Traineeship: Warum sind Traineeprogramme so beliebt?
Nach dem Studium oder in selteneren Fällen auch nach der Ausbildung gibt es in einigen Unternehmen die Möglichkeit, sich noch weiter ausbilden zu lassen. Häufig bezeichnet man diese Option als Traineeship. Was man darunter versteht, für welche Personen ein Traineeprogramm geeignet ist und worauf man achten sollte, können Sie hier erfahren.
Was ist ein Traineeship?
Ein Traineeship, das übrigens auch als Traineeprogramm bezeichnet wird, meint die Ausbildung eines Trainees. Wer wissen möchte, wie ein Traineeship aufgebaut ist, sollte also zunächst verstehen, was ein Trainee macht und wie sein Tagesablauf aussieht.
Ein Trainee ist in der Regel jemand, der einen Hochschulabschluss besitzt. Nachdem er diesen Abschluss an einer Universität erworben hat, durchläuft der Trainee ein spezielles Programm in einem Unternehmen. In diesem Programm, dem Traineeship oder Traineeprogramm, wird er zur Führungskraft (oder Fachkraft) ausgebildet. Einige Firmen nennen diese Form der Ausbildung auch unternehmensspezifische Ausbildung. Dieser Begriff kann daher als Synonym für den Ausdruck Traineeship gelten.
Weitere Synonyme für das Traineeship sind:
- Traineeprogramm
- Graduate Programm
- Global (International) Graduate Program
- Management Development Program
- Nachwuchskräftetraining
- Nachwuchskräfteprogramm
- Nachwuchsprogramm
- Einstiegsprogramm
- Trainee Ausbildung
Während des Traineeships werden die Führungskräfte von morgen in unterschiedlichen Abteilungen des Unternehmens ausgebildet. Viele Unternehmen beschränken sich im Traineeprogramm auf das Durchlaufen von drei oder vier Stationen, die relevant für die spätere berufliche Laufbahn des Trainees sind. Denn der Trainee hat häufig schon eine davon Idee, für welchen Bereich er sich am meisten interessiert, wo er seine Stärken am besten einbringen kann.
Sofern das Unternehmen Zweigstellen in anderen Städten oder gar Ländern hat, bekommt der Trainee häufig die Gelegenheit, während seines Traineeships auch diese Filialen zu besuchen und dort eine gewisse Zeit zu verbringen.
Die Qualifikationen eines Trainees
Trainees besitzen zwar häufig einen Hochschulabschluss, dieser ist jedoch keine zwingende Voraussetzung dafür, um an einem Traineeship teilnehmen zu können. Auch Fachkräfte mit entsprechender Berufserfahrung oder sogar Quereinsteiger mit einem interessanten Berufsprofil können ein Traineeship durchlaufen. Letztlich entscheidet das Unternehmen, welche Trainees es einstellt.
Unternehmen entscheiden außerdem darüber, wie das Traineeship gestaltet wird. Einen verbindlichen oder klar definierten Ablauf für das Programm gibt es nicht. Das betrifft auch die Länge: Häufig dauern diese Programme nur einige Monate und selten länger als zwei Jahre. Sollte Ihr Traineeship länger als 24 Monate dauern, könnte dies Anlass dazu geben, misstrauisch zu werden. Denn Personen, die ein Studium abgeschlossen oder bereits eine Berufsausbildung durchlaufen haben, sollten in weiteren 24 Monaten alles lernen, was für die angestrebte Position zunächst wichtig ist – wohlgemerkt zusätzlich zu dem Wissen, das sie sich in Ausbildung oder Studium bereits angeeignet haben.
Sollte das Traineeship länger als zwei Jahre dauern, besteht daher die Gefahr, dass das Unternehmen den Trainee ausnutzt. Denn ein Trainee verdient in der Regel noch nicht so viel wie ein regulärer Arbeitnehmer. Nach zwei Jahren im Unternehmen darf man jedoch davon ausgehen, dass der Trainee eine vergleichbare Arbeitsleistung wie jeder andere Mitarbeiter erbringt und daher ein günstiger, aber vollwertiger Mitarbeiter wäre.
Die Branchen: Hier findet man häufig Trainees
Traineeprogramme sind heute nicht mehr auf bestimmte Branchen begrenzt. Noch vor einigen Jahren war diese Art der Ausbildung hauptsächlich in der Wirtschaft oder IT zu finden. Heute ist das anders und so finden sich Traineestellen zum Beispiel in diesen Branchen:
- Automobilbranche
- Finanzbranche
- Logistik
- Groß- und Einzelhandel
- Chemiebranche
- Kommunikation und Werbung
- Marktforschung
- Unternehmensberatung
Da es den Unternehmen letztlich darum geht, die Führungskräfte von morgen selbst auszubilden, kann sich theoretisch jedes Unternehmen dafür entscheiden, ein Traineeprogramm anzubieten.
Da das Traineeship für das Unternehmen mit einigem finanziellen und zeitlichen Aufwand verbunden ist, lohnt sich eine derartige Ausbildung in der Regel erst ab einer gewissen Firmengröße. Kleine, inhabergeführte Unternehmen mit weniger als zehn Mitarbeitern haben schlichtweg nicht die Ressourcen, einen Hochschulabsolventen mehrere Monate anzulernen.
Der Ablauf: So verläuft das Traineeship
Personen, die sich für ein Traineeship bewerben, müssen zunächst einen meist aufwendigen Bewerbungsprozess absolvieren. Nicht selten finden mehrere Bewerbungsrunden mit Assessment Centern statt.
Nur wer diesen Prozess erfolgreich meistert, bekommt eine Stelle als Trainee. Meist durchlaufen Trainees während des Programms anschließend unterschiedliche Abteilungen im Unternehmen. So bekommen sie einen Einblick, was sie in ihrem späteren Berufsalltag erwartet. Trainees, die schon zu Beginn des Traineeship wissen, für welchen Aspekt des Jobs sie sich besonders interessieren, können sich mit etwas Glück in ihrem Traineeprogramm genau darauf spezialisieren.
Ein gutes Traineeship ist nicht nur auf die individuelle Person zugeschnitten, der Trainee bekommt auch einen eigenen Mentor. Das ist ein Mitarbeiter des Unternehmens, der sich während des Traineeship besonders intensiv um den Trainee kümmert. Er oder sie ist mit dem Ausbilder während einer betrieblichen Ausbildung vergleichbar.
Zusätzlich zur Ausbildung in der jeweiligen Abteilung nehmen Trainees an Weiterbildungen und Workshops teil. So können sie noch weitere Erfahrungen und Eindrücke für ihr späteres Berufsleben sammeln. Und sollte es im Unternehmen mehr als einen Trainee geben, sind diese Veranstaltungen eine gute Gelegenheit, Kontakte zu knüpfen und sich auszutauschen.
Überhaupt ist das Netzwerken ein wichtiger Faktor im Traineeship. Da die Trainees in der Regel mehrere Abteilungen durchlaufen, können sie sich schon während des Traineeprogramms mit den regulären Beschäftigten vernetzen. Das gelingt häufig schneller und einfacher als im späteren beruflichen Alltag, wenn man vielleicht nur noch wenig Kontakt zu den Kollegen anderer Abteilungen hat.
Wer sollte ein Traineeprogramm machen?
Grundsätzlich eignet sich ein Traineeship für fast alle Personen. Es kommt allerdings darauf an, was man sich von dem Traineeship verspricht. Denn wie wir bereits gesehen haben, gibt es keinen verbindlichen Ablauf für die Ausbildung der Trainees. Das bedeutet auch, dass sich Interessierte vorab so gut wie möglich über das Traineeship informieren sollten. Andernfalls besteht die Gefahr, dass sie sich für die falsche Ausbildung bewerben.
Es gibt drei unterschiedliche Typen von Bewerbern, die besonders von einem Traineeship profitieren können:
- Personen, die gerne und viel lernen: Wer auch nach dem Studium oder der Ausbildung noch große Lust hat, etwas zu lernen, könnte in einem Traineeship gut aufgehoben sein. Vor allem dann, wenn diese Personen das Gefühl haben, dass im Studium zu viel Wert auf die Theorie gelegt wurde. Im Rahmen eines Traineeprogramms können diese Absolventen die fehlende praktische Ausbildung wenigstens zum Teil nachholen. Der enge Kontakt zu einem Mentor trägt außerdem dazu bei, dass man während des Traineeships einiges lernt.
- Personen, die sich noch nicht entschieden haben: Auch für Personen, die ein Studium abgeschlossen haben, aber noch nicht wissen, in welchem Bereich sie später arbeiten möchten, kann ein Traineeship eine gute Sache sein. In diesem Fall sollte man darauf achten, ein Programm zu durchlaufen, bei dem man in möglichst vielen unterschiedlichen Abteilungen eingesetzt wird.
- Personen, die Führungsverantwortung übernehmen möchten: In erster Linie dient ein Traineeship dazu, die Führungskräfte von morgen auszubilden. Wer sich nach seinem Studium sicher ist, dass diese oder jene Art der Arbeit die richtige für sie oder ihn ist, sollte sich nach einem guten Traineeship umsehen. Während des Programms sollte man zudem dann darauf achten, ein möglichst großes Netzwerk im Unternehmen aufzubauen und sich so gut für die späteren Aufgaben zu positionieren.
Ein Traineeship finden: Darauf sollten Sie achten
Ob das Traineeprogramm den Absolventen bestmöglich auf den späteren Job vorbereitet, hängt in erster Linie von der Qualität des Traineeships ab. Um keine bösen Überraschungen zu erleben, sollten Interessenten daher vorab folgende Punkte sorgfältig überprüfen:
- Gibt es Workshops, Schulungen und Coachings? In diesen Veranstaltungen lernen Trainees wichtige Kompetenzen, die sie später brauchen. Daher sollten diese Dinge unbedingt zum Traineeship dazu gehören.
- Findet eine Job-Rotation statt? Mit diesem Begriff ist gemeint, dass der Trainee viele verschiedene Abteilungen des Unternehmens durchläuft. Je nachdem, wie unentschlossen man ist, sollte man auf eine ausgeprägte oder weniger ausgeprägte Job-Rotation achten.
- Steht ein Mentor oder Betreuer zur Seite? Ein gutes Traineeship zeichnet sich dadurch aus, dass dem Trainee ein Mentor oder Betreuer zur Seite gestellt wird, der sich um die individuellen Belange des Trainees kümmert.
- Gibt es die Möglichkeit, zu netzwerken? Das Traineeship kann auch dazu genutzt werden, erste Kontakte in der Branche aufzubauen. Gute Programme bieten daher auch regelmäßige Netzwerkveranstaltungen an. Dabei können die Trainees nicht nur mit anderen Trainees ins Gespräch kommen, sondern auch mit den „alten Hasen“ der Branche Kontakt knüpfen.
- Wird das Traineeship fair bezahlt? Bei einem Traineeship besteht immer die Gefahr, das unerfahrene Arbeitnehmer günstige Arbeitskräfte ausgenutzt werden. So kommt es immer wieder vor, dass Unternehmen Traineestellen ausschreiben, es sich dabei aber de facto nicht wirklich um Traineestellen handelt. Der vermeintliche Trainee wird nicht wie erwartet eingearbeitet und ausgebildet, sondern für Tätigkeiten eingesetzt, die auch ein Praktikant erledigen könnte. Um das zu vermeiden, sollten Interessenten darauf achten, dass das Traineeship fair bezahlt wird. Bedeutet: Das Gehalt sollte nicht mehr als 15 Prozent unter dem regulären Einstiegsgehalt in vergleichbarer Position liegen. In der Regel verdienen Trainees nicht weniger als 2.500 Euro brutto. Wird ein faires Gehalt gezahlt, ist das Unternehmen vermutlich tatsächlich daran interessiert, den Trainee für spätere Führungsaufgaben auszubilden.
Traineeship: die Vor- und Nachteile
Wer sich mit der Entscheidung schwertut, ob ein Traineeship das richtige für ihn sein könnte, kann sich die Vor- und Nachteile in der folgenden Gegenüberstellung noch einmal vor Augen führen. Vielleicht fällt der Entschluss dann leichter:
Vorteile Traineeprogramm | Nachteile Traineeprogramm |
Individuelle Ausbildung und Unterstützung durch einen Mentor. | Einsteiger, die auf ein Traineeprogramm verzichten und direkt in den Job starten, können meist mehr verdienen. |
Verschiedene Ausbildungs- und Weiterbildungsmöglichkeiten, die dazu dienen, den Trainee auf eine spätere Führungsposition vorzubereiten. | Direkteinsteiger bekommen sofort eine feste Position, häufig auch unbefristet. Das Traineeprogramm ist für die Dauer der Ausbildung befristet. In der Regel gibt es die Option auf eine Übernahme, jedoch keine Garantie. |
Möglichkeit, einen Auslandsaufenthalt zu absolvieren und auch Erfahrungen in diesem Bereich zu sammeln. | Unternehmen investieren viel Zeit und Geld in den Trainee und erwarten im Gegenzug häufig großen Einsatz und Loyalität. |
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