Coopetition: Definition, Bedeutung, Vor- & Nachteile

Kooperation mit der Konkurrenz? Das klingt nur auf den ersten Blick nach einer abwegigen Idee. Mit anderen Firmen zusammenzuarbeiten kann in manchen Fällen durchaus vorteilhaft für Unternehmen sein – vorausgesetzt, die Kooperation ist durchdacht. Man spricht dann auch von Coopetition. Was das genau ist, welche Vorteile es bringen und wie es aussehen kann, wenn Firmen miteinander kooperieren – in diesem Beitrag erfahren Sie mehr.

Mehrere Geschäftsführer treffen sich, was ist Coopetition?

Coopetition: Definition

Es ist das Ziel von Unternehmen, mit ihrem Geschäftskonzept erfolgreich zu sein. Der Weg dahin ist normalerweise klar: Man stützt sich auf eigene Ressourcen und Mitarbeiter. Andere Firmen versteht man als Konkurrenten, die es am Markt zu verdrängen gilt – schließlich ist der Erfolg des einen der Misserfolg des anderen. Aber stimmt das wirklich in jedem Fall? Nicht unbedingt. In manchen Fällen kann es durchaus vielversprechend sein, für gemeinsame Projekte mit anderen Firmen zusammenzuarbeiten – und zwar nicht nur mit Zulieferern, sondern auch mit der direkten Konkurrenz. Eine solche Zusammenarbeit ist auch als Coopetition, Koopetition oder Kooperationswettbewerb bekannt.

Was heißt Coopetition genau? Zusammengesetzt ist der Begriff aus den Wörtern „cooperation“ (Kooperation) und „competition“ (Wettbewerb). Zwei (oder mehr) Unternehmen kooperieren dabei zeitweise, um ein gemeinsames Ziel zu erreichen. Dazu bündeln sie ihre Ressourcen und betreiben eine gemeinsame Wertschöpfung. Solche Allianzen haben strategische Gründe: Alle Beteiligten versprechen sich davon Wettbewerbsvorteile.

Ursprünge von Coopetition

Firmen arbeiten somit bei einer Coopetition zusammen, um gemeinsam etwas zu entwickeln – zum Beispiel ein Produkt, welches anschließend beide separat vermarkten. Bei der Vermarktung sind die Beteiligten wieder Konkurrenten. Die Idee der Coopetition geht auf den Mathematiker John von Neumann und den Wirtschaftswissenschaftler Oskar Morgenstern zurück. Von Neumann und Morgenstern haben die Spieltheorie geprägt – ein mathematisches Modell, das strategisches Handeln von Akteuren erklärt, die in wechselseitiger Abhängigkeit zu anderen Akteuren stehen.

Weiterentwickelt wurde die Idee eines Kooperationswettbewerbs durch die US-Professoren Adam Brandenburger und Barry Nalebuff. Sie haben im Jahr 1996 ein Buch über Coopetition veröffentlicht und waren es auch, die den Begriff damit geprägt haben. Seither sind Coopetitions zwischen Firmen zwar nicht zur Regel geworden, aber längst keine Ausnahme mehr. In vielen Bereichen kann sich eine vorübergehende Bündelung von Ressourcen anbieten, um den eigenen Erfolg voranzutreiben.

Wo ist Coopetition denkbar?

Coopetition ist genau genommen kein neues Phänomen: Wo es ihnen genützt hat oder wo es keinen anderen Weg gab, haben Firmen schon immer mit anderen Firmen kooperiert. Heute geschieht das aber oft nicht aus der Not heraus, sondern aufgrund von strategischen Überlegungen. Grundsätzlich ist Coopetition dabei in sämtlichen Wirtschaftszeigen vorstellbar. Es kann sich überall dort anbieten, wo sich Unternehmen durch eine Coopetition größere Vorteile versprechen, als wenn sie sich alleine der jeweiligen Tätigkeit widmen würden. Oft lassen sich Aufwand und Kosten spürbar senken, wenn man gemeinsam mit einem Konkurrenten Ressourcen bündelt. 

In manchen Fällen ist Coopetition keine Option, sondern schlicht notwendig, wenn Firmen ein bestimmtes Produkt oder eine Dienstleistung überhaupt anbieten wollen. Auf sich gestellt fehlen gerade kleineren Firmen oft bestimmte Ressourcen, oder aber ein Vorhaben ist zu teuer. Durch eine Coopetition lässt sich dieses Problem lösen – und Firmen können sich neue Märkte erschließen.

Coopetition ist nicht nur – im klassischen Fall – zwischen zwei (oder mehr) Unternehmen denkbar. Es kann auch zwischen Abteilungen und Teams innerhalb einer Firma sinnvoll sein. Die Mitarbeiter der unterschiedlichen Teams kooperieren dann für ein bestimmtes Projekt oder bestimmte Aufgaben. Anschließend nutzt jeder die Ergebnisse so, wie es für seine jeweilige Tätigkeit sinnvoll ist.

Coopetition-Beispiele: Diese Konkurrenten haben zusammengearbeitet

Wie kann Coopetition konkret aussehen? Die folgenden Beispiele machen deutlich, wie Firmen von einer Kooperation mit direkten Konkurrenten profitieren können.

Der Pharmakonzern Pfizer und das Biotechnologieunternehmen Biontech haben zusammen eine Schutzimpfung gegen das Coronavirus entwickelt. Dazu haben sie in der Entwicklung und Herstellung des Impfstoffs zusammengearbeitet – und konnten frühzeitig einen Impfstoff anbieten.

Netflix und Amazon sind eigentlich Konkurrenten, denn auch Amazon betreibt mit Amazon Prime einen Streaming-Dienst. Dennoch ist Netflix einer der größten Kunden der Amazon Web Services (AWS) Cloud-Infrastruktur. Das populäre Streaming-Angebot von Netflix wird überwiegend über Amazon AWS gehostet.

Auf vielen Webseiten kann man sich, statt einen eigenen Nutzer-Account anzulegen, über Facebook anmelden. Das hat gleich mehrere Vorteile: Facebook erhält zusätzliche Daten, die Nutzer müssen sich keinen gesonderten Account anlegen und das jeweilige Portal hat womöglich mehr User, die sich durch den Zugang über Facebook schnell einloggen können, oder kann mehr verkaufen. 

Investigativ-Recherchen von Medien sind nicht nur zeitaufwendig, sondern häufig auch teuer. Deshalb haben mehrere Medien ihre Kompetenzen gebündelt und den Rechercheverbund NDR, WDR und Süddeutsche Zeitung ins Leben gerufen, der bis zum Frühjahr 2022 vom ehemaligen Spiegel-Chefredakteur Georg Mascolo geleitet wurde.

Immer mehr Automobilhersteller gehen Allianzen mit Konkurrenten ein, um an technischen Neuerungen zu tüfteln. Mit gebündelten Ressourcen wollen die Unternehmen sich fit für die Zukunft machen. Dabei geht es zum Beispiel um Elektromobilität und autonomes Fahren.

Welche Vorteile Coopetition mit sich bringen kann

Lohnt sich Coopetition für Unternehmen? In vielen Fällen lautet die Antwort: ja – zumindest, wenn die Kooperation mit Wettbewerbern durchdacht und sorgfältig geplant genutzt wird. Das hängt mit den verschiedenen Vorteilen zusammen, die mit Coopetition verbunden sein können:

  • Indem Firmen Ressourcen mit einem Konkurrenten bündeln, kann sich eine Win-Win-Situation Beide Seiten profitieren von der Zusammenarbeit: Indem sie ihre Stärken und Möglichkeiten miteinander kombinieren und ihre Kompetenzen ergänzen, können sie mehr schaffen als es alleine möglich wäre.
  • Das Ergebnis einer Coopetition kann für alle Beteiligten besser sein als ohne die Zusammenarbeit.
  • Oft lassen sich durch eine Coopetition Kosten und Aufwand senken, was bestimmte Projekte und Aufgaben wirtschaftlicher macht.
  • In manchen Fällen wäre es ohne Coopetition gar nicht möglich, bestimmte Leistungen oder Produkte anzubieten. Gerade kleinere Firmen haben für bestimmte Angebote oder Tätigkeiten oft nicht die nötigen Ressourcen. Durch eine Zusammenarbeit können sich für sie vielfältige neue Chancen und Entwicklungsmöglichkeiten ergeben.
  • Coopetition ist außerdem interessant, wenn es darum geht, technologische Innovationen Gerade kostspielige Entwicklungen können oft nur gemeinsam mit anderen angegangen werden – haben dann aber das Potenzial, nicht nur die beteiligten Unternehmen voranzubringen, sondern für bahnbrechende Entwicklungen in der ganzen Branche zu sorgen.
  • Wenn Firmen strategisch zusammenarbeiten, kann das ein Weg sein, sich gegengrößere Konkurrenten zu behaupten – gemeinsam ist man stärker als alleine.
  • Firmen, die eine Coopetition miteinander eingehen, teilen sich das Risiko. Bringt zum Beispiel gemeinsame Forschung nicht das gewünschte Ergebnis, ist das für die Beteiligten jeweils weniger schwerwiegend, als wenn sie das Projekt alleine finanziert hätten.
  • In vielen Fällen ist Coopetition ein Turbo, der sich positiv auf den Unternehmenserfolg und die Stellung einer Firma am Markt auswirkt.
  • Auch innerbetriebliche Coopetition kann vielversprechend sein, wenn alle Beteiligten davon profitieren und die Ergebnisse ihrer Zusammenarbeit für ihre jeweiligen Tätigkeiten gewinnbringend einsetzen können.

Diese Risiken von Coopetition sollten bedacht werden

Ist Coopetition also grundsätzlich ein gutes Instrument, das Unternehmen so oft wie möglich einsetzen sollten? Nicht unbedingt. Es gibt Situationen, in denen eine Coopetition nicht die beste Option ist. Es kommt dabei auf die Umstände im Einzelfall an. Entscheidend ist, dass Firmen Chancen und Risiken einer solchen Zusammenarbeit im Vorfeld sorgfältig gegeneinander abwiegen, bevor sie eine Entscheidung treffen.

Coopetition setzt gegenseitiges Vertrauen voraus. Die beiden Partner müssen sich sicher sein, dass der andere zuverlässig ist und sich in der Zusammenarbeit fair verhält. Auch das Thema Geheimhaltung spielt eine wichtige Rolle. In der Regel werden Kooperationsvereinbarungen geschlossen, die alle wichtigen Aspekte der Coopetition regeln. Das gibt Firmen Sicherheit – und Spielraum, selbst auf die Konditionen der Zusammenarbeit einzuwirken.

Mögliche Probleme bei Coopetition können durch ein anhaltendes Konkurrenzdenken entstehen. Wenn alle Beteiligten versuchen, sich gegen die Partner durchzusetzen, kann das einer guten Zusammenarbeit im Weg stehen. Coopetition heißt zwar nicht, dass nicht jeder Beteiligte weiterhin auf seine Vorteile bedacht ist und das auch sein darf. Der Coopetition-Partner sollte aber nicht in erster Linie als Konkurrent gesehen werden, den es zu verdrängen gilt.

Bei Coopetition kann es passieren, dass ein Partner mehr Vorteile von der Kooperation hat als der andere. Ist ein Beteiligter dominant, profitiert stärker oder hat weniger Aufwand durch eine ungerechte Aufgabenteilung, kann das für Missmut sorgen. Deshalb ist es wichtig, vorab genau zu planen, wer welche Aufgaben übernimmt und wie eine faire Zusammenarbeit aussehen kann. Eine detaillierte strategische Analyse ist dafür unerlässlich. So ergibt sich ein klares Bild davon, ob eine Coopetition im Einzelfall sinnvoll ist oder aber mehr Risiken als Chancen birgt, weshalb man besser darauf verzichtet.

Bildnachweis: Kzenon / Shutterstock.com

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