Effektiver lernen mit Metakognition
Für einen Test oder eine Klausur lernen zu müssen gehört wohl für die wenigsten Menschen zu den Dingen, die sie gerne machen. Dabei machen sich viele Schüler und Studenten das Leben unnötig schwer, weil sie beim Lernen nicht durchdacht vorgehen. Hierbei kann Ihnen Metakognition helfen. Was genau das ist und wie Sie Metakognition zur Prüfungsvorbereitung nutzen können, erfahren Sie in diesem Artikel.
Metakognition Definition
Metakognition ist ein Begriff aus der Psychologie und Neurowissenschaft. Gemeint ist die Fähigkeit eines Menschen, über die eigenen Denk- und Verhaltensweisen nachzudenken und Entscheidungen nachzuvollziehen. Metakognition könnte man damit als Nachdenken über das Denken umschreiben. Wer sie anwendet, kann seine eigenen Beweggründe und Vorgehensweisen besser nachvollziehen, weil er sie überhaupt erst bewusst wahrnimmt und anschließend Schlüsse daraus zieht.
Schon der griechische Philosoph Aristoteles hat über Metakognition nachgedacht. Geprägt hat den Begriff allerdings erst der US-amerikanische Psychologe John H. Flavell. Flavell sah Metakognition als Möglichkeit, das eigene Denken zu regulieren. Zwei Komponenten gehören dazu:
- Das metakognitive Wissen: Wie viel weiß ich über meine Fähigkeiten zur Metakognition? Nutze ich diese Fähigkeiten sinnvoll?
- Die metakognitive Regulation: Bin ich dazu in der Lage, meine Denkweisen, Verhaltensweisen und Entscheidungsprozesse zu überdenken und gegebenenfalls anzupassen, wenn es nötig ist? Kann ich ineffiziente Handlungs- und Denkweisen optimieren?
So kann Ihnen Metakognition beim Lernen helfen
Metakognition ist in vielen Situationen nützlich. Sie kann Ihnen zum Beispiel helfen, wenn Sie sich auf einen Test oder eine Klausur vorbereiten müssen. Ein reflektierter Mensch kann besser einschätzen, wie er beim Lernen am besten vorgeht und worauf er dabei besonders achten sollte. Läuft etwas nicht optimal, hilft Metakognition dabei, diese Herangehensweisen zu ändern und zu optimieren. Das kann Ihnen nicht nur das Lernen erleichtern, sondern auch für bessere Noten sorgen.
Viele Schüler und Studenten gehen wenig planvoll vor, wenn sie lernen müssen. Ob sie genügend gelernt haben, bemessen viele am Aufwand, den sie in die Klausurvorbereitung gesteckt haben. Das allein ist aber wenig aussagekräftig – das Lernen muss schließlich auch den gewünschten Effekt bringen. Ob das der Fall ist, können Sie mit Metakognition hinterfragen.
Wer Metakognition richtig nutzt, kann besser einschätzen, was er weiß und in welchen Bereichen es noch Lücken gibt. Nicht nur das vorhandene Wissen kann dadurch greifbarer werden, sondern es wird auch klarer, ob die Art des Lernens wirklich hilfreich ist oder nicht. Vielleicht stellen Sie fest, dass Sie besser mit Ihren eigenen Notizen lernen können als mit Fachlektüre oder umgekehrt. Oder Sie merken, dass Ihnen das Lernen abends leichter fällt als morgens. Dank Metakognition können Sie rechtzeitig umlenken und Ihre Strategie anpassen. So können Sie effizienter lernen.
Bessere Testergebnisse dank Metakognition
Die Vorteile von Metakognition beim Lernen hat auch eine Studie der US-amerikanischen Universität Stanford demonstriert. Dabei erhielt ein Teil der Teilnehmer knapp eine Woche vor einer Prüfung einen Fragebogen, der sie zum Nachdenken über ihr Lernen angeregte. Sie sollten reflektieren, wie wichtig ihnen eine gute Note ist und wie wahrscheinlich es ist, dass sie im Test gut abschneiden. Außerdem sollten über die besten Lernstrategien in ihrem Fall nachdenken.
Die andere Hälfte der Studienteilnehmer erhielt nur Hinweise darauf, dass die Klausur bevorsteht und sie sich darauf vorbereiten sollen. Das Resultat: Obwohl die Leistungen der Probanden bislang ähnlich gewesen war und sich auch ihre Erwartungen an den Test weitgehend deckten, erzielten die Teilnehmer, die über ihr Lernen nachgedacht hatten, ein besseres Ergebnis.
Beispiele für Situationen, in denen Sie Metakognition nutzen können
Metakognition ist in diversen Lebenslagen hilfreich. Über das Lernen haben wir schon gesprochen: Wer darüber nachdenkt, was er eigentlich weiß und wo er noch Defizite hat, kann sich effektiver auf eine Prüfung vorbereiten. Oder stellen wir uns ein Vorstellungsgespräch vor. Viele Bewerber sind vor dem Treffen mit einem möglichen Arbeitgeber nervös und haben Angst vor „fiesen“ Fragen der Personalverantwortlichen.
Mit Metakognition wird die Vorbereitung auf ein Bewerbungsgespräch erleichtert: Die Bewerber können im Vorfeld reflektieren, welche Fragen ihnen gestellt werden können und was sie darauf antworten könnten. Dabei können sie zum Beispiel feststellen, dass sie nicht so richtig wissen, wo ihre Stärken liegen oder wie sie diese Stärken mit Beispielen greifbarer machen können. Wer das weiß, kann sich mit diesen Aspekten gezielt auseinandersetzen – und wird im Bewerbungsgespräch wahrscheinlich nicht auf dem falschen Fuß erwischt.
Metakognition als Instrument bei der Planung von Aufgaben
Ein weiteres Beispiel für Metakognition betrifft die Planung von Aufgaben im Job. Reflektierte Menschen können besser einschätzen, wie viel Zeit sie für bestimmte Tätigkeiten benötigen, wie sie dabei am besten vorgehen und welche Fehler sie vermeiden sollten. Das erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass sie die Aufgabe schnell und effizient erledigen können. Das wiederum macht es wahrscheinlicher, dass der Chef mit ihren Leistungen zufrieden ist.
Und noch ein Beispiel: Nehmen wir an, ein Arbeitnehmer wird zum Beurteilungsgespräch eingeladen. Im Vorfeld kann er sich mit Metakognition auf das Gespräch mit dem Chef vorbereiten. Er kann ein Resümee der letzten Monate ziehen und sich überlegen, wie er seine eigenen Leistungen beurteilt. Was hat er erreicht? Hat er die Zielvorgaben eingehalten? Gibt es mögliche Kritikpunkte an seiner Arbeit? Und wie zufrieden ist er seinerseits mit seinem Job und den Strukturen? Metakognition kann in diesem Fall nicht nur helfen, souveräner durch das Mitarbeitergespräch zu gehen. Sie können diese Gelegenheit auch eher in Ihrem Sinne nutzen, wenn Sie wissen, welche Punkte Ihnen selbst auf dem Herzen liegen.
So können Sie Metakognition lernen
Nicht jeder Mensch nutzt Metakognition, aber jeder kann sie lernen. Im besten Fall geschieht das vergleichsweise früh im Leben, zum Beispiel in der Schule. Lehrer können Metakognition im Unterricht thematisieren und ihre Schüler dafür sensibilisieren. Auch im Vorfeld von Tests können Lehrer ihren Schülern bei der Vorbereitung helfen, indem sie ihre Metakognition ansprechen – zum Beispiel so wie bei der Studie der Uni Stanford, wo die Hälfte der Teilnehmer über ihre Erwartungen und Herangehensweisen nachdenken sollte.
Wenn Schüler sich noch nicht bewusst mit Metakognition auseinandergesetzt haben, läuft das Lernen häufig ineffizient ab. Wer sich für einen Test vorbereiten muss, macht das oft irgendwie: Er nimmt sich zum Beispiel das Schulbuch oder Powerpoint-Folien aus dem Seminar an der Uni zur Hand und versucht, die Informationen auswendig zu lernen – oft stundenlang am Stück, ohne zu bemerken, dass er eigentlich gar nichts mehr in den Kopf hineinbekommt. Hätten diese Schüler oder Studenten Metakognition genutzt, hätten sie schnell festgestellt, dass diese Art des Lernens Zeitverschwendung ist – und ihre Strategie geändert.
Fangen Sie an, Ihr Denken und Handeln zu hinterfragen
Wie kann man Metakognition also lernen? Machen Sie es sich zur Angewohnheit, durchdacht vorzugehen und ihre eigenen Denkweisen zu hinterfragen statt im Autopiloten durchs Leben zu gehen. Gehen Sie nicht davon aus, dass die Art und Weise, in der Sie Dinge bislang angegangen sind, automatisch die beste Lösung ist. Vielleicht gibt es Optimierungspotenzial, das Sie noch gar nicht entdeckt haben.
Es ist auch hilfreich, zurückliegende Situationen zu analysieren. Wie genau sind bestimmte Situationen abgelaufen? Wie haben Sie darüber gedacht, was haben Sie getan – und mit welchem Ergebnis? Hätten Sie besser etwas anders gemacht, und wenn ja, was? Aus einer solchen Analyse können Sie Rückschlüsse ziehen, die Ihnen bei zukünftigen Situationen helfen können.
Für das Lernen bedeutet das auch, zu hinterfragen, ob Sie nicht anders besser lernen könnten – zum Beispiel mit mehr Videos statt langen Texten, indem Sie sich Dinge auf einem Blatt Papier visualisieren oder sich wichtige Informationen in einer Audiodatei aufnehmen und diese wieder und wieder abspielen. Oder vielleicht stellen Sie mit Metakognition fest, dass Sie den Zeitaufwand beim Lernen immer wieder unterschätzen, und fangen beim nächsten Mal früher an. Durch das Nachdenken über die beste Herangehensweise finden Sie nach und nach die Strategie, die im Einzelfall am hilfreichsten für Sie ist.
Lernstrategien und Metakognition kombinieren: Tipps für eine gute Prüfungsvorbereitung
Eine Prüfung steht bevor – wie können Sie Metakognition nun am besten für die Vorbereitung nutzen? Grundsätzlich kann Ihnen Metakognition dabei helfen,
- darüber nachzudenken, was Sie zum Thema schon wissen,
- neues Wissen zu lernen und zu reflektieren und
- Ihren Lernfortschritt zu kontrollieren und realistisch einzuschätzen.
Fangen Sie beim Lernen mit einer Checkliste an: Was kann ich, was weiß ich? Was klappt schon gut, wo gibt es noch Defizite? Welche Erwartungen habe ich an den Test, was ist mein Ziel? Verschaffen Sie sich einen Überblick darüber, was Sie bis zur Prüfung lernen müssen und hinterfragen Sie, ob Ihnen das realistischerweise in der verbleibenden Zeit gelingen kann.
Vielleicht bemerken Sie, dass Sie zu spät dran sind. Dann können Sie ganz bewusst Prioritäten setzen, zum Beispiel, weil bestimmte Themenbereiche wichtiger sind als andere oder eher im Test abgefragt werden. Planen Sie unbedingt auch Zeit für die Revision ein. Wenn Sie zum Beispiel viel auswendig lernen müssen, sollten Sie vor der Prüfung noch Zeit haben, Ihr Wissen zu testen – zum Beispiel, indem Sie sich von anderen abfragen lassen. Sie können auch mit Karteikarten prüfen, was Sie vom Lernen behalten haben. Das setzt voraus, dass Sie für das Erstellen der Karteikarten vor der Prüfung noch genügend Zeit haben. Wenn Sie hingegen mit Metakognition feststellen, dass die Zeit für so etwas zu knapp ist, wissen Sie, dass Sie sich den Aufwand besser sparen und Ihren Wissensstand lieber anders überprüfen.
Wenn der Test geschrieben ist, ist es hilfreich, zurückzublicken und ein Fazit zu ziehen. Überlegen Sie, was beim Lernen gut gelaufen ist und was weniger. Welche Schlüsse können Sie daraus für Ihre generelle Lernstrategie ziehen, um es beim nächsten Mal (noch) besser zu machen?
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