Glaubwürdige Ausreden: Wie melde ich mich im Notfall krank?

Es kann passieren, dass man nicht zur Arbeit gehen kann oder will, aber den Grund dafür nicht offen sagen möchte. Oder dass man schlicht keinen guten Grund hat. In solchen Fällen brauchen Sie glaubwürdige Ausreden für die Arbeit, damit der Arbeitgeber Ihr Fehlen akzeptiert. Was kann man in so einer Situation sagen? Und was, wenn der Arbeitgeber doch Verdacht schöpft – welche Folgen kann eine (Not-)Lüge haben? Das sollten Sie wissen.

Eine Frau telefoniert, was sind glaubwürdige Ausreden, um auf Arbeit krank zu machen?

Glaubwürdige Ausreden Arbeit: Krank oder anderweitig verhindert

Nicht zur Arbeit gehen, obwohl man eigentlich arbeiten könnte? Das macht zwar nur eine Minderheit der Arbeitnehmer in Deutschland, aber es gibt durchaus Beschäftigte, die hin und wieder blaumachen. Einer Umfrage im Auftrag des Portals Glassdoor zufolge fehlt jeder zehnte Arbeitnehmer gelegentlich an der Arbeit, ohne dass es einen guten Grund dafür gibt. Dabei machen der Umfrage zufolge mehr Männer als Frauen blau.

In manchen Fällen wollen die Betroffenen einfach nur einen freien Tag haben, in anderen Fällen hat das Fehlen einen guten Grund. Diesen Grund kann oder möchte man aber nicht offen sagen. Es kann zum Beispiel sein, dass sich jemand psychisch nicht in der Lage fühlt, zu arbeiten, das aber nicht mit dem Chef oder der Chefin besprechen möchte. Vielleicht ist diese Person depressiv, hat ein hohes Stresslevel oder muss eine Trennung verarbeiten. Vielleicht ist auch eine nahestehende Person oder ein Haustier schwer erkrankt oder sogar gestorben. Besonders, wenn die Beziehung zum Vorgesetzten nicht allzu gut ist und kein gutes Vertrauensverhältnis herrscht, möchte man solche privaten Dinge womöglich lieber nicht offen besprechen.

Ebenso kann es sein, dass jemand einen wichtigen Termin hat, den er für sich behalten möchte. Das könnte zum Beispiel ein Termin am Gericht sein, bei der Polizei oder bei einem Facharzt oder Psychologen. Manchmal geht es auch schlicht darum, den Urlaub zu verlängern. Vielleicht war der Flug am Freitag mit Abstand am günstigsten, man hat aber offiziell erst ab Montag frei. Dass man trotzdem gebucht hat, kann man dem Arbeitgeber gegenüber natürlich nicht zugeben – also muss eine glaubwürdige Ausrede für die Arbeit her.

Glaubwürdige Ausreden für die Arbeit: Was kann man sagen?

Wenn Sie sich in Ausnahmefällen bei der Arbeit krankmelden, ohne wirklich krank zu sein, brauchen Sie einen guten Grund dafür. Oder braucht man gar keinen Grund zu nennen, wenn man fehlt? Das kommt darauf an. Einerseits ist entscheidend, ab wann eine Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung vorliegen muss. Verlangt der Arbeitgeber sie schon am ersten Fehltag, werden Sie sich etwas überlegen müssen ­– irgendwie müssen Sie Ihre Arbeitsunfähigkeit ja bescheinigen. Allerdings ist nicht zwangsläufig ein Praxisbesuch erforderlich. Seit Dezember 2023 ist bei leichten Erkrankungen auch eine Krankschreibung per Telefon möglich – allerdings nur für eine Dauer von bis zu fünf Tagen.

Andererseits kommt es darauf an, womit sich Ihr Vorgesetzter zufriedengibt. Im Zweifel kann es reichen, wenn Sie sagen, dass Sie sich nicht gut fühlen. Nicht jede Führungskraft fragt genauer nach – vor allem dann nicht, wenn es sich um einen Mitarbeiter handelt, der als vertrauenswürdig und zuverlässig eingeschätzt wird.

Nehmen wir an, Sie brauchen eine glaubwürdige Ausrede für die Arbeit, um sich krankmelden zu können. Welche Ausrede sich eignen kann, hängt von verschiedenen Aspekten ab. Es kommt zum Beispiel darauf an, was in Ihrem speziellen Fall wahrscheinlich oder unwahrscheinlich ist. Ebenfalls wichtig: Was könnten Außenstehende überprüfen, was nicht? Und wenn Sie am nächsten Tag wieder da sind: Was ist so schnell wieder vollkommen ausgestanden? Falls Sie sich schon öfter unter einem Vorwand krankgemeldet haben, bringen Sie bitte dieselbe Ausrede nicht zu oft. Ihre Großmutter kann nur einmal sterben, und dass Sie wiederholt Unfälle gehabt haben wollen, kann auf Skepsis stoßen. 

Glaubwürdige Ausreden für das Fehlen im Job: Ideen

Hier sind einige Ideen, wenn Sie glaubwürdige Ausreden für die Arbeit brauchen, um sich krankmelden zu können.

Psychische Probleme

Niemand kann nachvollziehen, wie es Ihnen psychisch geht. Falls Sie sich bei Ihrer Arbeitsunfähigkeit auf psychische Probleme berufen, ist es auch kein Problem, wenn der Chef oder ein Kollege Sie in der Öffentlichkeit sieht – selbst Barbesuche wären unkritisch. Der Nachteil dieser Ausrede: Je nachdem, wie der Vorgesetzte zum Thema psychische Erkrankungen steht, könnte sich das negativ auf sein Bild von Ihnen auswirken. Das sollte nicht der Fall sein, ist aber vorstellbar.

Rückenschmerzen

Rückenschmerzen sind weit verbreitet. Als Ausrede für die Arbeit haben sie den Vorteil, dass sie so schnell niemand überprüfen kann. Außerdem ist es normal, dass sie mal stärker und mal schwächer sind.

Kopfschmerzen oder Migräne

Kopfschmerzen oder Migräne vorzuschieben ist eine weitere Option, die sich eignet, wenn Sie nur kurzzeitig fehlen möchten. Aber Vorsicht: Nicht jeder Arbeitgeber sieht Kopfschmerzen als hinreichend guten Grund, nicht zur Arbeit zu kommen – es gibt schließlich Schmerztabletten.

Tinnitus

Tinnitus kann sehr störend sein und die Arbeitsfähigkeit stark einschränken. Diese Variante birgt die Gefahr, dass der Arbeitgeber genauer nachfragt, schließlich ist es nicht allzu alltäglich.

Erkältung oder Grippe

Besonders in der kalten Jahreszeit sind viele Menschen ständig erkältet. Das könnte auch Ihre Ausrede sein. Sie eignet sich aber weniger, wenn Sie nur einen Tag fehlen wollen. Es ist zwar nicht undenkbar, dass Sie nach nur einem Tag wieder fit genug für die Arbeit sind. Es wäre aber auffällig, wenn Sie nicht ein bisschen verschnupft wären oder erkältet klingen würden.

Magen-Darm-Beschwerden

Magen-Darm-Probleme gehören zu den typischen psychosomatischen Beschwerden, die relativ weit verbreitet sind. Der Vorteil dieser Ausrede: Niemand kann sie überprüfen.

Ein chirurgischer Eingriff

OPs sind ein guter Grund, nicht zur Arbeit gehen zu können, weil der Zeitpunkt oft relativ unflexibel ist. Als Ausrede sind sie aber riskant, denn sie provozieren Nachfragen, die Sie enttarnen können.

Unfälle oder Verletzungen

Sie könnten auch sagen, dass Sie einen Unfall hatten oder sich verletzt haben. Der Nachteil: Der Arbeitgeber könnte sichtbare Verletzungen erwarten. Wenn die am nächsten Tag nicht zu sehen sind und Sie auch ansonsten nicht angeschlagen wirken, fliegt die Ausrede womöglich schnell auf.

Familiäre Ereignisse und Notfälle

Ein guter Grund für einen Fehltag im Job können familiäre Ereignisse wie Hochzeiten oder Taufen sein. Auch Todesfälle oder Notfälle im engsten Kreis oder bei einem Haustier eignen sich als Ausrede. Vielen Menschen wäre es allerdings unangenehm, dem Arbeitgeber einen Trauerfall oder medizinischen Notfall vorzugaukeln, den es gar nicht gibt – und dann womöglich mit dem Mitgefühl des Chefs konfrontiert zu sein. Hier ist das Risiko außerdem relativ groß, dass der Schwindel auffällt.

Menstruationsbeschwerden

Frauen könnten sagen, dass sie ihre Periode haben und unter starken Unterleibsschmerzen leiden. Tatsächlich können Menstruationsbeschwerden Arbeit unmöglich machen. Manchen Frauen ist es allerdings unangenehm, über solche Themen mit dem Arbeitgeber zu sprechen.

Allergien

In manchen Fällen sind Allergien so stark, dass man nicht arbeiten kann. Wer einmal Allergien vorgaukelt, sollte sie aber immer haben – sonst fällt die Lüge schnell auf.

Lebensmittelvergiftung

Lebensmittelvergiftungen sind selten, können Betroffene aber vorübergehend voll ausknocken. Insofern können sie ein Argument sein, warum man einen Tag an der Arbeit fehlt. Auch hier drohen allerdings Nachfragen.

Kind krank

Wenn Sie Kinder haben, könnten Sie Ihr Fehlen auf Ihr (angeblich) krankes Kind schieben. Das kann der Arbeitgeber in der Regel nicht überprüfen.

Unvermeidbarer Arzttermin

Manche Arzttermine sind schwer zu bekommen, so dass man nehmen muss, was man kriegen kann. Oder sie müssen wegen der Art des Termins zu bestimmten Zeiten stattfinden. Insofern können sie sich prinzipiell als Ausrede für die Arbeit eignen. Blöd ist nur, wenn der Arbeitgeber eine Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung sehen will.

Zahnschmerzen oder abgebrochener Zahn

Ob Sie Zahnschmerzen haben, kann Ihr Arbeitgeber nicht überprüfen. Auch das könnten Sie also sagen, wenn Sie eine glaubwürdige Ausrede für die Arbeit brauchen, um sich krankzumelden. Ein abgebrochener Zahn ist hingegen schon leichter zu prüfen – Ihr Chef wird Ihnen zwar wahrscheinlich nicht in den Mund gucken wollen, trotzdem ist diese Ausrede riskanter.

Verdacht auf „Krankfeiern“: Wie kann der Arbeitgeber reagieren?

An der Arbeit blaumachen ist riskant – es kann immer passieren, dass der Arbeitgeber Verdacht schöpft, dass man gar nicht wirklich arbeitsunfähig ist. Das gilt besonders, wenn es öfter vorkommt. Oder wenn man von Kollegen oder dem Vorgesetzten selbst in der Öffentlichkeit gesehen wurde – offensichtlich topfit. Wie kann der Chef oder die Chefin reagieren, wenn es Zweifel an der Arbeitsunfähigkeit gibt?

Falls noch keine Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung vorliegt, kann der Arbeitgeber ein ärztliches Attest anfordern. Er kann eine vorhandene Krankschreibung auch zurückweisen, wenn er berechtigte Zweifel an deren Rechtmäßigkeit hat. Wenn der Arbeitgeber überzeugt ist, dass sein Mitarbeiter über seine Arbeitsunfähigkeit gelogen hat, kann er ihn dafür abmahnen. Auch eine Kündigung ist denkbar – selbst fristlos, denn Krankfeiern ist rechtlich gesehen Betrug. Hier muss im Zweifel allerdings der Arbeitgeber nachweisen können, dass der Beschäftigte tatsächlich nicht krank war (oder aus dem Grund verhindert war, den er angegeben hat).

Wer eine ärztliche Untersuchung ablehnt, macht sich verdächtig

In der Praxis braucht ein Arbeitgeber schon deutliche Hinweise darauf, dass jemand im Fall einer vermeintlichen Arbeitsunfähigkeit tatsächlich arbeitsfähig gewesen wäre, damit er darauf mit arbeitsrechtlichen Konsequenzen reagiert. Das könnte zum Beispiel naheliegen, wenn der Mitarbeiter nicht bereit ist, sich durch den Medizinischen Dienst der Krankenkasse oder vom Betriebsarzt untersuchen zu lassen. Beim Betriebsarzt gilt: Es ist zwar nicht seine Aufgabe, eine Krankschreibung auf ihre Richtigkeit hin zu überprüfen. Wenn der Arbeitgeber den Mitarbeiter um eine Untersuchung bittet und dieser sich weigert, macht der Beschäftigte sich damit allerdings verdächtig.

Besonders wahrscheinlich sind Zweifel beim Arbeitgeber, wenn es öfter zu Fehlzeiten kommt, die aus Arbeitgebersicht nicht glaubwürdig begründet sind. Es kann auch sein, dass ein Mitarbeiter öfter nach dem Wochenende oder vor oder nach seinem Urlaub fehlt. In manchen Fällen kündigt ein Arbeitnehmer sogar vorher an, dass er fehlen wird, etwa in einem Streitgespräch. Oder er fehlt an einem Tag, an dem zuvor er erfolglos versucht hatte, frei zu bekommen.

Ist es legitim, mal krank zu machen?

Umfragen zeigen: Ein kleiner Teil der Beschäftigten in Deutschland feiert hin und wieder krank. Ist das legitim? Wie nachvollziehbar so ein Schritt ist, hängt von den Umständen ab. Es kommt darauf an, warum jemand tatsächlich frei haben möchte. Es könnte zum Beispiel sein, dass die Arbeit selbst für den Betroffenen so belastend ist, dass er dringend eine Pause braucht. Das möchte er so womöglich nicht sagen, also lässt er sich eine Ausrede einfallen. Das ist verständlich und nicht verwerflich.

In Ausnahmefällen kann es legitim sein, sich für das eigene Fehlen an der Arbeit eine Ausrede einfallen zu lassen. Das könnte zum Beispiel auch dann der Fall sein, wenn man einen privaten Termin hat, über den man den Arbeitgeber nicht in Kenntnis setzen möchte. Oder zu besonderen Anlässen – etwa, wenn jemand in der Familie heiratet und man nicht sicher ist, dass der Chef einem dafür außer der Reihe freigeben würde.

Wenn das „Blaumachen“ die absolute Ausnahme ist, ist das etwas anderes, als wenn es Beschäftigten darum geht, regelmäßig ein paar Tage frei zu haben. In moralischer Hinsicht käme es allerdings auch darauf an, wie der Arbeitgeber den Mitarbeiter behandelt. Überspitzt gesagt: Wenn der Arbeitgeber seinen Beschäftigten ausbeutet und das Gehalt mies ist, ist Krankfeiern eher vertretbar als wenn der Arbeitgeber sich einwandfrei verhält. Letztlich besteht bei falschen Krankmeldungen immer die Gefahr, dass das Ganze auffliegt. Deshalb sollte es nur im Notfall in Erwägung gezogen werden. 

Diese Fehler sollten Sie vermeiden, wenn Sie sich krankmelden

Es gibt viele Fehler, die die Wahrscheinlichkeit erhöhen können, dass Ihr Krankfeiern auffällt. Was Sie dringend vermeiden sollten:

  • es öfter machen: Je häufiger Sie sich ohne guten Grund krankmelden, desto größer ist das Risiko, dass der Chef Ihnen auf die Schliche kommt
  • es zu auffälligen Zeiten machen: zum Beispiel nach dem Wochenende, vor oder nach dem Urlaub oder an Tagen, an denen man bekanntermaßen freihaben wollte
  • es vorher ankündigen: „Dann bin ich eben krank!“ – Solche Sätze sollten Ihnen nicht über die Lippen kommen. Wenn Sie zum betreffenden Zeitpunkt wirklich fehlen, ist das mehr als auffällig
  • sich in der Öffentlichkeit sehen lassen: Je nachdem, aus welchem Grund Sie sich krankgemeldet haben, sollten Sie aufpassen, dass Sie niemand in der Öffentlichkeit bei Aktivitäten beobachten kann, die Ihrer angeblichen Arbeitsunfähigkeit widersprechen
  • eine Ausrede vorgeben, die überprüft werden kann: Schlimmstenfalls durchblickt der Chef sofort, dass Ihre Arbeitsunfähigkeit nur vorgeschoben ist
  • sich zu spät krankmelden: Wenn Sie schon blaumachen wollen, melden Sie sich wenigstens frühzeitig und ordnungsgemäß krank
  • zu spät eine Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung einreichen: Das kann Misstrauen wecken und Ihnen Probleme bescheren. Allerdings gibt es für gesetzlich Krankenversicherte seit 2023 die elektronische Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung (eAU), welche ihnen die Abgabe erleichtert. Ihr Arzt schickt die eAU nämlich direkt an die Krankenkasse, die dem Arbeitgeber die benötigten Informationen dann auf einem Server zur Verfügung stellt.
  • die Kollegen einweihen: Wenn Sie nicht zu hundert Prozent sicher sein können, dass Ihre Kollegen dichthalten, weihen Sie sie auf keinen Fall in Ihre Pläne ein
  • wegen einer Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung zum Arzt gehen und etwas vorgeben, was leicht überprüft werden kann – zum Beispiel Halsschmerzen oder eine Erkältung: So kriegen Sie garantiert keine Krankschreibung

Bildnachweis: Alliance Images / Shutterstock.com

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