Sich erden: Was es bringt und wie es geht

Sich erden, das klingt erstmal gut. Es suggeriert, dass jemand festen Boden unter den Füßen hat. Nur: Wie geht das, sich erden? Welchen Effekt hat es, wenn jemand geerdet ist oder eben auch nicht? Was kann man tun, um souverän und sicher durch den Alltag gehen? Hier erfahren Sie mehr darüber.

Eine Frau geht Barfuß auf dem Boden, wie kann man sich erden?

Sich erden: Was ist damit gemeint?

Bestimmt haben Sie auch schon gehört, wie gut es ist, sich regelmäßig zu erden. Leider ist diese Aussage nicht sonderlich präzise – was genau soll es heißen, sich zu erden? Wie macht man das? Sich zu erden kann mehrere Bedeutungen haben, die eng miteinander verbunden, aber nicht exakt dasselbe sind. 

Im alltäglichen Sprachgebraucht ist meist gemeint, die Bodenhaftung und den Kontakt zur Natur nicht zu verlieren. Wer sich erdet, findet demnach inneren Halt in einer oft unsteten und schnelllebigen Welt. Er lässt sich nicht von jedem Windstoß aus dem Gleichgewicht bringen, sondern hat durch seine feste Verankerung die nötige Stabilität, um Gegenwind zu trotzen. 

Sich erden kann auch in einem Sinne verstanden werden, der mit Begriffen wie „Earthing“ oder „Grounding“ verbunden ist. Auch hier geht es um eine Verbindung zur Erde, allerdings in einem noch wörtlicheren Sinne. Hierbei geht es darum, sich mit den heilsamen Energien der Erde zu verbinden. Man nimmt an, dass die negative elektrische Ladung der Erde für den Körper heilsam ist. Der unmittelbare Kontakt zur Erde soll freien Radikalen entgegenwirken, die zum Beispiel durch Umweltgifte, Stress, schlechte Ernährung, Alkohol oder Drogen freigesetzt werden.

Viele Menschen haben den Kontakt zur Erde verloren

Sich mit der Erde zu verbinden soll Schmerzen, Entzündungen und Krankheiten vorbeugen oder ihnen entgegenwirken. Es wird als Mittel gegen alle möglichen Beschwerden verstanden und soll etwa bei Autoimmunerkrankungen, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Erschöpfung, Depressionen oder gegen vorzeitige Alterung hilfreich sein.

In unserer heutigen Zeit besteht der Kontakt zur Erde im Alltag vieler Menschen kaum bis gar nicht: Wir laufen mit Schuhen herum, schlafen in Betten statt auf dem Boden oder leben in Etagenwohnungen hoch über der Erde. Besonders in Großstädten ist ringsum oft nicht in erster Linie das Grün der Natur zu sehen, sondern Beton. Nur noch manche Naturvölker leben in engem Kontakt mit der Erde und im Gleichgewicht mit Mutter Natur.

Warum ist es wichtig, sich zu erden?

Nun haben Sie ein etwas besseres Verständnis davon, was es heißt, sich selbst zu erden. Aber warum ist das überhaupt wichtig? Eine feste Bodenhaftung zu haben kann viele Vorteile bieten. Die Vorteile der Erdung im Sinne von Grounding (Earthing) haben wir Ihnen schon dargelegt. Auch, sich im etwas übertrageneren Sinne zu erden, kann eine positive Wirkung haben.

Sich zu erden kann ein gutes Instrument sein, um dem Stress und der Hektik des Alltags mit mehr Gelassenheit zu begegnen. Gegen Stress anzukämpfen ist oft wenig aussichtsreich, weil er sich in vielen Fällen gar nicht vermeiden lässt. Besser ist es, wenn jemand gute Strategien im Umgang mit Stress hat – zum Beispiel, sich gezielt zu erden. Eine ausgeprägte innere Widerstandsfähigkeit eines Menschen kann das Wohlbefinden und die Zufriedenheit im Alltag steigern.

Wer sich erdet, kann damit für Sicherheit und Stabilität sorgen. Das hilft gegen innere Unruhe und ist ein Mittel, um Veränderungen im Alltag mit der nötigen Zuversicht zu begegnen. Ebenso kann es nützlich sein, sich zu erden, um sein bestes Selbst zu sein. Es kann das Selbstwertgefühl einer Person steigern und dazu führen, dass jemand ganz in sich ruht, weil er sich voll und ganz akzeptiert. Es kann auch sein, dass jemand, der sich selbst erdet und dadurch mit sich im Reinen ist, einen größeren Sinn in seiner Existenz sieht.

Daran können Sie bemerken, dass Sie nicht ausreichend geerdet sind

Sind Sie geerdet? Oder mangelt es Ihnen an festem Stand im Leben? Auf Letzteres könnte zum Beispiel hindeuten, wenn Sie sich häufig innerlich unruhig fühlen. Vielleicht gehen Sie wie im Autopiloten durchs Leben, sind gedankenlos und lassen sich einfach treiben, ohne zu hinterfragen, wohin Ihr Weg führt. Auch Unkonzentriertheit und mangelnder Fokus auf Ihre Prioritäten können Anzeichen dafür sein, dass es Ihnen an Erdung mangelt.

Negative Gefühle können ebenfalls ein Hinweis darauf sein, dass Sie sich nicht ausreichend erden. Vielleicht sind Sie häufig im Stress und haben das Gefühl, die Kontrolle zu verlieren. Sie leiden vielleicht an Unsicherheit oder diffusen Ängsten. Vielleicht sind Sie antriebslos und haben keine Energie, vielleicht fühlt sich auch alles sehr schwer an. Das kann bis zu handfesten mentalen Problemen wie Depressionen oder Burnout reichen.

Ein Zeichen für mangelnde Erdung im Alltag ist auch, wenn Sie sich leicht aus der Fassung bringen lassen. Möglicherweise sind Sie sehr dünnhäutig, wenn Sie kritisiert werden, und fühlen sich leicht angegriffen. Oder Sie fühlen sich überfordert, weil Sie oft nicht wissen, wo Ihnen der Kopf steht. Vielleicht haben Sie auch ein Gefühl der Unausgeglichenheit oder Unzufriedenheit, das Sie im Alltag ständig begleitet. Oder Ihr Selbstwertgefühl ist nicht so gut, wie es sein könnte. All das kann darauf hindeuten, dass Sie davon profitieren könnten, sich selbst zu erden. Wie das geht, erfahren Sie im nächsten Abschnitt.

Sich selbst erden: Tipps für mehr Halt im Alltag

Sich erden, das klingt für viele Menschen intuitiv nach einer guten Sache. Besonders handfest ist es aber nicht: Wie erdet man sich denn nun ganz konkret? Es kommt darauf an, um welche Art der Erdung es Ihnen geht. Fangen wir mit dem sich Erden im Sinne von Grounding an. Ein einfaches Mittel, um sich direkt mit der Erde zu verbinden, ist es, öfter mal barfuß zu gehen. Oder Sie legen sich auf eine Wiese, gehen mit nackten Füßen durch die Brandung oder gehen schwimmen – bestenfalls in einem natürlichen Gewässer wie einem See, Fluss oder im Meer.

Wenn es Ihnen um Earthing geht, gibt es darüber hinaus noch verschiedene Hilfsmittel, um sich im Alltag wortwörtlich stärker zu erden. Es gibt zum Beispiel spezielle Bettdecken für Grounding, die eine direkte Verbindung zur Erde herstellen sollen.

Selbst wenn Sie es mit dem sich Erden nicht ganz so wörtlich nehmen, sind die eben beschriebenen Tipps doch hilfreich: Verbringen Sie möglichst viel Zeit in der freien Natur. Spüren Sie, wo immer möglich, den Kontakt zum Boden, ganz ohne Schuhe. Dafür müssen Sie nicht einmal Ihr Zuhause verlassen. Wenn Sie einen Garten haben, können Sie auch hier die Natur spüren. Setzen Sie sich ins Gras oder stecken Sie Ihre Hände bei der Gartenarbeit in die Erde. Gartenarbeit hat nicht nur einen entschleunigenden Effekt, sondern kann sich Studien zufolge auch positiv auf die mentale Gesundheit auswirken. Selbst auf einem Balkon können Sie in Kontakt mit der Natur kommen.

Momente in der Natur bewusst erleben

Besonders wohltuend kann ein Waldspaziergang sein. Die Japaner sprechen auch vom Waldbaden. Egal, was Sie tun: Wichtig ist, dass Sie die Natur mit allen Sinnen genießen, statt zwischendurch aufs Handy zu starren – oder es immer wieder herauszuholen, um Fotos von der schönen Umgebung zu machen. Fassen Sie einen Baum an oder umarmen Sie ihn. Spüren Sie, wie sich verschiedene Pflanzen, Zweige und Sträucher anfühlen. So kommen Sie der Erde ganz nah.

Den größten Effekt hat es, wenn Sie regelmäßig Zeit in der Natur verbringen, statt zu warten, bis Sie richtig gestresst sind. Machen Sie doch mal ein Picknick im Park oder auf einer Lichtung im Wald, lesen Sie ein Buch auf einer Wiese oder gehen Sie in der Natur joggen, statt sich auf den Heimtrainer zu schwingen.

Sie haben jeden Tag die Gelegenheit, sich mit den Ressourcen der Natur zu verbinden, wenn Sie achtsam kochen. Nehmen Sie die Lebensmittel, die Sie verwenden, ganz bewusst wahr und wertschätzen Sie sie. Das hilft, die Verbindung zu Mutter Erde nicht zu verlieren.

Mentale Übungen, um sich zu erden

Eine weitere Option, sich zu erden, bietet die Aromatherapie. Es gibt eine Vielzahl an verschiedenen ätherischen Ölen, die für alle möglichen Zwecke nützlich sein können. Bestimmte Düfte wirken etwa entspannend, beruhigend, stärkend, stimmungsaufhellend oder ausgleichend. Sie können Nervosität verringern oder Stress entgegenwirken.

Neben diesen praktischen Übungen gibt es auch gedankliche Übungen, die Sie machen können, wenn Sie sich selbst erden möchten. Stellen Sie sich zum Beispiel vor, Sie sind ein starker Baum, der sich im Boden verwurzelt. Mit jedem Atemzug sprießen Ihnen mehr Wurzeln an den Sohlen Ihrer Füße, die sich immer stärker mit den Energien der Erde verbinden. Oder Sie atmen einfach bewusst ein und aus.

Dabei stellen Sie sich vor, dass Sie beim Einatmen positive Gefühle, Stärke und Stabilität in sich aufnehmen. Beim Ausatmen lassen Sie los, was Ihnen nicht dienlich ist, zum Beispiel Stress und andere negative Energien. Das kann ein einfaches, aber effektives Mittel sein, um sich im Alltag zu erden. Es gibt auch spezielle Yogaübungen – zum Beispiel den Baum –, die für diesen Zweck hilfreich sein können.

Bildnachweis: Ground Picture / Shutterstock.com

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