Klischees: Bedeutung, Ursprünge & Tipps

Im Alltag begegnen sie uns immer wieder: Klischees. Durch klischeehafte Vorstellungen werden Menschen wegen bestimmter übergeordneter Merkmale – zum Beispiel wegen ihres Geschlechts oder ihrer ethnischen Herkunft – in eine Schublade gesteckt. Dabei schreibt man ihnen Eigenschaften zu, die sie womöglich gar nicht besitzen. Was ist ein Klischee genau? Wie entsteht es? Und wie kann man sich gegen solche Verallgemeinerungen wehren? Das und mehr erfahren Sie hier.

Ein Fußball und ein Stofftier, was sind Klischees?

Klischee: Definition & Bedeutung

Das Wort Klischee stammt von dem französischen Begriff „cliché“ beziehungsweise dem Verb „clicher“ ab. „Clicher“ lässt sich mit „stereotypieren“ oder „abklatschen“ übersetzen. Im Sprachgebrauch waren Klischees ursprünglich Druckplatten und damit Schablonen, die es ermöglicht haben, ein Motiv in vielfacher Ausführung herzustellen.

Heute verstehen wir unter einem Klischee etwas anderes: Es ist eine pauschale Vorstellung davon, wie jemand oder etwas ist – eine Person, ein Land, eine Stadt, eine Region oder eine Sache. Dabei schreibt man einem Menschen (oder einem Land etc.) spezifische Eigenschaften zu, und zwar aufgrund von äußeren Merkmalen. Jemand hat dann zum Beispiel in der landläufigen Vorstellung eine bestimmte Charaktereigenschaft, weil er eine Frau ist, ein Muslim oder auch wegen seines Vornamens, der bestimmte Assoziationen weckt. Der Begriff Klischee hat Synonyme wie Imitation, Abklatsch oder Kopie.

Bei Klischees handelt es sich um hartnäckige Schemata, durch die Menschen wegen übergeordneter Eigenschaften in eine bestimmte Schublade gesteckt werden. Dabei werden verallgemeinerte, pauschale Vorstellungen, die einer Gruppe zugewiesen werden, auf den Einzelnen übertragen. Ob das Klischee tatsächlich zutrifft, wird dabei meist nicht hinterfragt.

Arten von Klischees: Worauf sich Klischees beziehen können

Klischees beziehen sich auf bestimmte Merkmale, aufgrund derer Menschen einer übergeordneten Gruppe zugeordnet werden. Das kann zum Beispiel das Geschlecht einer Person sein, ihre Herkunft oder Nationalität, ihr Beruf oder ihr Äußeres. Auch eine Weltanschauung oder Religion, das Alter oder Interessen können klischeebehaftetes Denken zur Folge haben.

Hier sind einige Beispiele für Klischees:

  • Männer lieben Autos
  • Frauen sind schlechtere Autofahrer
  • Männer legen weniger Wert auf Ordnung
  • Frauen reden viel
  • Engländer trinken viel Bier
  • Deutsche sind geizig
  • Südländer sind Hitzköpfe
  • Italiener sind erratische Autofahrer
  • Franzosen sind Genießer
  • Briten sind höflich
  • Frauen sind emotional
  • Männer weinen nicht
  • Veganer sind blass
  • Dicke Menschen sind faul

Warum wir zu Klischees neigen

Klischees halten sich hartnäckig. Selbst Menschen, die eigentlich keine pauschalen Annahmen über andere treffen oder verbreiten wollen, neigen meist unbewusst dazu. Woran liegt es, dass Klischeedenken so weit verbreitet ist?

Klischeedenken vereinfacht Sachverhalte. Es hilft dem Gehirn dabei, Unbekanntes in kurzer Zeit einzuordnen. Das spart kognitive Ressourcen. Dass der Schluss – das Klischee – nicht immer zutrifft, ändert nichts an diesem Mechanismus. Das Klischeedenken über bestimmte Personen(gruppen) kann jedoch aufgebrochen werden, wenn jemand genügend Berührungspunkte mit den Menschen hatte, die er einer Schublade zuordnet. Dabei stellt er womöglich schnell fest, dass die Verallgemeinerungen nicht der Wirklichkeit entsprechen.

Klischees herrschen oft dort vor, wo es diese Berührungspunkte nicht oder nicht in ausreichendem Maße gibt. Man übernimmt die gängigen pauschalen Vorstellungen, die in der Gesellschaft oder dem eigenen Umfeld kursieren. Sie dienen dabei oft auch dem sozialen Zusammenhalt und der Abgrenzung der eigenen Gruppe nach außen. Damit können sie für die Identitätsfindung eine wichtige Rolle spielen. 

Dass Klischees im Einzelfall oft nicht zutreffen, bedeutet nicht, dass sie nicht einen nachvollziehbaren Ursprung hätten. Eine klischeehafte Vorstellung von Briten ist zum Beispiel, dass sie gern Schlange stehen. Das trifft in vielen Fällen tatsächlich zu. Das Klischee von deutschen Urlaubern, die schon frühmorgens eine Liege am Pool mit einem Handtuch beanspruchen, hat ebenfalls seinen Ursprung in der Realität. Und wer schon einmal Urlaub in Italien gemacht hat, hat sicher selbst festgestellt, dass viele Italiener einen anderen Fahrstil haben, als man es von vielen Deutschen gewohnt ist.

Dennoch treffen auch Klischees, die einen wahren Kern haben, eben nicht auf alle Mitglieder einer Gruppe zu. Es gibt auch Briten, die sich unhöflich vordrängeln, deutsche Urlauber, die keine Liege reservieren, und Italiener, die vorsichtig und mit ausreichendem Sicherheitsabstand mit dem Auto unterwegs sind.

Welche negativen Auswirkungen Klischees haben können

Klischees mögen auf den ersten Blick harmlos wirken – nicht jeder, der mit einem Augenzwinkern behauptet, Frauen seien schlechte Autofahrer oder Osteuropäer Langfinger, meint das wirklich ernst. Vielen Menschen ist bewusst, dass klischeehafte Vorstellungen mit der Realität im Einzelfall nichts gemein haben müssen. Trotzdem kann Klischeedenken negative Folgen haben.

Klischeehafte Vorstellungen können dazu führen, dass Vorurteile entstehen. Menschen sind dann voreingenommen, wenn es um andere Menschen geht. Das kann dazu führen, dass Kontakte gemieden werden oder jemand schon eine negative Einstellung gegenüber einer anderen Person hat, bevor er sie überhaupt persönlich kennengelernt hat. Klischees können dazu führen, dass manche Menschen im Berufsleben schlechtere Chancen haben als andere – Bewerberinnen mit Kopftuch zum Beispiel oder Bewerber mit ausländisch klingendem Namen.

Klischees können auch eine Rolle spielen, wenn Menschen andere Menschen diskriminieren. Sie können den Boden für soziale Ausgrenzung bereiten, mitunter auch Mobbing oder sogar Gewalt zur Folge haben. Viele zwischenmenschliche Konflikte gründen sich auf unzutreffende Annahmen und Vorurteile. Das kann nicht nur Folgen für diejenigen haben, die unmittelbar betroffen sind. Es kann auch die Gesellschaft in einem übergeordneten Sinn betreffen, wenn zum Beispiel ganze Gruppen von Menschen diskriminiert werden – etwa Sinti und Roma oder Menschen mit Übergewicht. In diesem Sinne kann es eine soziale Spaltung verursachen oder verschärfen.

Klischees können das Miteinander erschweren

Ist die Einstellung gegenüber einer anderen Person von Klischees geprägt, kann das zu falschen Schlüssen führen. Man stuft einen anderen als jemand ein, der er vielleicht gar nicht ist. Das verkennt, dass jeder Mensch individuelle Eigenschaften hat, die unabhängig von einer möglichen Gruppenzugehörigkeit sind. Klischeedenken kann zur Folge haben, dass Menschen unfair behandelt werden. Es können sich auch Missverständnisse ergeben, die die Kommunikation und das Miteinander erschweren.

Wer in Klischees denkt, schränkt sich damit nicht zuletzt auch selbst ein. Er macht es sich zwar auf den ersten Blick einfach, setzt sich aber nie tiefer mit anderen Menschen oder einer Situation auseinander. Das kann Nachteile mit sich bringen. Vielleicht wären zum Beispiel bestimmte Kontakte bereichernd, sie unterbleiben aber, weil durch Klischeedenken Vorbehalte gegenüber einer Person bestehen. Es kann auch die Kreativität hemmen, wenn man nicht offen und unvoreingenommen an bestimmte Dinge herangeht. So lernt man nichts dazu und wird nicht angeregt, die eigenen Annahmen infrage zu stellen. 

Lässt sich Klischeedenken verhindern? Tipps zum Umgang mit Klischees

Klischees richten nicht immer einen großen Schaden an, trotzdem hat Klischeedenken häufig Nachteile. Es wäre wünschenswert, wenn Klischees im alltäglichen Miteinander keine Rolle spielen würden, und viele Menschen möchten auch nicht in Klischees denken. Durch die Tendenz des Gehirns, genau das zu tun, ist das in der Praxis oft schwer umzusetzen. Dennoch können Sie etwas dafür tun, um Klischeedenken zu verhindern oder einzuschränken und mögliche Nachteile von Klischees abzumildern.

Klischeedenken erkennen

Sie können Ihren Teil dazu beitragen, die Verbreitung von Klischees einzudämmen, indem Sie Klischeedenken nicht befördern und Klischees nicht verbreiten. Dazu müssen Sie aber überhaupt erst mal bemerken, wenn sich gerade ein Klischee in Ihrem Kopf breitmacht und Sie in Ihrem Denken und Handeln lenkt. Achtsamkeit ist der Schlüssel dazu. Seien Sie selbstkritisch, wenn Sie voreilige Schlüsse in Bezug auf andere Menschen oder bestimmte Situationen ziehen. Hinterfragen Sie Ihre Annahmen und worauf sie sich gründen. So fällt Ihnen eher auf, wenn Sie ein Klischee bemühen.

Klischees hinterfragen

Wenn Sie mit Klischees konfrontiert sind, sollten Sie die damit verbundenen Annahmen hinterfragen. Setzen Sie sich kritisch damit auseinander, welchen Wahrheitsgehalt die jeweilige Vorstellung tatsächlich hat. Womöglich kommen Sie bei solchen Überlegungen zu dem Schluss, dass Sie zu wenig wissen, um sich ein eigenes Urteil zu bilden. Dagegen hilft nur eines: Gehen Sie offen und unvoreingenommen an Menschen und Situationen heran, um sich einen eigenen Eindruck verschaffen zu können, statt sich von einem Klischee leiten zu lassen.

Die Situation individuell betrachten

Jeder Mensch und jede Situation ist einzigartig. In Klischees zu denken, hilft deshalb nicht weiter. Wie ein Mensch ist, wie er denkt und welche Eigenschaften er hat, können Sie nicht daraus ableiten, was sein ethnischer Hintergrund ist oder welcher Religion er anhängt – das müssen Sie schon selbst herausfinden. Vermeiden Sie pauschale Urteile, die Sie in Ihrer Offenheit hemmen und zu vorschnellen Schlüssen führen könnten.

Andere auf ihr Klischeedenken ansprechen

Wenn Sie darauf achten, Klischees als solche zu erkennen, fällt Ihnen womöglich auf, wenn andere Menschen zu Klischeedenken neigen. Dann kann es sinnvoll sein, andere auf ihre pauschalen Annahmen anzusprechen – möglichst nett und empathisch statt konfrontativ. Fragen Sie nach, worauf andere ihre Vorstellungen und Meinungen gründen, um sie zum Nachdenken anzuregen. Sie können anderen auch deutlich machen, welche negativen Auswirkungen Klischees haben können.

Anderen mit Respekt begegnen

Unabhängig davon, wie Sie jemand anderen einschätzen, ist es wichtig, allen Menschen mit Respekt zu begegnen. Das gilt besonders für Menschen, die Sie gar nicht persönlich kennen. Seien Sie freundlich zu anderen, wenn sie Ihnen keinen Anlass dafür geben, sie negativ einzuschätzen. Das ist hilfreich für ein gutes Miteinander und trägt zu einer Gesellschaft bei, in der Menschen sich wertgeschätzt fühlen, statt vorverurteilt zu werden.

Fazit: Warum Sie Klischees nicht befördern sollten

  • Klischees sind weit verbreitet. Dabei werden aus bestimmten übergeordneten Merkmalen spezifische Eigenschaften abgeleitet.
  • Die vereinfachten, pauschalen Darstellungen treffen im Einzelfall oft nicht zu.
  • Dass Klischeedenken so gängig ist, hängt mit der Funktionsweise des Gehirns zusammen. Ein wahrer Kern ist dabei häufig vorhanden, die Verallgemeinerung ist aber oft ein Trugschluss.
  • Klischees können negative Auswirkungen für Betroffene haben, die dadurch zum Beispiel ausgegrenzt oder angegriffen werden können.
  • Wer Klischees als solche erkennt, kann verhindern, dass er sie selbst weiterverbreitet, und Situationen individuell betrachten.

Bildnachweis: etorres / Shutterstock.com

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