Umschulung zum Lehrer: So klappt es mit dem Einstieg in den Beruf

In Deutschland gab es im Schuljahr 2019/2020 insgesamt 15.000 freie Lehrerstellen. Für Absolventen einer Universität oder Fachhochschule sind das gute Nachrichten. Denn es bedeutet, dass sie auch über den Weg der Umschulung Lehrer werden können. Welche Voraussetzungen dabei vorliegen müssen und was Interessenten beachten sollten, erfahren sie hier.

Ein Mann in der Schulklasse nach der Umschulung zum Lehrer

Umschulung zum Lehrer: Beruf mit Zukunft

Viele Hochschulabsolventen schlagen erst nach dem Studium den Weg zum Beruf des Lehrers ein. Die Kultusministerkonferenz gibt an, dass im Jahr 2019 13,3 Prozent aller neu eingestellten Lehrer Quereinsteiger waren – immerhin fast 5.000 Personen.

Und der Mangel an qualifiziertem Personal für den Unterricht dürfte noch weiter anhalten. Wer sich also vorstellen kann, sein Wissen an junge Menschen weiterzugeben und vielleicht sogar eins der begehrten MINT-Fächer, also Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften oder Technik, studiert hat, hat nach seiner Umschulung zum Lehrer beste Chancen.

Die Voraussetzungen für eine Umschulung zum Lehrer

In vielen Fächern und Schulen werden Lehrer aktuell händeringend gesucht, was die Chancen auf eine Anstellung nach der Umschulung zum Lehrer natürlich immens verbessert.

Interessenten für diesen Beruf sollten sich daher in jedem Fall informieren, ob sie auch ohne Staatsexamen und Referendariat für den Lehrerberuf in Frage kommen. Denn Bildung ist in Deutschland Ländersache und damit auch die verschiedenen Regelungen und Voraussetzungen, die Interessenten mitbringen müssen, wenn sie sich für eine Umschulung zum Lehrer interessieren.

Der erste Schritt lautet daher, sich bei dem Kultusministerium des Bundeslandes zu erkundigen, in dem Sie als Lehrer arbeiten wollen. Denkbar ist nämlich, dass in Ihrem Bundesland der Mangel an Lehrern für ein bestimmtes Fach so groß ist, dass auch Quereinsteiger eine gute Chance haben, an einer Schule unterrichten zu dürfen.

Wir haben hier eine Übersicht über die Kultusministerien und die richtigen Anlaufstellen für Sie zusammengestellt:

Gute Chancen haben Interessenten, die ein Studium an einer Universität oder Fachhochschule erfolgreich abgeschlossen haben. In einigen Fällen werden auch Bewerber ganz ohne (Fach-)Hochschulstudium eingestellt. Allerdings wird diese Variante in der Regel nur an Berufsschulen angewendet – denn hier zählt besonders der praktische Bezug zum unterrichteten Beruf.

Umschulung als Lehrer: Die verschiedenen Schulformen

Nicht nur die Fächerkombination, sondern auch die angestrebte Schulform hat einen Einfluss darauf, wie groß die Chance auf eine Stelle als Lehrer nach der Umschulung ist:

  1. Umschulung zum Grundschullehrer: Die Aussichten für Personen, die eine Umschulung zum Grundschullehrer absolvieren möchten, sind gut. Denn die meisten offenen Stellen für Lehrer gibt es aktuell an dieser Schulform. Ein Grund dafür ist wohl die schlechte Bezahlung von Grundschullehrern, die weniger Geld bekommen als zum Beispiel ihre Kollegen an einem Gymnasium. Trotzdem kommt es auch bei Interessenten für eine Umschulung zum Grundschullehrer auf den Einzelfall an. Denn in diesem Bereich ist die pädagogische Arbeit weitaus wichtiger als das Unterrichten einer bestimmten Fächerkombination. Überspitzt formuliert: Ein promovierter Mathematiker ohne Bezug zu Kindern wird an einer Grundschule kaum Erfolg haben. Auf dem Gymnasium kann das dagegen schon ganz anders aussehen. Im Gegensatz zu einer Umschulung für andere Schulformen läuft die Umschulung für die Grundschule über eine einjährige pädagogische Einführung. Nach dieser Einführung erhalten Sie die Unterrichtserlaubnis für das jeweilige Fach, in dem Sie die Umschulung durchlaufen haben.
  2. Umschulung zum Berufsschullehrer: Wie bereits angedeutet werden Lehrer für Berufsschulen in den meisten Bundesländern dringend gesucht. Daher haben in dieser Schulform auch Bewerber gute Aussichten, die einen Studienabschluss (Master) in einem relevanten Fach besitzen. Wer zum Beispiel einen Master in BWL hat, kann sein Glück mit einer Bewerbung an einer Berufsschule probieren.
  3. Umschulung zum Gymnasiallehrer: Am Gymnasium, besonders in der Mittel- und Oberstufe, zählt die fachliche Qualifikation eines Lehrers wohl mehr als bei allen anderen Schulformen. Hier haben Bewerber mit einem Abschluss in den gesuchten MINT-Fächern, also Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften oder Technik, die besten Möglichkeiten, an einen Arbeitsplatz zu kommen. Auf der anderen Seite ist der Bedarf an Umschülern für das Gymnasiallehramt am geringsten. Wie die KMK angibt, gibt es sogar zu viele Lehrer für diese Schulform. Grund dafür: Wer studiert, war in der Regel zuvor auf einem Gymnasium. Da ist es naheliegend, dass man sich für diese Schulform entscheidet. Personen, die sich für eine Umschulung zum Lehrer interessieren, sollten es also in erster Linie mit einer anderen Schulform probieren. Wobei Pauschalaussagen gerade bei dieser Form von Umschulung schwierig sind. Am besten, Sie fragen im Kultusministerium ihres Bundeslandes nach.

So kann die Umschulung zum Lehrer ablaufen

Den Ablauf einer Umschulung zum Lehrer wollen wir in groben Zügen wiedergeben. Wichtig ist es, im Hinterkopf zu behalten, dass der tatsächliche Ablauf von Bundesland zu Bundesland anders sein kann. Die folgende Zusammenfassung kann aber trotzdem Hinweise geben.

Der normale Ablauf einer Lehrerausbildung sieht vor, dass angehende Lehrer zwei Staatsexamen ablegen und nach bestandener Prüfung ins Referendariat wechseln. Quereinsteiger, also Interessenten, die eine Umschulung zum Lehrer machen möchten, können unter bestimmten Voraussetzungen eine Abkürzung nehmen: Statt das erste Staatsexamen abzulegen, reicht bei bestimmten Fächern ein Masterstudium an einer Universität. Das studierte Fach sollte dabei jedoch ein sogenanntes Mangelfach sein, also am besten ein Fach, das im jeweiligen Bundesland stark gesucht wird.

Absolventen, die einen Abschluss in einem MINT-Fach vorweisen können, dürften dabei die besten Chancen haben, nach ihrer Umschulung einen Arbeitsplatz in einer Schule als Lehrer zu finden. Für Germanisten oder Anglisten sind die Berufsaussichten dagegen nicht ganz so rosig. Diese Fächer können in der Regel durch reguläre Absolventen abgedeckt werden.

Gehen wir also davon aus, dass Sie einen Masterabschluss in Mathematik erworben haben. Das ist vorteilhaft, jedoch erfüllen Sie damit nur einen Teil der nötigen Voraussetzungen. Daneben müssen Sie nämlich außerdem ein zweites Fach vorweisen können, das Sie zumindest in niedrigeren Klassenstufen unterrichten können.

In diesem Fach müssen Sie jedoch nicht den Master erworben haben. Hier reicht eine bestandene Bachelor- oder Zwischenprüfung aus. Zusätzlich dazu müssen Sie praktische Kenntnisse in dem Fach nachweisen. Das machen Sie in der Regel durch mehrjährige Berufserfahrung. In Nordrhein-Westfalen können Sie die Berufserfahrung durch eine mindestens zweijährige Betreuung eines minderjährigen Kindes ersetzen.

Bescheinigt man Ihnen in einem Auswahlverfahren eine gute Prognose für den Schuldienst, können Sie direkt ins Referendariat starten. Durch diese Option der Umschulung zum Lehrer sparen Sie sich also das reguläre Lehramtsstudium und starten direkt an dem Punkt, für den Lehramtsstudenten zuvor das erste Staatsexamen ablegen müssen.

Das Referendariat, das übrigens auch Vorbereitungsdienst genannt wird, dauert meist 18 bis 24 Monate. In dieser Zeit werden Sie auch an speziellen Lehrerbildungszentren mit den theoretischen Grundlagen des Lehrerberufs vertraut gemacht. Die praktische Phase, in der Sie erste Lehrerfahrung sammeln können, absolvieren Sie dagegen in einer Schule.

Der Vorbereitungsdienst endet mit der Prüfung zum zweiten Staatsexamen. Wenn Sie diese erfolgreich ablegen, sind Sie im Hinblick auf Ihren Status einem regulär ausgebildeten Lehrer vergleichbar.

Umschulung als Lehrer und Verbeamtung: Ist das möglich?

Sofern Sie den oben beschriebenen Weg einer Umschulung zum Lehrer absolviert haben, können Sie theoretisch auch verbeamtet werden. Denn während dieser Umschulung erwerben Sie die Lehramtsbefähigung und sind damit anderen Lehrern gleichgestellt. Für umgeschulte Lehrer gibt es dabei sogar eine Ausnahme: Anders als bei regulär ausgebildeten Lehrkräften können Quereinsteiger sogar noch mit 40 oder sogar 45 Jahren Beamter werden. Wobei eine Verbeamtung für Quereinsteiger im Allgemeinen schwieriger zu erreichen ist.

Personen, die die oben beschriebene Umschulung über eine pädagogische Einführung absolviert haben, können dagegen nicht in den Genuss einer Verbeamtung kommen. Das liegt daran, dass sie bei dieser Art der Umschulung zum Lehrer weder ein Referendariat durchlaufen noch das zweite Staatsexamen ablegen.

Bildnachweis: sebra / Shutterstock.com

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