Schlagfertigkeit verstehen, lernen und verbessern

Gehören Sie auch zu den Menschen, denen die clevere Antwort auf einen blöden Kommentar erst auf dem Weg nach Hause einfällt? Keine Sorge: Damit sind Sie nicht alleine. Es mag zwar Menschen geben, denen Schlagfertigkeit in die Wiege gelegt wurde. Die meisten schlagfertigen Menschen mussten aber erst lernen, wortgewandt auf dumme Sprüche zu reagieren. Was Schlagfertigkeit auszeichnet, welche Vorteile sie bietet und wie Sie Ihre Schlagfertigkeit üben können – hier erfahren Sie es.

Ein Mann schlägt auf einen Boxsack, wie trainiert man Schlagfertigkeit?

Schlagfertigkeit: Was ist das?

Als „Fähigkeit, schnell und mit passenden, treffenden, witzigen Worten auf etwas zu reagieren“ definiert der Duden Schlagfertigkeit. Wer schlagfertig ist, reagiert auf die Bemerkung einer anderen Person mit einem geistreichen Kommentar, der ihm scheinbar mühelos und spontan über die Lippen kommt. Damit befreit man sich aus einer womöglich unangenehmen Situation, in der man sich durch den Kommentar der anderen Person in die Enge getrieben gefühlt hat. Durch eine schlagfertige Reaktion ist es möglich, das Ruder herumzureißen – und die andere Person auf witzige, wortgewandte Art und Weise alt aussehen zu lassen. Man selbst steht dann gut da, während der andere „der Doofe“ ist.

Ob jemand schlagfertig ist, zeigt sich nicht nur daran, wie leicht ihm treffende Kommentare einfallen, wenn andere sich kritisch geäußert, negativ reagiert oder provoziert haben. Es gibt auch viele Situationen, in denen sich Schlagfertigkeit zeigen kann, denen kein Austausch mit anderen vorangegangen ist – zum Beispiel, wenn jemand das Verhalten einer anderen Person mit einer treffenden Bemerkung kommentiert.

Beispiele für schlagfertige Reaktionen

Es gibt viele Möglichkeiten, schlagfertig auf andere Menschen zu reagieren – man kann zum Beispiel eine Gegenfrage stellen, die Aussage der anderen Person unabhängig von deren Inhalt auf einer übergeordneten Ebene kommentieren oder Ironie nutzen. Schlagfertigkeit kann dann zum Beispiel so klingen wie die folgenden Sätze:

  • „Das hast du gut beobachtet.“
  • „Na, wenn du es sagst, muss es ja stimmen.“
  • „Wie bitte? Das habe ich akustisch nicht verstanden – könnten Sie Ihre Bemerkung bitte noch einmal wiederholen?“
  • „Das kann man so sehen; ich sehe es anders.“

Wer sich in Schlagfertigkeit üben möchte, kann sich auch berühmte Vorbilder nehmen. Als besonders scharfzüngig und wortgewandt galt der frühere britische Premierminister Winston Churchill. Die britische Politikerin Nancy Astor sagte einst zu Churchill: „Wenn Sie mein Mann wären, würde ich Ihren Tee vergiften.“ Darauf Churchill: „Madame, wenn Sie meine Frau wären, würde ich ihn trinken.“ Ein anderes Mal wurde Churchill von einem Parlamentarier gefragt, ob er gerade dann einschlafen müsse, wenn dieser rede. Churchill entgegnete: „Nein, es passiert ganz freiwillig.“

Der irische Dramatiker George Bernard Shaw lud Churchill einmal zu einer Vorführung seines Stückes ein, mit den Worten: „Ich füge zwei Karten für die erste Vorstellung meines neuen Stückes bei; bringen Sie einen Freund mit. Wenn Sie einen haben.“ Churchill erwiderte: „Ich kann die erste Vorstellung unmöglich besuchen, werde bei der zweiten da sein… wenn es eine gibt.“

Noch ein Beispiel für schlagfertige Reaktionen gefällig? Der britische Schauspieler Noël Coward soll zu der US-amerikanischen Schriftstellerin Edna Ferber gesagt haben: „Edna, du siehst fast aus wie ein Mann.“ Daraufhin Ferber: „Du auch.“

So kann Schlagfertigkeit Ihnen im Alltag helfen

Wie reagieren Sie, wenn Sie von anderen mit einer spitzen Bemerkung herausgefordert werden? Wenn jemand einen Kommentar bringt, der zwar nicht offensichtlich abwertend, aber auch nicht wirklich nett ist? Viele Menschen neigen in solchen Situationen dazu, gekränkt zu sein und sich angegriffen zu fühlen. Sie sind beleidigt und reagieren dann entweder gar nicht, rechtfertigen sich oder werden kleinlaut. Über diese Reaktion ärgern sie sich im Nachhinein oft mehr als über die eigentliche Bemerkung.

Dieses Problem haben schlagfertige Menschen nicht. Sie sind auf viele Lebenslagen vorbereitet und lassen sich nicht so leicht den Wind aus den Segeln nehmen. Beruflich wie privat gibt es immer wieder Situationen, in denen Schlagfertigkeit hilfreich ist. Im Job könnte zum Beispiel ein Kollege einen blöden Spruch im Meeting bringen, der Chef könnte Kritik äußern oder ein möglicher Kunde hat Einwände gegen Ihre Idee. Wer in solchen Situationen souverän reagiert, erreicht mehr.

Auch privat kann Schlagfertigkeit nützlich sein, besonders bei Kontakten mit entfernten Bekannten und Zufallskontakten, die sich unterwegs ergeben – etwa, wenn jemand in eine Diskussion an der Supermarktkasse verwickelt wird oder sich ein Nachbar über ein bestimmtes Verhalten beschwert.

Mit einer durchdachten Erwiderung kann man anderen Menschen in solchen Fällen Grenzen setzen. Nicht nur das: Man kann die Auseinandersetzung für sich entscheiden, indem man sich nicht alles gefallen lässt und handelt, statt blöde Sprüche passiv auszuhalten. Auf diese Weise können sich schlagfertige Menschen den Respekt und die Anerkennung anderer Menschen erarbeiten. Und, auch das ist ein wichtiger Effekt von Schlagfertigkeit: Man erhält die Kontrolle über die Situation zurück.

Schlagfertig werden: Wie kann man Schlagfertigkeit lernen?

Manchen Menschen fällt Schlagfertigkeit leicht, zumindest wirkt es auf Außenstehende so: Sie haben in jeder Situation einen geistreichen Kommentar parat. Vielen anderen geht es hingegen eher so, dass ihnen erst Stunden später einfällt, was sie auf eine Bemerkung hätten sagen können. Sie ärgern sich dann, dass sie in dem Moment nicht darauf gekommen sind und der anderen Person damit etwas entgegengesetzt haben.

Die gute Nachricht für alle, denen Schlagfertigkeit nicht immer leichtfällt: Die wenigsten schlagfertigen Menschen sind Naturtalente. Schlagfertigkeit ist eine Fähigkeit, die durch Training gestärkt werden kann und muss. Jeder kann also lernen, schlagfertiger zu sein.

Dabei gibt es viele mögliche Ansätze, Schlagfertigkeit zu lernen. Wichtig ist etwa, dass Ihre rhetorischen Fähigkeiten gut sind. Das können Sie unter anderem über Kurse und Seminare erreichen. Sie können aber auch im Alltag Gelegenheiten nutzen, mit anderen zu diskutieren, und Ihren Wortschatz gezielt erweitern. Hierfür ist es hilfreich, viel zu lesen. Natürlich können Sie auch ein Schlagfertigkeits-Training machen.

Wie steht es um Ihr Selbstbewusstsein?

Eine weitere Grundvoraussetzung für Schlagfertigkeit ist Selbstbewusstsein. Wenn Ihr Selbstbewusstsein ausbaufähig ist, sollten Sie es gezielt stärken. Arbeiten Sie an einer selbstbewussten inneren und äußeren Haltung. Nur dann können Sie die Angst überwinden, spontan etwas „Falsches“ zu sagen. Außerdem wirken schlagfertige Kommentare nur dann überzeugend, wenn Sie dabei souverän auftreten – und nicht etwa Ihre Körpersprache nahelegt, dass Sie sich gerade ziemlich unwohl fühlen. Haben Sie also keine Angst vor längerem Blickkontakt und lernen Sie, Ruhe auszustrahlen. Wenn Sie den Eindruck vermitteln, dass Sie ganz in sich ruhen und Kritik an Ihnen abprallt, werden Sie nicht so leicht zum Opfer von Kommentaren anderer.

Neben dem Ausbau Ihrer rhetorischen Fähigkeiten und Ihres Selbstbewusstseins sollten Sie jede Gelegenheit nutzen, Ihre Schlagfertigkeit zu üben. Trauen Sie sich in passenden Situationen mit dem Partner, der Familie oder Freunden, schlagfertig zu reagieren. In solchen Fällen ist die Hemmschwelle erfahrungsgemäß niedriger, weil Sie wahrscheinlich weniger Angst haben, sich mit einer doch nicht so passenden oder witzigen Bemerkung zu blamieren.

Ebenso sollten Sie lernen, zu erkennen, hinter welchen Kommentaren sich fiese Seitenhiebe verbergen. Es ist wichtig, zu unterscheiden, ob jemand Ihnen eins auswischen möchte oder nur einen witzigen Spruch bringt, der gar nicht persönlich gemeint ist und auf den Sie nicht zwingend überhaupt reagieren müssen.

Schlagfertig reagieren: Taktiken und Tipps

Es ist hilfreich, sich schon vorher eine Strategie zu überlegen, um schlagfertiger zu reagieren, wenn es darauf ankommt. Sie können sich vorab Gedanken darüber machen, welche Kommentare andere äußern und wie Sie damit umgehen könnten. Ebenso kann es hilfreich sein, sich ein paar Standardsprüche zurechtzulegen, die in vielen Situationen passend sind. So stehen Sie nicht unter Druck, sich spontan etwas besonders Geistreiches einfallen zu lassen.

Wenn Sie schlagfertiger sein möchten, können sich viele Taktiken anbieten. Es ist zum Beispiel in vielen Situationen eine gute Idee, mit Humor zu reagieren. Auf diese Weise können Sie blöde Kommentare spielerisch zurückweisen, ohne den Konflikt zu verschärfen oder die andere Person vor den Kopf zu stoßen. Sie können der anderen Person auch überraschend zustimmen und ihr so den Wind aus den Segeln nehmen.

Eine weitere Taktik besteht darin, einen blöden Kommentar mit einem ironisch geäußerten Lob zu quittieren, etwa so: „Wow, was für eine geistreiche Bemerkung, vielen Dank, Susanne!“. Sie können anderen Menschen auch Grenzen setzen, indem Sie die Diskussion mit einem Satz wie „Das ist Ihre Ansicht“ im Keim ersticken und anschließend das Thema wechseln. Auch damit gewinnen Sie Kontrolle zurück.

Sie müssen sich in Ihrer Rolle wohlfühlen

Bei verbalen Angriffen kann es eine gute Idee sein, sie klar zurückzuweisen. Sagen Sie ruhig deutlich, wenn Sie einen Kommentar als unangemessen empfinden, zum Beispiel so: „Ich bin nicht sicher, warum Sie mich jetzt persönlich angreifen. Da wir hier sind, um über XY zu sprechen, schlage ich vor, zum eigentlichen Thema zurückzukehren“.

Manche Menschen trauen sich nicht, ihre spitzen Bemerkungen laut zu sagen. Vielleicht sind Sie mit einem Kollegen konfrontiert, der sich offenbar kritisch über Sie äußert, dies aber nur seinem Sitznachbarn zuflüstert. In solchen Fällen können Sie das Scheinwerferlicht auf diese Person richten, indem Sie zum Beispiel sagen: „Möchtest du etwas zur Diskussion beitragen, Jens?“ Oder: „Hast du eine Anmerkung, Sandra?“ Wenn jemand sich abfällig äußert oder mit seiner Körpersprache zeigt, dass er anderer Meinung ist, kann auch ein längerer, intensiver Blickkontakt ausreichen, um die andere Person in die Schranken zu weisen.

Wichtig ist, dass die gewählte Taktik wirklich zu Ihnen passt. Es muss sich für Sie natürlich anfühlen und nicht erzwungen, denn nur dann ist Ihre Schlagfertigkeit wirklich glaubwürdig. Ebenso wichtig ist, dass das Timing stimmt. Wenn Sie schlagfertig sein wollen, müssen Sie schnell sein. Wenn seit dem doofen Kommentar eines Kollegen schon einige Minuten vergangen sind, ist der Zug abgefahren.

Grenzen der Schlagfertigkeit

Wer schlagfertig ist, fühlt sich nach bestimmten Situationen oft deutlich besser als jemand, dem spontan keine clevere Erwiderung einfällt. Kein Wunder: War man nach dem Kommentar eines anderen vorher selbst derjenige, der blöd dastand, kann man den Spieß mit Schlagfertigkeit umdrehen. Die witzige oder sarkastische Entgegnung geht schließlich auf dessen Kosten – mit der Folge, dass man als „Sieger“ aus der Begegnung geht.

In vielen Fällen ist ein schlagfertiger Kommentar harmlos. Die andere Person fühlt sich dadurch im besten Fall nicht vor den Kopf gestoßen, verärgert oder gar gedemütigt, sondern kann selbst über sich und die Situation lachen. Es gibt aber auch Situationen, in denen freche Bemerkungen als respektlos empfunden werden können. Damit können Sie sich unbeliebt machen – bei der Person, auf die Sie reagieren, aber auch bei anderen Anwesenden.

Seien Sie also vorsichtig: Nur, weil Sie Ihre Schlagfertigkeit geübt haben und nun besser darin geworden sind, heißt das nicht, dass Sie bei sämtlichen Anlässen vermeintlich kluge Bemerkungen abgeben sollten. Überlegen Sie immer, ob Ihr Kommentar zu der Situation, den Personen und den Umständen passt. Es kommt letztlich darauf an, was jemand anderes zu Ihnen gesagt hat. War der Kommentar unverschämt, können Sie ruhig deutlicher werden. Eine harmlose Anmerkung müssen Sie aber nicht mit übermäßiger Ironie kommentieren – vor allem bei bestimmten Gesprächspartnern nicht.

Vermeintlich clevere Kommentare können andere vor den Kopf stoßen

Vielleicht sprechen Sie gerade mit Ihrem Chef, einem wichtigen Geschäftspartner oder einem Kunden. Dann sollten Sie besonders aufpassen, was Sie sagen. Wenn Ihnen Ihre Bemerkung negativ ausgelegt wird, ist die andere Person womöglich schlecht auf Sie zu sprechen. Von Ihrer Schlagfertigkeit haben Sie wenig, wenn Sie sich damit eine Abmahnung einhandeln oder eine Zusammenarbeit aufgekündigt wird.

Schlagfertigkeit kann auch dann ein Nachteil sein, wenn sie nicht überzeugend ist, weil das Gesamtpaket nicht stimmt. Es reicht nicht, einfach nur clevere Sprüche einstudiert zu haben, die Sie dann kleinlaut und mit herabhängenden Schultern vortragen. Das wird nicht den gewünschten Effekt haben, weil Ihre Körpersprache nicht das nötige Selbstbewusstsein ausstrahlt.

Wenn Ihr vermeintlich schlagfertiger Kommentar nicht den gewünschten Effekt erzielt, können Sie die Bedeutung der ursprünglichen Bemerkung einer anderen Person ungewollt noch stärken. Seien Sie deshalb vorsichtig, wenn Sie sich von Beispielen aus dem Internet inspirieren lassen. Viele solcher Beispielsätze können schnell blöd klingen, wenn sie nicht überzeugend vorgetragen werden. Wenn Sie einen solchen Spruch zitieren, ohne dass Sie wirklich dahinterstehen, ist das nicht zuträglich. Passen Sie auch auf, dass Sie nicht am Ende selbst derjenige sind, der negativ auffällt – mit respektlosen Sprüchen und unangemessenen persönlichen Angriffen.

Bildnachweis: Master1305 / Shutterstock.com

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