Verhinderungspflege 2024: Alles rund um den Antrag und Höhe

Häusliche Pflege durch Angehörige oder Freunde ermöglicht Pflegebedürftigen, in den eigenen vier Wänden wohnen zu bleiben. Die pflegende Person kann jedoch zu bestimmten Zeiten verhindert sein, etwa, weil sie im Urlaub oder erkrankt ist. Dann kann eine Verhinderungspflege genutzt werden, durch die die Pflege sichergestellt wird. Was genau das ist, welche Voraussetzungen erfüllt sein müssen und wie viel Geld es von der Pflegekasse gibt – in diesem Artikel erfahren Sie es.

Eine Frau hilft einer älteren Frau, was ist Verhinderungspflege?

Verhinderungspflege: Was ist das?

Viele Menschen pflegen einen Angehörigen, Freund oder Bekannten in dessen Zuhause. Häusliche Pflege durch Angehörige kann eine ambulante Pflege überflüssig machen und dafür sorgen, dass die betreffende Person länger bei sich zuhause leben kann, ohne ins Pflegeheim zu müssen. Allerdings kann es passieren, dass die betreuende Person verhindert ist. Sie muss vielleicht zum Arzt, hat einen anderen Termin oder ist im Urlaub. Dann braucht es jemanden, der sie ersetzt.

Hier setzt die sogenannte Verhinderungspflege, auch bekannt als Ersatzpflege, an. Durch Verhinderungspflege soll die pflegende Person unterstützt und entlastet werden, wenn sie vorübergehend verhindert ist. Genutzt werden kann sie zum Beispiel in den folgenden Fällen:

  • Krankheit
  • Urlaub
  • Arzttermine
  • Krankenhausaufenthalte
  • Rehas oder Kuren
  • berufliche Verpflichtungen, etwa Dienstreisen oder Termine
  • Teilnahme an Kursen, Fortbildungen oder Weiterbildungen
  • private Veranstaltungen und Freizeitgestaltung, etwa Einkauf oder Feiern

Wenn die Person, die die pflegebedürftige Person eigentlich betreut, verhindert ist, zahlt die Pflegeversicherung eine Ersatzpflege. Rechtlich ist diese Verhinderungspflege in § 39 Elftes Buch Sozialgesetzbuch (SGB XI) geregelt. Die verhinderte betreuende Person kann dann zum Beispiel durch einen ambulanten Pflegedienst oder einzelne Pflegekräfte, andere Angehörige oder Ehrenamtliche ersetzt werden – zumindest, soweit bestimmte Voraussetzungen erfüllt sind.

Voraussetzungen: Wann kann man Verhinderungspflege beantragen?

Nicht in jedem Fall besteht auf Verhinderungspflege Anspruch. Welche Personen können Anträge auf Verhinderungspflege bei der Pflegekasse stellen? Das sind die Voraussetzungen:

  • Grundsätzlich kommt diese Option nur für Personen in Betracht, die eine andere Person zuhause pflegen, zum Beispiel einen Angehörigen, Freund, Verwandten oder Bekannten. Keine Option ist Verhinderungspflege hingegen, wenn die pflegebedürftige Person durch einen Pflegedienst betreut wird.
  • Eine weitere Voraussetzung, um einen Antrag auf Verhinderungspflege stellen zu können, ist ein bestimmter Pflegegrad der pflegebedürftigen Person. Eine Verhinderungspflege zu beantragen, ist ab Pflegegrad 2 bis Pflegegrad 5 möglich. Entscheidend ist, dass ein solcher Pflegegrad zum Zeitpunkt der Antragstellung besteht – wenn die pflegebedürftige Person zuvor Pflegegrad 1 hatte, ist das unerheblich.
  • Außerdem wird für den Anspruch auf Verhinderungspflege vorausgesetzt, dass die häusliche Pflege bereits seit mindestens sechs Monaten stattfindet. Als Beginn der Pflege wird in der Regel der Zeitpunkt herangezogen, an dem die Pflegestufe genehmigt wurde.

Die Bezugsdauer der Verhinderungspflege ist zeitlich begrenzt, und zwar auf maximal sechs Wochen (42 Tage) im Kalenderjahr.

Für Betroffene mit den Pflegegraden 4 und 5, die das 25. Lebensjahr noch nicht abgeschlossen haben, gilt seit Januar 2024 eine maximale Bezugsdauer von acht Wochen. Zudem entfällt die Vorpflegezeit von sechs Monaten. Ab dem 1. Juli 2025 sollen diese neuen Regelungen auch für andere pflegebedürftige Personen ab Pflegegrad 2 gelten.

Verhinderungspflegeantrag stellen: So geht es

Für Anträge für Verhinderungspflege ist die Pflegekasse der richtige Ansprechpartner. Sie müssen Ihren Antrag auf Verhinderungspflege an die Pflegeversicherung richten. Entsprechende Formulare finden Sie im Internet. Laden Sie sich das Dokument herunter, füllen Sie es aus und schicken Sie es an die Pflegekasse, damit der Antrag bearbeitet werden kann. Am besten nehmen Sie schon vor der Beantragung der Verhinderungspflege Kontakt mit der Pflegeversicherung auf. Dabei können Sie individuelle Fragen klären und sich zum Beispiel nach der voraussichtlichen Höhe der Leistung erkundigen.

Kann man Verhinderungspflege rückwirkend beantragen? Es ist nicht zwingend nötig, Verhinderungspflege im Voraus zu beantragen, zumal es gar nicht immer möglich ist, abzusehen, wann man sie brauchen wird. Verhinderungspflege rückwirkend zu beantragen ist also kein Problem. Wenn Sie schon im Vorfeld wissen, dass eine Verhinderungspflege erforderlich sein wird, ist es aber sinnvoll, den Antrag frühzeitig zu stellen.

Wird Verhinderungspflege überprüft? Nein, bei Anträgen auf Verhinderungspflege gibt es keine Nachweispflicht. Sie müssen keine Gründe dafür nennen, warum die Verhinderungspflege notwendig ist. Die Pflegekasse braucht aber Belege über die Kosten, die durch die Verhinderung der eigentlichen Pflegeperson entstanden sind, also etwa eine Rechnung von einem ambulanten Pflegedienst oder einer Privatperson, die die Betreuung übernommen hat.

Verhinderungspflege 2024: Wie viel Verhinderungspflegegeld gibt es?

Im Rahmen einer Verhinderungspflege können zum Beispiel Kosten für einen ambulanten Pflegedienst, eine stationäre Einrichtung zur Pflege, Verdienstausfall oder einen Stundenlohn für einen Nachbarn oder Freund, der die Pflege übernimmt, erstattet werden. Wie ist bei Verhinderungspflege die Höhe der Beträge geregelt? Es kommt auf die Umstände im Einzelfall an.

Bei einer Verhinderungspflege durch Angehörige gibt es weniger Geld von der Pflegekasse. Wer mit der pflegebedürftigen Person zusammenwohnt oder bis zum zweiten Verwandtschaftsgrad mit ihr verwandt ist, bekommt von der Pflegekasse maximal den 1,5-fachen Betrag des Pflegegelds, das dem festgestellten Pflegegrad entspricht.

Mehr Verhinderungspflegegeld ist möglich, wenn die Pflege von einem Pflegedienst übernommen wird oder jemand einspringt, der nicht nah (oder gar nicht) mit der pflegebedürftigen Person verwandt ist. In solchen Fällen kommt die Pflegekasse für Aufwendungen der Verhinderungspflegepflege in Höhe von bis zu 1.612 Euro im Kalenderjahr auf.

Diese Summe kann grundsätzlich aufgeteilt werden. Ein Teil davon kann zum Beispiel an einen Pflegedienst fließen, während der andere Teil an einen Nachbarn geht, der für die Pflege eingesprungen ist und dafür Geld bekommen hat. Dabei kann die Versicherungspflege auch stundenweise abgerechnet werden. Das Pflegegeld wird während einer Verhinderungspflege zu 50 Prozent weitergezahlt.

Kann man Kurzzeitpflege mit Verhinderungspflege kombinieren?

Es kann sehr belastend sein, sich um Eltern, andere Angehörige oder Freunde in deren Zuhause zu kümmern. Der Anspruch auf Verhinderungspflege macht es möglich, sich auch mal Auszeiten zu nehmen – und die Gewissheit zu haben, dass die Pflege des Angehörigen gesichert ist, wenn man mal nicht kann. Neben der Verhinderungspflege kommt in solchen Fällen auch eine Kurzzeitpflege in Betracht. Was ist das?

Ein Antrag auf Kurzzeitpflege kann gestellt werden, wenn Angehörige zeitweise stationär gepflegt werden müssen. Das kann zum Beispiel im Anschluss an einen Krankenhausaufenthalt der Fall sein, um einen erhöhten Pflegebedarf abzufedern oder weil die eigentliche Betreuungsperson erkrankt ist. Ein Anspruch auf Kurzzeitpflege besteht wie bei der Verhinderungspflege ab Pflegegrad 2.

Dabei ist es möglich, Kurzzeitpflege und Verhinderungspflege miteinander zu kombinieren. Nicht immer reicht die Verhinderungspflege in Höhe von maximal 1.612 Euro im Jahr aus, um die entstehenden Kosten zu decken. Wer noch mehr Geld benötigt, kann zusätzlich zur Verhinderungspflege bis zu 806 Euro aus dem Budget für Kurzzeitpflege nutzen, soweit dieses Budget noch zur Verfügung steht. Die Verhinderungspflege kann dann mit der Kurzzeitpflege verrechnet werden. Konkret stehen Betroffenen damit bis zu 2.418 Euro im Jahr für Ersatzpflege zur Verfügung. 

Ab Juli 2025 sollen die Verhinderungspflege und die Kurzzeitpflege in einem Entlastungsbudget von bis zu 3.539 Euro pro Jahr zusammengefasst werden. Für Pflegebedürftige bis 25 Jahre, die den Pflegegrad 4 oder 5 haben, gibt es dieses Entlastungsbudget schon jetzt. Im Jahr 2024 beläuft es sich auf 3.386 Euro.

Besteht bei Verhinderungspflege eine Steuerpflicht?

Muss man Verhinderungspflege versteuern? Das hängt von verschiedenen Faktoren ab, zum Beispiel davon, wer die Pflege ersatzweise übernimmt und wie häufig die Person einspringt. Ebenso kommt es darauf an, wie hoch die Einnahmen aus der Ersatzpflege sind.

Für nahestehende Angehörige (bis zum 2. Grad) ist Verhinderungspflege steuerfrei, allerdings nur dann, wenn nur eine Person gepflegt wird. Pflegt jemand hingegen mehrere Personen oder kümmert sich öfter um sie, ist es besser, sich beim Finanzamt zu erkundigen, wie in steuerlicher Hinsicht mit der Verhinderungspflege verfahren werden soll. In der Steuererklärung angegeben werden müssen Einnahmen durch Verhinderungspflege übrigens auch dann, wenn sie steuerfrei sind. Das hängt damit zusammen, dass es die Aufgabe des Finanzamts ist, zu entscheiden, welche Einkünfte steuerfrei sind, und nicht die des Steuerpflichtigen.

Wo erhält man weitere Informationen zur Verhinderungspflege?

Rund um die Versicherungspflege können sich viele Fragen ergeben. Zum Beispiel, welche Höhe die Versicherungspflege bei Pflegegrad 3 hat. Oder wie viel Geld ein Verwandter im Rahmen der Ersatzpflege bekommen kann. Wenn Sie zur Verhinderungspflege Fragen haben oder sich darüber weitere Informationen einholen wollen, können Sie sich direkt an die Pflegekasse oder aber die Krankenkasse wenden.

Weitere Ansprechpartner sind Pflegestützpunkte und Sozialdienste von Pflegediensten, Pflegeeinrichtungen und behandelnden Krankenhäusern. Informationen zur Ersatzpflege finden Sie darüber hinaus auch auf der Webseite des Bundesgesundheitsministeriums und auf zahlreichen weiteren Seiten im Internet.

Bildnachweis: thodonal88 / Shutterstock.com

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