Social Entrepreneurship: Was zeichnet das Social Business aus?

Social Entrepreneurs wollen Geschäfte machen, sie möchten aber auch etwas zurückgeben: Mit den Einnahmen aus ihrem Unternehmertum möchten sie die Welt ein kleines bisschen besser machen. Sie setzen sich zum Beispiel für die Stärkung von Frauenrechten ein, kämpfen gegen Armut und Hunger oder leisten ihren Beitrag für mehr Nachhaltigkeit und Klimaschutz. Was genau das Social Entrepreneurship auszeichnet, wie es aussehen kann und welche Vorteile es haben kann – hier erfahren Sie es.

Eine Hand hält eine symbolische Welt, was ist Social Entrepreneurship?

Was ist Social Entrepreneurship?

Der Begriff Entrepreneur oder Entrepreneurship ist vielen Menschen geläufig. Dabei handelt es sich um eine bestimmte Art von Unternehmertum: Entrepreneurs haben eine innovative Geschäftsidee, die auf schnelles Wachstum ausgelegt ist. Bei einem Social Entrepreneur wiederum handelt es sich um eine bestimmte Art von Entrepreneurship. Es geht um eine unternehmerische Tätigkeit, die wie beim klassischen Entrepreneurship einen innovativen Ansatz verfolgt. Zugleich geht es einem Social Entrepreneur darum, positive Entwicklung in einem bestimmten sozialen Bereich anzustoßen. Man spricht auch vom sozialen Unternehmertum.

Ein Social Entrepreneur stellt den Gewinn nicht über alles. Stattdessen besteht das primäre Ziel bei Social Entrepreneurship darin, zu positiven Veränderungen beizutragen. Das kann bedeuten, Menschen in Not zu helfen. Es kann auch bedeuten, etwas zu tun, um den Klimawandel zu verlangsamen oder zum Artenschutz beizutragen. Zu den typischen Feldern, in denen Social Entrepreneurship infrage kommt, gehören die Bereiche Bildung, Gesundheit, Entwicklung, Inklusion, Menschenrechte, Klimaschutz und Naturschutz. 

Wie bei anderen Unternehmen geht es auch im sozialen Unternehmertum darum, Gewinne zu erwirtschaften. Diese Gewinne werden aber nicht genutzt, damit der Social Entrepreneur sich bereichern kann oder um sie an Gesellschafter oder Shareholder auszuschütten. Sie werden vielmehr eingesetzt, um auf die gemeinnützigen Ziele des Unternehmens hinzuwirken.

Social Entrepreneurship, Social Business und NGOs: Wo liegen die Unterschiede?

Wenn es um Social Entrepreneurship geht, ist oft synonym vom Social Business die Rede. In der freien Übersetzung ist das Social Business mit dem sozialen Unternehmertum gleichzusetzen. Wichtig zu wissen ist jedoch, dass Social Business zugleich ein geläufiger Begriff in der Sozialwirtschaft ist. Hier ist dann auch vom Dritten Sektor die Rede. Viele Wohlfahrtsverbände führen Social Businesses, bei denen soziale Leistungen erbracht werden, um damit Erlöse zu erzielen.

Um ein Entrepreneurship handelt es sich dabei jedoch nicht: Dafür müsste ein Vorhaben auf Innovation angelegt sein, außerdem ist eine solche Geschäftsidee typischerweise mit gewissen Risiken verbunden. Das heißt nicht, dass man nicht von einem Social Business sprechen könnte, wenn es um Social Entrepreneurship geht. Es ist nur wichtig zu wissen, dass hiermit auch etwas anderes gemeint sein kann.

Abzugrenzen ist Social Entrepreneurship auch von gemeinnützigen Organisationen, sogenannten Nichtregierungsorganisationen oder NGOs. NGOs wie Ärzte ohne Grenzen, WWF oder Greenpeace sind spendenfinanziert, teilweise bekommen sie außerdem staatliche Fördermittel. In ihrer Tätigkeit geht es nicht darum, Gewinne zu erwirtschaften. Die vorhandenen Mittel werden vollumfänglich eingesetzt, um die jeweiligen Ziele zu erreichen und die eigene Verwaltung aufrechtzuerhalten. Social Entrepreneurs hingegen möchten durchaus Gewinn machen, auch wenn sie dabei ähnliche Absichten verfolgen wie eine gemeinnützige Organisation.

Das zeichnet das soziale Unternehmertum aus

Was entscheidet darüber, welche Unternehmen als soziale Unternehmen bezeichnet werden können? Dafür müssen Firmen bestimmte Merkmale erfüllen. Es reicht dazu nicht, hier und da Gutes zu tun und soziale Projekte zu fördern, etwa im Sinne der Corporate Social Responsibility (CSR). Gerade größere Unternehmen engagieren sich oft bei gemeinnützigen Projekten, um ihrer gesellschaftlichen Verantwortung nachzukommen. Nicht zuletzt geht es dabei auch darum, den eigenen Ruf zu stärken – viele Konsumenten legen auf Nachhaltigkeit viel Wert.

Ein Unternehmen, das sich auf diese Weise engagiert, ist aber noch lange kein Social Business im Sinne von Social Entrepreneurship. Dafür müssen weitere Aspekte gegeben sein. Was zeichnet das soziale Unternehmertum aus? Kennzeichnend ist das Ziel, mit der eigenen Geschäftstätigkeit zu einer positiven Entwicklung im gesellschaftlichen, sozialen oder einem anderweitig gemeinnützigen Bereich beizutragen.

Nachhaltigkeit spielt dabei eine große Rolle: Social Entrepreneurs möchten mit ihrer Arbeit einen Beitrag für eine gute Zukunft leisten. Sie lehnen dabei ausbeuterische Praktiken grundsätzlich ab. Das kann zum Beispiel die Herkunft und Förderung von Rohstoffen betreffen, die für die Arbeit des sozialen Unternehmens essenziell sind. Ebenso kann es sich auf den Umgang der Verantwortlichen im Unternehmen mit den eigenen Mitarbeitern, Zulieferern und anderen Menschen, die in der Wertschöpfungskette beteiligt sind, auswirken. Viele Social Entrepreneurs bringen den Menschen, mit denen sie beruflich in Berührung kommen, viel Wertschätzung entgegen.

Gewinnstreben für den guten Zweck

Ein Social Entrepreneur hat Ideale; er hat Werte und Ziele, die sein geschäftliches Handeln leiten. Das Gewinnstreben steht nicht im Vordergrund. Gewinne sind beim Social Entrepreneurship nichtsdestotrotz wichtig, denn ohne sie gibt es weniger Geld, das in gemeinnützige Vorhaben gesteckt werden kann. Profit zur eigenen Bereicherung spielt jedoch keine Rolle; die Gewinne werden reinvestiert. Die eigenen Mitarbeiter erhalten faire, aber in der Regel keine allzu üppigen Gehälter.

Von einem Social Entrepreneurship spricht man wie bei regulärem Entrepreneurship insbesondere in den Gründungsjahren eines Unternehmens. Zugleich müssen bestimmte Merkmale erfüllt sein: Das Geschäftskonzept muss innovativ sein. Nicht selten handelt es sich um disruptive Ansätze, die sich als richtungsweisend für die gesamte Branche erweisen. Entrepreneurs gehen zugleich häufig relativ große Risiken ein: Wer viel riskiert, kann auch viel gewinnen. Und sie zeigen großes Engagement, um ihre unternehmerischen Ziele zu erreichen. Typischerweise setzen Social Entrepreneurs auf Förderer, die sie bei ihrem Vorhaben zahlungskräftig unterstützen. Eigene Rücklagen können ergänzend oder zu Anfang der Geschäftstätigkeit genutzt werden.

Social Entrepreneurship: Beispiele

Wie kann Social Entrepreneurship praktisch aussehen? Als „Vater“ des Social Entrepreneurships – und damit als erster Social Entrepreneur – gilt der bengalische Friedensnobelpreisträger und Wirtschaftswissenschaftler Muhammad Yunus. Den Friedensnobelpreis erhielt Yunus für die Gründung der Grameen Bank in den 1980er Jahren.

Die Grameen Bank vergibt Mikrokredite zu fairen Konditionen an Menschen mit geringen Ressourcen, die bei anderen Banken keinen Kredit oder einen Kredit zu wesentlich schlechteren Bedingungen bekommen würden. Yunus‘ Ziel war es, die Armut in Bangladesch zu verringern und ärmeren Menschen den Zugang zu Kapital zu ermöglichen, insbesondere Frauen. Schon wenig Geld, so der Gedanke, reichte häufig aus, damit die Betroffenen ihre wirtschaftliche Situation mit einer guten Idee verbessern konnten.

Ein Social Business kann viele Formen annehmen und in vielen Bereichen gegründet werden. Ein Beispiel ist die Suchmaschine Ecosia. Die Verantwortlichen stecken einen Teil der Werbeeinnahmen in Projekte zur Aufforstung. Mehr als 178 Millionen Bäume wurden auf diese Weise nach Angaben des Betreibers bereits gepflanzt.

Ein weiteres Beispiel für ein Social Business ist der Hamburger Getränkehersteller Lemonaid. Der möchte nach eigenen Angaben nicht einfach Getränke verkaufen, um damit Geld zu machen. Stattdessen verschreibt sich das Unternehmen der aktiven Gestaltung von sozialem Wandel. Ein Teil der Einnahmen fließt in Projekte zur Entwicklungszusammenarbeit. Außerdem zahlt das Unternehmen nach eigenen Angaben höhere Preise für Rohwaren und trägt so zu einer fairen Landwirtschaft bei.

In welchen Bereichen Social Businesses denkbar sind

Oder nehmen wir den Hersteller share, gegründet von einem ehemaligen Mitarbeiter des Welternährungsprogramms der Vereinten Nationen. Das Prinzip von share ist simpel: Für jedes verkaufte Produkt wird ein Produkt gespendet. Es gibt zum Beispiel Wasser, Schokoriegel, Seifen oder Notizblöcke. Share arbeitet mit nationalen und internationalen Hilfsorganisationen zusammen.

Geld, das in die Energieversorgung fließt, muss nicht in den Händen von Firmen landen, die die Natur ausbeuten und zerstören. Es kann auch, wie beim Münchner Unternehmen Polarstern, in gemeinnützige Projekte fließen. Der Ökostrom-Anbieter steckt einen Teil der Einnahmen in soziale Projekte in Kambodscha und Madagaskar.

Grundsätzlich sind Social Businesses in vielen gesellschaftlichen und sozialen Bereichen denkbar. Sie können unter anderem:

  • zum Umweltschutz beitragen
  • den Klimawandel bekämpfen
  • Kindern bessere Chancen ermöglichen
  • zur Entwicklung von Kindern und Jugendlichen beitragen
  • Rassismus bekämpfen
  • Bildungsangebote schaffen
  • die Gesundheitsversorgung verbessern
  • Hunger bekämpfen
  • zur Energie- und Wasserversorgung in ärmeren Ländern beitragen

Social Entrepreneurs: Welchen positiven Einfluss sie haben können

Viele Menschen leben heute wesentlich bewusster als früher. Das hängt auch damit zusammen, dass wir über viele Dinge mehr Informationen haben, als es noch vor einigen Jahrzehnten der Fall war. Wir wissen, dass alltägliche Entscheidungen das Wohl unserer Mitmenschen, der Umwelt und von Tieren beeinflussen können. Dazu gehören auch Kaufentscheidungen oder Entscheidungen für Dienstleister. Das führt dazu, dass die Nachfrage nach nachhaltigen Geschäftspraktiken so groß ist wie wohl nie zuvor. Das Geschäftsmodell Social Business boomt, und womöglich wird dieser Trend anhalten.

Diese Tatsache kann zu einer Win-win-Situation führen: Konsumenten können sich dank sozialem Unternehmertum für eine Alternative entscheiden, die nicht zulasten von anderen Menschen, der Umwelt oder von Tieren geht. Social Entrepreneurs wiederum können die Gunst der Stunde nutzen, um mit ihrer Macht als Unternehmer positive Entwicklungen anzustoßen, die allen zugutekommen.

Wenn es mehr (ehrliches) Social Entrepreneurship gibt, profitieren davon alle Beteiligten. Der Social Entrepreneur selbst kann sich mit seinen Ideen ausleben und beruflich das verwirklichen, wovon er womöglich privat träumt. Er kann sich ein berufliches Standbein aufbauen, das es ihm ermöglicht, Gutes zu tun. Das kann sehr bereichernd sein.

Soziales Unternehmertum kann positive gesellschaftliche Entwicklungen anstoßen

Auch andere haben etwas von Social Entrepreneurship. Konsumenten haben mehr Auswahl und womöglich ein besseres Gewissen. Sie können nicht nur schädliche Produkte und ausbeuterische Firmen vermeiden, sie können auch aktiv zu einer guten Entwicklung beitragen, wenn ihr Kauf zum Beispiel höhere Spenden für bestimmte Zwecke bedeutet. Die Mitarbeiter eines Social Businesses haben wahrscheinlich ebenfalls das Gefühl, etwas Gutes zu tun. Dadurch sind sie tendenziell motiviert und zufrieden mit ihrem Job, selbst wenn es vielleicht anderswo finanziell mehr zu holen gäbe. Oft herrschen in Social Business eine angenehme Arbeitsatmosphäre und ein gutes Betriebsklima. Dann macht es gleich viel mehr Spaß, sich für soziale Vorhaben einzusetzen.

Auch andere Beteiligte haben etwas vom Social Entrepreneurship. Das betrifft zum Beispiel Zulieferer, aber auch Landwirte, Näherinnen oder Arbeiter, die am unteren Ende der Wertschöpfungskette stehen. Werden sie fair behandelt und entlohnt, eröffnet ihnen das neue Chancen. Zugleich wirkt sich ein nachhaltiges Handeln positiv auf Umwelt, Klima und Tiere aus.

Nicht zu unterschätzen ist darüber hinaus der Dominoeffekt, den Social Entrepreneurship auslösen kann. Wenn Social Businesses boomen, weil die Nachfrage nach sozialem Unternehmertum so groß ist, führt das dazu, dass es immer mehr Social Entrepreneurs gibt, die sich mit ihrer Idee eine berufliche Existenz aufbauen möchten. Das kann zu spannenden neuen Angeboten führen, aber auch dazu, dass in weniger sozial engagierten Firmen ein Umdenken stattfindet – aus Überzeugung oder um die Nachfrage nach nachhaltigen Angeboten zu bedienen.

Die Grenzen von Social Entrepreneurship

Social Entrepreneurship: Mit einer wirtschaftlichen Tätigkeit Gutes tun – das klingt erstmal gut. Vor allem aus Sicht von Konsumenten ist es wohl immer wünschenswert, wenn sich die Unternehmen, die man durch seine Kaufentscheidungen unterstützt, für positive gesellschaftliche Entwicklungen einsetzen. Dennoch gibt es immer wieder Kritik an Social Entrepreneurship – nicht so sehr an der Idee an sich, aber daran, wozu sie führen kann.

Nicht jedes Social Business ist so sozial, wie es tut. Letztlich ist es in unserer heutigen Zeit sehr lukrativ, sich soziales Unternehmertum auf die Fahnen zu schreiben. Es ist schlicht gutes Marketing, sich als Social Business zu verkaufen. Es kann dazu führen, dass man mehr Kunden überzeugt und Produkte teurer verkaufen kann. Negativ wird so etwas dann, wenn hinter dem Social Entrepreneurship nicht viel mehr steckt als heiße Luft. Vielleicht behauptet das Unternehmen mehr, als es tatsächlich liefern kann und will. Dann handelt es sich um Verbrauchertäuschung, die womöglich lange Zeit oder gar nicht auffällt.

Viele Firmen betreiben aufgrund der hohen Nachfrage nach sozial- und umweltverträglichen Produkten und Angeboten Greenwashing. Die Unternehmen versuchen, zu kaschieren, dass sie in Wahrheit Teil des Problems sind. Analog dazu könnte sich ein (vermeintlicher) Social Entrepreneur heimlich bereichern, statt sich so zu engagieren, wie er behauptet. Für Verbraucher kann es außerdem schwer sein, zu beurteilen, wie groß der Teil der Erlöse, der in soziale Projekte fließt, wirklich ist.

Hinzu kommt, dass durch das gleichzeitige Gewinnstreben und den Wunsch, etwas Gutes zu tun, ein Spannungsfeld entsteht. Social Businesses müssen wie andere Unternehmen wirtschaftlich arbeiten. Das lässt sich mit dem Ziel eines gemeinnützigen Engagements nicht immer optimal in Einklang bringen.

Bildnachweis: chayanuphol / Shutterstock.com

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