon mehr verzichten.
Es kommt auch darauf an, wie Menschen ihre finanzielle Situation bewerten. Das hängt maßgeblich davon ab, welche Erwartungen jemand hat. Auch der Vergleich mit anderen kann dabei eine Rolle spielen. Das kann ein Vergleich mit Fremden sein – auch über soziale Netzwerke –, besonders großen Einfluss hat aber oft der Vergleich mit Menschen im Freundes- und Bekanntenkreis und der eigenen Schicht. Haben die anderen mehr, hat man womöglich das Gefühl, nachziehen zu müssen. Das gilt besonders für die soziale Teilhabe: Wenn man sich in Kreisen bewegt, in denen Menschen in Nobelrestaurants Essen gehen oder dreimal im Jahr Kreuzfahrten machen, möchte man sich das womöglich auch leisten können, um dazuzugehören.
Strategien und Tipps für ein glücklicheres Leben
Für ein erfülltes Leben braucht es mehr als nur Geld. Ein gewisses Einkommen mag essenziell sein, um einen gewissen Lebensstandard zu sichern. Ein Garant für Glück ist aber auch ein hohes Einkommen nicht – so mancher hat ein gutes Gehalt, ist aber unglücklich.
Für Glück und Zufriedenheit sind materielle Dinge oft entbehrlich. Wichtiger sind häufig soziale Beziehungen. Wer Menschen hat, mit denen er Spaß haben und sich austauschen kann, mit denen er lachen und weinen kann, ist meist glücklicher als jemand, der sich einsam fühlt. Und: Je mehr jemand verdient, desto weniger Zeit hat er in der Regel auch, um Kontakte zu pflegen. In dieser Hinsicht kann ein hohes Einkommen Einsamkeit wahrscheinlicher machen.
Wie glücklich jemand ist, hängt auch davon ab, wie gut es ihm gesundheitlich geht. Den Grundstein dafür legt der Lebensstil, also was jemand isst, wie viel er sich bewegt, wie viel Schlaf er bekommt, welche Kontakte er hat und wie er seine freie Zeit verbringt. Wer unter chronischen Erkrankungen leidet, ist meist weniger glücklich. In die eigene Gesundheit zu investieren lohnt sich.
Kleine Dinge, die das Leben bereichern
Das Lebensglück hängt oft nicht davon ab, ob jemand ein großes Haus hat, sich teure Dinge kaufen und teure Reisen machen kann. Stattdessen sind es oft die kleinen Dinge, die für Glücksmomente im Alltag sorgen. Das kann ein leckeres Eis an einem heißen Sommertag sein oder einfach das Gesicht in die Sonne zu halten und durchzuatmen, wenn man gestresst ist. Es ist wichtig, solche kleinen Momente als das wertzuschätzen, was sie sind: die Zutaten für ein glückliches Leben. Hierbei kann es helfen, Dankbarkeit zu praktizieren, zum Beispiel mit einem Dankbarkeitstagebuch, das man jeden Abend oder alle paar Tage pflegt. Wer den Blick bewusst auf die positiven Dinge in seinem Leben richtet, ist oft insgesamt positiver gestimmt – und optimistischer.
Wie zufrieden jemand mit seinem Leben ist, hängt auch davon ab, wofür er sein Geld nutzt. Konsum allein macht oft nicht glücklich. Erlebnisse und persönliche Erfüllung können hingegen sehr wohl glücklich machen. Dabei spielt nicht nur Geld eine Rolle, sondern auch Zeit. Es kann sich lohnen, seine Zeit in Dinge zu investieren, die man als sinnstiftend und bereichernd empfindet. Das kann zum Beispiel ein Hobby betreffen oder auch ein gemeinnütziges Engagement.
Glück ist auch eine Frage der eigenen Werte und Ziele im Leben. Wer in erster Linie nach Geld strebt, übersieht womöglich, dass ihn andere Dinge – wie Beziehungen oder Erlebnisse – glücklicher machen könnten. Es kann sich deshalb lohnen, darüber nachzudenken, was das eigene Leben wirklich bereichert.
Fazit: Geld kann glücklich machen – in gewissen Grenzen
- Genügend Geld zur Verfügung zu haben ist für die meisten Menschen die Grundlage für ein gutes Leben.
- Wie viel Geld genug Geld ist, ist von Person zu Person unterschiedlich und hängt unter anderem von den Erwartungen und dem Lebensstil ab. Auch das Konsumverhalten spielt eine Rolle.
- Geld kann glücklich machen, aber es ist kein Allheilmittel.
- Wer möglichst viele glückliche Momente in seinem Leben möchte, muss mehr Reichtum besitzen als „nur“ Geld – zum Beispiel ein stabiles soziales Netz und eine bereichernde Freizeitgestaltung.
- Für ein gutes Leben ist eine individuelle Strategie gefragt. Es hilft auch, den Blick auf die positiven Dinge im Leben zu richten, um das eigene Glück stärker wahrzunehmen und wertzuschätzen.
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