Ikigai-Modell: Wie es Ihnen helfen kann, ein zufriedeneres Leben zu führen
Wofür brennen Sie? Was verschafft Ihnen Freude und Zufriedenheit im Leben? Wenn Sie Ihr Ikigai kennen, wissen Sie es. Was genau das ist, wie es Ihnen mehr Erfüllung bringen kann und wie Sie davon profitieren können, wenn Sie Ihr Leben nach Ihrem Ikigai ausrichten – in diesem Beitrag erfahren Sie mehr darüber.
Ikigai: Bedeutung des Begriffs
Was ist die Ikigai-Methode? Der Begriff Ikigai ist hierzulande noch nicht allzu verbreitet, gewinnt aber zunehmend an Popularität in westlichen Ländern. Seinen Ursprung hat er in der japanischen Kultur. Hier handelt es sich bei Ikigai um eine Philosophie mit langer Tradition, die in der Gesellschaft nach wie vor eine wichtige Rolle spielt. In Japan gibt es Ikigai seit vielen Jahrhunderten; ab den 1960er Jahren rückte das Ikigai-Modell verstärkt in den Fokus.
Das Wort Ikigai setzt sich aus den Begriffen für „Leben“ und „Wert“ zusammen. Man könnte Ikigai also auch als Lebenswert oder Wert des Lebens übersetzen. Gemeint ist etwas, das das eigene Leben wertvoll macht. Das einem das Gefühl gibt, ein Ziel im Leben zu haben. Etwas, das für Erfüllung, Glück und Zufriedenheit sorgt. Damit ist Ikigai eng mit den Dingen verbunden, die einem Menschen wirklich etwas bedeuten. Das können andere Menschen sein, eine Leidenschaft oder eine „Berufung“.
In der japanischen Kultur können mit Ikigai sowohl Dinge und Menschen gemeint sein, die dem eigenen Leben Bedeutung verleihen. Ebenso kann der Begriff sich auf das Empfinden beziehen, dass das eigene Leben wertvoll ist. Das Gefühl von Ikigai ist eines von Erfüllung und Motivation. Es fungiert als eine Art innerer Antrieb: Niemand muss dazu gezwungen werden, sich den Dingen zu widmen, die sein persönliches Ikigai darstellen. Diese Motivation entsteht ganz von selbst.
Was ist mein Ikigai? Warum es so nützlich ist, das zu wissen
Das Ikigai-Prinzip kann im Leben eines Menschen einen großen Unterschied machen. Zu wissen, was das eigene Leben lebenswert macht und ihm Bedeutung verleiht, ist entscheidend für Zufriedenheit und Glücksmomente. Die Ikigai-Methode regt dabei ganz bewusst dazu an, sich überhaupt erst einmal damit auseinanderzusetzen, was einem im Leben wirklich etwas bedeutet. Viel zu oft gerät diese Frage in den Hintergrund; viele Menschen sind im Hamsterrad des Alltags so gefangen, dass sie sich damit überhaupt nicht befassen. Das ist ein Verlust, denn schlimmstenfalls leben die Betroffenen ihr Leben in einer Art und Weise, die sie nicht glücklich macht.
Wer sein persönliches Ikigai kennt, kann sein Leben danach ausrichten. Angenommen, Sie wissen, dass es Sie besonders erfüllt, wenn Sie sich Ihrem Hobby, dem Zeichnen, widmen. Wenn dieses Wissen dazu führt, dass Sie sich mehr Zeit für Ihre Leidenschaft nehmen, sind Sie wahrscheinlich automatisch zufriedener. Oder Sie haben erkannt, dass es Ihre Familie ist, die Sie besonders glücklich macht, und nicht der Job. Dann könnte die Konsequenz daraus sein, dass Sie Ihre beruflichen Erwartungen an sich selbst ein wenig herunterschrauben, damit Ihnen die Arbeit nicht zu viel wertvolle Zeit mit Ihrer Familie raubt.
Viele Menschen stellen erst fest, dass sie die falschen Prioritäten im Leben hatten, wenn es zu spät ist. Das Ikigai-Modell kann das verhindern, indem es immer wieder dazu anregt, sich mit dem zu befassen, was einem wirklich wichtig ist. Auf diese Weise kann der eigene Alltag zufriedenstellender gestaltet werden. Ikigai sorgt für Lebensfreude, Tatendrang und Vitalität. Damit kommt das Ikigai-Konzept auch der Gesundheit zugute. Zufriedene Menschen, die weniger Stress haben, sind in der Regel weniger anfällig für Krankheiten. Auf diese Weise kann Ikigai der Schlüssel zu einem gesunden und möglichst langen Leben sein.
Ikigai: Beispiele dafür, wie es aussehen kann
Ikigai ist etwas sehr Persönliches. Jeder Mensch muss für sich herausfinden, was ihn glücklich macht und was ihm Lebensfreude schenkt. Entsprechend unterschiedlich kann das Ikigai eines Menschen aussehen. Es müssen keine „großen“ Dinge sein, die einem Erfüllung bringen. Ikigai kann bedeuten, mit dem eigenen Kind Zeit zu verbringen. Ebenso kann es heißen, sich mit der eigenen beruflichen Existenz selbst zu verwirklichen.
Hier noch einige weitere Beispiele dafür, wie das Ikigai eines Menschen aussehen könnte:
- auf Reisen den eigenen Horizont erweitern
- neues Wissen erwerben
- Gitarre spielen
- Aquarellmalerei
- Zeit mit lieben Menschen verbringen
- Gedichte schreiben
- in der Natur sein
- beruflich etwas machen, was man liebt
- Menschen helfen
- Zeit mit Tieren verbringen
- Obst und Gemüse selbst anbauen
- für die Familie sorgen
- Paragliding
- Surfen
- Kochen
- einen Job haben, bei dem man wirklich etwas verändern kann
- Auftritte als Hobbymusiker
- Schauspiel
- Singen
Wie kann man sein Ikigai finden?
Etwas im Leben zu haben, in dem man einen tieferen Sinn sieht, empfinden wohl die meisten Menschen als erstrebenswert. Was aber, wenn man keine Ahnung hat, wie das eigene Ikigai aussieht? Wie kann man herausfinden, was dem Leben wirklich Bedeutung gibt? Das ist eine ganz persönliche Angelegenheit. Jeder Mensch hat sein eigenes Ikigai. Herauszufinden, was das ist, ist oft gar nicht so einfach, aber es gibt Methoden, mit denen Sie sich Ihrem Ikigai nähern können.
Überlegen Sie als Erstes, was Ihnen Freude bereitet. Wobei sind Sie glücklich? Was könnten Sie ewig machen? Wobei verlieren Sie die Zeit aus den Augen? Was würden Ihnen sehr fehlen, wenn Sie es nicht mehr hätten? Die Antworten auf diese Fragen können Ihnen Hinweise darauf geben, wo Ihr Ikigai zu finden ist. Erwarten Sie aber keine bahnbrechenden Erkenntnisse von heute auf morgen. Es kann eine Weile dauern, bis sich Ihr Ikigai herauskristallisiert. Deshalb ist es nützlich, wenn Sie sich regelmäßig Zeit dafür nehmen, sich über Ihre Interessen Gedanken zu machen.
Es kommt beim Ikigai auch auf Ihre persönlichen Werte an. Es handelt sich bei Ikigai nicht zwingend um etwas, das Ihnen maximalen Spaß bereitet. Bedeutung kann Ihr Leben auch durch Dinge erhalten, die für sich genommen gar nicht unbedingt immer unterhaltsam oder kurzweilig sind. Wenn Ihr Ikigai Ihre Familie ist, sind sicherlich nicht alle Momente unmittelbar wunderschön oder harmonisch. Trotzdem kann das Familienleben in all seinen Facetten genau das sein, was Ihnen ein Gefühl von Erfüllung gibt.
Viele Menschen wissen gar nicht so genau, was ihnen Freude macht und wo ihre Prioritäten liegen. In diesem Fall sind Meditation und andere Achtsamkeitsübungen hilfreich. Sie helfen Ihnen dabei, zu sich selbst zu finden und Ihre Gedanken und Gefühle klarer zu erfassen.
Diese Fragen können Ihnen dabei helfen, Ihr Ikigai zu finden
Es braucht im Zweifel keine ausgefeilten Techniken oder Ikigai-Anleitungen, um das eigene Ikigai ausfindig zu machen. Es gibt aber Ansätze, die Ihnen bei diesem Ziel helfen können, wenn Sie bislang keine klare Vorstellung davon haben, was Ihrem Leben Bedeutung verleiht.
Ein gängiger Ansatz sind vier grundlegende Ikigai-Fragen, die sich aus einem Diagramm des Bloggers Marc Winn ergeben:
- Was lieben Sie? (Mit anderen Worten: Was ist Ihre Leidenschaft?)
- Was können Sie gut? (Was ist Ihre Berufung?)
- Was braucht die Welt von Ihnen? (Was ist Ihre Mission?)
- Womit können Sie Geld verdienen? (Was für ein Beruf eignet sich?)
Setzen Sie sich mit diesen vier Fragen in Ruhe auseinander, am besten nicht nur einmal, sondern immer wieder. Wichtig ist, dass Sie diese Fragestellungen als Anregung verstehen. Ihr persönliches Ikigai muss nicht zwingend etwas sein, das die Schnittstelle aus Ihren Antworten bildet. Es ist zum Beispiel nicht essenziell, dass Sie mit Ihrem Ikigai zugleich auch Geld verdienen können. Gerade die kleinen Dinge, die das Leben vieler Menschen bereichern, haben mit dem Beruf oft nichts zu tun.
Ebenso wichtig ist es, dass Sie flexibel und offen bleiben. Ihr Ikigai ist nichts Fixes, was für immer gleich bleiben würde. Es kann sich mit der Zeit ändern, so, wie sich Ihre Wertvorstellungen, Interessen und Lebensumstände ändern.
Ikigai im Job suchen – was es Ihnen bringt und welche Risiken es birgt
Ihr persönliches Ikigai können Sie an vielen Stellen finden. Vielleicht handelt es sich dabei um etwas, mit dem Sie auch beruflich zu tun haben – oder zu tun haben könnten, wenn Sie beruflich umsatteln würden. Das eigene Ikigai mit dem Job zu verknüpfen bietet dabei sowohl Vor- als auch Nachteile.
Die Vorteile davon, wenn Ihr Ikigai mit Ihrer beruflichen Tätigkeit zu tun haben, liegen auf der Hand: Sie machen tagtäglich etwas, das Ihnen Freude macht und Ihrem Leben mehr Sinn gibt. Das ist für sich genommen erfüllend. Außerdem wird der Job dadurch bestenfalls zu etwas, das Sie auch dann tun würden, wenn Sie dafür kein Geld bekommen würden. Ihre Arbeitszeit ist damit gut investierte Lebenszeit.
Wenn Ihr Ikigai mit Ihrem Beruf zu tun hat, kann Ihnen das auch dabei helfen, im Job erfolgreicher zu sein. Sie sind wahrscheinlich automatisch motivierter und engagierter – eine gute Grundlage für beruflichen Erfolg und eine steile Karriere. Auch Ihr Projekt als Selbstständiger ist eher erfolgreich, wenn Sie voll dahinterstehen und sich maximal einbringen, einfach, weil es ganz natürlich für Sie ist, das zu tun.
Nicht alles, was Erfüllung bringt, lässt sich mit dem Job vereinen
Auf der anderen Seite birgt es auch gewisse Risiken, das eigene Ikigai im Job finden zu wollen. Dabei bleiben Dinge außen vor, die Ihr Leben bereichern, aber mit dem Beruf nichts zu tun haben. Außerdem kann es Druck erzeugen, sich mit Dingen beruflich zu befassen, die das eigene Leben bereichern. Es ist riskant, aus dem liebsten Hobby einen Job zu machen. Auf einmal ist diese Tätigkeit nicht mehr freiwillig, sondern Sie müssen sich damit tagtäglich befassen, ob Sie gerade Lust haben oder nicht. Das kann Ihnen die Freude an diesen Dingen rauben. Außerdem verlieren Sie ein Hobby, womit ein wichtiger Ausgleich zum Beruf verlorengeht.
Das heißt nicht, dass Sie Ihr Ikigai nicht im Job finden und damit glücklich sein könnten. Versuchen Sie aber nicht zwanghaft, Bedeutung in Ihrer beruflichen Tätigkeit zu sehen. Ihr Leben kann Ihnen auch abseits des Jobs Erfüllung bringen.
Ikigai im Alltag leben
Ihr Ikigai zu finden ist das eine – entscheidend ist, dass Sie Ihren Alltag danach ausrichten. Wenn Sie Ihr Ikigai kennen, wissen Sie, wo Ihre Prioritäten im Leben liegen. Setzen Sie dieses theoretische Wissen in die Praxis um, indem Sie überprüfen, ob Ihr jetziger Lebensweg zu Ihrem Ikigai passt. Wenn das nicht der Fall ist, sollten Sie sich nicht scheuen, Dinge zu verändern.
Das müssen keine großen Veränderungen sein: Es kann zum Beispiel schon reichen, genug Zeit für ein Hobby einzuplanen, statt sich in der Freizeit hauptsächlich um Verpflichtungen zu kümmern. In anderen Fällen sind hingegen größere Umwälzungen nötig, damit Ihr Leben mit Ihren Werten im Einklang steht. Auch unbequeme oder riskante Entscheidungen können nötig sein, um Ihr Leben nach Ihrem Ikigai auszurichten. Am Ende bringen sie Ihnen aber womöglich den Mehrwert, den Sie sich davon erhofft haben.
Damit Ihnen Ihr Ikigai wirklich Erfüllung und mehr Zufriedenheit bringt, sollten Sie das, worum es sich dabei handelt, zu Ihrer Priorität machen. Es nützt wenig, wenn Sie zwar liebend gerne Musik machen und nichts lieber tun würden, als mit einer Band aufzutreten, das aber immer ein Wunsch bleibt. Machen Sie etwas aus dem, was Ihnen Freude bereitet. Erst dann nutzen Sie Ihr Ikigai in einer Weise, die Ihr Leben wirklich bereichern kann.
Ikigai-Philosophie: Mögliche Hindernisse
Wer sein Ikigai gefunden hat und danach lebt, ist sehr wahrscheinlich zufriedener mit sich und seinem Leben. Nicht immer aber klappt das so reibungslos. Manche Menschen tun sich schwer damit, Ihr Ikigai zu finden, während andere Probleme damit haben, den eigenen Alltag danach auszurichten.
Es kann zum Beispiel sein, dass Sie einfach nicht wissen, was Ihrem Leben Bedeutung verleiht. Das könnte damit zusammenhängen, dass Sie an der falschen Stelle suchen. Vielleicht haben Sie das Gefühl, Ihr Ikigai müsste etwas sein, das Sie auch beruflich machen könnten. Das ist aber nicht immer der Fall. Oder vielleicht lassen Sie sich zu sehr davon leiten, was andere für richtig halten. Das kann die Meinung von nahestehenden Menschen betreffen, aber auch gesellschaftliche Vorstellungen. Wenn Sie „Ihr“ Ikigai von anderen übernehmen, bringt Ihnen das nicht den gewünschten Effekt. Nur Sie selbst können beurteilen, was Ihrem Leben wirklich Sinn verleiht.
Wenn das eigene Ikigai ignoriert wird
Manche Menschen wissen zwar, was sie erfüllt, leben aber nicht danach. Das kann mit einem vollen und stressigen Alltag zusammenhängen, in dem vermeintlich zu wenig Zeit ist, um sich der jeweiligen Tätigkeit oft oder öfter zu widmen. Viele Menschen sind so diszipliniert und pflichtbewusst, dass sie immer zuerst das machen, was sie vermeintlich machen müssen und zuletzt das, was ihnen wirklich Freude bringt. Auf diese Weise bleibt aber womöglich nie genug Zeit für die wirklich wichtigen Dinge im Leben.
Vielleicht scheuen Sie sich auch davor, Ihr Leben so zu verändern, wie es für Ihr Ikigai eigentlich nötig wäre. Das ist zwar bequem und birgt auf den ersten Blick wenig Risiken, auf Dauer machen Sie sich aber wahrscheinlich unglücklich, wenn Sie ignorieren, was Ihnen wirklich Erfüllung bringt. Natürlich müssen und sollen Sie nicht von heute auf morgen Ihren Job kündigen, um Ihren Traum zu leben. Entscheidungen, gerade solche mit großen Auswirkungen, sollten gut bedacht sein. Am Ende aber sollten Sie nicht zögern, Ihr Leben auch tatsächlich nach Ihren Werten und Zielen auszurichten.
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