Kompromissbereitschaft im Beruf: Die Kunst des Ausgleichs für erfolgreiche Zusammenarbeit

Einen Kompromiss eingehen zu müssen empfinden viele Menschen als Nachteil. Dabei ist es oft sinnvoll, sich mit anderen in der Mitte zu treffen. Es mag einem nicht immer unmittelbare Vorteile verschaffen, aber es kommt der Beziehung zugute. Warum Kompromissbereitschaft im Job so wichtig ist und wie Sie tragfähige Kompromisse finden können.

Zwei Frauen beim Handschlag, sie haben Kompromissbereitschaft

Kompromiss Bedeutung: Was ist ein Kompromiss?

In manchen Situationen muss man sich mit anderen Menschen einigen. Das gilt im Privatleben ebenso wie im Job. Wenn eine Entscheidung in Übereinkunft mit anderen getroffen werden muss, sind verschiedene Szenarien denkbar:

  • Ein Beteiligter setzt sich durch – es wird so gemacht, wie die Person es sich vorstellt
  • Ein Beteiligter gibt nach – es wird so gemacht, wie der andere es sich vorstellt
  • Die Beteiligten gehen einen Kompromiss ein – beide Seiten rücken von ihrer Idealvorstellung ab

Wenn Menschen einen Kompromiss eingehen, treffen sie sich in der Mitte. Das heißt nicht, dass alle Beteiligten zu gleichen Teilen nachgeben würden. Am Ende setzt aber niemand das durch, was er sich eigentlich gewünscht hat.

Kompromisse einzugehen ist häufig schlicht notwendig. Im Job zum Beispiel können Sie wahrscheinlich nicht einfach machen, was Ihnen vorschwebt. Sie müssen sich mit anderen absprechen. Sind die nicht an Bord, werden Sie Ihre Pläne nicht eins zu eins umsetzen können, sondern Sie müssen einen Kompromiss finden. Das ist zum Beispiel oft bei Teamarbeit der Fall.

In anderen Fällen wäre ein Kompromiss nicht zwingend notwendig, weil sich ein Beteiligter im Zweifelsfall über die Wünsche der anderen hinwegsetzen könnte. Er entscheidet sich aber freiwillig dazu, den anderen entgegenzukommen, weil er sie nicht übergehen möchte.

Warum es im Job oft vorteilhaft ist, Kompromisse einzugehen

Kompromissbereitschaft ist im Arbeitsalltag eine wichtige Eigenschaft. Es wird immer Situationen geben, in denen Entscheidungen getroffen werden müssen, an denen mehr als eine Person beteiligt ist. Falls nicht ein Beteiligter signifikant mehr Macht hat als die übrigen Beteiligten, ist ein Kompromiss unausweichlich. Müssen zum Beispiel Kollegen im Team etwas entscheiden, hat wahrscheinlich keiner mehr Befugnisse als die anderen. Deshalb kann auch nicht ein Einzelner die Richtung vorgeben, wenn die anderen dagegen sind.

Wer es schafft, gute Kompromisse zu finden, trägt damit zu vertrauensvollen Beziehungen im Kollegenkreis bei. Wenn sich niemand übergangen fühlt, entsteht keine Unzufriedenheit. In dieser Hinsicht kann Kompromissbereitschaft das Konfliktpotenzial im Team verringern und helfen, Beziehungen harmonisch zu gestalten. Das gilt besonders, wenn jemand freiwillig Kompromisse eingeht – andere schätzen ihn dafür wahrscheinlich umso mehr. Durch Kompromissbereitschaft im Joballtag kann der Teamzusammenhalt kann gestärkt und das Betriebsklima verbessert werden. Es entsteht eher eine positive, produktive Arbeitsatmosphäre.

Bessere Ergebnisse durch Kompromissbereitschaft

Wer zu Kompromissen bereit ist und die Bedürfnisse von anderen Personen ebenso achtet wie die eigenen, kann dadurch außerdem Vorteile in seiner beruflichen Laufbahn haben. Kompromissbereitschaft ist eine gefragte Kompetenz im Job, weil sie ein wichtiger Aspekt von Teamfähigkeit ist. Beschäftigte, die Wert auf tragfähige Kompromisse legen, können Vorgesetzten damit positiv auffallen – ein Pluspunkt, wenn eine Beförderung im Raum steht oder eine Gehaltserhöhung verhandelt wird.

Manchmal ist es auch für das Ergebnis förderlich, wenn nicht Einzelne ihre Vorstellungen durchsetzen können. Ein Kompromiss, an dem mehrere Personen beteiligt waren, kann das Risiko von Fehlentscheidungen verringern. Hat eine Idee Schwächen, fällt das den anderen Beteiligten womöglich auf und sie verhindern, dass der Plan wie vorgeschlagen umgesetzt wird. Deshalb gehen Kompromisse oft mit ausgereifteren Vorschlägen einher.

Tragfähige Kompromisse finden: Tipps

Mit der richtigen Herangehensweise ist es in vielen Situationen möglich, Kompromisse zu finden. Die folgenden Tipps können Ihnen dabei helfen, sich mit anderen zu einigen – egal, ob es erforderlich ist oder Sie anderen freiwillig entgegenkommen möchten.

Kompromissbereit sein

Um Kompromisse eingehen zu können, müssen Sie dazu überhaupt bereit sein. Viele Menschen sehen Kompromisse instinktiv als etwas Negatives. Dadurch können sich innere Widerstände aufbauen, die Kompromisse erschweren oder verhindern können. Wenn es Ihnen auch so geht, ist es hilfreich, sich die positiven Aspekte von Kompromissen vor Augen zu führen. Wenn Sie wissen, was Sie davon haben, wenn Sie sich mit anderen einigen, sind Sie wahrscheinlich gleich viel motivierter. 

Kompromissvorschläge einbringen

Kompromisse zu finden ist wahrscheinlicher, wenn es gute Vorschläge gibt. Wenn Sie schon vorher wissen, dass Sie sich mit anderen einig werden müssen, überlegen Sie sich am besten im Vorfeld einige Ideen. So haben Sie etwas, das Sie den anderen anbieten können. Dadurch können Sie schneller einen Kompromiss finden, außerdem ist es auf diese Weise möglich, einen aus Ihrer Sicht möglichst guten Kompromiss einzugehen.

Wo liegen Ihre Grenzen?

Im Vorfeld sollten Sie sich außerdem überlegen, wo Sie bereit sind, Abstriche zu machen, und wo nicht. Wenn Sie Ihre roten Linien kennen, macht das die Verhandlungen mit anderen einfacher, und Sie bereuen am Ende nicht, zu sehr nachgegeben zu haben. Das beugt Frust und Unzufriedenheit vor.

Sachlich austauschen

Wenn Sie mit anderen über Entscheidungen verhandeln, ist es wichtig, dass die Diskussion sachlich verläuft. In einer hitzigen Stimmung ist es schwer, Kompromisse zu finden. Emotionen können zu persönlichen Konflikten führen, die die Kompromissfindung weiter erschweren.

Bedürfnisse anderer verstehen

Kompromisse zu finden, mit denen am Ende alle zufrieden sind, ist leichter, wenn Sie die Bedürfnisse der anderen Beteiligten verstehen. Das gelingt Ihnen am ehesten, wenn Sie aufmerksam zuhören, wenn andere sich in die Diskussion einbringen. Je empathischer Sie sind, desto einfacher ist es, andere Positionen nachzuvollziehen. Um zu überprüfen, ob Ihre Einschätzungen stimmen, kann eine kurze Zusammenfassung Ihrer Wahrnehmungen hilfreich sein. Dazu können Sie zum Beispiel Formulierungen wie „Sehe ich das richtig, dass du…?“ oder „Du möchtest also…?“ nutzen.

Offen kommunizieren

Sie sollten auch Ihrerseits offen kommunizieren und Ihre Bedürfnisse und Wünsche klar zum Ausdruck bringen. Wenn Sie sagen, was Sie wollen und warum, können andere Ihre Positionen besser nachvollziehen. Außerdem laufen Sie weniger Gefahr, dass andere sich ungewollt über Ihre Vorstellungen hinwegsetzen, weil Sie diese nicht deutlich genug geäußert haben.

Eine Entscheidung vertagen

Manchmal ist es besser, die Entscheidungsfindung zu vertagen. Wenn die Debatte zum Beispiel emotional wird und ein sachliches Gespräch nicht mehr möglich ist, ist das keine gute Grundlage für einen zufriedenstellenden Kompromiss. Es kann auch sein, dass Sie einfach nicht vorankommen, weil keiner nachgeben will oder es an guten Kompromissvorschlägen mangelt. Auch dann kann es die beste Lösung sein, sich zu einem anderen Zeitpunkt noch einmal zusammenzusetzen.

Kompromissfähigkeit durch Schulungen verbessern

Arbeitgeber können positiv auf die Kompromissfähigkeit und -bereitschaft ihrer Mitarbeiter einwirken. Das ist einerseits möglich, indem vermittelt wird, wie wichtig Kompromisse im alltäglichen Miteinander im Team sind. Andererseits können gezielte Schulungen und Coachings helfen, den Beschäftigten Methoden und Strategien an die Hand zu geben, mit denen es leichter ist, Kompromisse zu finden.

Faule Kompromisse erkennen & vermeiden

Nicht jeder Kompromiss ist ein guter Kompromiss – es gibt auch faule Kompromisse. Davon spricht man, wenn ein Kompromiss für mindestens einen Beteiligten nicht hilfreich ist. Es kann dann zum Beispiel sein, dass sich eine Person über den Tisch gezogen fühlt. Sie hat vielleicht so sehr nachgegeben, dass von einem „Kompromiss“ kaum mehr die Rede sein kann. In Wahrheit hat sich die andere Person durchgesetzt, nennt das Ganze aber womöglich trotzdem einen Kompromiss – einfach, weil es besser klingt.

Ebenso kann es sich um einen faulen Kompromiss handeln, wenn keiner der Beteiligten wirklich von der Übereinkunft profitiert. Entstehen durch den Kompromiss größere Nachteile, als es in der Summe ohne Übereinkunft der Fall gewesen wäre, hat er keine Vorteile.

Faule Kompromisse können sich ergeben, wenn ein Beteiligter einen anderen gezielt benachteiligt. Vielleicht täuscht er ihn bewusst, um sich durchzusetzen, oder geht über seine Vorstellungen hinweg. In anderen Fällen entstehen faule Kompromisse, weil ein Beteiligter nicht gut darin ist, seine Bedürfnisse und Wünsche klar zu äußern. Die anderen Personen wissen dann schlicht nicht, was diese Person möchte. Wenn sie noch dazu sehr zurückhaltend auftritt, ist es wahrscheinlich, dass sich andere zu größeren Teilen durchsetzen.

Von faulen Kompromissen hat mindestens eine Person nichts. Es ist besser, solche Kompromisse gar nicht erst einzugehen. In Verhandlungen mit anderen sollten Sie deshalb immer überlegen, ob sich womöglich gerade ein fauler Kompromiss anbahnt. Setzt sich eine Person wesentlich stärker durch als andere? Werden überhaupt alle Beteiligten gehört und ihre Bedürfnisse berücksichtigt? Wenn Anzeichen auf einen faulen Kompromiss hindeuten, sollte nachverhandelt werden. Nicht immer klappt das: In manchen Fällen besteht die einzig sinnvolle Lösung darin, auf eine Übereinkunft zu verzichten. 

Wann ein Kompromiss nicht möglich oder sinnvoll ist

Kompromisse sind im Zusammenleben und -arbeiten mit anderen sehr hilfreich. Manchmal lassen sie sich gar nicht vermeiden, weil Einzelne keine Entscheidungsgewalt haben. In anderen Fällen tragen sie schlicht zu guten Beziehungen und einem guten Klima bei. Dennoch gibt es Fälle, in denen es besser sein kann, ganz bewusst keinen Kompromiss einzugehen.

Es kann zum Beispiel sein, dass die Beteiligten grundlegend unterschiedliche Vorstellungen haben, die nicht miteinander zu vereinen sind. Eine Einigung wäre entweder gar nicht möglich oder nur dann, wenn alle Beteiligten von fundamentalen Überzeugungen abrücken würden. Unter diesen Voraussetzungen ist es wahrscheinlich, dass am Ende niemand glücklich mit dem Kompromiss wäre. Das gilt in besonderem Maße für Kompromisse, bei denen einzelne Beteiligte ihre Wertvorstellungen und Ideale ignorieren müssen.

Ein Kompromiss ist auch dann nicht hilfreich, wenn es eigentlich gar kein Kompromiss ist. Angenommen, Sie verhandeln mit jemandem, der von seinen Vorstellungen fast gar nicht abrückt. Er gibt vielleicht ein ganz kleines bisschen nach, verlangt aber von Ihnen ein wesentlich größeres Entgegenkommen. Ist bei anderen Beteiligten keine ausreichende Kompromissbereitschaft vorhanden, wird es schwer, einen tragfähigen Kompromiss zu finden.

Kompromissbereitschaft: Wie wichtig ist das Ergebnis?

Besondere Vorsicht ist bei Menschen geboten, bei denen Sie schon öfter das Gefühl hatten, dass diese eigentlich gar nicht bereit sind, nennenswert nachzugeben. Die Gefahr ist dann groß, dass Sie sich am Ende über den Tisch gezogen fühlen, wenn Sie sich auf einen „Kompromiss“ mit solchen Personen einlassen.

Letztlich kommt es auch darauf an, worum es geht und was aus Ihrer Sicht auf dem Spiel steht. Ist Ihnen eine Angelegenheit nicht so wichtig und hat sie keine nennenswerten Auswirkungen für Sie, können Sie sich im Zweifel auch mal auf einen suboptimalen Kompromiss einlassen. Je wichtiger das Ergebnis ist, desto vorsichtiger sollten Sie hingegen sein, zu was Sie sich bereiterklären.

Bildnachweis: Phototalker / Shutterstock.com

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