Übertreibungen im Anschreiben: Warum Sie nicht zu dick auftragen sollten
Für Bewerber ist es im Anschreiben oft schwierig, den richtigen Ton zu treffen. Einerseits sollen sie selbstbewusst auftreten und sich als idealer Kandidat verkaufen – aber bitte auch nicht zu dick auftragen. Wer im Anschreiben übertreibt, macht sich unglaubwürdig und wirkt schnell unsympathisch. Dann hat der selbstbewusste Auftritt im Bewerbungsschreiben nicht zur Folge, dass Sie bessere Chancen haben. Vielmehr kann er Ihre Chancen auf den ersehnten Job schmälern oder gar zunichte machen. Wir erklären Ihnen, was im Anschreiben zu weit geht und wie Sie es richtig machen.
Warum in vielen Anschreiben Übertreibungen enthalten sind
Das Anschreiben ist ein wichtiger Bestandteil jeder Bewerbung. Was ein Bewerber hier schreibt, ist zwar in aller Regel weniger entscheidend für seine Chancen als seine formalen Qualifikationen, die aus dem Lebenslauf hervorgehen. Dennoch ist das Dokument wichtig. Wer hier gekonnt formuliert, ist dem ersehnten Job ein gutes Stück näher. Umgekehrt können Sie sich mit einem suboptimalen Anschreiben durchaus ins Aus befördern.
Obwohl viele Bewerber lange an ihrem Anschreiben sitzen, treffen viele doch nicht den richtigen Ton. Einer der größten Fehler, die Sie in Ihrem Bewerbungsschreiben machen können, ist, zu übertreiben. Genau dieser Fehler unterläuft jedoch vielen Bewerbern – aus gutem Grund.
Gerade begehrte Stellen sind oft mit vielfältigen Voraussetzungen und hohen Erwartungen seitens des Arbeitgebers verknüpft. Nur, wer zeigt, dass er die essenziellen Fähigkeiten mitbringt, hat Chancen auf die Stelle – und zwar nicht unbedingt sehr gute Chancen. Er bleibt vielmehr zumindest im Rennen. Bevorzugt wird am Ende der Kandidat, der alle essenziellen Qualifikationen mitbringt und darüber hinaus noch ein paar Extras vorweisen kann.
Gleichzeitig herrscht bei der Jobsuche oft ein enormer Konkurrenzdruck. Bewerber stehen vor der Frage, wie sie sich von den Mitbewerbern abheben können. Das klappt schließlich nicht, indem Sie schreiben, dass Sie immerhin einen Teil der geforderten Kompetenzen mitbringen oder dass Sie finden, der Arbeitgeber klingt ganz interessant – auch wenn das der Wahrheit entspräche. Bessere Chancen haben Sie, wenn Sie ebenso fähig wie motiviert klingen. Dazu ist es nötig, dass Sie Ihre Stärken selbstsicher in den Fokus rücken.
Mit Bescheidenheit kommen Sie bei der Jobsuche nicht weiter
Die meisten Bewerber dürften verinnerlicht haben, dass man – zumindest hierzulande – mit Bescheidenheit bei der Jobsuche nicht weiterkommt. Sie müssen Ihre Stärken schon selbst anpreisen – zu hoffen, dass jemand anderes sie von sich aus entdeckt, ist illusorisch. In nahezu jedem Bewerbungsratgeber ist nachzulesen, dass Sie nur Erfolg haben, wenn Sie selbstbewusst auftreten. Die daraus resultierenden Formulierungen in der eigenen Bewerbung findet so mancher Bewerber selbst etwas fragwürdig, fügt sich aber, weil es schließlich „so sein soll“.
Viele Formulierungen in Anschreiben sind etwas übertrieben oder zumindest ein wenig an den Haaren herbeigezogen. Das lässt sich oft kaum vermeiden, wenn Sie nicht tatsächlich eine Stelle entdeckt haben, für die Sie sich zu 100 Prozent qualifiziert fühlen. Auch die Begründung, warum Bewerber zu einem bestimmten Arbeitgeber wollen, entspricht oft nicht der Wahrheit. Aber was sollen Sie schreiben, wenn es sich nicht gerade um Ihren absoluten Traum-Arbeitgeber handelt, bei dem Sie schon ewig auf eine passende Stellenausschreibung gewartet haben – sondern um eine Firma, von der Sie bis vor kurzem nicht einmal wussten, dass es sie gibt?
Die richtigen Formulierungen im Anschreiben sind ein Balanceakt. Offensichtliche Übertreibungen und unglaubwürdige Behauptungen sollten Sie jedoch in jedem Fall vermeiden – ebenso wie die folgenden Fehler.
So bitte nicht: Diese Übertreibungen im Anschreiben sind kontraproduktiv
Übertreibungen im Anschreiben sind keine Seltenheit. Oft sind die entsprechenden Formulierungen so subtil, dass dem Empfänger der Bewerbung nicht auffällt, dass sie nicht ganz der Wahrheit entsprechen. Ein Stück weit lassen sich dezente Übertreibungen oft gar nicht vermeiden, wenn Sie eine Chance auf die Stelle haben wollen, obwohl Sie nicht bis ins letzte Detail der perfekte Kandidat sind.
Es ist jedoch ein schmaler Grat zwischen einer etwas aufgehübschten Formulierung und offensichtlichen Übertreibungen. Übertreibungen im Anschreiben wirken unglaubwürdig. Was für den Personalverantwortlichen zu gut klingt, um wahr zu sein, veranlasst ihn wahrscheinlich nicht dazu, Sie zum Bewerbungsgespräch einzuladen. Vielmehr schrillen bei ihm die Alarmglocken, und im Zweifel kommt der Personaler zu dem Schluss, dass hinter Ihren Behauptungen nichts als heiße Luft steckt. Im Anschreiben zu übertreiben ist auch deshalb kontraproduktiv, weil es unsympathisch wirkt. Wer arrogant wirkt, wird eher aussortiert.
Übertreibungen können sich an vielen Stellen im Anschreiben einschleichen. Das kann etwa Ihre Eignung betreffen. Viele Bewerber glauben, dass sie Superlative benutzen müssen, um eine Chance zu haben. Zu viele Superlative sind jedoch nicht überzeugend. Kein Bewerber kann alles können. Wenn Sie so tun, als sei das bei Ihnen anders, fallen Sie zwar auf – aber nicht eben positiv.
Schleimen Sie sich beim möglichen Arbeitgeber nicht zu sehr ein
Auch, wenn es darum geht, die eigene Motivation zu erklären, übertreiben viele Bewerber. Es ist zwar sinnvoll, Ihre bisherigen beruflichen Stationen als logische Abfolge darzustellen – und den angestrebten Job als ebenso logischen nächsten Schritt in Ihrer Karriere. Das klappt aber nur, wenn es auch glaubwürdig klingt. Haben Sie viele Brüche im Lebenslauf, wird es schwierig, die Wechsel als gewollt zu verkaufen.
Die Begründung, warum sie zu einem bestimmten Unternehmen möchten, bereitet vielen Bewerbern Kopfzerbrechen – besonders, wenn sie die Firma kaum kennen. Allzu sehr einschleimen sollten Sie sich beim Unternehmen jedoch nicht, ganz egal, wie bekannt es ist. Wenn Sie übertriebene Formulierungen wählen, nimmt der Personalverantwortliche Ihnen das vermutlich nicht ab. Schreiben Sie also nicht, dass Sie „schon immer“ zu diesem Arbeitgeber wollten oder schon „seit Jahren“ von einer Anstellung dort träumen. Auch von einem „Traum-Arbeitgeber“ sollten Sie nicht sprechen. Oft stimmt das schlicht und einfach nicht. Wenn es in Ihrem Fall doch zutrifft, bemühen Sie sich um eine glaubhaftere Formulierung. Dazu ist es nützlich, Ihr Interesse etwas spezifischer zu begründen.
So machen Sie es besser: Tipps für überzeugende Formulierungen im Anschreiben
Wie können Sie es nun richtig machen? Fangen Sie an, indem Sie bisherige Anschreiben noch einmal durchlesen. Was fällt Ihnen auf? Sind darin Übertreibungen enthalten? Und falls ja – sind sie offensichtlich? Aus Ihren früheren Formulierungen können Sie lernen. Oft merken Sie selbst jedoch gar nicht, dass eine bestimmte Formulierung nicht glaubwürdig klingt. Deshalb ist es sinnvoll, wenn Sie noch eine andere Person darum bitten, sich Ihre Bewerbungsschreiben durchzulesen und Ihnen eine ehrliche Rückmeldung zu geben.
Vielleicht stellen Sie bei der Lektüre früherer Bewerbungsschreiben fest, dass Sie übertrieben haben – oder dass Sie zu bescheiden aufgetreten sind. Beides ist nicht förderlich für Ihre Chancen. Beim Schreiben des Anschreibens ist Fingerspitzengefühl gefragt. Es gilt, den richtigen Ton zu treffen. Sie müssen sich fähig und motiviert zeigen und Ihre Kompetenzen selbstbewusst präsentieren. Dabei dürfen Sie nicht zu bescheiden auftreten. Auf dem deutschen Arbeitsmarkt ist Bescheidenheit keine Tugend, sondern eine Schwäche, die Sie unbedingt vermeiden sollten. Andererseits dürfen Sie auch nicht prahlen oder sich zu vollmundig anpreisen.
So wirken Ihre Formulierungen glaubwürdig
Formulieren Sie selbstsicher und machen Sie Ihre Angaben nachvollziehbar. Kurze Beispiele und Erläuterungen geben Ihren Behauptungen Substanz. Überzeugend wird es auch, wenn Sie nicht nur Ihre Erfolge benennen, sondern daraus Ihren Mehrwert für den möglichen künftigen Arbeitgeber ableiten. Greifen Sie die in der Stellenanzeige geforderten Kompetenzen auf, aber behaupten Sie nicht, dass Sie jede einzelne davon zu 100 Prozent mitbringen. Konzentrieren Sie sich lieber auf einige ausgewählte Kompetenzen.
Wenn Sie Ihr Interesse an einem Arbeitgeber begründen, tun Sie dies möglichst konkret. Beschäftigen Sie sich eingehend mit Unternehmen, die Sie bis dato nicht oder kaum kannten, um anschließend ehrlich beschreiben zu können, warum Sie sich dort bewerben. Es ist ein Irrglaube, dass diese Begründung nur gut ankommt, wenn Sie in den höchsten Tönen von dem Arbeitgeber sprechen. Es reicht im Zweifel aus, sich auf ein Detail zu fokussieren, das Sie ehrlich interessiert oder reizt. Zeigen Sie, dass Sie sich mit der Firma, ihrem Tätigkeitsfeld und der Stelle auseinandergesetzt haben.
Ein Tipp zum Schluss: Geben Sie Ihr Anschreiben einem Freund zu lesen, bevor Sie Ihre Bewerbung abschicken. So erhalten Sie unmittelbar eine Rückmeldung, wie Ihr Bewerbungsschreiben auf Außenstehende wirkt. Wirkt es übertrieben oder aber nicht selbstbewusst genug, können Sie die entsprechenden Passagen noch ändern.
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