Crowdworking: Was ist davon zu halten?

Crowdworking ist ein relativ neuer Trend am Arbeitsmarkt, der durch die Corona-Pandemie zusätzlich verstärkt wurde. Bei dieser Form der Arbeit finden Auftragnehmer, die Crowdworker, über Crowdworking-Plattformen ihre Aufträge. Was die meisten Auftragnehmer an dieser Arbeitsform besonders schätzen, ist die große Flexibilität – räumlich wie zeitlich. Dabei sollten jedoch auch nicht die Nachteile aus dem Blick geraten, mit denen diese Flexibilität erkauft wird.

Frau beim Crowdworking mit dem Smartphone im Supermarkt

Crowdworking: Was ist das?

Crowdworking meint eine recht neue Form der Arbeit. Dabei werden Aufträge über sogenannte Crowdworking-Plattformen, die im Netz zu finden sind, angeboten und vermittelt. Entscheidet sich der Crowdworker – so nennt man Personen, die dieser Art von Beschäftigung nachgehen – für ein Angebot und der Auftraggeber stimmt zu, kann der Auftrag bearbeitet werden.

Wo der Crowdworker arbeitet, bleibt ihm (oder ihr) dabei selbst überlassen. Theoretisch können diese Personen – sofern sie Crowdworking im Hauptjob ausüben – von überall auf der Welt arbeiten. Daher werden sie hin und wieder auch als digitale Nomaden bezeichnet.

Die Aufträge, die dabei vergeben werden, können ganz kleine, sogenannte Microtasks sein, die schnell erledigt sind und für die in der Regel keine oder nur wenig Vorbildung benötigt werden. Man kann auf den Plattformen aber auch Projekte finden, die sich über mehrere Wochen oder gar Monate erstrecken.

Die Bezahlung als Crowdworker

Wie viel man als Crowdworker verdienen kann, hängt vom Auftrag ab. Einfache Tätigkeiten, wie zum Beispiel Fotos in der Umgebung zu machen oder kleinere Rechercheaufträge, werden eben nicht so gut bezahlt wie größere und anspruchsvollere Jobs zum Beispiel für Programmierer.

Im Bereich der kreativen Wertschöpfung, man denke zum Beispiel an Werbung, gibt es aber auch noch eine weitere Methode der Bezahlung: Die interessierten Crowdworker reichen dabei jeweils ihren Vorschlag oder ihre Idee ein. Der Auftraggeber wählt im nächsten Schritt denjenigen Vorschlag aus, der ihm am besten gefällt. Bezahlt wird dann nur derjenige Crowdworker, der diesen Vorschlag gemacht hat. Alle anderen haben umsonst gearbeitet – im wahrsten Sinne des Wortes.

Crowdworking Plattformen: So ist der Ablauf

Wer Crowdworking ausprobieren möchte, kann sich bei einer der unterschiedlichen Plattformen registrieren. Selbstverständlich ist es auch möglich, sich gleich bei mehreren anzumelden und die verschiedenen Angebote miteinander zu vergleichen.

In der Regel gleicht sich dabei der Ablauf: Sie registrieren sich auf der Plattform, indem Sie unterschiedliche Angaben zu Ihrer Person machen. Dazu gehören auch Angaben zu Erfahrungen mit bestimmten Programmen, Arbeitsweisen und Themengebieten. Unter Umständen wird auch ein Probeauftrag verlangt. Texter-Plattformen zum Beispiel machen das gerne, um den Schreibstil und die Rechtschreibung des jeweiligen Crowdworkers zu testen und ihn in eine bestimmte Kategorie einzuordnen.

Viele Plattformen nutzen dieses Bewertungssystem auch nach dem ersten Auftrag. Sie wollen es damit ihren Kunden, die Aufträge auf der Plattform einstellen, etwas leichter machen. Denn so können sich diese auf einen Blick einen Eindruck von dem Crowdworker verschaffen, den sie eventuell beauftragen möchten. Das kann die Entscheidung für oder gegen die Person vereinfachen.

Werden sich Auftraggeber und Auftragnehmer einig, muss es meist sehr schnell gehen. Denn Crowdworker haben gerade bei Mikrojobs nur kurz Zeit, doch noch von dem Auftrag zurückzutreten. Tun sie das nicht, wird von ihnen erwartet, dass sie den Auftrag wie beschrieben bearbeiten – und zwar in der vorgegebenen Zeit.

Hat alles wie gewünscht funktioniert und der Auftrag ist erledigt, heißt dies aber noch nicht, dass der Crowdworker sofort seine Bezahlung erhält. In der Regel leitet die Crowdworking-Plattform das Ergebnis zunächst an den Auftraggeber weiter. Der prüft, ob es seinen Erwartungen entspricht. Falls nicht, bekommt der Crowdworker entweder die Möglichkeit, noch einmal nachzubessern, oder das Ergebnis wird abgelehnt. Für den Crowdworker bedeutet das: keine Bezahlung.

Diese Crowdworking-Plattformen gibt es

Wer sich für diese Form des Arbeitens interessiert, sollte sich also die Konditionen des Auftrags genau ansehen. Wäre doch schade, wenn Sie Zeit – und wenn es auch nur wenig ist – und Kreativität investieren und am Ende nichts dafür bekommen.

Unter anderem bei diesen Anbietern können Sie Crowdworking-Jobs finden:

  • AppJobs: Hier gibt es häufig Jobs in der jeweiligen Umgebung, die meist ganz einfach mit dem Smartphone erledigt werden können.
  • Streetspotr: Hat eine vergleichbare Ausrichtung wie die oben erwähnte Crowdworking-Plattform. Auch hier können interessierte Crowdworker Mikrojobs finden, die sich schnell mit dem Handy bearbeiten lassen.
  • Rapidusertests: Hier werden in erster Linie Aufträge zum Testen von Websites und Apps vermittelt.
  • Clickworker: Auch bei dieser Plattform geht es in erster Linie um Mikrojobs. Diese dienen vornehmlich dazu, Daten für das Training einer KI zu liefern. Wer sich also an dieser Entwicklung beteiligen möchte, ist dort richtig.
  • Jovoto: Hier werden hauptsächlich kreative Jobs ausgelagert, für die eine entsprechende Ausbildung oder Berufserfahrung nötig ist.

Achten Sie auf folgende Kriterien

Wenn Sie nicht wissen, für welche Crowdworking-Plattform Sie sich entscheiden sollen, kann Ihnen vielleicht die folgende Übersicht helfen. Achten Sie bei den verschiedenen Angeboten auf folgende Kriterien:

  • Was ist bei der Bezahlung zu beachten? Gibt es Kosten, die Crowdworker zahlen müssen, fallen Bearbeitungsgebühren an und in welchen Abständen wird das erarbeitete Geld ausgezahlt?
  • Wie ist das Beschwerdemanagement? Was passiert, wenn der Kunde mit der Bearbeitung nicht zufrieden ist? Kann der Crowdworking-Auftrag dann nachgebessert werden oder ist das ein Grund für den Auftraggeber, die Zahlung zu verweigern?
  • Gibt es ein Bewertungssystem? Wenn ja, nach welchen Kritikern dürfen Auftraggeber den Crowdworker bewerten? Sind die Kriterien transparent? Haben auch Crowdworker die Möglichkeit, Auftraggeber zu bewerten?
  • Wie ist der Ablauf bei Streitigkeiten? Gerade im Hinblick auf mögliche Auseinandersetzungen sollten Sie auf den Gerichtsstand der Crowdworking-Plattform achten. In der Regel sind Sie besser beraten, wenn sich der Gerichtsstand der Plattform in Deutschland befindet.

Die Vor- und Nachteile von Crowdwork

Crowdworking hat für beide Seiten, also für den Auftraggeber und den Auftragnehmer verschiedene Vor- und Nachteile, die wir uns einmal genauer ansehen wollen. Schließlich sollten Sie wissen, worauf Sie sich einlassen, bevor Sie einen Crowdworking-Job annehmen.

Vorteile für AuftragnehmerNachteile für Auftragnehmer
Flexible ZeiteinteilungSozialversicherungsbeiträge und andere Kosten müssen allein getragen werden.
Freie Wahl des ArbeitsortesBezahlung vor allem bei Mikrojobs meist nicht so hoch.
Projekte können nach eigenen Vorlieben ausgewählt werden.Die Einnahmen, die über das Crowdworking generiert werden, müssen versteuert werden.
Crowdworker können Berufserfahrung in unterschiedlichen Projekten sammeln, ohne sich an einen Arbeitgeber zu binden.Es gibt keine Lohnfortzahlung im Krankheitsfall.
Einfache Nebenbeschäftigung, um sich ohne viel Aufwand ein wenig Geld hinzuzuverdienen. 
Vorteile für AuftraggeberNachteile für Auftraggeber
Bedarf an Mitarbeitern kann individuell gedeckt werden.Unter Umständen ist ein größerer Aufwand nötig, um den passenden Mitarbeiter zu finden.
Kosten für angestellte Arbeitnehmer wie Sozialversicherungen oder bezahlter Urlaub fallen bei Crowdworkern nicht an.Arbeitsergebnisse sind nicht immer zufriedenstellend, sodass der Auftraggeber den Auftrag noch einmal ausschreiben muss.
Mit etwas Glück bekommen Arbeitgeber kreative und innovative Lösungen.Gute Crowdworker lassen sich schwierig bis gar nicht ans Unternehmen binden.

Lohnt sich Crowdworking überhaupt?

Es gibt also einige ziemlich gewichtige Nachteile für Auftragnehmer. Daher stellt sich berechtigterweise die Frage, ob sich Crowdworking überhaupt lohnt. Pauschal lässt sich das natürlich nicht beantworten. Sollten Sie sich für diese Form der Arbeit interessieren, möchten wir jedoch noch einmal die wichtigsten Punkte hervorheben:

  1. Weder Urlaub noch Lohnfortzahlung: Wer Crowdworking nur als Nebenverdienst betreibt, kann diesen Punkt vielleicht noch ignorieren. Es gibt aber auch Menschen, die sich mit Crowdworking ihren Lebensunterhalt verdienen (müssen). Für sie kann es zu einem echten Problem werden, wenn sie einige Zeit wegen Krankheit ausfallen und eben keine Aufträge annehmen können. Denn dann gibt es auch kein Geld. Was für die Zeiten von Krankheit gilt, gilt natürlich auch für einen geplanten Urlaub: Auch in diesem Fall gibt es bei hauptberuflich tätigen Crowdworkern kein Urlaubsentgelt. Der Lebensunterhalt für diese Zeit muss also schon vorab verdient werden.
  2. Kaum soziale Sicherungen: Die Sozialversicherungen wie Krankenversicherung, Rentenversicherung und Arbeitslosenversicherung muss der Crowdworker selbst zahlen. Und das ganz ohne Zuschuss eines Arbeitgebers. Das mag bei denjenigen Crowdworking- Aufträgen, die besser bezahlt werden, vielleicht noch funktionieren. Bei Crowdworkern, die hauptsächlich Mikrojobs bearbeiten, dürfte das kaum möglich sein. Denn diese Jobs sind ohnehin relativ schlecht bezahlt. Wer von seinem geringen Einkommen auch noch die kompletten Versicherungsbeiträge allein bestreiten muss, hat am Ende des Monats vermutlich nur noch wenig Geld zum Leben übrig.

Bildnachweis: Dean Drobot / Shutterstock.com

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