Boreout: Das können Sie bei Langeweile im Job tun

Nicht nur Überforderung und permanenter Stress können im Job zum Problem werden. Auch Arbeitnehmer, die sich unterfordert fühlen und wenig zu tun haben, können einen hohen Leidensdruck entwickeln. Ein Boreout ist auf Dauer oft ähnlich belastend wie ein Burnout. Auch die fehlende Anerkennung für ihre Arbeit macht vielen Betroffenen zu schaffen. Doch wann spricht man von einem Boreout? Welche Ursachen für Boreout gibt es – und welche Strategien können bei der Bewältigung helfen? Hier erfahren Sie es.

Eine Sicherheitskraft gähnt vor Monitoren

Das Boreout-Syndrom: Wenn Langeweile und Unterforderung zum Problem werden

Das Burnout-Syndrom kennen wohl die meisten Menschen. Es betrifft Menschen, die sich so sehr für ihren Job, private Verpflichtungen oder andere Menschen aufopfern, dass sie sich vor Erschöpfung irgendwann ausgebrannt fühlen. Weniger bekannt ist die Kehrseite der Medaille – das Boreout-Syndrom.

Obwohl die Symptome beider Problematiken ähnlich sind, entsteht ein Boreout aus völlig anderen Gründen. Den Betroffenen ist am Arbeitsplatz oder im Privatleben so langweilig, dass sie den Alltag als große Belastung empfinden. Sie fühlen sich häufig unterfordert und können ihre Fähigkeiten im Job nicht voll einsetzen. Die jeweiligen Boreout-Ursachen können dazu führen, dass die Betroffenen im Laufe der Zeit resignieren und das Interesse für ihre Arbeit verlieren.

Oft mangelt es Betroffenen an ausreichend Arbeit, was dazu führt, dass viele während der Arbeitszeit privat im Internet surfen oder anderweitig privaten Angelegenheiten nachgehen. Das geschieht meist heimlich, denn kaum jemand traut sich, offen zuzugeben, dass er zu wenig zu tun hat. Während ein Burnout aus Sicht mancher fast schon als Prädikat für die besonders Engagierten gewertet werden kann, gibt es für Menschen, die von Boreout betroffen sind, kaum Anerkennung. Das kann eine zusätzliche Belastung darstellen.

Oft verharren die betroffenen Frauen und Männer trotz der für sie schwierigen Situationen in ihrem Job – auch wenn sie sich häufig ständig mit dem Gedanken darüber quälen, wie sie aus dieser Situation herauskommen können. Viele geben einen gut bezahlten Job nicht auf, weil sie ohne die Stelle nicht wüssten, wie sie ihren Lebensunterhalt bestreiten sollten. Besonders, wer eine ganze Familie mit seinem Gehalt ernähren muss, sieht oft keinen Ausweg.

Boreout-Test: Wie Sie erkennen, ob Sie unter Boreout leiden

Finden Sie sich in der obigen Beschreibung wieder? Haben Sie im Job – oder im Privatleben – das Gefühl, viel zu wenig zu tun zu haben? Oder haben Sie fast nur Aufgaben, die Sie im Schlaf erledigen könnten? Dann könnte es sich um das Boreout-Syndrom handeln. Das setzt voraus, dass Sie Ihre Situation als belastend empfinden. Möglicherweise fühlen Sie sich zweitklassig, weil Sie weniger leisten als andere. Auch Scham kann ein Symptom für einen Boreout sein.

Längst nicht jeder Boreout-Betroffene hat ständig Leerlauf an der Arbeit. Oft gibt es Phasen, in denen mehr zu tun ist. In anderen Phasen füllt die eigentliche Arbeit hingegen nur noch einen Bruchteil des Arbeitstags. Um den Leerlauf zu überdecken, tun viele Betroffene unter Beobachtung so, als hätten sie viel zu tun – sie tippen fleißig, obwohl sie gar nichts schreiben müssen, oder greifen sogar zum Telefonhörer.

Viele haben Strategien entwickelt, um dem Leerlauf zu begegnen: Sie haben etwa immer eine Aufgabe „vorrätig“, der sie nachgehen können, wenn jemand anderes ihnen zusieht. Die wenigen vorhandenen Aufgaben werden häufig möglichst lange hingezogen oder sogar mehrfach erledigt.

Symptome, die auf ein Boreout hindeuten

Viele Betroffene teilen sich anderen nicht mit, aus Angst vor Ablehnung oder Unverständnis. Wer die Langeweile im Job nicht am eigenen Leib erlebt hat, glaubt womöglich, sich während des Arbeitstags mit privaten Dingen beschäftigen zu müssen sei ein Luxusproblem. Dabei wird übersehen, dass das private Surfen heimlich geschehen muss und die betroffenen Mitarbeiter häufig ein schlechtes Gewissen haben. Es dauert meist nicht lange, bis Betroffenen auch im privaten Bereich nichts mehr einfällt, was sie an ihrem PC während der Arbeitszeit tun könnten. Der Arbeitstag wird dann oft als unerträglich lang empfunden.

Kommen die Betroffenen nach der Arbeit nach Hause, fühlen sie sich trotz der Unterforderung und fehlenden Beschäftigung oft ausgelaugt und erschöpft. Die Symptome des Boreouts sind mit denen des Burnouts vergleichbar. Viele haben das Gefühl, sich in einer Sackgasse zu befinden. Typisch sind Schlafstörungen, Kopfschmerzen und Rückenbeschwerden. Manche verlieren den Appetit oder leiden an Verdauungsstörungen.

Bei einem Boreout kann die Leistungsfähigkeit nachlassen. Es fällt Betroffenen schwerer, sich zu konzentrieren, oder ihnen unterlaufen Fehler. Auch ein Rückzug von privaten Interessen und Freunden kann ein Boreout begleiten. Nicht zuletzt wird bei einem Boreout-Syndrom häufig das Selbstwertgefühl in Mitleidenschaft gezogen.

Boreout: Was tun?

Ein Boreout entsteht häufig in mehreren Phasen über einen gewissen Zeitraum. Anders, als viele meinen, resultiert Boreout nicht aus einer Unlust zu arbeiten. Viele Betroffene sehnen sich danach, mehr zu tun zu haben. Oft haben sie ihre aktuelle Tätigkeit motiviert begonnen. Je länger sie Aufgaben erledigen mussten, die sie als unterfordernd empfinden, desto stärker sinken meist die Motivation und Freude an der Arbeit. Fehlende Aufgaben werden anfangs oft nicht als größeres Problem aufgefasst; im Laufe der Zeit sorgen sie jedoch für Langeweile und Monotonie – und eine schier endlose Reihe von Arbeitstagen, die einfach nicht herumgehen wollen.

Mitunter suchen Betroffene frühzeitig das Gespräch mit einem Vorgesetzten. Ändert sich trotzdem nichts, resignieren viele. Sie machen die vorhandene Arbeit lustlos und bringen oft immer weniger eigene Ideen ein – weil sie das Gefühl haben, dass dies ohnehin nicht gefragt ist oder zu keiner Veränderung führt. Besonders Betroffene, die nicht offen angesprochen haben, dass sie sich unterfordert fühlen, befinden sich häufig in einem Teufelskreis: Würden sie ihre Langeweile jetzt zur Sprache bringen, würde der Chef wissen wollen, was sie die ganze Zeit gemacht haben. Dadurch sehen sich viele in einer ausweglosen Lage.

Boreout: Strategien zur Bewältigung

So lange die Ursachen für das Boreout nicht beseitigt werden, besteht der Leidensdruck fort. Oft lassen sich Betroffene wegen ihres Boreouts krankschreiben. Schlimmstenfalls manifestiert sich das Boreout als handfeste Depression, die eine Arbeitsunfähigkeit bedingen kann.

Verschiedene Strategien können bei Boreout helfen, dass es gar nicht erst soweit kommt. Falls Sie sich vorstellen können, mit Ihrem Chef zu sprechen, sollten Sie das tun. Wenn Sie nicht möchten, dass Ihr Vorgesetzter erfährt, dass Sie häufig Leerlauf haben, verpacken Sie es geschickt: Sagen Sie zum Beispiel, dass Sie noch etwas Zeit für weitere Aufgaben hätten. Oder fragen Sie, ob Sie nicht die eine oder andere Aufgabe übernehmen könnten, die etwas anspruchsvoller ist. Wenn Sie eigene Ideen haben, bringen Sie diese ein – damit zeigen Sie Eigeninitiative und können darüber mitbestimmen, mit welchen Tätigkeiten Sie sich künftig beschäftigen.

Schaffen Sie einen Ausgleich im Privatleben

Es ist nicht nur wichtig, zu versuchen, die Situation am Arbeitsplatz zu verbessern. Auch, wie Sie Ihre Freizeit gestalten, beeinflusst Ihre Zufriedenheit. Suchen Sie sich im Privatleben einen Ausgleich. Gibt es ein Hobby, das Sie gerne ausüben? Haben Sie ein Interesse, mit dem Sie sich bisher nur am Rande beschäftigt haben? Auch Sport ist sinnvoll. Die Bewegung setzt Endorphine frei. Sie müssen sich nicht zwangsläufig auspowern – auch ein Spaziergang in einer schönen Umgebung tut gut und kann Sie auf andere Gedanken bringen.

Eine gute Idee ist auch bewusstes Entspannen. Sie können zum Beispiel meditieren, autogenes Training machen oder Qi Gong lernen. Machen Sie ganz bewusst etwas, bei dem Sie abschalten können – zum Beispiel ein spannendes Buch lesen, eine heiße Schokolade trinken oder ein Bad nehmen.

Wenn Sie unter Boreout leiden, kann es hilfreich sein, mit anderen zu sprechen. Reden Sie mit Freunden und der Familie – womöglich sind Sie überrascht, wenn Sie hören, dass andere ähnliche Erfahrungen gemacht haben. Auch eine Therapie kann ein Weg aus dem Boreout sein.

Boreout-Therapie: Wann ist sie sinnvoll?

Beim Boreout handelt es sich wie beim Burnout nicht um eine eigenständige Krankheit. Vielmehr steckt dahinter häufig eine Depression, die die Lebensqualität der Betroffenen stark beeinträchtigen kann. Wenn die Phase der Langeweile und Unterforderung im Job oder im Privatleben über längere Zeit anhält, lässt sich das Problem häufig nicht mehr ohne Weiteres lösen.

Wenn Sie die Situation als sehr belastend empfinden, sollten Sie zum Arzt gehen. Er kann körperliche Ursachen ausschließen und Ihnen dabei helfen, sich psychotherapeutische Hilfe zu suchen. In einer Therapie werden die Hintergründe des eigenen Empfindens aufgedeckt. Betroffene lernen etwa in einer Verhaltenstherapie, anders mit den Situationen umzugehen, die zu ihrer Depression oder anderen psychischen Problemen geführt haben.

Wenn Sie Ihre Lage als so gravierend empfinden, dass Sie auch in Ihrer Freizeit keine Freude mehr empfinden oder Sie sogar Suizidgedanken haben, können eine ambulante Einrichtung oder eine Klinik eine gute Anlaufstelle sein.

Bildnachweis: LightField Studios / Shutterstock.com

Nach oben scrollen