Flirten am Arbeitsplatz – ist das okay?

Der Arbeitsplatz ist für viele Menschen eine Kontaktbörse. Die Kollegen sehen viele Arbeitnehmer häufiger als ihre Freunde oder die Familie; es entstehen Freundschaften und manchmal auch mehr. Auch Flirts am Arbeitsplatz sind keine Seltenheit. Aber ist das wirklich eine gute Idee? Was sollte man bei einem Flirt mit Kollegen beachten? Und was kann man tun, wenn man unfreiwillig „Opfer“ eines Flirts wird? Darum geht es in diesem Artikel.

Flirten am Arbeitsplatz

Flirten am Arbeitsplatz: Darf man das – und sollte man?

Die meisten berufstätigen Menschen verbringen jeden Tag viel Zeit an ihrem Arbeitsplatz. Dort lernt man automatisch andere Menschen kennen. Da ist es kein Wunder, dass darunter Kollegen sein können, zu denen man sich hingezogen fühlt. Manchmal merkt man das sofort, die Gefühle können sich aber auch im Laufe der Zeit entwickeln, wenn man jemanden besser kennengelernt hat – genug Gelegenheiten gibt es dazu im Joballtag ja. Dann kann es zu einem Flirt mit Kollegen kommen.

Flirten ist ein biologischer Mechanismus. Wenn jemand einen anderen Menschen interessant findet, ergibt sich das Flirten meist von selbst. Es drückt aus, dass man den anderen mag und näher kennenlernen möchte. Mit dem Flirten können verschiedene Zwecke verbunden sein. Es muss nicht immer darum gehen, eine Affäre zu beginnen oder eine feste Beziehung zu finden. Manche Menschen flirten, weil es ihnen Spaß macht, sie von Problemen ablenkt oder sie sich dadurch attraktiver fühlen.

Solange beide Beteiligten gerne miteinander flirten und keine Partner haben, spricht wenig dagegen. Gilt das auch am Arbeitsplatz? Ist es erlaubt, mit Kollegen zu flirten? Kann der Arbeitgeber es untersagen?

Prinzipiell kann Ihnen niemand verbieten, mit einem anderen Menschen zu flirten – auch nicht der Chef. Nichtsdestotrotz sollten Sie sich das Flirten am Arbeitsplatz gut überlegen. Machen Sie sich darüber Gedanken, was Sie sich von dem Flirt versprechen. Worauf soll es hinauslaufen? Sehnen Sie sich nach einer Beziehung, wünschen Sie sich eine Affäre oder haben Sie einfach Lust, ein wenig zu flirten?

Das Ende eines Flirts kann unangenehme Folgen haben

Halten Sie sich vor Augen, was aus dem Flirt werden könnte. Vielleicht läuft alles so, wie Sie sich das erhoffen. Vielleicht aber auch nicht. Dann könnte es unangenehm sein, die andere Person jeden Tag im Job zu sehen – besonders, wenn Sie eng zusammenarbeiten müssen.

Besonders vorsichtig sein sollten Sie bei Flirts mit Kunden oder dem Chef. Wenn Sie mit einem Kunden flirten, könnte das als unpassend und unprofessionell empfunden werden. Wenn der Flirt negativ auffällt, kann das nicht zuletzt negativ auf den Arbeitgeber zurückfallen.

Mit dem Chef flirten ist noch heikler. Es ist zwar nicht verboten, aber hier ist besondere Diskretion gefragt. Die Kollegen sollten es nicht mitbekommen, dass Sie mit dem Chef flirten. Sonst wird ganz sicher hinter Ihrem Rücken über Sie getuschelt. Außerdem kann das Flirten mit dem Vorgesetzten für Sie unangenehme Folgen haben, wenn eine Seite doch kein Interesse mehr hat. Wenn Sie zum Beispiel eine Affäre wieder beenden möchten, lässt der Chef Sie womöglich im Joballtag spüren, dass er mit dem Ausgang der Sache unzufrieden ist. Das kann Ihnen beruflich Steine in den Weg legen.

Flirtet mein Kollege mit mir? Diese Anzeichen sprechen dafür

Haben Sie das Gefühl, dass ein Kollege mit Ihnen flirtet, sind aber nicht sicher, ob Sie die Signale richtig deuten? Wie kann man einen Flirt am Arbeitsplatz erkennen? Es gibt bei Flirten im Büro einige Hinweise, die relativ eindeutig sind. Letztlich kommt es aber auch auf die Persönlichkeit der betreffenden Person an. Manche Menschen senden Flirtsignale aus, obwohl sie gar nicht näher an einer Person interessiert sind. Es ist einfach Teil ihrer Persönlichkeit; sie reden mit vielen Menschen so.

Flirten im Büro: Diese Signale deuten darauf hin, dass ein Kollege mit Ihnen flirtet

  • Er oder sie macht Ihnen ein Kompliment, vielleicht sogar regelmäßig.
  • Der Kollege lächelt Sie häufig an.
  • Er oder sie sucht häufig Blickkontakt oder sieht oft gerade in Ihre Richtung, wenn Sie hinschauen.
  • Ein relativ eindeutiger Hinweis auf Interesse ist es, wenn die andere Person immer wieder Ihre Nähe sucht. Sie verlassen das Büro gemeinsam, trinken gemeinsam Kaffee oder machen zusammen Mittagspause. Und beim Meeting sitzen Sie nebeneinander.
  • Vielleicht fragt er oder sie Sie auch, ob Sie mal privat etwas unternehmen möchten – eindeutiger geht es kaum.
  • Der Kollege nutzt jede Gelegenheit dazu, Sie zu necken.
  • Er oder sie macht zweideutige Witze.
  • Aufmerksames Zuhören ist ein weiteres Signal für Interesse. Wenn die andere Person sich alles merkt, was Sie ihr erzählt haben, gilt das umso mehr.
  • Ein weiteres Zeichen für Flirten ist es, wenn sich der Kollege Ihnen körperlich zuwendet.
  • Auch scheinbar unverfängliche Gesten wie eine leichte Berührung können darauf hindeuten, dass die andere Person mit Ihnen flirtet.

Flirten am Arbeitsplatz: Darauf sollten Sie achten

Prinzipiell spricht nichts gegen einen Flirt mit Kollegen – allerdings sollten Sie dabei bestimmte Regeln beachten, damit das Flirten am Arbeitsplatz keine unerwünschten negativen Folgen für Sie oder die andere Person hat. Machen Sie sich auch klar, dass Sie sich am Arbeitsplatz befinden. Arbeitszeit ist eben keine Freizeit, und der Mittwochnachmittag ist kein Freitagabend. Verhalten Sie sich also nicht so, als wären Sie in einer Bar und auf Partnersuche. Anders als bei flüchtigen Bekanntschaften müssen Sie mit Ihren Kollegen auch weiterhin zusammenarbeiten, egal, wie sich der Flirt entwickelt.

Keine platten Anmachen

Wenn Sie am Arbeitsplatz flirten, dann bitte mit Stil. Platte Anmachen sind ebenso ein No-Go wie anzügliche Bemerkungen – vor allem vor anderen. Übertreiben Sie es nicht mit dem Flirten. Das wirkt nicht nur unprofessionell, es kann auch dazu führen, dass sich die andere Person von Ihnen belästigt fühlt.

Diskret flirten

Beim Flirten am Arbeitsplatz ist Diskretion gefragt. Flirten Sie nicht vor den Augen von Kollegen oder gar dem Chef, sonst entstehen schnell Gerüchte. Außerdem muss ja schließlich nicht jeder mitbekommen, dass Sie Interesse an einem Kollegen haben. Sonst ist es umso unangenehmer, wenn aus der Sache am Ende nichts wird.

Keine Küsse am Arbeitsplatz

Ein diskreter Flirt am Arbeitsplatz ist in Ordnung, aber lassen Sie sich bitte nicht dazu hinreißen, einen Kollegen während der Arbeitszeit zu küssen oder ihn an verfänglichen Stellen zu berühren. Solche Dinge sind privat – und sollten auch auf entsprechende Situationen beschränkt sein.

Kein Flirt mit vergebenen Kollegen

Mit Kollegen zu flirten ist oft harmlos. Aber bitte beschränken Sie sich dabei auf die Kollegen, die keine Beziehung haben und nicht verheiratet sind. Ein nettes Kompliment ist natürlich auch bei diesen Personen vollkommen in Ordnung, aber offensiv flirten sollten Sie mit ihnen nicht.

Keine zweideutigen Nachrichten per Mail verschicken

Natürlich können Sie mit Ihrem Flirt auch Nachrichten austauschen – aber bitte nicht über Ihre dienstliche E-Mail-Adresse. Das wäre äußert unprofessionell und sehr peinlich, wenn es auffällt. Auch das Diensthandy verbietet sich aus diesem Grund für vieldeutige Nachrichten an einen Kollegen.

Harmloser Flirt – oder sexuelle Belästigung?

Vom (vermeintlich) harmlosen Flirt ist es oft nicht weit zur sexuellen Belästigung. Seien Sie also zurückhaltend, wenn Sie am Arbeitsplatz mit anderen flirten. Sie sollten sicher sein, dass der andere wirklich Flirtsignale aussendet, bevor Sie sich darauf einlassen. Fassen Sie den Kollegen nicht an und unterschreiten Sie nicht dessen Individualdistanz – vor allem, wenn Sie nicht sicher sind, dass das auf Gegenliebe stößt. Wenn die andere Person sich beim Vorgesetzten über Ihre Avancen beschwert, droht Ihnen eine Abmahnung. In schwerwiegenden Fällen ist sogar eine Kündigung möglich.

Vorsicht vor Flirten unter Alkoholeinfluss

Es ist die eine Sache, wenn es im Kollegenkreis jemanden gibt, zu dem Sie sich schon länger hingezogen fühlen. Die andere Sache ist es, unter Alkoholeinfluss mit Kollegen zu flirten, an denen Sie im nüchternen Zustand gar kein Interesse hätten. Betrunkene Küsse auf der Weihnachtsfeier oder einer anderen Zusammenkunft im Team sind keine gute Idee. Die Gefahr, dass Sie Ihre Handlungen später bereuen, ist groß – und das Risiko, dass jemand anderes Sie bei Ihrem Fehltritt beobachtet, auch.

Flirten am Arbeitsplatz trotz Beziehung?

Vielleicht haben Sie Interesse an einem Kollegen, sind aber eigentlich in einer Beziehung. Dann sollten Sie mit dem Flirten am Arbeitsplatz vorsichtig sein. Einerseits ist es wichtig, dass Sie sich überlegen, was Sie wollen – Ihre Beziehung retten oder den Kollegen. Andererseits kann es auf Außenstehende befremdlich wirklich, wenn Sie mit einem Kollegen flirten, obwohl Sie vergeben sind.

Akzeptieren Sie, wenn der andere nicht möchte

Flirten am Arbeitsplatz ist in Ordnung, wenn alle Beteiligten daran Spaß haben und keine Gefühle verletzt werden. Der Flirt mit einem Kollegen sollte jedoch nie eine einseitige Sache sein. Wenn Sie sich nicht sicher sind, ob Ihr Interesse erwidert wird, halten Sie sich lieber zurück. Die Gefahr ist sonst groß, dass die andere Person sich durch Ihre Äußerungen oder Handlungen bedrängt fühlt.

Unerwünschter Flirt mit Kollegen oder dem Chef: Was kann man tun?

Ein Flirt im Job kann aufregend sein – allerdings nur, wenn Sie an der anderen Person interessiert sind. Weniger positiv ist das Flirten am Arbeitsplatz, wenn Sie das passive Opfer davon sind und es Ihnen ziemlich unangenehm ist, dass Ihr Kollege oder gar der Chef mit Ihnen flirtet. Was kann man tun, wenn man merkt, dass jemand aus dem Team auf einen steht? Wie kann man auf anzügliche Bemerkungen oder unangebrachte Kommentare am besten reagieren?

Viele Menschen fühlen sich sehr unwohl, wenn sie von jemandem angeflirtet werden, den sie weniger anziehend finden. Falls Sie sich in einer solchen Situation befinden, überlegen Sie, ob Sie etwas getan oder gesagt haben, was den anderen dazu verleitet haben könnte, falsche Schlüsse zu ziehen. In diesem Fall sollten Sie die Sache möglichst rasch klarstellen. Sehr wahrscheinlich wird die andere Person mit dem Flirten aufhören, wenn sie weiß, dass Sie kein Interesse haben.

Ignorieren ist meist keine gute Lösung

Was Sie jedoch nicht tun sollten: das Ganze einfach ignorieren. Viele Menschen neigen in unangenehmen Situationen dazu, zu tun, als hätten sie nichts bemerkt. Das könnte den anderen aber schlimmstenfalls sogar noch anspornen – schließlich haben Sie nicht ablehnend auf die Avancen dieser Person reagiert. Beim nächsten Mal geht sie vielleicht noch einen Schritt weiter.

Ein Gespräch ist also angebracht, jedenfalls dann, wenn das Flirten am Arbeitsplatz nicht nur ein Einzelfall war. Sagen Sie der anderen Person, dass sie mit dem Flirten bitte aufhören möge. Machen Sie deutlich, dass Sie sich damit unwohl fühlen. Im besten Fall ist die Angelegenheit damit erledigt.

Wenn Sie Pech haben, hört der Kollege trotzdem nicht auf. In diesem Fall müssen Sie vielleicht etwas deutlicher werden, falls Sie bislang zu freundlich und zurückhaltend waren. Manche Menschen brauchen klare Botschaften, bis sie verstehen, dass man etwas ernst meint. Hilft alles nichts, können Sie sich auch dem Chef anvertrauen. Er hat eine Fürsorgepflicht und muss sich um das Wohl seiner Mitarbeiter kümmern. Schildern Sie möglichst konkret, was wann vorgefallen ist, damit der Vorgesetzte über die Vorkommnisse im Bilde ist und intervenieren kann.

Bildnachweis: baranq / Shutterstock.com

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