Bewerben ohne Berufserfahrung: Tipps für Berufseinsteiger
Die bisherigen beruflichen Stationen eines Bewerbers sind oft ausschlaggebend dafür, mit welchem Kandidaten ein Unternehmen eine freie Stelle besetzt. Doch was, wenn Sie noch gar keine Berufserfahrung haben – zum Beispiel, weil Sie gerade erst Ihr Studium abgeschlossen haben? Dann kommt es darauf an, mit anderen Qualifikationen zu punkten. Wie das geht, erfahren Sie in diesem Artikel.
Als Berufsanfänger haben Sie nicht per se schlechte Chancen
Haben Sie gerade Ihr Studium beendet oder die Abschlussprüfung Ihrer Ausbildung bestanden? Dann sind Sie nun wahrscheinlich auf der Suche nach dem ersten richtigen Job. Oder liegt Ihr Abschluss schon etwas länger zurück, Ihre Bewerbungen hatten aber bisher keinen Erfolg? Berufsanfänger haben es oft schwerer als berufserfahrene Kandidaten, eine Stelle zu ergattern. Das ist nicht nur eine Befürchtung vieler Berufseinsteiger, sondern oft auch tatsächlich so. Die meisten Arbeitgeber geben Bewerbern den Vorzug, die schon mindestens eine Position in ihrem Tätigkeitsfeld innehatten.
Dieser leichte Nachteil ist jedoch kein Grund, zu verzagen, wenn Sie Berufsanfänger sind. Berufsanfänger haben nicht per se schlechte Chancen auf eine Jobzusage. Vielmehr kommt es darauf an, wie Sie Ihre mangelnden beruflichen Qualifikationen kompensieren können – und an welcher Stelle Sie auf die Suche nach dem ersten richtigen Job gehen.
Fangen Sie etwas kleiner an
Damit Ihre Bewerbungen erfolgreich sind, haben Sie als Berufsanfänger zwei Ansatzpunkte. Einerseits kommt es darauf an, dass Sie Ihr Können und Ihre Fähigkeiten so darstellen, dass Sie auch ohne Berufserfahrung überzeugen. Darum geht es im nächsten Abschnitt. Der zweite Ansatzpunkt bezieht sich auf die Stellen, um die Sie sich bemühen.
Viele Berufsanfänger sind nach dem Ende Ihres Studiums oder Ihrer Ausbildung motiviert und möchten gerne möglichst schnell durchstarten – und das idealerweise in einem Job, der genau zu ihnen passt oder von dem sie schon länger geträumt haben. Dagegen spricht auch prinzipiell nichts. Allerdings handelt es sich dabei oft um Stellen, die auch bei anderen Bewerbern sehr begehrt sind. Entsprechend schwerer haben Sie es als Berufsanfänger, weil die Konkurrenz groß ist – und vermutlich viele Kandidaten dabei sind, die schon länger im Berufsleben stehen und Ihnen damit etwas voraushaben.
Auch Initiativbewerbungen können sich lohnen
Das bedeutet nicht, dass Sie sich nicht für Ihren Traumjob bewerben sollten, nur weil eine große Nachfrage zu erwarten ist. Einen Versuch wert ist es immer, und zu verlieren haben Sie nichts. Gerade, wenn Sie sich schon länger bewerben und bisher keinen Erfolg hatten, kann es sich aber lohnen, den Kreis der möglichen Stellen zu erweitern. Suchen Sie sich Stellenanzeigen für Jobs, die mutmaßlich nicht ganz so umkämpft sind, etwa bei einer kleineren Firma. Auch dort können Sie erste Erfahrungen sammeln und vieles lernen.
Achten Sie bei Stellenausschreibungen auch darauf, was der jeweilige Arbeitgeber voraussetzt. Wenn Berufserfahrung nur „wünschenswert“ ist, stehen Ihre Chancen auch ohne Berufserfahrung nicht so schlecht. Klingt es hingegen so, als ob das Unternehmen sich sehr erfahrene Kandidaten wünscht, sind die Aussichten bei einer Bewerbung hingegen wahrscheinlich weniger gut. Bewerben Sie sich lieber auf die Stellen, bei denen der Arbeitgeber weniger Wert auf langjährige Berufserfahrung legt.
Genauso kann es lohnenswert sein, sich initiativ bei Unternehmen zu bewerben. Mit einer gelungenen Initiativbewerbung sind die Chancen auf eine positive Rückmeldung oft höher als viele meinen. Je konkreter Sie vorschlagen, wo man Sie einsetzen könnte und warum das eine gute Idee wäre, desto besser sind die Aussichten.
Machen Sie jedoch unbedingt deutlich, warum Sie sich einen bestimmten Arbeitgeber ausgesucht haben und was Sie diesem zu bieten haben. Auch, wenn es unmittelbar mit der Initiativbewerbung nicht klappt, behalten viele Unternehmen solche Bewerber im Hinterkopf. Wenn später etwas Passendes frei wird, stehen die Chancen auf eine Einladung zum Vorstellungsgespräch häufig gut.
Rücken Sie Ihre Qualifikationen in den Vordergrund
Auch als Berufseinsteiger sind Sie nicht vollständig unqualifiziert. Denken Sie einmal nach: Haben Sie Praktika gemacht? Hatten Sie einen Nebenjob, der inhaltlich mit Ihrer nun angestrebten Tätigkeit verwandt war? Haben Sie sich durch einen Kurs weitergebildet, der für Ihren künftigen Job relevant sein kann? Engagieren Sie sich ehrenamtlich? Auch diese Aspekte sind wichtig, wenn es darum geht, was einen Kandidaten ausmacht und was er aus Sicht eines Unternehmens zu bieten hat.
Für Berufsanfänger ist es umso wichtiger, alle Qualifikationen in den Mittelpunkt zu stellen. Das kann zwar die mangelnde Berufserfahrung nicht gänzlich ausgleichen, aber die Bewerbung durchaus ein Stück weit aufwerten. Es kommt darauf an, dass Sie wissen, welche Erfahrungen Ihnen diesbezüglich nützlich sein können. Dazu orientieren Sie sich am besten an der Stellenanzeige, sofern es sich nicht um eine Initiativbewerbung handelt.
Lesen Sie gründlich: Was wünscht sich der Arbeitgeber? Haben Sie Erfahrungen abseits des Jobs gesammelt, die Ihnen nützlich sein können? Machen Sie sich klar, welche Kompetenzen Sie haben. Seminare, Workshops oder eine Weiterbildung: all das kann helfen, den möglichen Arbeitgeber davon zu überzeugen, dass Sie ein vielversprechender Kandidat sind. Denken Sie dabei auch an Ihre Soft Skills und überlegen Sie, wie Sie diese in Ihrer Bewerbung glaubhaft darstellen können.
Halten Sie sich aber unbedingt an jene Kompetenzen und Erfahrungen, die relevant für den angestrebten Job sind. Ihr Lebenslauf sollte nicht alles auflisten, was Sie jemals gemacht haben – dessen ungeachtet, ob es überhaupt etwas mit der möglichen neuen Tätigkeit zu tun hat oder nicht. Rücken Sie das in den Vordergrund, was unmittelbar qualifizierend wirkt.
Nutzen Sie Gelegenheiten, sich zu qualifizieren
Möglicherweise haben Sie bisher keine positiven Rückmeldungen auf Ihre Bewerbungen erhalten, oder die Bewerbungsphase steht erst noch bevor. Dann nutzen Sie die Gelegenheit, weitere Qualifikationen zu erwerben. Überlegen Sie, welche Erfahrungen helfen würden, einen Arbeitgeber auch ohne Berufserfahrung von sich zu überzeugen.
Wenn Sie noch mitten im Studium stecken, kann es sich etwa lohnen, einen Werkstudentenjob zu beginnen. Weil dieser unmittelbar mit den Studieninhalten zu tun hat und Praxiserfahrung bietet, kann er einen großen Pluspunkt für Sie darstellen. Auch Praktika sind sinnvoll. In bestimmten Bereichen setzen Arbeitgeber bei Berufsanfängern oft gleich mehrere Praktika voraus. Je besser das Praktikumszeugnis ausgefallen ist und je prestigeträchtiger das Unternehmen, bei dem Sie das Praktikum gemacht haben, desto stärker sprechen solche Erfahrungen für Sie.
Nach einem Praktikum haben Sie außerdem häufig vergleichsweise gute Chancen, einen Job im selben Unternehmen zu ergattern. Wenn man mit Ihnen zufrieden war, haben Sie Mitbewerbern etwas voraus.
Überlegen Sie außerdem, ob Sie Kontakte aus Praktika, Studium, Schule oder anderen Tätigkeiten haben, die Ihnen bei der Jobsuche nützlich sein können. Wenn Sie einen wichtigen Fürsprecher haben, kann das Ihre Chancen enorm steigern. Dafür ist es wichtig, dass Sie einmal geknüpfte Kontakte regelmäßig pflegen.
Bewerbung ohne Berufserfahrung: Tipps für Lebenslauf und Anschreiben
Ob eine Bewerbung erfolgreich ist oder nicht, hängt vom Inhalt ab. Das bedeutet jedoch nicht, dass Sie als Bewerber ohne Berufserfahrung automatisch schlechtere Chancen haben. Denn es kommt maßgeblich darauf an, wie Sie diesen Inhalt gestalten. Auch ohne bisherige Jobs können Sie Ihre Bewerbung so aufbauen und mit Leben füllen, dass sie Sie als vielversprechenden Bewerber zeigt.
Punkten können Sie insbesondere bei Ihrem Anschreiben und Ihrem Lebenslauf – den beiden zentralen Dokumenten einer Bewerbung.
Zeigen Sie sich im Anschreiben kompetent und motiviert
Wie Sie als Bewerber von einem möglichen Arbeitgeber wahrgenommen werden, hängt nicht nur von Ihren objektiven Fähigkeiten und Erfahrungen ab. Es kommt auch darauf an, wie Sie sich in Ihrer Bewerbung verkaufen. Während im Lebenslauf die Fakten zählen, haben Sie im Anschreiben etwas mehr Raum, mit gekonnten Formulierungen zu überzeugen.
Ein gutes Anschreiben ist eines, das direkt zum Punkt kommt. Verschwenden Sie die ersten Sätze nicht, indem Sie Selbstverständliches erwähnen – etwa, dass Sie sich hiermit bewerben oder dass Ihre Freude groß war, als Sie die Stellenausschreibung entdeckt haben. Indem Sie gleich zu Beginn Argumente in eigener Sache liefern, nutzen Sie den knappen Raum des Anschreibens wesentlich besser.
Stellen Sie dar, was Sie als Bewerber auszeichnet. Dabei sollten Sie selbstbewusst auftreten und sich nicht als jemand darstellen, der weiß, dass er nicht die idealen Voraussetzungen für die angestrebte Stelle mitbringt – weil er ein Berufseinsteiger ist. Negative oder entschuldigende Formulierungen haben im Anschreiben nichts zu suchen.
Überlegen Sie lieber, wie Sie den Arbeitgeber von sich überzeugen können – mit Ihren wichtigsten Erfahrungen in Form von bisherigen Jobs, Schwerpunkten im Studium, Praktika oder Ihren Soft Skills. Stellen Sie die Punkte, die Sie ausgewählt haben, so plausibel wie möglich dar.
Bleiben Sie auch zum Schluss positiv. Der Konjunktiv ist fehl am Platz, wenn es um ein mögliches Bewerbungsgespräch geht. Machen Sie deutlich, dass Sie sich über eine Einladung hierzu freuen. Sie können auch schreiben, dass Sie bereits Ideen entwickelt haben, die Sie gerne im Vorstellungsgespräch präsentieren würden. Damit machen Sie den Personalverantwortlichen neugierig – was Ihre Chancen auf eine Einladung zum Bewerbungsgespräch steigern kann.
Bauen Sie den Lebenslauf durchdacht auf
Während viele Bewerber vergleichsweise viel Zeit auf ihr Anschreiben verwenden, vernachlässigen sie häufig den Lebenslauf. Oft gibt es ein bestehendes Dokument, das mit nur leichten Veränderungen über Jahre immer wieder genutzt wird, wenn eine Bewerbung verschickt wird. Mit einem solchen Vorgehen nutzen Sie jedoch nicht das volle Potenzial, das Ihnen der Lebenslauf bietet.
Der Lebenslauf lässt sich ebenso individuell gestalten wie ein Bewerbungsschreiben. Das gelingt Ihnen, indem Sie für jeden möglichen Arbeitgeber neu entscheiden, welche Punkte besonders wichtig sind. Diese Punkte stellen Sie dann prominent im Lebenslauf dar. Das kann zum Beispiel bedeuten, dass Sie bei einer bestimmten Bewerbung einen im Studium gewählten Schwerpunkt erwähnen, weil er inhaltlich relevant für den angestrebten Job ist. Genauso kann es sinnvoll sein, bei der Bewerbung für eine bestimmte Stelle ein Ehrenamt zu erwähnen, das in einer anderen Bewerbung weniger wichtig ist.
Auch die Optik ist wichtig. Entscheiden Sie sich für ein professionelles, ansprechendes Design. Ihr Lebenslauf sollte jedoch nicht überladen wirken, sondern maximal übersichtlich sein. Es lohnt sich außerdem, in ein gutes Bewerbungsfoto zu investieren. Zwar ist das Foto nicht verpflichtend, aber zumindest unterbewusst lassen sich viele Personaler auch davon beeinflussen, wenn es darum geht, welche Bewerber in die engere Wahl genommen werden.