Fangfragen im Bewerbungsgespräch: So reagieren Sie souverän
Vor einem Bewerbungsgespräch sind viele Menschen nervös. Es steht oft viel auf dem Spiel und man möchte einen guten Eindruck hinterlassen. Viele Jobsuchende haben Angst, auf Fragen der Personalverantwortlichen nicht souverän antworten zu können. Besonders der Gedanke an mögliche Fangfragen bringt viele Bewerber ins Schwitzen. Wie können solche unangenehmen Fragen im Vorstellungsgespräch aussehen? Warum sind sie bei Personalern beliebt? Und vor allem: Wie reagiert man souverän auf fiese Bewerbungsfragen?
Fiese Fragen im Vorstellungsgespräch: Darum stellen viele Personalverantwortliche sie gern
Die Einladung zum Vorstellungsgespräch ist eine gute Sache – in der Theorie zumindest. Kurz vor dem Termin sind viele Bewerber nervös. Sie wissen nicht genau, was auf sie zukommt, und haben Angst, sich durch kritische Rückfragen aus dem Konzept bringen zu lassen. Besonders gefürchtet sind Fangfragen im Bewerbungsgespräch. Fiese Fragen im Vorstellungsgespräch hasst wohl jeder, der auf Jobsuche ist. Bei Personalverantwortlichen aber sind solche kritischen Fragen im Vorstellungsgespräch beliebt.
Fiese Bewerbungsfragen haben dabei nicht den Zweck, den Bewerber oder die Bewerberin zu ärgern. Es geht vielmehr darum, den Kandidaten aus der Reserve zu locken. Viele Jobsuchende erschaffen mit ihrer Bewerbung ein nahezu perfektes Bild von sich. Auch im Vorstellungsgespräch treten viele selbstbewusst und professionell auf, sind perfekt gekleidet und auf Standardfragen bestens vorbereitet. Für Personaler ist es jedoch wichtig, hinter die Fassade zu blicken. Sie müssen einen Kandidaten finden, der nicht nur die nötigen Qualifikationen mitbringt, sondern auch die passende Persönlichkeit.
Fangfragen im Bewerbungsgespräch haben den Zweck, Kandidaten aus der Ruhe zu bringen. Sie sollen Bewerberinnen und Bewerber leicht stressen, weil deren Reaktion darauf aufschlussreich ist. Wie jemand mit Fangfragen umgeht, sagt viel darüber aus, wie er auf stressige Situationen im Allgemeinen reagiert. Bleibt er gelassen, auch wenn er sich mit einer Frage konfrontiert sieht, auf die es scheinbar keine richtige Antwort gibt? Oder wird er nervös, kommt ins Stottern und verliert den Faden?
Mithilfe von unerwarteten Fragen im Vorstellungsgespräch können Personaler Bewerber testen. Deren Umgang mit Stressfragen lässt erkennen, wie selbstbewusst sie sind, ob sie kreativ sind, manchmal auch, welche Werte und Einstellungen sie haben. Es geht somit nicht darum, Bewerbern Steine in den Weg zu legen, sondern sie als Person besser einschätzen zu können.
Fangfragen: Beispiele dafür, wie sie im Vorstellungsgespräch formuliert sein können
Geht es um Fangfragen oder fiese Fragen im Vorstellungsgespräch, können sich ganz unterschiedliche Fragen dahinter verbergen. Fangfragen im Bewerbungsgespräch sehen nicht immer gleich aus – es gibt verschiedene Kategorien.
Stressfragen
Wenn Personalverantwortliche Bewerber näher kennenlernen wollen, greifen sie häufig auf Stressfragen zurück. Der Bewerber wird dabei unter Druck gesetzt, vielleicht auch ein wenig provoziert. Wie er darauf reagiert, sagt aus Sicht der Unternehmensvertreter viel darüber aus, wie er sich im Joballtag verhält. Wer cool bleibt und sich nicht persönlich angegriffen fühlt, kann Stressfragen souverän beantworten.
Beispiele für Stressfragen im Vorstellungsgespräch:
- „Wieso sind Sie schon so lange arbeitslos?“
- „Warum wollte Ihr letzter Arbeitgeber nicht mehr mit Ihnen zusammenarbeiten?“
- „Ihre bisherigen beruflichen Stationen waren ja nicht gerade von langer Dauer. Haben Sie es nicht länger ausgehalten oder waren Ihre Arbeitgeber nicht zufrieden mit Ihren Leistungen?“
- „Sie haben für das Studium ja etwas länger gebraucht. Woran lag das?“
Fragen, durch die Sie schlecht dastehen können
Auf manche Fragen gibt es aus Sicht von Bewerbern keine gute Antwort. Wenn sie eine solche Frage beantworten, müssen sie zum Beispiel etwas Negatives über sich selbst verraten oder rücken sich fast unweigerlich in ein schlechtes Licht. Die Alternative wäre, die Frage nicht direkt zu beantworten, was aber auch negativ ankommen kann.
Beispiele für „gefährliche“ Fragen im Bewerbungsgespräch:
- „Was sind Ihre größten Schwächen?“
- „Warum haben Sie Ihren letzten Job gekündigt?“
- „Was hatte Ihre letzte Chefin an Ihnen auszusetzen?“
- „Würden Sie sich als kritischen Menschen bezeichnen?“
Brainteaser
Manche Personalverantwortliche setzen auf Brainteaser, um die Problemlösekompetenzen und Kreativität von Bewerbern im Vorstellungsgespräch zu testen. Dazu gehören Schätzfragen, mathematische Probleme, Rätsel oder Knobelaufgaben.
Beispiele für Brainteaser:
- „Wie schwer ist die Erde?“
- „Eine Banane und ein Apfel kosten zusammen 1,50 Euro. Die Banane kostet 50 Cent mehr als der Apfel. Wie teuer ist der Apfel, was kostet die Banane?“
- „Wie geht die Zahlenfolge weiter: 8, 4, 10, 6, 12, …?“
- „Stellen Sie sich vor, vor Ihnen liegt ein Würfel, der zwei Augen zeigt. Sie drehen den Würfel nach hinten – welche Zahl ist nun zu sehen?“
Entweder-oder-Fragen
Nicht alle Fragen im Vorstellungsgespräch werden offen gestellt. Ihnen können auch schon zwei Alternativen vorgegeben werden, die sich meist am Ende des jeweiligen Spektrums befinden.
Beispiele für Entweder-oder-Fragen im Bewerbungsgespräch:
- „Sind Sie eher Anführer oder folgen Sie lieber?“
- „Arbeiten Sie lieber alleine oder im Team?“
- „Was ist Ihnen wichtiger: Job oder Familie?“
- „Werden Sie lieber kritisiert oder kritisieren Sie lieber andere?“
Vermeintlich unverfängliche Fragen
Manchmal tarnen sich Fangfragen gut: Sie klingen erst mal harmlos. Wer jedoch nicht nachdenkt, bevor er antwortet, kann in eine Falle tappen. Er gibt den Personalern Einblicke, die er womöglich lieber für sich behalten hätte.
Beispiele für „getarnte“ Fangfragen:
- „Angenommen, Sie fangen bei uns an. Wie lange würden Sie bei uns bleiben wollen?“
- „Geht es Ihnen gut?“
- „Gibt es etwas, das Sie verändern würden, wenn Sie den Job bekämen?“
So bereiten Sie sich auf schwierige Fragen im Bewerbungsgespräch vor
Fangfragen erwischen viele Bewerber auf dem falschen Fuß. Sie sind dann von der Frage überrumpelt und wissen nicht, was sie darauf antworten sollen. Das können Sie verhindern, indem Sie sich darauf einstellen, dass man Ihnen unerwartete Fragen im Vorstellungsgespräch stellen könnte. Sie können vorher zwar nicht wissen, wie die Fragen genau lauten werden. Es hilft aber, zu wissen, dass solche Fragen auf Sie zukommen können. So lassen Sie sich weniger aus der Ruhe bringen, wenn es tatsächlich so kommt.
Um sich auf schwierige Fragen im Bewerbungsgespräch vorzubereiten, sollten Sie sich mit den verschiedenen Arten von Fangfragen beschäftigen. Lesen Sie sich Fangfragen-Beispiele durch, um ein besseres Gefühl dafür zu bekommen, womit Sie konfrontiert werden können. Machen Sie sich Gedanken, wie Sie die entsprechenden Fragen beantworten könnten. Womöglich werden Ihnen im Bewerbungsgespräch andere Fragen gestellt. Das Schema, nach dem Fangfragen beantwortet werden können, ist aber – unabhängig von der konkreten Fragestellung – immer ähnlich.
Machen Sie sich bewusst, dass es nicht so wichtig ist, was Sie auf eine Fangfrage antworten. Entscheidend ist, dass Sie gelassen bleiben und auch dann eine Antwort geben, wenn Sie die genaue Antwort nicht kennen (oder nicht kennen können). Wer in einer solchen Situation selbstbewusst bleibt, kann die Personalverantwortlichen beeindrucken. Gehen Sie deshalb so selbstsicher wie möglich in ein Vorstellungsgespräch. Es kann hilfreich sein, mit Freunden oder Angehörigen im Vorfeld zu üben. Eine andere Person kann Ihnen Fangfragen stellen und Ihnen anschließend eine Rückmeldung geben, wie souverän Sie damit umgegangen sind. Dieses Feedback ist, wenn es ehrlich ist, wertvoll und hilft Ihnen bei der Vorbereitung auf das Bewerbungsgespräch.
Warum Sie eine authentische Antwort auf Fangfragen geben sollten
Bei Fangfragen geht es Ihren Gesprächspartnern nicht darum, die perfekte Antwort zu hören zu bekommen, sondern eine ehrliche Reaktion hervorzurufen. Wenn Sie sich das vergegenwärtigen, kann es den Druck auf Sie mindern. Wenn Sie eine (möglichst) ehrliche, authentische Antwort geben, können Sie am ehesten punkten. Nicht gefragt sind hingegen vermeintlich clevere Nicht-Antworten, mit denen Sie sich aus der Affäre ziehen wollen. Es kann respektlos wirken, wenn Sie einer Frage inhaltlich vollkommen ausweichen.
Auf Fangfragen können Sie sich im Vorfeld eines Bewerbungsgesprächs nur bedingt vorbereiten. Dafür gibt es einerseits zu viele mögliche Fragen. Eine zu orchestrierte Antwort sollten Sie andererseits ohnehin nicht geben, weil die Gefahr groß ist, dass diese aufgesetzt wirkt. Das kann zu weiteren Fangfragen führen, weil Ihre Gesprächspartner nach wie vor wissen möchten, wer Sie tatsächlich sind.
Fangfragen im Vorstellungsgespräch souverän beantworten: Tipps
Fangfragen sind bei Bewerbern gefürchtet. Sie müssen sich vom Gedanken daran aber nicht aus der Ruhe bringen lassen. Entscheidend ist, wie Sie damit umgehen. Auf Ihre Antwort kommt es im Zweifel inhaltlich gar nicht so sehr an. Wichtiger ist, wie Sie an die Frage herangehen und ob Sie sich davon unter Druck setzen lassen. Somit lautet ein wichtiges Gebot im Umgang mit Fangfragen im Vorstellungsgespräch: Bleiben Sie ruhig.
Wenn Ihnen eine Fangfrage gestellt wird, nehmen Sie sich einen Moment, um sich mit der Frage auseinanderzusetzen. Denken Sie über die Frage nach: Wie ist sie gemeint? Worauf zielt sie ab? Was erhofft sich der Fragesteller davon? Diese Aspekte spielen für Ihre Antwort eine wichtige Rolle. Gerade bei Brainteasern ist es oft gar nicht so leicht, zeitnah eine „präsentable“ Lösung zu bieten. In solchen Fällen gilt: Lassen Sie Ihre Gesprächspartner an Ihren Überlegungen teilhaben. Wie Sie sich der Antwort annähern, ist oft das, was Personalverantwortliche im Bewerbungsgespräch am meisten interessiert. Vielleicht sind Sie nicht sicher, wie eine Frage genau gemeint ist. Dann geben Sie nicht irgendeine Antwort, sondern fragen Sie ruhig nach und bitten Sie um Klarstellung.
Grundsätzlich ist es auch bei unangenehmen Fragen im Vorstellungsgespräch wichtig, dass Sie offen und ehrlich antworten. Wenn Sie sich verstellen, fällt das womöglich auf – Ihre Antwort wirkt dann nicht authentisch. Das kann negativer sein, als Schwächen zuzugeben. Versuchen Sie nicht, sich als Übermensch darzustellen, der keine Schwachstellen hat. Das erwartet niemand von Ihnen. Außerdem kann es unnahbar wirken, wenn Sie sich in jeder Hinsicht als perfekten Bewerber verkaufen.
Frage nach Schwächen im Bewerbungsgespräch: Wie Sie darauf reagieren können
Wie kann man mit Fragen umgehen, die auf Schwächen abzielen? In diesem Fall sollten Sie Ihre Antwort mit Bedacht wählen. Gefragt ist eine Schwäche, die tatsächlich eine ist, die aber nicht so gravierend ist, dass sie Ihre Eignung für die Stelle infrage stellt. Wenn Sie sich zum Beispiel für einen Job bewerben, bei dem Sie viel telefonieren müssen, sollten Sie vielleicht nicht zugeben, dass Sie Telefonate hassen. Wer im Job ständig mit Kunden, Geschäftspartnern oder Publikum zu tun hätte, behält seine introvertierte Natur womöglich lieber für sich.
Kommen Sie stattdessen auf Aspekte zu sprechen, die Sie bei Ihrem Job nicht stark behindern. Was Sie nicht tun sollten: vermeintliche Schwächen darlegen, die gar keine sind. Kommen Sie lieber von einer Schwäche auf eine Stärke, welche die Schwäche ausgleicht. Also etwa: „Ich fokussiere mich manchmal zu sehr auf Details, auf die es meist gar nicht so sehr ankommt. Dafür habe ich ein gutes Zeitmanagement, wodurch mich mein Perfektionismus nicht in Zeitnot bringt.“
Bei manchen Fragen könnten Sie es auch mit einer humorvollen Antwort versuchen, um die Situation zu entspannen. Hier ist jedoch Vorsicht angebracht: Ihre Reaktion sollte Ihre Gesprächspartner zum Schmunzeln bringen und nicht den Eindruck erwecken, dass Sie die Frage nicht ernst nehmen.
Grundsätzlich ist es wichtig, sich auf schwierige Fragen im Bewerbungsgespräch vorzubereiten. Dazu gehört auch, sich mit konkreten Fangfrage-Beispielen vertraut zu machen. Was Sie jedoch nicht tun sollten: Antworten auswendig lernen. Zum einen wäre das sehr aufwendig, denn es gibt zig Fangfragen. Zum anderen können Sie im Vorfeld nicht wissen, was man Sie fragen wird. Außerdem klingt eine auswendig gelernte Antwort nicht authentisch und kommt damit fast unweigerlich negativ bei Ihren Gesprächspartnern an.
Warum es sich lohnt, das Bewerbungsgespräch vorher zu simulieren
Gehören Sie zu den nervösen Kandidaten? Dann kann sich dieser Tipp für Sie besonders lohnen und dazu führen, dass Sie dem Bewerbungsgespräch gelassener entgegensehen. Es ist nahezu immer hilfreich, das Bewerbungsgespräch vorher mit einem Freund oder Angehörigen durchzuspielen. Dabei kann Ihnen Ihr Gesprächspartner auch Fangfragen und Stressfragen stellen – und Ihnen anschließend eine Rückmeldung geben, wie Sie gewirkt haben und wie souverän Ihre Antwort war.
Hierbei geht es nicht darum, durch genug Übung die perfekte Antwort auf typische Bewerbungsfragen zu finden. Das Ziel einer solchen Simulation ist vielmehr, herauszufinden, wie Sie herüberkommen, was Ihre Körpersprache sagt und wie gut es Ihnen gelingt, freundlich, kompetent und engagiert zu wirken. Außerdem üben Sie, spontan zu reagieren. Das kann Ihnen mehr Selbstbewusstsein für das eigentliche Vorstellungsgespräch geben – und so dazu beitragen, dass Sie bei Fangfragen im Bewerbungsgespräch gelassen bleiben.
Fazit: Der richtige Umgang mit Fangfragen bei Bewerbungen
- Fangfragen im Bewerbungsgespräch können Bewerber ins Schwitzen bringen. Wer weiß, worum es dabei geht, kann Ruhe bewahren.
- Wichtiger als die inhaltliche Antwort ist bei der Beantwortung von Fangfragen, gelassen zu bleiben und sich nicht verunsichern zu lassen.
- Es ist sinnvoll, sich auf Fangfragen im Vorstellungsgespräch vorzubereiten. Das hilft auch psychologisch: Wem dann eine Fangfrage gestellt wird, der gerät nicht so leicht in Panik.
- Mit einer authentischen, ehrlichen Antwort können Bewerber punkten.
- Wer souverän antwortet, kann von Fangfragen sogar profitieren, indem er sich positiv von seinen Mitbewerbern abhebt.
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