Funktionaler Lebenslauf: Sinnvoll oder nicht?
Was ein tabellarischer Lebenslauf ist, weiß wohl jeder, der schon einmal eine Bewerbung geschrieben hat. Eine andere Variante des Lebenslaufs ist der funktionale Lebenslauf. Hier steht nicht die Auflistung von Erfahrungen nach zeitlichem Schema im Vordergrund, sondern bestimmte Kernkompetenzen des Bewerbers. In diesem Artikel erfahren Sie, was den funktionalen Lebenslauf ausmacht und ob und wann es sinnvoll sein kann, einen solchen Lebenslauf in einer Bewerbung zu verwenden.
Was ist ein funktionaler Lebenslauf?
Der funktionale Lebenslauf ist in Bewerbungen eher eine Randerscheinung, die nicht sonderlich weit verbreitet ist. Das liegt auch daran, dass er unter Personalverantwortlichen umstritten ist und von vielen Entscheidungsträgern kritisch gesehen wird. Doch was hat es damit überhaupt auf sich?
Beim funktionalen Lebenslauf stehen Ihre Fähigkeiten und Qualifikationen in Bezug auf eine bestimmte Stelle im Vordergrund. Auch besondere Erfolge werden prominent platziert und mit einigen Details beschrieben. Der Lebenslauf wird nach diesen wichtigsten Kompetenzen geordnet. Das bedeutet, dass das Dokument für jede Bewerbung neu verfasst werden muss. Schließlich kann die Frage, was für einen bestimmten Arbeitgeber besonders wichtig ist, immer nur individuell beantwortet werden.
Nicht der berufliche Weg steht bei einem funktionalen Lebenslauf im Fokus, sondern das, was man daraus mitgenommen hat – die Kompetenzen, Fähigkeiten und persönlichen Stärken, die für einen bestimmten Job qualifizieren, also. Diese Kompetenzen werden, geordnet nach thematischen Bereichen, mit Stichpunkten beschrieben. Für Sie als Bewerber ist wichtig, sich zu fragen, wie Sie eine bestimmte Kompetenz erworben haben: welche Erfahrungen waren dafür entscheidend? Welche Erfolge haben Sie ausgezeichnet? Das sollten Sie im funktionalen Lebenslauf notieren.
Die eigentlichen beruflichen Stationen, die beim regulären tabellarischen Lebenslauf das Kernelement bilden, werden bei dieser Variante vernachlässigt. Sie tauchen zwar auch im funktionalen Lebenslauf auf, werden aber nicht im Detail beschrieben. Auch die zugehörigen zeitlichen Daten werden in der Regel nicht hinzugefügt.
Vergleich zum tabellarischen Lebenslauf
Der funktionale Lebenslauf unterscheidet sich grundlegend vom klassischen tabellarischen Lebenslauf. Einer der wichtigsten Unterschiede betrifft den inhaltlichen Schwerpunkt. Im Kern werden hier Kompetenzen beschrieben, die Sie als Bewerber für eine bestimmte Stelle befähigen. Sie notieren alle zugehörigen Erfahrungen, die Ihre Angaben untermauern.
Der eigentliche berufliche Werdegang fällt im funktionalen Lebenslauf ein Stück weit weg. Bisherige Stellen werden zwar erwähnt, aber nur rudimentär. Dadurch, dass zeitliche Angaben in der Regel fehlen, ist für den Empfänger der Bewerbung unklar, wann Sie welchen Job ausgeübt haben. Während bei einem typischen tabellarischen Lebenslauf die beruflichen Stationen für gewisse Kompetenzen sprechen, ist es hier umgekehrt – ein Job kann vielmehr als Beleg für Kompetenzen herangezogen werden.
Der funktionale Lebenslauf wird außerdem nicht zeitlich geordnet. Dennoch ist er in der Regel klar strukturiert – allerdings nach den beschriebenen inhaltlichen Aspekten und bestimmten Schwerpunkten.
Das spricht für einen funktionalen Lebenslauf
In Deutschland ist es üblich, einen tabellarischen Lebenslauf zu verwenden, der sich schwerpunktmäßig mit den beruflichen Stationen des Bewerbers und weiteren wichtigen Erfahrungen befasst. Bestimmte Fähigkeiten und Kenntnisse werden bei der klassischen Variante zwar thematisiert, aber sie stehen nicht im Vordergrund.
Der Vorteil eines funktionalen Lebenslaufs ist, dass er jene Kompetenzen, die für einen bestimmten Job essenziell sind, im Detail beschreibt. Der Personalverantwortliche sieht nicht nur, was der Bewerber besonders gut kann, sondern auch, warum das so ist. Das macht die Angaben des Kandidaten tendenziell glaubwürdiger.
Im funktionalen Lebenslauf ist es also leichter, bestimmte Fähigkeiten genauer zu beschreiben. Bisherige Stellen an sich sind weniger wichtig als die daraus resultierenden Kompetenzen.
Funktionale Lebensläufe können Lücken deutlich besser kaschieren als es bei einem herkömmlichen tabellarischen Lebenslauf der Fall ist. Wer einen ungeraden Lebenslauf hat, muss diesen nicht nach zeitlicher Ordnung darstellen, sondern kann den Fokus auf die Kompetenzen rücken, die er als Kandidat zu bieten hat.
Das spricht gegen einen funktionalen Lebenslauf
Es gibt jedoch auch eine Reihe von Punkten, die gegen die Verwendung eines funktionalen Lebenslaufs sprechen. So wird er etwa selten verwendet und kann bei Personalern Verwunderung auslösen. Dieser Überraschungseffekt ist nicht unbedingt etwas Positives, denn unter Personalverantwortlichen ist diese Variante des Lebenslaufs umstritten.
Sie ist aus Sicht von Kritikern unübersichtlich – jedenfalls dann, wenn man in erster Linie den beruflichen Werdegang nachvollziehen möchte und nicht (fast) ausschließlich bestimmte Kompetenzen. Ersteres ist mit dem funktionalen Lebenslauf schwierig, da die zeitlichen Angaben meist komplett fehlen.
Bisherige Jobs nehmen damit eine untergeordnete Rolle ein. Es ist schwierig, den Werdegang eines Bewerbers anhand eines solchen Lebenslaufs chronologisch (oder antichronologisch) nachzuvollziehen. Der zeitliche Rahmen bestimmter wichtiger Erfahrungen bleibt häufig unklar.
Wann es sinnvoll sein kann, einen funktionalen Lebenslauf zu verwenden
Macht es nun Sinn, einen funktionalen Lebenslauf zu verwenden? Das ist letztlich Abwägungssache und abhängig von Ihrer individuellen Einschätzung.
Sinnvoll kann ein funktionaler Lebenslauf in erster Linie aus Sicht mancher Bewerber sein. Wenn er verwendet wird, dann hat das oft das Ziel, Lücken im Lebenslauf in den Hintergrund zu rücken. Er eignet sich wegen der nicht chronologischen Auflistung insbesondere bei lückenhaften Lebensläufen und ungeraden beruflichen Wegen.
Auch, wenn Ihnen einschlägige Berufserfahrung fehlt, kann sich ein funktionaler Lebenslauf anbieten. Sie können sich damit auf das fokussieren, was Sie vorzuweisen haben – und nicht das, was Ihnen (noch) fehlt. Ebenso kann ein funktionaler Lebenslauf infrage kommen, wenn Sie eine längere Pause vom Job hatten, etwa durch die Pflege von Angehörigen oder eine Elternzeit, oder wenn Sie schon längere Zeit arbeitslos sind.
Funktionaler Lebenslauf: Nur, wenn es gute Gründe hierfür gibt
Ein funktionaler Lebenslauf kann auch dann eine Option sein, wenn Sie einen grundlegenden Wechsel anstreben, zu dem Ihre bisherigen Stationen nicht optimal passen. Wenn Sie dennoch Erfahrungen und Qualifikationen vorweisen können, die Sie für die angestrebte neue Richtung qualifizieren, können Sie diese mit einem funktionalen Lebenslauf in den Mittelpunkt stellen.
Wie ein funktionaler Lebenslauf ankommt, hängt letztlich von der Sichtweise des Entscheidungsträgers ab. Personaler, die großen Wert auf traditionelle und typische Bewerbungsunterlagen legen, fassen einen solchen Lebenslauf womöglich nicht positiv auf. Wenn Sie viele Qualifikationen und einen überwiegend lückenlosen Weg vorweisen können, sind Sie mit einem klassischen tabellarischen Lebenslauf meist besser beraten.
Nur, wenn Ihnen Erfahrungen oder Qualifikationen fehlen oder aber Sie schon länger ohne Job sind, können Sie darüber nachdenken, einen funktionalen Lebenslauf zu verwenden. Wägen Sie in jedem Fall gut ab, wo die individuellen Vor- und Nachteile dabei liegen, bevor Sie sich für eine Variante entscheiden.