Selbstwahrnehmung: So stärken Sie Ihre Selbstwahrnehmung am besten

Hand aufs Herz: Wie gut gelingt es Ihnen, sich selbst einzuschätzen? Wie gut erkennen Sie Ihre Gedanken und Gefühle? Darüber bestimmt Ihre Selbstwahrnehmung. Was das genau ist und wie sich die Selbstwahrnehmung eines Menschen im beruflichen und privaten Alltag auswirkt, erfahren Sie hier. Außerdem geben wir Ihnen Tipps, wie Sie Ihre Selbstwahrnehmung verbessern können.

Eine Frau blickt in einen Spiegel, wie verbessert man die Selbstwahrnehmung?

Selbstwahrnehmung Definition: Was ist das genau?

Selbstwahrnehmung – was heißt das eigentlich genau? Gemeint ist die Wahrnehmung des Selbst. Dabei geht es darum, wie man sich selbst als Person wahrnimmt, und zwar mit allen Facetten, die dazugehören. Gemeint sein kann die Selbstwahrnehmung im Ganzen ebenso wie die Wahrnehmung bestimmter Aspekte, die das Selbst betreffen – zum Beispiel bestimmte Persönlichkeitsmerkmale oder optische Merkmale. Die Selbstwahrnehmung kann sich etwa darauf beziehen, wie man aussieht, wie man auf andere Menschen wirkt oder welche Stärken und Schwächen man hat. Ebenso kann die Selbstwahrnehmung aber auch nach innen gerichtet sein und die Wahrnehmung von körperlichen Prozessen betreffen.

Eine gute Selbstwahrnehmung ist die Fähigkeit, relativ präzise wahrzunehmen, was man selbst fühlt und denkt, aber auch, wie man als Person ist und sich im Kontakt mit anderen gibt. Menschen mit ausgeprägter Selbstwahrnehmung nehmen ihre innere Stimme wahr und können sich dennoch von ihr abgrenzen. Im besten Fall sind sie mit sich im Reinen und kennen und akzeptieren nicht nur ihre Stärken, sondern auch ihre Schwächen.

Die Selbstwahrnehmung ist das Gegenstück zur Fremdwahrnehmung. Die Fremdwahrnehmung bezieht sich darauf, wie man selbst von anderen Menschen wahrgenommen und eingeschätzt wird. Zwischen der Selbst- und Fremdwahrnehmung gibt es naturgemäß immer zumindest kleinere Diskrepanzen. Oft fällt es anderen Menschen leichter, einen objektiv einzuschätzen. Manchmal kennen sie einen aber auch nicht gut genug und sind diejenigen, deren Wahrnehmung falsch ist.

Welche Rolle spielt die Selbstwahrnehmung eines Menschen?

Die Selbstwahrnehmung spielt im Alltag eine große Rolle, egal, ob es um berufliche oder private Situationen geht. Wie man sich selbst wahrnimmt – und wie zutreffend diese Wahrnehmungen sind –, hat einen großen Einfluss darauf, wie man handelt. So ist einen gute Selbstwahrnehmung zum Beispiel eine essenzielle Grundlage für ein gesundes Selbstbewusstsein.

Selbstbewusste Menschen kennen sich oft gut und wissen, wo ihre Stärken und wo ihre Schwachpunkte liegen. Eine gute Selbstwahrnehmung geht oft mit einem hohen Selbstwert einher, wobei eine falsche Selbstwahrnehmung einen niedrigen Selbstwert zur Folge haben kann. Diese Auswirkungen von Selbstwahrnehmung und Selbstwert können das Verhalten eines Menschen stark beeinflussen und auch darüber mitentscheiden, welche Entscheidungen jemand trifft.

Die Selbstwahrnehmung eines Menschen spielt auch in sozialen Kontakten und den Beziehungen zu anderen Menschen eine wichtige Rolle. Wer zum Beispiel gut einschätzen kann, wie er auf andere wirkt und wie er diesen Eindruck durch sein Verhalten ändern kann, hat nicht nur womöglich bessere Beziehungen zu anderen und führt konstruktivere Gespräche. Er kann andere auch eher in eine Richtung lenken, die ihm nützt. Ein Beispiel wären Gehaltsverhandlungen mit dem Chef: Wenn Sie wissen, was Sie sagen und tun müssen, um ein höheres Gehalt auszuhandeln, erreichen Sie Ihr Ziel eher.

Welche Selbstwahrnehmung ein Mensch hat, kann mehr oder weniger stark von der Fremdwahrnehmung durch andere abweichen. Oft ist die Selbstwahrnehmung zumindest in mancherlei Hinsicht verzerrt. So könnte jemand etwa zu Unrecht glauben, er sei zu dick, aber korrekt einschätzen, dass er ein guter Zuhörer ist.

So kann Ihnen eine gute Selbstwahrnehmung helfen

Eine gute und möglichst objektiv zutreffende Selbstwahrnehmung ist in allen Lebenslagen förderlich. Zum Beispiel, wenn Sie Entscheidungen treffen müssen, die Ihren weiteren Weg beeinflussen. Je besser Sie sich kennen, desto besser ist Ihre Entscheidungsgrundlage. Die Wahrscheinlichkeit, dass Sie eine gute Entscheidung treffen, mit der Sie auch später noch glücklich sind, ist dann höher.

Sich selbst (überwiegend) objektiv korrekt wahrzunehmen macht es auch leichter, sich selbst mit allen positiven und negativen Eigenschaften zu akzeptieren. Selbstakzeptanz spielt wiederum für das Selbstbewusstsein eine wichtige Rolle, und ein gutes Selbstbewusstsein nützt Ihnen in vielerlei Hinsicht. Sie trauen sich zum Beispiel mehr zu, gehen positiver in die Interaktion mit anderen und stehen neuen Umständen und Herausforderungen wahrscheinlich offener gegenüber.

Selbstwahrnehmung ist ein wichtiger Faktor, wenn es darum geht, sich zu verändern oder Ziele zu erreichen. Je realistischer Ihre Einschätzung ist, desto besser wissen Sie, was Sie für ein bestimmtes Ergebnis tun können und sollten. Damit ist Selbstwahrnehmung ein nicht zu unterschätzender Erfolgsfaktor. Wer sich kennt und weiß, was er will, kann auch eher für sich einstehen. Er sagt womöglich eher Nein, wenn er etwas nicht möchte, statt automatisch Ja zu sagen und sich insgeheim darüber zu ärgern. Beruflich macht er möglicherweise eher etwas, das ihn wirklich zufriedenstellt – weil er weiß, was ihm wichtig ist.

Oft haben Menschen mit guter Selbstwahrnehmung auch eine klarere Wahrnehmung von äußeren Dingen wie der Umwelt oder von anderen Menschen. Das kann dazu führen, dass sie empathischer sind, weil sie wirklich zuhören und hinschauen. Es kann sie auch kreativer machen, weil sie offener auf ihre Umgebung zugehen. Sie nehmen die vielen Eindrücke um sich herum stärker wahr und lassen sich davon inspirieren.

Diese Folgen kann eine falsche Selbstwahrnehmung haben

Eine verzerrte Selbstwahrnehmung kann verschiedene negative Folgen haben. Falsche Wahrnehmungen können zum Beispiel mit einem mangelnden Selbstbewusstsein einhergehen oder soziale Phobien auslösen. Manche Menschen leiden unter dem sogenannten Spotlight-Effekt, bei dem sie in diversen Situationen das Gefühl haben, dass alle Augen permanent auf sie gerichtet sind. Auch ein Rückzug aus sozialen Kreisen kann das Resultat einer falschen Selbstwahrnehmung sein.

Selbst ernsthafte Erkrankungen können mit einer gestörten Selbstwahrnehmung zusammenhängen, zum Beispiel Krankheiten wie Magersucht. So schlimm muss es natürlich nicht kommen, was nicht heißt, dass die Folgen einer verzerrten Selbstwahrnehmung nicht trotzdem spürbar negativ sein können. Wer sich zum Beispiel überschätzt, bringt sich womöglich ohne Not in Situationen, die eigentlich eine Nummer zu groß für ihn sind. Bestenfalls meistert er sie trotzdem, allerdings ist die Gefahr groß, sich zu überfordern, zu scheitern oder anderweitig negative Erfahrungen zu machen.

Wer sich unterschätzt, lässt Potenzial ungenutzt

Umgekehrt ist es auch nicht gerade vorteilhaft, wenn man sich unterschätzt. Man lässt dann womöglich Potenzial ungenutzt, weil man sich zu wenig zutraut. Im Beruf könnte das zum Beispiel bedeuten, sich für eine interessante Stelle nicht zu bewerben, weil man sich (fälschlicherweise) für nicht kompetent genug hält. Oder nicht um eine Gehaltserhöhung zu bitten, weil man nicht glaubt, sie verdient zu haben. Oder man ist privat zu einer Feier eingeladen, denkt aber, der Gastgeber habe einen nur aus Höflichkeit gefragt – und geht nicht hin.

Ist die Selbstwahrnehmung fehlerhaft, kann es auch sein, dass Interaktionen mit anderen Menschen weniger gut laufen als erhofft. Andere könnten einen zum Beispiel missverstehen oder nicht so reagieren, wie man sich das gewünscht hatte. Das hängt dann damit zusammen, dass man anders auf andere wirkt, als man glaubt.

Indirekt kann eine verzerrte Selbstwahrnehmung noch weitere Konsequenzen haben. Man könnte zum Beispiel mit einer bestimmten Situation unzufrieden sein, negative Gedanken oder Gefühle haben oder pessimistisch in die Zukunft blicken. Vielleicht stellen sich auch Ohnmachtsgefühle oder Hoffnungslosigkeit ein, weil man negativ über sich denkt oder das Gefühl hat, nichts verändern zu können, obwohl das objektiv betrachtet eigentlich möglich wäre.

Warum viele Menschen eine verzerrte Selbstwahrnehmung haben

Viele Menschen sind nicht besonders gut darin, sich selbst objektiv zutreffend einzuschätzen. Eine verzerrte Selbstwahrnehmung kann viele Ursachen haben. Ganz grundsätzlich fällt es den meisten Menschen leichter, andere Menschen einzuschätzen, als sich selbst korrekt wahrzunehmen. Man ist bei sich selbst so nah dran, dass der nötige Abstand für eine objektive Wahrnehmung fehlt.

Nicht jeder Mensch befasst sich überhaupt mit sich selbst. Manche Menschen haben gar keine tiefgehende Selbstwahrnehmung, weil sie im Autopiloten durch den Alltag steuern und gedanklich ständig anderswo sind, ohne das überhaupt zu bemerken. Wer nichts hinterfragt und keine vergangenen Situationen reflektiert, hat es schwerer, sich kennenzulernen.

Ein geringes Selbstbewusstsein kann die Selbstwahrnehmung verzerren

Eine verzerrte Selbstwahrnehmung kann auch mit einem geringen Selbstbewusstsein zusammenhängen. Die Person neigt dann womöglich dazu, sich negativer zu sehen, als sie tatsächlich ist – weil die negative Denkweise ein grundlegendes Schema in ihrem Denken ist. Indizien, die auf eine falsche Selbstwahrnehmung hindeuten könnten, werden dann tendenziell ausgeblendet und nicht als Anlass genommen, das Selbstbild ernsthaft infrage zu stellen. Unabhängig vom Selbstbewusstsein kann eine verzerrte Selbstwahrnehmung damit zusammenhängen, dass bestimmte Dinge bewusst oder unterbewusst ausgeblendet werden – zum Beispiel, weil es unangenehm wäre, sich damit zu befassen. Verdrängungen und Verleugnung spielen häufig eine wichtige Rolle, wenn die Selbstwahrnehmung nicht stimmt.

Bestimmte Einschätzungen können auch Relikte aus der Kindheit sein. Glaubenssätze, die man vor langer Zeit verinnerlicht hat, halten sich oft hartnäckig. Oft fällt gar nicht mehr auf, dass sie nicht mehr zutreffen. Ein Beispiel: Ein schüchternes Kind muss kein schüchterner Erwachsener werden. Die Person könnte aber automatisch von sich denken, dass sie schüchtern ist, obwohl das nicht mehr stimmt – einfach, weil es lange so war.

Tipps: So können Sie Ihre Selbstwahrnehmung verbessern

Vielen Menschen fällt es schwer, sich selbst richtig einzuschätzen. Es ist aber möglich, die eigene Selbstwahrnehmung zu verbessern und verzerrte Selbstwahrnehmungen zu korrigieren. Dazu ist es wichtig, dass Sie gedanklich ganz offen an sich herangehen. Vergessen Sie alles, was Sie bisher über sich gedacht haben – besonders die Vorstellungen, die Sie schon besonders lange haben. Natürlich können solche Ideen von sich selbst einen wahren Kern haben, aber im Laufe des Lebens verändert sich jeder Mensch. Klammern Sie sich also nicht an dem fest, was mal war, sondern versuchen Sie herauszufinden, wie es jetzt ist. Die folgenden Tipps können Ihnen dabei helfen, Ihre Selbstwahrnehmung zu verbessern.

Stellen Sie Fragen, um sich besser kennenzulernen

Um Ihre Selbstwahrnehmung zu stärken, ist es hilfreich, wichtige Fragen zu reflektieren. Um nur ein paar Beispiele zu nennen – Sie könnten sich etwa fragen:

  • Wer bin ich eigentlich?
  • Was macht meinen Kern aus?
  • Welche Menschen sind mir am wichtigsten?
  • Welche Kontakte geben mir am meisten?
  • Was ist mir im Leben wichtig?
  • Was weniger?
  • Wobei habe ich die größte Freude?
  • Wie wichtig ist mir Erfolg im Beruf?
  • Was sind meine Überzeugungen und Wertvorstellungen?
  • Welche Ziele habe ich?
  • Was erwarte ich von andren?
  • Was erwarte ich von mir selbst?

Beantworten Sie solche Fragen so ehrlich wie möglich, ohne Dinge auszublenden oder zu beschönigen. Versuchen Sie, Ihr Verhalten, Ihre Handlungen und Denkweisen so objektiv wie möglich zu analysieren. Lassen sich bestimmte Muster erkennen, die Ihnen bei Ihrer Selbsteinschätzung helfen können?

Selbst- und Fremdwahrnehmung vergleichen

Es kann auch hilfreich sein, Selbst- und Fremdwahrnehmung gegenüberzustellen. Fragen Sie dazu andere Menschen nach einer ehrlichen Einschätzung von Ihren Merkmalen und vergleichen Sie dann, wie Sie diese Dinge selbst einschätzen. Es könnte auch interessant sein, mit anderen Menschen einen Persönlichkeitstest – zum Beispiel online – zu machen, bei dem es um Sie geht. Welche Antworten würden Sie ankreuzen, welche Antworten die andere Person? Falls es Diskrepanzen zwischen diesen Antworten gibt: Wo liegt die Wahrheit am ehesten?

Reflektion durch Tagebuchschreiben

Eine gute Idee, um die eigene Selbstwahrnehmung zu fördern, ist es, Tagebuch zu schreiben. So reflektieren Sie automatisch vergangene Situationen und Ihr Selbst. Am effektivsten ist es, wenn Sie sich regelmäßig etwas Zeit fürs Tagebuchschreiben nehmen.

Achtsamkeit durch Meditation lernen

Meditation ist ein weiterer Aspekt, der Ihnen dabei helfen kann, sich besser kennenzulernen. Besonders Achtsamkeitsmeditation kann Sie dabei unterstützen, Ihre Gedanken und Emotionen klarer wahrzunehmen und gleichzeitig Abstand davon zu gewinnen – Sie sind schließlich nicht Ihre Gedanken und Gefühle. Es liegt an Ihnen, wie stark Sie sich damit identifizieren. Außerdem lernen Sie durch Meditation, Ihren Körper bewusster wahrzunehmen.

Die nötige Ruhe für Gedanken über sich selbst finden

Wichtig ist auch, dass Sie Gedanken über sich selbst zulassen. Viele Menschen sind dauerhaft „on“ und machen sich gar nicht bewusst, was Ihnen alles durch den Kopf geht. Sorgen Sie deshalb gezielt für Zeiten der Entspannung, in denen Sie zur Ruhe kommen und nachdenken können. Das kann zum Beispiel bei sportlichen Aktivitäten oder Spaziergängen in der Natur sein, aber auch bei einem heißen Bad oder beim Kochen. Ebenfalls wichtig: Achten Sie auf Ihr Bauchgefühl und treffen Sie ruhig öfter Entscheidungen aus dem Bauch heraus. Die Wahrscheinlichkeit, dass Sie die richtige Entscheidung treffen, ist womöglich größer, wenn Sie auf Ihre Intuition vertrauen.

Bildnachweis: triocean / Shutterstock.com

Nach oben scrollen