Silodenken: Wie kann es durchbrochen werden?
Silodenken ist ein Phänomen, das sich nach wie vor in vielen Unternehmen beobachten lässt. Für die betroffenen Firmen ist Silodenken hinderlich; es kann Wachstum und Produktivität ebenso mindern wie Innovation. Hier erfahren Sie, was Silodenken genau ist, welche Merkmale und Ursachen es hat und welche Möglichkeiten es gibt, einem Silo-Effekt entgegenzuwirken.
Silodenken Definition: Was ist Silodenken?
Silodenken wird auch als Bereichsdenken oder Silo-Effekt bezeichnet. Was genau steckt dahinter? Jedes Unternehmen – zumindest ab einer bestimmten Größe – hat verschiedene Abteilungen, die unterschiedliche Aufgaben übernehmen und verschiedene Fachgebiete besetzen. Wie diese Abteilungen zusammenarbeiten (oder auch nicht), hat Auswirkungen auf den Erfolg eines Unternehmens.
Herrscht in einem Unternehmen ein Silodenken vor, ist das Abteilungsdenken stark ausgeprägt. Die Mitarbeiter der verschiedenen Abteilungen sehen ihre Arbeit nur im Kontext ihrer eigenen Abteilung und blicken nicht über deren Grenzen hinaus. Die Abteilungen sind bei einem Silo-Effekt also recht starr voneinander abgetrennt und agieren unabhängig voneinander. Der Begriff Silodenken leitet sich von den Eigenschaften von Silos ab: Silos, in denen zum Beispiel Getreide oder Tierfutter gelagert werden kann, erledigen ihren Zweck. Nach außen sind sie aber strikt abgegrenzt. Gibt es mehrere Silos, stehen diese autark nebeneinander, ohne dass es zwischen ihnen Berührungspunkte gibt.
Merkmale: Daran können Sie Silodenken erkennen
Verschiedene Merkmale können darauf hindeuten, dass in einem Unternehmen ein Silodenken herrscht. Typischerweise sind die verschiedenen Abteilungen solcher Firmen strikt voneinander getrennt. Es gibt zwischen ihnen keine Überschneidungen, sondern jede Abteilung erledigt ihre Arbeit für sich. Das führt dazu, dass die jeweiligen Abteilungen ihre eigenen Lösungen und Ansätze entwickeln, ohne sich dabei mit Kollegen aus anderen Abteilungen abzustimmen.
Bei einem Silodenken denkt jede Abteilung in erster Linie an sich selbst. Das „große Ganze“, also das gesamte Unternehmen, gerät dabei in den Hintergrund oder wird sogar bewusst missachtet. Die verschiedenen Abteilungen kooperieren nicht miteinander, es gibt keine Überschneidungen und keinen Austausch von Wissen und Erfahrungen. Der Silo-Effekt muss nicht bedeuten, dass die unterschiedlichen Abteilungen gar nicht in Kontakt miteinander stehen – es kann zum Beispiel regelmäßige Meetings geben, die abteilungsübergreifend angesetzt werden. Im Fall eines Silodenkens werden solche Treffen aber nicht genutzt, um zum Beispiel von anderen Abteilungen zu lernen.
Mitunter kann Silodenken auch dazu führen, dass die Abteilungen eines Unternehmens nicht nur nicht miteinander kommunizieren, sondern sogar gegeneinander arbeiten. Ein damit häufig verbundenes Konkurrenzdenken kann sich durch die Strukturen in einem Unternehmen und die Vorgaben der Geschäftsführung ergeben.
Gründe: Welche Ursachen kann Silodenken haben?
Besonders in größeren Unternehmen kann sich im Laufe der Zeit ein Silodenken in den unterschiedlichen Abteilungen ausbilden, wobei ein Silo-Effekt natürlich auch in kleineren Firmen auftreten kann. Zu einem Silo-Effekt kann es kommen, wenn die Strukturen starr sind und eine abteilungsübergreifende Kooperation vonseiten des Managements nicht aktiv befördert wird.
Die Ursachen, die Silodenken haben kann, sind vielfältig. Mitunter konkurrieren verschiedene Abteilungen um Ressourcen innerhalb des Unternehmens. In solchen Fällen stehen die Abteilungen oft ganz bewusst in Konkurrenz zueinander. Es kann auch sein, dass die unterschiedlichen Abteilungen aufgrund ihrer fachlichen Ausrichtung naturgemäß divergierende Interessen haben. Im Controlling geht es zum Beispiel in erster Linie darum, dem Unternehmen zu einem möglichst wirtschaftlichen Arbeiten zu verhelfen, während andere Abteilungen an neuen Ideen feilen können, die Geld kosten und deshalb nicht im Interesse des Controllings sind, weil man dort lieber sparen möchte.
Ein Silodenken kann auch dadurch befördert werden, dass der Grad der Spezialisierung in den Abteilungen hoch ist. Fehlen Generalisten in den Teams, kann der Austausch mit anderen Abteilungen erschwert werden. Dasselbe gilt natürlich auch dann, wenn die Kommunikationswege an sich mangelhaft sind. Dadurch kann eine Situation entstehen, in der die eine Abteilung nicht weiß, was die andere eigentlich macht. Nicht zuletzt kann auch ein mangelndes Wissen um den Silo-Effekt und seine unerwünschten Folgen eine Rolle spielen, wenn ein Siloeffekt auftritt und nicht behoben wird.
Darum ist Silodenken so schädlich
Dass Abteilungen auf bestimmte Aufgaben und Fachgebiete spezialisiert sind, ist etwas ganz Normales – dafür wurden sie ja gerade geschaffen. Dieser Umstand ist also für sich genommen kein Problem. Wenn Abteilungen in einem Unternehmen aber wie Silos denken und ganz überwiegend oder sogar ausschließlich mit sich selbst befasst sind, kann das eine ganze Reihe an unerwünschten Konsequenzen für das Unternehmen nach sich ziehen.
Starre Strukturen und mangelnde Kommunikation und Kooperation innerhalb eines Unternehmens können dazu führen, dass das Unternehmen Chancen ungenutzt lässt, die sich in anderen Umständen ergeben könnten. Das kann die Innovation hemmen – ein klarer Wettbewerbsnachteil. Außerdem steigen die Kosten für Unternehmen durch Silodenken in vielen Fällen an: Oft befassen sich die verschiedenen Abteilungen mit denselben Problemen und entwickeln mühsam Lösungen dafür. Diese Lösungen werden aber nicht an andere Abteilungen weitergegeben, sondern auch diese durchlaufen denselben, oft langwierigen Prozess. Mögliche Synergieeffekte werden nicht genutzt. Auch Fehler, die durch besseren Austausch zwischen den Abteilungen vermieden werden könnten, kosten Unternehmen Geld.
Mit einer besseren Kooperation ließen sich viele Aufgaben und Projekte schneller umsetzen. Das bedeutet, dass Silodenken ineffizient ist. Firmen sind außerdem häufig weniger agil; sie können auf Entwicklungen in ihrem jeweiligen Tätigkeitsbereich weniger rasch reagieren. Das bedeutet Nachteile gegenüber der Konkurrenz.
Eine Studie der Hochschule Koblenz, für die mehr als 70 Unternehmen zum Silo-Effekt befragt wurden, hat einen direkten Zusammenhang zwischen der Ausprägung des Silodenkens und dem Erfolg der Firmen gezeigt. Auch die Mitarbeiterzufriedenheit kann demnach durch Silodenken negativ beeinflusst werden. Damit ist Silodenken auch ein Nachteil für Unternehmen, wenn es darum geht, gute Mitarbeiter zu halten und fähige Bewerber anzulocken.
Lösungen: Wie kann man Silodenken aufbrechen und verhindern?
Silodenken ist schädlich für Unternehmen. Mit diesem Wissen gelingt es Unternehmen im besten Fall, einen Silo-Effekt von vornherein zu verhindern. Ist hingegen schon ein Silodenken vorhanden, ist es höchste Zeit, gegenzusteuern, um das Silodenken aufzubrechen. Dafür gibt es verschiedene Ansätze.
Grundsätzlich ist es wichtig, die innerbetriebliche Kommunikation zwischen verschiedenen Abteilungen zu fördern. Hierbei sind Unternehmen gefragt, die Voraussetzungen für eine möglichst leichte und gute Kommunikation zu schaffen und den Transfer von Wissen und Erfahrungen zu erleichtern. Das kann dafür sorgen, dass sich nicht mehrere Abteilungen mit derselben Problematik beschäftigen müssen, sondern davon profitieren, wenn eine Abteilung schon eine Lösung hierfür gefunden hat.
Um Silodenken aufzubrechen, sollte außerdem das Wir-Gefühl über die verschiedenen Abteilungen hinweg gestärkt werden. Dazu gibt es diverse Möglichkeiten, zum Beispiel Teambuilding-Events oder räumliche Strukturen, bei denen die Abteilungen nicht zu stark voneinander abgetrennt sind. Wichtig ist auch, inwieweit sich die Mitarbeiter mit dem Unternehmen identifizieren. Je stärker die Identifikation der Beschäftigten mit dem Arbeitgeber und seinen Zielen, desto motivierter sind sie und desto eher zeigen sie unternehmerisches Denken. Die Wahrscheinlichkeit, dass alle an einem Strang ziehen, damit das Unternehmen erfolgreich ist, steigt unter diesen Umständen.
Abteilungsübergreifende Projekte können Silodenken abbauen
Ein weiterer Ansatzpunkt sind interdisziplinäre Teams und abteilungsübergreifende Projekte. Das bringt die Mitarbeiter zusammen und stärkt den Austausch zwischen ihnen ebenso wie den Zusammenhalt. Außerdem bekommen die Mitarbeiter ein besseres Verständnis für die Arbeit von Kollegen aus anderen Abteilungen, aber auch von deren Vorstellungen und Zielen.
Wenn es darum geht, Silodenken aufzubrechen, findet sich in vielen Ratgebern der Vorschlag von rotierenden Jobs. Die Mitarbeiter wechseln dabei nach einer gewissen Zeit ihren Arbeitsplatz innerhalb des Unternehmens. Die Theorie klingt dabei vielversprechend: Die Mitarbeiter lernen dabei verschiedene Abteilungen kennen und können sich somit besser in die jeweiligen Belange einer Abteilung einfühlen. Auch der Kontakt zwischen Mitarbeitern aus verschiedenen Abteilungen wird dadurch gestärkt. Inwieweit diese Idee auch praktisch umsetzbar ist, hängt jedoch vom Unternehmen, den Mitarbeitern und ihren Qualifikationen und den Jobs an sich ab. In vielen Fällen dürfte der Ansatz unrealistisch sein.
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