Projektmanagement-Zertifizierung: Lohnt sie sich?

Zertifizierungen im Projektmanagement liegen im Trend. Eine solche Zertifizierung kann als Alleinstellungsmerkmal dienen, mit dem Sie Ihre Kompetenz in Sachen Projektmanagement deutlich machen können. Aber: Benötigt man wirklich ein Projektmanagement-Zertifikat, um Projekte erfolgreich durchführen zu können? Lohnt sich die Investition? Und wie aufwendig und teuer ist die Zertifizierung?

Ein Stempel wird auf ein Dokument gesetzt, was ist eine Projektmanagement-Zertifizierung?

Diese Vorteile kann eine Projektmanagement-Zertifizierung bieten

Projektmanagement, kurz PM, spielt in vielen Unternehmen eine immer wichtigere Rolle. Erfahrene Fachkräfte, die sich mit Projektmanagement auskennen, sind deshalb immer gefragter. Wer entsprechende Kompetenzen vorweisen kann, hat bei der Jobsuche oft bessere Chancen. Nur: Behaupten kann ein Bewerber viel. Wirklich greifbar ist die Expertise erst, wenn sie durch ein Projektmanagement-Zertifikat untermauert wird. Für Arbeitgeber ist es dann wesentlich leichter, einzuschätzen, wie erfahren jemand im Projektmanagement wirklich ist.

Eine Zertifizierung im Projektmanagement dient als Nachweis für Qualifikationen und Kompetenzen in Sachen PM. Gerade bei internationalen Projekten kann das sehr hilfreich sein. Es sorgt für Transparenz und kann Vertrauen schaffen, wenn internationalen Standards in Sachen Projektmanagement nachweislich erfüllt werden. Eine Projektmanagement-Zertifizierung signalisiert Expertise, Erfahrung in gängigen PM-Methoden und ermöglicht eine gemeinsame Sprache.

Projektmanagement als Schlüsselkompetenz

Projektmanager, die eine PM-Zertifizierung vorweisen können, können damit nicht nur häufig bessere Ergebnisse bei Projekten erzielen. Sie können mit der Zertifizierung auch ihre Karriere vorantreiben und die Grundlage für den beruflichen Aufstieg schaffen. Projektmanagement gilt zunehmend als Schlüsselkompetenz. Wer mit Detail-Wissen in diesem Bereich punkten kann, ist handlungsfähiger in einer zunehmend komplexen Umgebung, die durch globale Lieferketten und anspruchsvollere und umfangreichere Projekte gekennzeichnet ist.

Mit einer Projektmanagement-Zertifizierung können Sie seriöser und kompetenter wirken. Davon profitieren Sie auch, wenn Sie nicht auf Jobsuche sind: Ihr Arbeitgeber traut Ihnen womöglich mehr zu, was Ihnen mehr Chancen verschafft, Ihre Expertise unter Beweis zu stellen. Besonders für Führungspositionen ist Projektmanagement-Kompetenz wichtig.

Auch für Arbeitgeber ist es wünschenswert, wenn Mitarbeiter eine PM-Zertifizierung haben. Teams können dann tendenziell besser und reibungsloser zusammenarbeiten. Erfahrene Projektmanager können außerdem Wettbewerbsvorteile bieten und dem Unternehmen helfen, lukrative Aufträge an Land zu ziehen. 

Wie läuft eine Projektmanagement-Zertifizierung ab?

Um entscheiden zu können, ob sich eine PM-Zertifizierung lohnt, müssen Sie wissen, was eine Zertifizierung für Sie konkret bedeuten würde. Wie ist der Ablauf? Das hängt davon ab, für welche Zertifizierung Sie sich genau entscheiden, zum Beispiel eine IPMA-Zertifizierung oder eine PRINCE2-Zertifizierung.

Je nach Zertifizierung kann es sein, dass bestimmte Voraussetzungen für eine Teilnahme beziehungsweise die Teilnahme an der Prüfung erfüllt sein müssen. Das kann zum Beispiel bedeuten, dass Sie Projekterfahrung oder den Besuch von Seminaren nachweisen müssen. Auch Abitur oder Fachabitur kann verlangt werden. Es gibt jedoch auch Angebote, für die als Abschluss die Mittlere Reife in Kombination mit Berufserfahrung als Nachweis ausreicht.

Wer die Voraussetzungen erfüllt, kann sich zur Prüfung anmelden. Häufig handelt es sich dabei um mehrstündige Multiple-Choice-Tests, die in einem Testcenter, zum Teil auch vom heimischen PC aus gemacht werden können. Zur Vorbereitung können oder müssen Vorbereitungsseminare besucht werden, die in der Regel mehrere Tage umfassen. Viele Anbieter setzen alternativ oder zusätzlich auf Online-Trainings.

Welche Kosten eine Projektmanagement-Zertifizierung verursachen kann, hängt wiederum vom konkreten Angebot ab. Sie können dabei üblicherweise mit 1.500 bis 2.000 Euro rechnen. Wer die Prüfung besteht, darf sich anschließend zertifizierter Projektmanager nennen. Das Projektmanagement-Zertifikat ist meist einige Jahre lang gültig – in der Regel zwischen drei und fünf –, bevor es erlischt. Anschließend besteht die Möglichkeit einer Rezertifizierung.

Zertifizierung im Projektmanagement: Lohnt es sich?

Keine Frage, es ist immer praktisch, Zertifikate vorweisen zu können, um die eigenen Karrierechancen zu verbessern. Nun ist eine Projektmanagement-Zertifizierung allerdings nicht ganz günstig und noch dazu mit einem gewissen Aufwand verbunden. Vor diesem Hintergrund ist die Frage legitim, ob sich der finanzielle und zeitliche Aufwand für eine PM-Zertifizierung lohnt.

Wie so oft lautet die Antwort: Es kommt darauf an. Eine Rolle spielt Ihre persönliche berufliche Situation. Wo stehen Sie derzeit, wo wollen Sie hin? Wie wichtig ist Projektmanagement in Ihrem Berufsalltag? Wie nützlich könnte es sein, tiefer in die Materie einzusteigen? Wäre ein Projektmanagement-Zertifikat ein überzeugendes Aushängeschild, das Ihre Chancen verbessern könnte? Von den Antworten auf solche Fragen hängt ab, wie lohnenswert eine Zertifizierung im Projektmanagement für Sie sein kann.

Laut einer Umfrage für den Projektmanagement-Report 2022 hat eine Projektmanagement-Zertifizierung der Mehrzahl der Befragten viele Vorteile gebracht. Knapp zwei Drittel (72 Prozent) der Befragten gaben an, dass sie sich durch die Zertifizierung sicherer im Projektalltag fühlen würden. Fast jeder Zweite (41 Prozent) sah bessere Chancen bei Bewerbungen oder Beförderungen für sich. Weitere genannte Vorteile waren erfolgreichere Projekte und ein besserer Ruf als kompetenter Projektmanager. 18 Prozent der Befragten gaben jedoch zu Protokoll, dass die Zertifizierung Ihnen keine Vorteile gebracht habe.

Wägen Sie deshalb ab, was Sie eine PM-Zertifizierung kosten würde und welche Vorteile Sie sich davon ganz konkret erhoffen. Entscheidend ist nicht nur, ob Ihnen eine Zertifizierung im Projektmanagement überhaupt etwas bringt, sondern auch, um welche konkrete Zertifizierung es dabei gehen würde.

Projektmanagement-Zertifikat: Kosten vs. Nutzen

Eine Pro-Contra-Liste kann Ihnen dabei helfen, zu entscheiden, ob eine Projektmanagement-Zertifizierung für Sie sinnvoll wäre oder nicht. Dabei stellen Sie Kosten und Nutzen einer Zertifizierung gegenüber.

Auf der Nutzen-Seite könnte zum Beispiel stehen, dass eine Projektmanagement-Zertifizierung eine Investition in Ihre Karriere ist. Sie können sich dadurch bessere Chancen im Beruf verschaffen oder Ihre Projekte leichter und erfolgreicher durchführen. Fachwissen und Kompetenzen in Sachen Projektmanagement nachweisen zu können, ein tieferes Verständnis für PM zu haben und internationale Standards zu kennen, kann Ihnen Wettbewerbsvorteile bieten.

Diesen individuellen Vorteilen stehen die Kosten gegenüber, die eine Projektmanagement-Zertifizierung mit sich bringen würde – finanziell und zeitlich. Die Kurse und Prüfungen kosten meist viel Geld. Gegebenenfalls besteht die Chance, dass sich der Arbeitgeber an den Kosten beteiligt. Fragen Sie ruhig nach, welche Optionen es diesbezüglich gibt. Sie müssen außerdem die nötige Zeit für die Vorbereitungsseminare und die Prüfungsvorbereitung aufbringen können. Das kann in einem stressigen, vollen Alltag ein Problem sein. Bedenken Sie, dass die meisten Projektmanagement-Zertifikate nur einige wenige Jahre gültig sind. Anschließend müssen Sie gegebenenfalls Zeit und Geld in eine Rezertifizierung stecken – das kommt nicht für jeden infrage.

Eine Projektmanagement-Zertifizierung ist nicht der einzige Weg, sich im Bereich Projektmanagement weiterzubilden. Sie können Ihr Wissen auch mit der Teilnahme an Schulungen, Seminaren und Workshops vertiefen. Das kann besonders dann eine vielversprechende Alternative zu einer formelleren PM-Zertifizierung sein, wenn Sie im Joballtag höchstens kleinere Projekte durchführen. 

Tipps zur Auswahl einer PM-Zertifizierung

Projektmanagement-Zertifizierung ist nicht gleich Projektmanagement-Zertifizierung. Es gibt unzählige Anbieter auf dem Markt, wodurch es oft gar nicht so leicht ist, zu entscheiden, was wirklich lohnenswert sein kann. Zu den bekanntesten Zertifizierungsanbietern gehören die International Project Management Association, IPMA, das Project Management Institute (PMI) sowie Projects in Controlled Environments (PRINCE2) von AXELOS.

Informieren Sie sich im Detail, was die jeweiligen Projektmanagement-Zertifizierungen beinhalten und welche Vorteile sie Ihnen konkret bringen können. Faktoren, die Sie bei der Entscheidung für eine Zertifizierung berücksichtigen sollten, sind zum Beispiel Ihre Bedürfnisse im Berufsalltag, Ihre Erfahrung, die genutzte Methodik – etwa agile oder klassische Projektmanagement-Methoden – und die Branche, in der Sie tätig sind. Achten Sie darauf, wo Sie arbeiten oder arbeiten wollen, und welche Zertifizierungen in diesem Bereich üblich sind.

Exemplarisch stellen wir Ihnen drei bekannte Varianten von Projektmanagement-Zertifikaten näher vor: IPMA, PRINCE2 und PMP.

IMPA-Zertifizierung

Bei der International Project Management Association (IPMA) handelt es sich um einen Dachverband im Bereich Projektmanagement mit zugehörigen Organisationen in mehr als 60 Ländern. In Deutschland folgt die GPM-Zertifizierung den Standards des IPMA-Projektmanagements.

Die GPM bietet ein Angebot in mehreren Stufen, das sich an Einsteiger bis Experten richtet. Das ermöglicht es, sich kontinuierlich weiterzuentwickeln. Eine GPM-Zertifizierung kann sich sowohl für Menschen eignen, die bislang keine Berührungspunkte mit Projekten hatten, als auch für erfahrene Fachkräfte eine gute Wahl sein, die ihr Wissen weiter vertiefen möchten. Abhängig vom gewählten Zertifizierungsanbieter kosten IPMA-Zertifizierungen einige Hundert bis Tausend Euro.

PRINCE2-Zertifizierung

Ähnlich anerkannt wie IMPA-Zertifizierungen sind PRINCE2-Zertifizierungen, die vom Unternehmen AXELOS verwaltet werden. Die Teilnehmer eignen dabei sich Wissen über flexible Projektmanagement-Ansätze an. Die Zertifizierung orientiert sich an Prozessen und ist produktbezogen.

Möglich sind zwei Qualifikationsstufen: Im Bereich Foundation lernen Sie die Grundlagen des Projektmanagements kennen, während es in der Stufe Practitioner um konkrete Anforderungen in bestimmten Situationen geht. Letzteres Angebot richtet sich an erfahrene Projektmanager, die schon ein erstes Zertifikat vorweisen können. Eine PRINCE2-Zertifizierung kostet je nach konkretem Angebot zwischen mehreren Hundert und mehreren Tausend Euro.

PMP-Zertifizierung

Nichts falsch machen können Sie auch mit einer PMP-Zertifizierung im Projektmanagement. PMP steht für Project Management Professional. Es handelt sich um ein Angebot von PMI, dem weltweit größten Projektmanagement-Netzwerk.

Eine PMP-Zertifizierung eignet sich besonders für Projektmanager, die mit komplexen Vorhaben zu tun haben und schon praxiserfahren sind. Prüfungen können vor Ort in einem Testcenter oder online absolviert werden. Angeboten werden zwei Modelle, die mit unterschiedlichen Voraussetzungen verbunden sind. Die Kosten für eine PMP-Zertifizierung bewegen sich üblicherweise zwischen 2.000 und 3.000 Euro.

Ist eine Rezertifizierung empfehlenswert?

Projektmanagement-Zertifizierungen kosten viel Geld und bringen einen gewissen Aufwand mit sich. Noch dazu reicht es nicht, einmal ein Projektmanagement-Zertifikat erworben zu haben – viele Zertifikate sind nur drei Jahre lang gültig. Anschließend kann das eigene Wissen mit einer Rezertifizierung aufgefrischt werden. Die relativ kurze Gültigkeit von Projektmanagement-Zertifikaten ist nicht unumstritten, und sie schreckt so manchen Interessierten grundsätzlich von einer Zertifizierung im Projektmanagement ab.

Lohnt sich eine Zertifizierung, auch wenn schon nach einigen Jahren eine Rezertifizierung erforderlich ist? Das kommt darauf an. Sie sind natürlich nicht gezwungen, sich rezertifizieren zu lassen. Ob Sie an einer Rezertifizierung teilnehmen, bleibt Ihnen überlassen. Eine Rezertifizierung zeigt zwar, dass Ihr Wissen auf dem neusten Stand ist und Sie zwischenzeitlich am Ball geblieben sind. Das heißt aber nicht, dass das ursprüngliche Zertifikat nach dem Gültigkeitszeitraum wertlos wäre.

Auch ein abgelaufenes Projektmanagement-Zertifikat kann bei Bewerbungen nützlich sein

Sie können Ihr Projektmanagement-Zertifikat auch nach seinem Ablauf im Lebenslauf erwähnen – mit den entsprechenden Daten, versteht sich. Sie haben die Prüfung schließlich bestanden, und das damit verbundene Wissen ist nicht einfach weg. Vor allem, wenn Sie seither weitere Erfahrungen im Projektmanagement gesammelt haben, dürfte es für viele Arbeitgeber keinen großen Unterschied machen, dass Sie keine Rezertifizierung vorweisen können. Je stärker Sie sich als Experte auf dem Gebiet präsentieren können, desto weniger steht Ihnen eine nicht vorhandene Rezertifizierung bei Bewerbungen im Weg.

Alternativ können Sie Ihre Zertifizierung natürlich auch auffrischen. Ob das sinnvoll ist, hängt davon ab, welche Kosten die Rezertifizierung im Einzelfall verursacht und ob Sie zum entsprechenden Zeitpunkt die nötige Zeit dafür aufbringen können. Bedenken Sie dabei, dass eine Rezertifizierung nur solange eine Option ist, bis das ursprüngliche Zertifikat erloschen ist. Nach dessen Ablauf müssten Sie ansonsten theoretisch noch einmal von vorn beginnen. 

Fazit: Projektmanagement-Zertifizierung kann sich lohnen

Ob sich eine Zertifizierung im Projektmanagement lohnt, hängt von Ihrer beruflichen Situation und Ihren Zielen im Beruf ab. Umfangreiche Zertifizierungen machen vor allem dann Sinn, wenn Sie häufig mit komplexen Projekten zu tun haben. Ein Projektmanagement-Zertifikat, etwa eine PRINCE2-Zertifizierung oder eine GPM-Zertifizierung, weist Ihre Expertise nach und kann Sie bei der Jobsuche von Mitbewerbern abheben. Haben Sie hingegen eher selten mit anspruchsvollen Projekten zu tun, kann die Teilnahme an einem Seminar oder einer Schulung eine kostengünstigere und weniger aufwendige Alternative sein.

Zu den Nachteilen einer Zertifizierung im Projektmanagement zählen die damit verbundenen Kosten. Fragen Sie gegebenenfalls beim Arbeitgeber nach, ob er etwas zu der Qualifizierung beisteuert, schließlich profitiert er ebenfalls davon. Die meisten Projektmanagement-Zertifikate sind nur einige wenige Jahre gültig. Anschließend können Sie die Zertifizierung mit einer Rezertifizierung auffrischen, wobei auch ein abgelaufenes Zertifikat den Lebenslauf aufwerten kann.

Bildnachweis: Chokniti-Studio / Shutterstock.com

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